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Im Abseits

admin | September 13th, 2007 | Belletristik | Keine Kommentare »

Stefan Weigl Das Fussball-Sommermärchen in Deutschland hat auch eine Nachtseite – den Fanalltag. Und diesem gibt Stefan Weigl eine starke Sprache. Das ist mehr als Pech, das ist schon Sadomasochismus. Als bekennender Fan, bekanntermaßen die Abbreviatur für Fanatiker, der Fußballmannschaft des TSV 1860 München, der so genannten “Löwen”, den Kiosk auf dem Münchner Marienplatz zu pachten und immer wieder von neuem Siegesfeiern der Kicker vom verhassten FC Bayern München hautnah zu erleben. Lange macht das Rudi Aumiller auch nicht mit. Er endet in der Psychiatrie und erhängt sich an einem Löwen-Fanschal. Nun räumt seine Witwe den Kiosk aus und sinniert in einem hinreißend der Realität abgelauschten Monolog über ihren Mann, ihr Leben und darüber, was es bedeutet, lebenslang Anhänger einer so trost- wie sieglosen Mannschaft zu sein. Fußballbegeisterte Autoren sind eine nicht zu unterschätzende Fraktion unter den Literaten. Sprichwörtlich geworden durch Peter Handkes Tormann, der Angst vor dem Elfmeter hat.

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Tod in Venedig

admin | September 13th, 2007 | Krimis | Keine Kommentare »

Arnaud Delalande Ein historischer Kriminalroman um Dante, Venedig und eine mörderische Verschwörung 1756. Die Spuren des Abstiegs und Machtverfalls sind in Venedig unübersehbar. Die Serenissima ist eher Vergnügungsort als Machtzentrum – der Karneval dauert mittlerweile sechs Monate. Kein Vergleich mehr mit einstigen großen Tagen, in denen die Lagunenstadt das halbe Mittelmeer dominierte. Die Administration ist bürokratisch verwickelt und kompliziert, somit anti-charismatisch und anti-machiavellistisch, der allgemeine Ehrgeiz aufs Kommerzielle ausgerichtet, die Größe deutlich verblasst, die Moral anrüchig. Da werden der Doge Francesco Loredan und der innerste Führungszirkel, der Rat der Zehn, aufgeschreckt durch einen grausigen Mord an einem Schauspieler. Dem bald ein weiterer an einem Priester folgt. Sowie weitere in Palazzi und rive der Stadt. Bei jedem Opfer findet sich ein Zettel mit Versen. Aus den piombi, den Bleikammern, dem berüchtigten venezianischen Gefängnis, wird daraufhin Pietro Viravolta de Lansalt vor den Dogen gebracht und beauftragt, die Mordserie aufzuklären. Bald stellt sich

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Martin Pollack bekommt Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels

admin | September 13th, 2007 | Autoren | Keine Kommentare »

Foto: Lukas Beck Der österreichische Autor, Journalist, Herausgeber und Übersetzer Martin Pollack wird am 12. November 2007 im Wiener Rathaus mit dem "Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln" ausgezeichnet. In diesem Jahr überzeugte Martin Pollack die Ehrenpreis-Jury, die ihre Entscheidung so begründete: "Pollacks Bücher, vor allem Anklage Vatermord. Der Fall Philip Halsmann und Der Tote im Bunker. Bericht über meinen Vater (beide Paul Zsolnay Verlag) dokumentieren Geschichte und verzichten großteils auf Fiktion. Sein Blick auf Gewesenes erreicht die Leser somit unverfälscht und direkt. Er gibt Zeugnis von der Vergangenheit und weist damit einen Weg in eine Zukunft, die vom Verständnis füreinander geprägt ist. Als Herausgeber und Übersetzer vorwiegend polnischer Literatur hat sich Pollack um die Verständigung über Nationengrenzen hinweg verdient gemacht." Martin Pollack wurde 1944 in Bad Hall geboren, absolvierte eine Ausbildung als Bau- und Möbeltischler, danach ein Studium der Slawistik und osteuropäischen Geschichte in Wien

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Zufallsfunde und schwierige Sammler

admin | September 12th, 2007 | Uncategorized | Keine Kommentare »

Nach all den Büchern wissen wir immer noch nichts – zumindest nicht über die Abwegigkeiten der Kultur. Nun erklärt ein Autorenpaar, wem van Gogh sein Ohr geschenkt hat. Die Bibel der literarischen Skandale bekommt eine Schwester. Nach Rainer Schmitz’ monumentaler Enzyklopädie "Was geschah mit Schillers Schädel?" erscheint jetzt die Sammlung von Kuriositäten, Unglaublichkeiten und Geheimnissen aus der Kunstwelt: "Wem hat van Gogh sein Ohr geschenkt? Alles, was Sie über Kunst nicht wissen." Dafür hat das Autorenduo Nora und Stefan Koldehoff ordentlich Farbe geschnüffelt. Nun, man weiß man zum Beispiel, dass der teuerste Picasso (139 Millionen Dollar) per Handschlag unter Milliardären verkauft werden sollte, doch sein Verkäufer vor Freude über das lukrative Geschäft mit einer zu überschwänglichen Geste seinen Ellebogen durch die Leinwand stieß. Warum, das erklärt dieses Buch. Aber kennt man auch den Grund, warum die meisten Kunsträuber einen VW als Fluchwagen benutzen? In Nora und Stefan Koldehoffs Lexikon der

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«Verschleppt und verarscht»

admin | September 12th, 2007 | Preise und Events | Keine Kommentare »

Carlo Bernasconi ist nicht nur Chefredaktor vom SCHWEIZER BUCHHANDEL, sondern auch Koch und Kochbuchautor (Bild: 20 Minuten) Zur Lage der Schweizer Buchhandels-Landschaft – Ein Kommentar als Gastbeitrag von Carlo Bernasconi, Chefredaktor vom "Schweizer Buchhandel". Keine Frage, die Zukunft des Schweizer Buchhandel wird in Bern verhandelt – und auch verspielt: Das Preisbindungsgesetz ist seit vergangenem Dienstag in weite Ferne gerückt – jedenfalls ist nicht mehr in diesem Jahrzehnt damit zu rechnen, wenn überhaupt. Die Wettbewerbskommission (Weko) hat in einer verbissen geführten Schlacht den Sammelrevers gekippt. Die Schweizer Politik mag die Buchhändlerinnen und Buchhändler nicht so sehr. Das stimmt nicht. Weit schlimmer: Es ist ihnen egal, was aus dieser Branche wird. Das stimmt auch nicht ganz. Aber die Politik biegt mit schöner Regelmässigkeit die Untersuchungsergebnisse über die Branche so um, dass sie auch Kulturämtern, Bonjour Monsieur Jauslin, in den neoliberalen Kram passen. In Europa kann man über solche Ignoranz nur noch den

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Wenn Klassiker, dann so!

admin | September 12th, 2007 | Autoren | Keine Kommentare »

Charles Baudelaire Wolfgang Matz schreibt über Gustave Flaubert, Charles Baudelaire und Adalbert Stifter und das Jahr 1857. Warum Klassiker? heißt eine beliebte Frage. Woran macht man deren Status fest? An ihrer Existenz als langweilige Staubfänger im Regal? Oder schlicht am Alter, zum Beispiel an exakt 150 Jahren? So wie bei Flauberts "Madame Bovary", Baudelaires "Blumen des Bösen" und Stifters "Der Nachsommer", die im April, Juni und Dezember 1857 erschienen? Können aber Bücher weniger gemeinsam haben als diese drei, die Geschichte eines Ehebruchs, gereimte Lobgesänge auf Lust und Perversion und ein Erziehungsroman? Können drei Bücher mehr gemein haben?, hält Wolfgang Matz dagegen. Lektor in einem Buchverlag in München, in dem die Werke zahlreicher Literaturnobelpreisträger erscheinen, hat er vor zwölf Jahren eine Biographie Adalbert Stifters veröffentlicht, mehrere Jahre an französischen Hochschulen gelehrt und zudem französische Lyrik ins Deutsche übertragen. Gegenstand seines neuen brillanten Buches "sind nicht einfach drei einzelne Figuren und drei

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Putin hat Geburtstag

admin | September 12th, 2007 | Autoren | Keine Kommentare »

Am 7. Oktober feiert das Hans Otto Theater in Potsdam den Geburtstag des russischen Präsidenten Wladimir Putin – mit einem Abend für die 2006 ermordete Journalistin Anna Politkowskaja. Das Potsdamer Hans Otto Theater bringt den Mordfall Anna Politkowskaja auf die Bühne. Zum ersten Todestag der russischen Journalistin soll das Stück "Putin hat Geburtstag – ein Abend für Anna Politkowskaja" am 7. Oktober in Brandenburgs Landeshauptstadt seine Uraufführung erleben. Das kündigte das Theater am Montag an. Vor einem Jahr, am 7. Oktober und Putins Geburtstag, war Politkowskaja (1958-2006) ermordet worden. Sie hatte über Korruption und Menschenrechtsverletzungen in ihrem Heimatland und über die Kriegsverbrechen in Tschetschenien berichtet. In der Inszenierung von Petra Luisa Meyer (Buch und Regie) spielen unter anderem Rita Feldmeier (Anna Politkowskaja), Andreas Herrmann (Wladimir Putin), Carmen-Maja Antoni (Großmutter Sweta aus Beslan) und Roland Kuchenbuch (Gerhard Schröder). Am Abend der Uraufführung will sich auch eine Podiumsdiskussion unter Leitung der Publizistin

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Leise kleine Glücksgeschichten

admin | September 11th, 2007 | Preise und Events | Keine Kommentare »

Erwin Grosche: Meister der leisen TöneFoto: Harald Morsch Der "PoesiePalastRuhr" präsentiert am 14. September einen langen Poesieabend – für Leute von 12 bis 112 -, und mit Erwin Grosche und anderen komischen Vögeln. Erwin Grosche ist Kabarettist, Schauspieler und Autor von Kinderbüchern. Seine "Laut- und Leisegeschichten", seine Lieder und seine wundervollen Quatschgedichte verhindern mit ihrem spielerischen Witz so manch vorzeitiges Einschlafen vor Mitternacht. Neben seinen Kleinkunst- und Theaterproduktionen haben ihn vor allem seine Tonträger für Kinder bekannt gemacht. 1996 erhielt er den Prix Panthéon, 1999 den Deutschen Kleinkunstpreis. Der Meister der leisen Töne kann es aber auch laut. Mit der Bassistin Antje Wetzel (sie spielt auch Klavier und Trompete) und dem Punk-Schlagzeuger Barny Bürger (er spielt auch mit Schubladen und anderen Krachinstrumenten) bringen die drei als "Die Flamingos" Stimmung in die Bude – und Bewegung in Arme und Beine. Grosche-Hits wie "Die Ameisenstraße" oder neue Songs wie "Wenn mein Dackel

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Korruption und Dekadenz

admin | September 11th, 2007 | Autoren | Keine Kommentare »

Der bewährte China-Kenner Jan-Philipp Sendker enthüllt in seinem neuen Melodram frische Ansichten aufs Reich der Mitte. Nichts scheint Paul Leibovitz aus seiner selbst gewählten Isolation herausreißen zu können; auch nicht die engelsgleiche Geduld und das Liebeswerden von Wu, Christine Wu. Aber dann macht der wankelmütige Antiheld die Bekanntschaft einer Amerikanerin, deren Sohn in Hongkong ermordet wurde. Ihre Verzweiflung über den Verlust rührt an seinem eigenen Trauma. Zuerst scheut er davor zurück, sich an der Aufklärung zu beteiligen, die sein Freund Zhang dann auf eigene Faust unternimmt. Doch Christine zieht ihn immer mehr in ihren Bann – und in den Sumpf aus chinesischer Korruption, moralischer Dekadenz und kriminellen Höchstleistungen. Auf Lesetour begibt sich Sendker an folgende Orte. 13. September, Potsdam, 20 Uhr, Literaturladen Wist & Ressel 17. September, Rostock, 20 Uhr, Universitätsbuchhandlung Thalia 18. September, Hamburg, 19.30 Uhr, Leichers Buchhandlung 19 September, Bonn, 20.30 Uhr, Universitätsbuchhandlung Bouvier 20. September, Trier, 19.30

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Liebes Leben

admin | September 11th, 2007 | Belletristik | Keine Kommentare »

Susanne Heinrich (Foto: Marko Lipus) Ein Roman über absolute, überlebensgroße Liebe. Wie es sich für ein solches Buch gehört, endet es tragisch. Marion schlägt sich in Paris als mäßig bezahlte Übersetzerin von Kulturdokumentationen durch. Und begegnet dort ganz überraschend wieder Luna, mit der sie sechs Jahre zuvor in Hamburg während einer Einstudierung von Goethes Liebesdrama "Stella" befreundet war. Schon damals war Luna eine mysteriöse, emotional fast überlebensgroße Erscheinung. Umgehend stellt sich wieder die alte Konstellation ein: hier Luna, die Undurchschaubare, die Romantikerin und Diva, die an die absolute Liebe Glaubende, die wildesten Gefühlsschwankungen unterworfen ist; dort Marion, die von Luna auf der Suche nach Viktor, Lunas großer unerreichbarer Liebe, instrumentalisiert wird. Doch dieser Viktor, der reich geerbt hat, ist eher ein Narziss, der mit Menschen spielt, als ein Gegenliebender. Und bei einer seiner sagenumwobenen mehrtägigen Partys kommt es schließlich auf seinem Landsitz in der Provence zum fatalen, dramatischen tödlichen Liebesfinale.

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