STROM von Hannah Dübgen

Petra Bohm | Posted 10/08/2013 | Belletristik | Keine Kommentare »

Hannah Dübgens Debütroman “Strom” wird mit dem Förderpreis Literatur Düsseldorf 2013 ausgezeichnet – hoffentlich lesen wir bald mehr von dieser kraftvollen und sprachlich überzeugenden Autorin…

“Strom” besteht aus vier geschickt miteinander verwobenen Geschichten, die einen Blick auf das Leben ganz unterschiedlicher Protagonisten in verschiedenen Ländern und Kulturen werfen. Zunächst verlaufen diese, von Kapitel zu Kapitel abwechselnd, parallel und man kann sich als Leser nur schwer vorstellen, dass es eine Verbindung zwischen ihnen geben soll. Doch ohne konstruiert wirkende Ereignisse, überraschend plötzlich aber dennoch zwingend logisch, verlassen die einzelnen Figuren ihre eigene Geschichte, tauchen nach und nach in einem anderen Handlungsstrang auf, bis sich am Ende alle vier zu einem Ganzen verweben. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Nebenfiguren, denn sie bilden Verbindungspunkte zwischen den Protagonisten.

Da gibt es Ada aus Berlin, die mit ihrer Freundin Judith einen Dokumentarfilm über das Leben im Gazastreifen gedreht hat. Judith erkrankt an einem Hirntumor und stirbt kurz nach Fertigstellung des Films. Ada möchte Judiths Asche im Meer bei Gaza verstreuen. Die junge japanische Pianistin Makiko ist nach Paris gezogen und gibt in ganz Europa Konzerte. Sie hält eine offene Beziehung zu einem Mann, von dem sie ungewollt schwanger wird, was in ihr Ängste und Zweifel auslöst. Der Amerikaner Jason arbeitet für eine Investmentfirma und soll in Tokio den Kauf eines japanischen Traditionsunternehmens organisieren. Er ist sich seines Erfolges sicher, doch er hat nicht mit der japanischen Mentalität gerechnet. Der Brasilianer Luiz lebt mit seiner jüdischen Frau und zwei Kindern in Tel Aviv. Doch seine Ehe liegt im Argen, er hat eine Geliebte und möchte am liebsten Israel und seine Frau verlassen.

Wenn auch mit vielen ernsten Themen und ohne dessen Lockerheit und ironischen Unterton ist “Strom” doch ähnlich raffiniert gestrickt wie “Ruhm” von Daniel Kehlmann und für seine Fans genau die richtige Lektüre! Lohnenswert!

Im Interview verrät Hannah Dübgen mehr darüber, wie sie ihre Gegenwarts-Erzählung konstruiert hat. Auch Teile ihrer eigenen Biografie spielen sicherlich eine Rolle für die Fachkenntnis über die ganz unterschiedlichen Themen des Buches.

Hannah Dübgen wurde 1977 geboren. Sie studierte Philosophie, Literatur- und Musikwissenschaft in Oxford, Paris und Berlin. Hannah Dübgen arbeitete für Theater und Oper, schrieb das Schauspiel ›Gegenlicht‹ und die Libretti für mehrere Opern, u.a. ›Matsukaze‹ in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Toshio Hosokawa.

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Titel:
Strom: Roman

ISBN-13:
9783423249720

Autor:
Hannah Dübgen

Verlag:
Deutscher Taschenbuch Verlag

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