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Harry Hole jagt den «Leopard»

Petra Bohm | February 1st, 2010 | Krimis | Keine Kommentare »

Grandios gruselig Seit Monaten warten seine Fans sehnsüchtig, nun ist es so weit: Harry Hole ist wieder auf der Jagd. Und obwohl Jo Nesbø seinen Ermittler nun schon in sein achtes Abenteuer schickt, machen sich keinerlei Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Nesbø beginnt «Leopard» mit enormem Tempo – und behält es bei. Mehr als 500 Seiten Vollspannung – da wird jede Zwangspause beim Lesen zur Qual. Hole, Paradebeispiel eines verkorksten Ermittlers, hat sich nach dem verheerenden Finale seines letzten Falls («Schneemann») nach Hongkong geflüchtet. Sein Dämmern im Drogenrausch findet ein jähes Ende, als in seiner Heimatstadt Oslo grausame Morde geschehen, die offenbar Taten eines Serienkillers sind. Eine Kommissarin holt den Superermittler heim – nicht zuletzt mit der Anmerkung, sein Vater liege im Sterben. Erschwert werden die Ermittlungen durch Kompetenzrangeleien zwischen Morddezernat und Kriminalamt mit dem schmierigen Egomanen Mikael Bellman als Leiter. Hole allerdings lässt sich davon kaum beeindrucken, waren doch Gesetzestreue und Obrigkeitsrespekt

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Der eigenwillige Biograf Dieter Kühn

Petra Bohm | January 30th, 2010 | Autoren, Biografien | Keine Kommentare »

«Was wäre, wenn…?» Dieter Kühn schreibt seit vierzig Jahren Biografien, die jedem Historiker die Haare zu Berge stehen lassen. Anstatt sich an die Fakten zu halten, schickt er Beethoven mit dem Sohn eines afrikanischen Sklaven auf eine Schiffsreise oder geht der Frage nach, warum Napoleon nicht Schriftsteller geworden ist. Am Montag (1. Februar) wird Kühn 75 Jahre alt. In seinem neuen Buch «Ich war Hitlers Schutzengel» treibt er den Ansatz auf die Spitze: Nun malt er sich aus, was geschehen wäre, wenn Hitler am 8. November 1939 im Münchener Bürgerbräukeller dem Attentat von Georg Elser zum Opfer gefallen wäre. Außerdem gibt Hitlers Schutzengel einen Rechenschaftsbericht ab. Bei dem mittelalterlichen Kirchenlehrer Thomas von Aquin hat Kühn gelesen, dass jeder Mensch, egal wie böse, einen Schutzengel hat. Seine Folgerung: Hitler, der mehrmals knapp dem Tod entging, hatte dann einen besonders tüchtigen Begleiter. Kühn, der Germanistik und nicht Geschichte studiert hat, nimmt den

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Trauer um «Fänger im Roggen»-Autor Salinger

Petra Bohm | January 30th, 2010 | Autoren | Keine Kommentare »

Er wurde 91 Jahre alt. Die literarische Welt trauert um J. D. Salinger. Der Autor des Kultromans «Der Fänger im Roggen» starb, wie erst am Donnerstagabend bekannt wurde, bereits am Mittwoch in seinem Haus in Cornish im US-Bundesstaat New Hampshire. Er wurde 91 Jahre alt. Salinger hatte mit «The Catcher in the Rye», so der amerikanische Originaltitel, einer ganzen Jugendgeneration ihr Buch gegeben, sich aber stets völlig zurückgezogen. Obwohl er nur einen Roman geschrieben hatte, würdigten ihn Autoren und Kritiker als «bahnbrechend». Salinger habe mit dem «Fänger im Roggen» zahllose Autoren beeinflusst, sagte der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Sein großes Thema – das Aufbegehren der Heranwachsenden gegen die Generation der Eltern – habe damals alle Schriftsteller der Welt interessiert. Letztlich habe der Welterfolg des «Catcher in the Rye» das Leben Salingers aber erschwert. «Er wollte auch andere Romane schreiben. Und es konnte ihm nie gelingen, etwas Vergleichbares zu produzieren», sagte Reich-Ranicki.

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Feministin Groult wird 90

Petra Bohm | January 30th, 2010 | Autoren | Keine Kommentare »

Selbstbestimmung im Bett und im Leben… Sie provoziert nicht, sondern sagt, was sie denkt, vor allem über sich. Etwas Exhibitionismus ist dabei, sonst wäre Benoîte Groult unfähig, ihre Gefühle öffentlich preiszugeben, und vor allem glaubensstarker Feminismus. Bekannt wurde die französische Schriftstellerin vor allem mit ihrem erotischen Bestseller «Salz auf der Haut», der millionenfach verkauft wurde und in Deutschland vier Jahre auf der Bestsellerliste stand. Damals war sie 68 Jahre alt. Seitdem hat die Französin, die am Sonntag (31.1.) 90 Jahre alt wird, nichts von ihrer schonungslosen Offenheit verloren, mit der sie über ihren späten Selbstbestimmungsprozess und ihre Sinnenfreude schreibt. Erst vor wenigen Monaten wurde in Deutschland ihre Autobiografie «Meine Befreiung» veröffentlicht, in der sie in ihrem typisch sarkastischen Ton über ihre jahrzehntelangen Schwierigkeiten schreibt, vom schüchternen Mädchen aus der Pariser Oberschicht zur selbstständigen Frau zu werden. Dabei schont sie sich nicht: Sie beschreibt sich als Mädchen mit starren Augen, Ponyfrisur

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Einer von vielen

Petra Bohm | January 29th, 2010 | Im Blickpunkt | Keine Kommentare »

{cms:video:0}Edison Frimm jobbt als Poolboy. Und hat noch mehr vor mit seinem Leben. In diesem Ausschnitt aus Norbert Zähringers Roman gibt sein Chef ihm allerdings zu verstehen, dass daraus nichts werde. Eddi sei halt auch nur “Einer von vielen”. {cms:clear}

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Martin Suters Roman «Der Koch»

Petra Bohm | January 26th, 2010 | Belletristik | Keine Kommentare »

Fingerfood für die Libido Ob ein Schweizer je etwas Sinnlicheres geschrieben hat? Martin Suter serviert in seinem neuen Roman «Der Koch» Menüs, bei denen sich die Gäste die Finger abschlecken und zum Nachtisch immer noch Hunger haben – auf den Tischnachbarn. Alle Rezepte dieser raffinierten Love-Menüs sind zum Nachkochen im Anhang des Romans beschrieben. Ungeübte sollten jedoch lieber zu anderen Verführungsmitteln greifen. Denn die Rezepte, die der Autor sich nach eigenen Angaben selbst ausgedacht hat, verlangen Training in der modernen molekularen und Kenntnisse der ayurvedischen Küche. Maravan, der Kochkünstler im Roman, ist Tamile. Als Asylbewerber in der Schweiz wird er nur als Hilfskraft im Restaurant beschäftigt, als Tellerwäscher, als Mann fürs Grobe. Eines Tages verliert er auch noch diese Stellung. Doch was er bei seiner Großtante über die traditionelle Küche Sri Lankas gelernt hat, lässt ihn bald zum geheimen Star all derjenigen aufsteigen, die sich von seiner Kochkunst ein neues

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«Grenzen der Macht» von Andrew J. Bacevich

Petra Bohm | January 26th, 2010 | Politik und Gesellschaft | Keine Kommentare »

Obama unter Druck «Obama unter Druck» könnte die aktuelle Schlagzeile in den Medien lauten. Tatsächlich setzt die in den USA grassierende Angst vor dem Terror den US-Präsidenten unter Erfolgszwang. Afghanistan, Pakistan und jetzt der Jemen stehen auf der Liste der Länder, aus denen Terrorverdächtige stammen könnten. Die Amerikaner verlangen von ihrem Präsidenten Härte. Aber welche Erfahrung kann Barack Obama in dieser von vielen Amerikanern als Schicksalsfrage empfundenen Angelegenheit aufweisen? Andrew J. Bacevich findet in seinem Buch «Grenzen der Macht» auf diese Frage recht kritische Antworten. Wenn Obama mit seiner mangelnden Erfahrung mit dem Komplex der nationalen Sicherheit einen neuen Kurs in der Antiterrorismusbekämpfung einschlagen wolle, «hat er sich eine geradezu beängstigende Aufgabe gestellt», schreibt der an der Boston University lehrende Zeithistoriker. Sein provokantes Werk hat in den USA viel Empörung hervorgerufen und wurde dort ein Bestseller. Bacevich erinnert daran, dass aus Obamas Wahl ein ebenso tief sitzender wie weit verbreiteter

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Helene Hegemanns Romandebüt

Petra Bohm | January 25th, 2010 | Belletristik | Keine Kommentare »

Sie ist erst 17… Sie ist erst 17, das Etikett «neues Wunderkind» wird unvermeidbar sein. Helene Hegemann hat mit ihrem Debüt als Filmregisseurin («Torpedo») 2009 beim Festival in Saarbrücken einen der Max-Ophüls-Preise gewonnen. Schon mit 15 schrieb die Berlinerin ein Theaterstück. Jetzt hat sie ihr erstes Buch veröffentlicht. Es heißt «Axolotl Roadkill» und wird sehr gehypt. Die erste Auflage ist schon weg, berichtet der Ullstein Verlag, ohne Zahlen zu nennen. Im Buchhandel wird es eine vergleichbare Leserschaft ansprechen wie die Bücher von Christian Kracht («Faserland») oder Charlotte Roche («Feuchtgebiete»). Die Literaturkritik kann das Werk als Parforce-Ritt durch ein Teenagerleben im Berlin der nuller Jahre feiern. Ein Axolotl ist ein mexikanischer Lurch, der in seinem Leben nicht erwachsen wird und einer Kaulquappe ähnelt. «Roadkill» nennen Amerikaner die überfahrenen Tiere, die auf der Straße liegen. Es ist eine kaputte Welt, die die 16 Jahre alte Erzählerin Mifti beschreibt, voll mit Drogen, Sex

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“Blut will fließen” von James Ellroy

Petra Bohm | January 23rd, 2010 | Krimis | Keine Kommentare »

Der letzte Teil der “Underworld USA”-Trilogie… Jetzt endlich liegt der von James-Ellroy-Fans lang erwartete Abschluss der “Underworld USA”-Trilogie vor. Die letzten 15 Jahre hat der amerikanische Autor mit dem Schreiben verbracht, herausgekommen sind dabei drei Romane mit insgesamt mehr als 2000 Seiten, die von 1958 bis 1972 eine geheime Geschichte der Vereinigten Staaten erzählen. Der gnadenlos spannende Thriller “Blut will fließen” beginnt im Sommer 1968. Böse Ex-Cops, intrigante Killer, feige FBI-Informanten und gefährliche Frauen im Spiel um Macht, Millionen und Sex sind sie alle willfährige Marionetten, gelenkt von Politikern und ihren zweifelhaften Freunden. Nixon und Humphrey kandidieren für das Präsidentenamt. Der Wahlkampf ist hart und geprägt von Verleumdung und Korruption. Die Ermordung von Martin Luther King und Robert Kennedy, die Proteste von Schwarzen und Studenten wie auch der Vietnamkrieg bringen Unruhe in das Amerika jener Tage. In Los Angeles beschäftigt Scotty Bennett vom LAPD der ungeklärte brutale Überfall auf einen

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«Ein russischer Sommer»: nach Leo Tolstoi

Petra Bohm | January 22nd, 2010 | Belletristik, Preise und Events | Keine Kommentare »

Kinostart am 28. Januar Alle Religionen dieser Erde haben etwas gemeinsam, erklärt der russische Romancier Leo Tolstoi (Christopher Plummer) gleich zu Beginn seinem neuen, jungen Sekretär Walentin (James McAvoy): Es ist «die Liebe». Und um deren Kraft und Wechselfälle dreht sich denn auch alles in «Ein russischer Sommer», einer aufwendigen deutschen, mit internationalen Stars besetzten Produktion des amerikanischen Regisseurs und Autors Michael Hoffman («Ein Sommernachtstraum», 1999). Nach einem Buch von Jay Parini erzählt Hoffman die letzten Tage des 82-jährigen Tolstoi auf seinem malerischen Landgut Jasnaja Poljana 1910. Schön wie ein Gemälde wirkt jede Szene des kultivierten Films, wunderbar ausdrucksstark und differenziert agieren seine Darsteller. Da ist es schade, dass ausgerechnet das Kernthema «Liebe» letztlich doch recht gefällig und ungeistig behandelt wird. Graf Tolstoi, den großen Volksfreund, Sozialutopisten und lebenslangen religiösen Sinnsucher, erlebt man hier im Dauerzwist mit seiner ihm innig verbundenen Ehefrau Sofia (Helen Mirren, «Die Queen», 2006), der er

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