Was wäre wenn…

Petra Bohm | Posted 21/10/2013 | Belletristik | Keine Kommentare »

Dieser Roman mit dem passenden englischen Originaltitel „Life after Life“ beschäftigt sich mit der Frage, wie es wäre, wenn man sein Leben wieder und wieder leben könnte, bis man schliesslich alles perfekt gemacht hätte…

… Wer bei dieser Idee an das täglich grüssende Murmeltier aus dem Kultfilm denkt, liegt allerdings nur entfernt richtig, denn in Kate Atkinsons „Die Unvollendete“ wiederholt sich nicht ein einzelner Tag das eine ums andere Mal, sondern die Protagonistin stirbt mehrfach an bestimmten Punkten ihres Lebens, um in der kommenden Version diese „Klippe“ zu überleben und es eben „besser“ zu machen. Doch gibt es eigentlich „das perfekte Leben“?

In einer eisigen Nacht im Jahre 1910 wird Ursula Todd als Tochter reicher Eltern in England geboren – und stirbt gleich nach dem ersten Atemzug. Doch anders als andere Menschen bekommt sie eine weitere Chance und wir erneut geboren – in eine typisch britische, recht skurrile Familie, in der Ursula mit ihrer „Fähigkeit“ nicht weiter auffällt. Dort begleitet der Leser sie durch ihr Leben, aber eben auch bei ihrem mehrfachen plötzlichen Tod. Sie kann sich später zwar nicht vollständig an alle Details ihrer Vorleben erinnern, aber wichtige Eckpunkte aus ihrem vorherigem Leben bleiben jeweils erhalten.

So wie jeder Leser sich wahrscheinlich auch schon einmal gefragt hat „Was wäre wenn“ erlebt Ursula durch ihre Gabe tatsächlich Lebens-Situationen in verschiedenen Versionen. Was wäre geschehen, wenn sich ihre Teenagerliebe erfüllt hätte? Was wäre geschehen, wenn sie studiert hätte? Oder was wäre aus ihr geworden, wenn sie nicht in England, sondern in einem anderen Land aufgewachsen wäre? Doch für Ursula bleibt es nicht bei diesen Fragen, sondern sie versucht immer wieder ihr Leben zu korrigieren und damit jeden „Fehler“ zu beseitigen. Trotzdem muss sie sich immer wieder neuen Tiefschlägen und Tragödien stellen.

Die verschiedenen Versionen beginnen immer an Wendepunkten in Ursulas Leben, die ihren Tod zur Folge haben und führen so oft sehr plötzlich zu neuen Protagonisten und Orten. Auch kleinste Begebenheiten bewirken ungeahnte Folgen (Schmetterlingsprinzip). Das erfordert aufmerksames und konzentriertes Lesen, belohnt aber mit einer ganz besonderen, berührenden, teilweise düsteren aber trotzdem immer mit leisem Humor geschilderten Lektüre.

Kein Buch für zwischendurch, aber knapp 600 äusserst lesenswerte Seiten für lange Herbstabende!

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