Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Petra Bohm | Posted 30/10/2013 | Sachbuch | Keine Kommentare »

Der Online-Händler Zalando mit seinen vor Glück schreienden Kundinnen gehört inzwischen schon so zum Alltag, dass man schnell vergisst, dass das E-Modekaufhaus vor gerade mal 5 Jahren noch mit 20 Mitarbeitern in 3 Zimmern voller Schuhkartons in der Berliner Torstrasse hauste. Hagen Seidel erzählt die Zalando-Story spannend, allgemeinverständlich und fundiert…

Die rund 250 eng bedruckten Seiten über die teilweise wirklich unglaublich rasante Erfolgsgeschichte sind in vier größere Abschnitte aufgeteilt. Nach einer kurzen Einleitung über die Entwicklung des Online-Shoppings im Allgemeinen, geht es im ersten Teil um die Vorgeschichte der Firmengründer Robert Gentz und David Schneider, deren Verbindung zu den „berüchtigten“ Samwer-Brüdern, das Mini-Start-up von Zalando im Jahr 2008 und die Entwicklung bis zum Jahr 2013 mit mehr als 1,15 Mrd € Jahresumsatz bis hin zur Expansion ins europäischen Ausland. Wobei die Schweiz interessanterweise aufgrund der Zollbestimmungen zunächst der am schwierigsten zu erobernde Markt war. Dies alles war natürlich nicht ohne die Unterstützung von mutigen Investoren möglich und so widmet sich der zweite Teil zum einem dem Traditionsunternehmer Karl-Erivan Haub, Chef der riesigen Tengelmann-Gruppe (Kaiser’s, Obi, Kiki uva.), zum anderen den Samwer-Brüdern mit ihrer Rocket-Gruppe.

Im dritten Teil beschreibt Seidel, wie sich unsere Shoppingwelt momentan verändert und wie stark E-Commerce-Unternehmen wie Amazon und Zalando nicht nur das Einkaufsverhalten einer ganzen Genration, sondern langfristig auch die Innenstädte verändern werden. Es geht dabei um Multichannel-Shopping mit Flagshipstores, die die Waren vorrangig nur noch präsentieren, aber auch um die dunklen Seiten dieser Entwicklung.

Der letzte Abschnitt beschäftigt sich damit wie die Verkaufsmaschine Zalando eigentlich funktioniert, beleuchtet auch Probleme wie die Retourenquote oder die wohl kritischste Stelle, die Logistik und wagt einen Ausblick in die Zukunft.

Die Texte sind immer wieder aufgelockert durch eingerückte Passagen, in denen unter dem Titel „Jobs bei Zaldando“ einzelne Mitarbeiter und ihre Funktion vorgestellt und zitiert werden.

Das ganze liest sich keinesfalls Staub-trocken und ist so nicht nur für Zalando-Fans und Wirtschaftsinteressierte eine lohnende Lektüre. Im Gegenteil, das Buch ist spannend und unterhaltsam zu lesen, macht sogar Mut selbst ein Start-up zu wagen, zeigt Chancen und Risiken auf und dabei auch, wie wichtig heutzutage das Netzwerken ist.

Hagen Seidel lebt in Frankfurt und Düsseldorf, war viele Jahre der Konsumexperte der Welt am Sonntag und der Welt und ist jetzt Chefredakteur des Fachmagazins Textilwirtschaft. Er ist einer der profiliertesten Beobachter des Konsumverhaltens im deutschsprachigen Raum und analysiert seit zehn Jahren die Trends im Handel sowie die Rolle der Marken. 2010 sorgte sein Buch Acandors Absturz, über die Insolvenz des ehemaligen Karstadt‐Quelle‐Konzerns, für Aufsehen.

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