Kein lustiger Ferienroman…
Petra Bohm | Posted 11/05/2013 | Belletristik | Keine Kommentare »aber eine höchst lesenswerte, besondere Geschichte um 3 Schwestern, die den selben Mann lieben…
Titel und Cover führen die LeserIn leicht auf eine falsche Fährte: eigentlich hatte ich einen leichten Liebesroman erwartet, der ( angepriesen mit: Italien, Sonne, Eifersucht) irgendwie am Strand spielt und vielleicht (etwas zu) locker ist. Gute Erfahrung mit Autorin Natasa Dragnic (“Jeden Tag, jede Stunde”) haben mich dann doch etwas mehr statt nur Meer erwarten lassen – und richtig – ich war dann doch für 360 Seiten an den Liegestuhl gefesselt, allerdings anders, als vermutet.
Der Roman beschäftigt sich mit einem spannenden Beziehungsthema, denn mit dem Ex-Freund der besten Freundin oder gar der eigenen Schwester etwas anzufangen gilt ja landläufig als absolutes Tabu.
Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig, denn die Autorin wechselt nicht nur zwischen zwei Erzählperspektiven sondern springt auch nicht nur zwischen drei Handlungssträngen, sondern innerhalb dieser auch durch Rückblicke ständig einige Jahre vor und zurück – manches erlebt man sowohl aus der Sicht des neutralen Erzählers als auch aus der Ich-Perpektive einer der drei Protagonistinnen. Diese sind Schwestern, zu Beginn 18, 16 und 8 Jahre alt. Deren Leben ist eng mit dem ihrer Eltern verbunden, deren Krankheit und auch Tod für einige wichtige und traurige Momente im Buch sorgen. Immer wieder kehren die Schwestern zurück in ihre alte Heimat am Meer, das ansonsten keine wichtige Rolle spielt.
Nacheinander verlieben die jungen Frauen aus der Toskana sich in den jungen Dichter Alessandro, was mir persönlich übrigens etwas rätselhaft erschienen ist, da – einziges Manko an dem Roman – die Figur des Halbitalieners in meinen Augen weder besonders sympathisch, erotisch oder faszinierend geraten ist. Aber die Geschmäcker sind ja unterschiedlich. Außer eben der von Roberta, der Ältesten, die sich zuerst verliebt und für Allesandro sogar spontan ihren Verlobten verlässt, ihrer nur wenig jüngeren Schwester Lucia, die bisher nur Affären, aber keine Beziehungen hatte und schließlich der Jüngsten -Nannina – einige Zeit später.
Im Erzählstrang in der Ich-Perspektive erfährt man gleich zu Anfang, dass eine dieser Schwestern Allessandro heiraten wird, nur dass nicht gesagt wird, welche von Ihnen, was eine unterschwellige Spannung aufbaut und durch die ansonsten eher gemächliche und detailliert geschilderte Handlung zieht.
Also: durch den etwas verwirrenden Anfang kämpfen und dann genießen. Am besten natürlich in der Toskana. Lohnt sich.
»Natascha Dragnić schafft es, auf dem schmalen Grat zwischen Trivialität, Unterhaltung und literarischem Anspruch zu balancieren, ohne abzustürzen.«
Nürnberger Nachrichten (19.04.2013)