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Arrabal in Bochum

admin | August 31st, 2007 | Autoren | Keine Kommentare »

Fernando Arrabal: die fleißigste Feder Iberiens Das an Glanzlichtern ohnehin nicht arme Bochumer "Theater der Gezeiten" wartet mit einem Meister des Absurden auf: Fernando Arrabal.   Der 1932 geborene Spanier ist in seinem Heimatland der meistgespielte Dramatiker. 100 Theaterstücke hat er bislang geschrieben. Doch nicht nur das: Mit rund 700 Gedichtbänden zählt er auch zu den fleißigsten Lyrikern der Gegenwart.   Das Stück “Die Nacht der Puppen”, das die "Freie Bühne Düsseldorf" am 29. September zur Bochumer Premiere führen will, wurde in deutschen Theatern bisher kaum gespielt. Das mag daran liegen, das sich dieses abgrundtief verstörende Drama gängigen Kategorien verweigert. Es schmerzt, bringt den Zuschauer an den Rand des Erträglichen – und vielleicht darüber hinaus. Ein innerlich wie äußerlich verkrüppelter Mann namens Casanova begegnet in einem Park einem Mädchen. Sie kann sich seinem eigentümlichen Bann nicht entziehen. Er eröffnet ihr, seine Mutter ermordet zu haben. Nach anfänglicher Ablehnung der Tat lässt

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Einmal Nordkaukasus, bitte

admin | August 31st, 2007 | Autoren | Keine Kommentare »

Auch DJ Shantel (Mitte) gratulierte dem Geburtstagskind Wladimir Kaminer Wie oft darf man pro Jahr Geburtstag feiern? Mehr als einmal, sagt der Manhattan Verlag und warf seinem Starautor Wladimir Kaminer zu seinem 40. in München eine Party. Und zwar nicht irgendwo. Sondern im zentral gelegenen Parkcafé. Seit den 1980er Jahren In-Location, und neben der Discothek P1 ein Platz, an dem auch schon des öfteren der Fussballtorwart Oliver Kahn mit Schönen der Nacht gesichtet wurde. Der Manhattan Verlag liess sich nicht lumpen, sponserte ein umfassendes, russisch angehauchtes Büffet. Und auf besonderen Wunsch Kaminers, der vor vier Wochen 40 Jahre alt wurde, legte am Mittwoch Abend der Frankfurter DJ Shantel (Bucovina Express) auf. Der Andrang war entsprechend. Neben der Entourage des Autors aus Berlin und Russland fanden sich zahlreiche Buchhändlerinnen und Buchhändler sowie Pressevertreter ein. Und lauschten der launigen Ansprache und Lesung des Autors, dessen jüngstes Buch "Mein Leben im Schrebergarten" in

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Als Mann verkleidet

admin | August 31st, 2007 | Belletristik | Keine Kommentare »

Weil Volker Schlöndorff von der Produktionsfirma entlassen wurde, führt nun Sönke Wortmann Regie bei der Verfilmung des Romans "Die Päpstin" von Donna Cross. Regisseur Sönke Wortmann wagt sich erneut an historischen Stoff und verfilmt den Roman "Die Päpstin". Die Dreharbeiten sollen voraussichtlich in der ersten Hälfte des kommenden Jahres beginnen, teilte die Produktionsfirma Constantin Film gestern in München mit. Ursprünglich sollte Volker Schlöndorff den Regie-Part übernehmen. Doch die Produktionsfirma hatte ihn wegen Differenzen aus dem Projekt entlassen. Für die Hauptrolle sei wie geplant Franka Potente vorgesehen, hieß es. Der Roman "Die Päpstin" von Donna Cross erzählt die unter Historikern umstrittene Geschichte einer Frau, die im Mittelalter als Mann verkleidet bis ins Papst-Amt aufsteigt. Ein historisches Thema packte Wortmann bereits mit dem Film "Das Wunder von Bern" an, der vom deutschen Sieg der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 handelt und großen Erfolg hatte. Nach der Fußball-WM im vergangenen Jahr lockte er die Zuschauer mit

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Lust, Last und Freud

admin | August 31st, 2007 | Belletristik | Keine Kommentare »

Robert Menasse (Foto: Brigitte Friedrich) Ein Don Juan hat abgehalftert. Und leistet sich einen Lebensrückblick. Nathan hat keine Lust mehr. Und das ist für den gern und oft Kalauer verwendenden Wiener Zeitungsredakteur alles andere als ein Kalauer.Sondern durchaus doppelbödig zu verstehen, also buchstäblich. Und somit bodenlos. Denn Nathan hat den Boden unter den Füßen verloren. Er steckt mit Anfang Fünfzig mitten in einer beruflichen und, für ihn noch schlimmer, in einer sexuellen, somit existenziellen Krise. Auf das Leben wie auf seine berufliche Tätigkeit im Gesellschaftsressort,

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Auf zu den letzten Fragen

admin | August 30th, 2007 | Uncategorized | Keine Kommentare »

Felix R. Paturi: auf der Sucher nach der Königin von SabaFoto: Eichborn Der frühere ZDF-Redakteur und Physiker Felix R. Paturi erforscht die letzten Geheimnisse – Mythen, Tempel, Pyramiden. Unbekannte Völker, untergegangene Reiche, monumentale Steinbauten und heilige Symbole – Felix R. Paturi bewegt sich in seinem neuen Band auf den Spuren der letzten großen ungelösten Rätsel aus der Vor- und Frühgeschichte der Menschheit. Gab es das legendäre Reich der Königin von Saba wirklich, wie jüngste Grabungen im Jemen vermuten lassen? Wer schuf die monumentalen Megalithen in England und der Bretagne? Sind die Unterwasserpyramiden vor Japan versunkene Bauwerke alter Kulturen? Was bedeuten die noch nicht entzifferten Schriften von Harappa im Industal? Liefern die Menhire auf Korsika einen Schlüssel zum Rätsel der Seevölker?Diese und andere Fragen bewegen die Wissenschaftler bis heute und bilden den Dreh- und Angelpunkt des neuen Buches von Felix R. Paturi, "Die großen Rätsel der Vorzeit". Es versammelt und untersucht

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Fahnenflucht mit der Lokalbahn

admin | August 30th, 2007 | Belletristik | Keine Kommentare »

Andreas Grosz Mit wertungslosem Staunen schildern seine Figuren, was ihnen widerfährt… In seinen auf leise Art verstörenden, oft aber auch komischen Prosastücken spürt Andreas Grosz die Gegenwart des Befremdlichen und Irrealen in unserer scheinbar fest installierten Welt auf – eine unheimliche Lokalbahnfahrt unter die Oberfläche der Normalität beginnt. Mit wertungslosem Staunen schildern seine Figuren, was ihnen widerfährt. Einer zettelt versehentlich einen Krieg an, eine Soldatin desertiert mit der Nostalgiebahn, eine Leiche dient als Schatztruhe, ein pensionierter Lehrer schläft in seinem Katheder, ein Dachdecker lernt fliegen, Ludwig XVI. erscheint im 20. Jahrhundert an einem Maskenball – von solchem und Ähnlichem handeln diese Geschichten. Viele spielen in Kindheit und Jugend, und es ist darin von Liebessuche und Liebesenttäuschung die Rede. Die insgesamt 39 Prosastücke sind vier Stimmen zugeordnet. Jedes kann für sich stehen, ist aber mit den anderen durch inhaltliche oder motivische Bezüge vielfältig verbunden. Allen gemeinsam ist die schlichte Sprache und

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Verlorene Avantgarde

admin | August 30th, 2007 | Uncategorized | Keine Kommentare »

Der kanadische Photograph Richard Pare hat russische Architektur aus dem ersten Jahrzehnt der Revolution zwischen 1922 und 1932 dokumentiert. Verlorene Avantgarde. Bereits der Titel ist so reizvoll wie ambivalent. Zum einen spielt Richard Pare, Fotograf und als Kurator am Canadian Center for Architecture in Montréal tätig, auf das Versanden des Projekts des avantgardistisch-modernen Bauens in der jungen Sowjetunion an. Mit der Verabschiedung des ersten Fünfjahresprogramms 1929 waren stilistisch und ideologisch die Weichen in Richtung kalter Neoklassizismus, dem allbekannten stalinistischen Zuckerbäckerstil in Stein, gestellt. Zum anderen machen Pares nüchterne Aufnahmen, die zwischen 1993 und 2003 entstanden, auf “den prekären Zustand der unbeachteten, vernachlässigten Gebäude und die Bedrohung durch den wirtschaftlichen Aufschwung, der gegenwärtig in vielen Teilen der früheren Sowjetunion um sich greift”, aufmerksam, so Phyllis Lambert im Vorwort. Und Lambert trocken weiter: “Noch selten haben ökonomische Interessen auf die Architektur der Vergangenheit Rücksicht genommen.” Das belegt eindrücklich dieser Bildatlas des einstigen

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Labor der Leidenschaft

admin | August 30th, 2007 | Autoren | Keine Kommentare »

Martin Nimz Mit einer gelungenen Bühnenversion von Goethes Roman "Die Wahlverwandtschaften" hat das Schauspiel Frankfurt an Goethes Geburtstag die neue Spielzeit gestern eröffnet. Regisseur Martin Nimz, bis 2004 Schauspieldirektor in Kassel, erzählt die tragische Vierecksbeziehung ohne Ironie und Brüche. Nur Teile der Geschichte lässt er seine Schauspieler nachspielen – manche Passagen werden aus dem Off vorgelesen, andere übersetzt Nimz in Bilder und Gesten, die des Textes nicht mehr bedürfen. Der im Buch stets präsente Garten schrumpft auf Olaf Altmanns Bühne zu einem einzelnen Bäumchen im Topf, das mit seinem wechselnden Kleid die Jahreszeiten anzeigt. Stattdessen gibt es auf der leeren Bühne zwei nackte Laufstege, die je nach Situation als Barriere oder Sprungbrett dienen, die zusammenwachsen, Klüfte bilden oder auf Drehbühnen herumwirbeln. In dieser Zentrifuge werden die Gefühle des Ehepaars Eduard und Charlotte und ihrer Gäste – sein Freund Otto und ihre Nichte Ottilie – durcheinandergewirbelt wie in einem Laborexperiment zum

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Literatur fürs Leben

admin | August 29th, 2007 | Preise und Events | Keine Kommentare »

Buenos Aires ist eine Stadt, in der Literatur gelebt wurde. Das zeigt Ricardo Piglia in seinen Essays. Ist Buenos Aires ein literarischer Kontinent? Ein El Dorado für gestrandete Europäer? Ein babylonisches Sprachgewirr, dem gewichtige Beiträge zur Weltliteratur entstammen? Nun bietet sich allen Nichthispanisten ein kluger Führer durch die verschlungenen Literatur-Pfade der Stadt am Rio de la Plata an – der 1940 geborene Argentinier Ricardo Piglia. Er lehrt Literatur in Buenos Aires und an der Princeton University im US-Bundesstaat New Jersey, zudem ist er angesehener, produktiver und mittlerweile auch ins Deutsche übersetzter Romancier (“Falscher Name”, “Brennender Zaster”) und ein intimer Kenner von Buenos Aires, wo er seit vielen Jahrzehnten lebt. Auch als Essayist und Theoretiker bleibt Piglia stets Erzähler und schweift nicht in Abstraktes ab. Seine autobiographischen Skizzen und poetologischen Überlegungen, die Splitter aus dem Leben herausragender und einzelgängerischer Außenseiter-Autoren wie Macedonio Fernández, Roberto Arlt oder Witold Gombrowicz, der Pole lebte

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Ach Venedig

admin | August 29th, 2007 | Uncategorized | Keine Kommentare »

Wie viel wurde schon über Venedig geschrieben! Doch das wunderbare poetische Buch des Bosniers Predrag Matvejević aus Sarajevo ragt aus der Masse heraus. Von den kaum bis gar nicht beachteten Kleinigkeiten entlang der Wege, der schmalen Kanäle handelt Matvejevićs wunderbares, ganz anderes Buch. Von einem Venedig, das selbst manchen Venedigkenner überraschen dürfte. Es erzählt ganz konkret von “der Wahrnehmung von Feuchtigkeit, Wasser, Fäulnis, Zeit, Schönheit, Vergangenheit, Melancholie, Illusion, Marmor, Sand, Schlamm, Gold, Schatten, Glanz und Trübheit”, so Raffaele La Capria treffend in seiner Einleitung. Predrag Matvejevic, der 1991 aus Sarajewo emigrierte und heute an der Università La Sapienza in Rom Slawistische Komparatistik lehrt und von dem 1993 das Mittelmeer-Buch “Der Mediterran” erschien, geht durch Venedig, als würde er es gar nicht kennen, als würde es zum ersten Mal überhaupt betreten. Was nicht der Fall ist. Er geht zu den Außenstellen der Lagunenstadt, inspiziert abgelegene rive und rios. Schaut nicht auf

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