Mädchengrab – Ian Rankin

admin | Posted 08/05/2013 | Krimi | Keine Kommentare »

Erste Regel eines Kriminalschriftstellers: schicke niemals deine Figuren in die Rente, denn sie werden manchmal sogar dich selbst überleben.

Sogar Sir Arthur Conan Doyle hatte keine Chance, die von den Lesern schon zu des Schriftstellers Lebenszeiten vergötterte Figur Sherlock Holmes ins Literatur-Nirwana zu schicken. Zu erbost zeigten sich die Fans, die nach neuen Geschichten des Meisterdetektivs lechzten, zu hartnäckig umgarnten die Herausgeber den Erfinder der Figur mit immer neuen Angeboten. Auch heute noch darf sich Mr. Holmes ständig neuen Abenteuern stellen, eine ganze Riege von Autoren bedient sich am Doyle’schen Œuvre.

Da tut es doch gut, wenn sich der ursprüngliche Phantast seiner eigenen Figur nach längerer Zeit wieder selbst annimmt. So jüngst geschehen bei Ian Rankin, der nach fünf Jahren endlich wieder den alten Detective Inspector John Rebus zu Heldentaten aufbrechen lässt.

Klar, einer wie John Rebus ist eher im Unruhe-Stand, als dass er gemütlich seine ihm verbleibende Lebenszeit als Rentner absitzt. Also bewirbt er sich bei der „Cold Case“-Abteilung der Edinburgher Polizei und versucht, über Jahre hinweg ungelöste Verbrechen aufzuklären. Klingt soweit ein bisschen nach Jussi Adler-Olsens „Sonderdezernat Q“-Romanen, hat damit aber ansonsten relativ wenig gemein. Denn John Rebus ist einfach nach wie vor eine coole Sau – der alte, mit allen Wassern gewaschene Ex-Cop, der sich nicht zu schade ist, im Pub eine Prügelei anzuzetteln. Der gerne mal einen über den Durst trinkt. Und der sich gerne einen Glimmstengel ansteckt, sofern es die Örtlichkeit, in der er sich gerade befindet, überhaupt zulässt. Ja ja, einiges hat sich geändert in Edinburgh, und die unorthodoxen Methoden, deren sich John Rebus immer noch bedient, stoßen in der Welt der neuen Bürohengste nicht gerade auf Gegenliebe – zu archaisch, zu anarchisch mutet die Arbeit des ehemaligen Polizisten der neuen Generation an. Dabei scheint genau diese Form der Ermittlung bei einem Fall angebracht zu sein – durch Zufall findet Rebus heraus, dass über Jahre hinweg in einem bestimmten Gebiet immer wieder Mädchen verschwanden. Es folgen Ermittlungen, die sich nicht selten am Rand der Legalität befinden…

Ja, Rebus is back, und was haben wir seinen Zynismus, sein Schnoddermaul, ach, einfach alles an ihm vermisst. Die kleine „Rebus-Auszeit“ scheint auch dem Autor gut getan zu haben. Denn nicht nur sein Protagonist ist dann doch ein bisschen reifer geworden – auch Rankins Schreibe scheint einen inneren Prozess durchlaufen zu haben, der vielen Fans aber sicher gefallen wird. Und wer neu in die Rebus-Reihe einsteigen möchte, wird auch an „Mädchengrab“ viel Freude haben – der Nachschub dürfte klar gehen. Bereits in diesem Jahr soll in Großbritannien schon der nächste Rebus-Roman erscheinen. Tja. Manche Figuren lassen sich eben einfach nicht totkriegen. Zum Glück.
Text: Dominik Roth

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Titel:
Mädchengrab: Roman

ISBN-13:
9783442547227

Autor:
Ian Rankin

Verlag:
Manhattan

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