Der Dezember in den Literaturhäusern
»Wenn es dunkel wird«, so lautet der Titel des aktuellen Erzählbands des Schweizer Autors Peter Stamm und könnte ihn abbilden, den Monat kürzesten Tageslichts, den Dezember eines Jahres im Umbruch. Der Autor ist am 8. Dezember im Livestream des Literaturhauses Stuttgart zu erleben. Seien wir ehrlich, ein bisschen Unbehagen erzeugt die aktuelle Welterfahrungen doch in uns allen. Warum dieses Gefühl nicht selten in fiktionale Texte gegossen wird, untersuchte die mit der Bundeszentrale für politische Bildung konzipierte Veranstaltungsreihe »Vom Unbehagen in der Fiktion«, die in fünf der im Netzwerk vertretenen Literaturhäuser ausgetragen wurde. Alle Veranstaltungsvideos der Diskussionsreihe aus Berlin, Frankfurt, Göttingen, Rostock und Stuttgart finden Sie hier noch einmal versammelt. Dass der Verknüpfung von Fiktion und realen Problemstellungen ein großer Raum gebührt, das beweist auch das »Climate Fiction Festival«, zu welchem das Literaturhaus Berlin erstmals vom 4. bis 6. Dezember einlädt und im Schwerpunkt von Klimakrise und Literatur Wissenschaftler*innen und Autor*innen aus Österreich, der Schweiz, Dänemark, Deutschland, der Türkei, England und den USA zu Diskussionen zusammenführt. Sie sind ganz herzlich eingeladen, das Festival auf YouTube mitzuverfolgen. Auch das Literarische Colloquium Berlin nimmt sich der Zeitfragen an. Als offenes Debattenforum für Fragestellungen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur legt es die Reihe »Gegen//Über« an. Am 3. Dezember begegnen sich in diesem Rahmen Ulrike Herrmann und Barbara Vinken zum Thema »Kinder, Küche, Corona – Arbeitwelt und Geschlechterbilder in der Pandemie«. Am 16. Dezember folgen ihnen Ute Kalender und Philipp Staab nach. Im Fragen und in der Urteilsbildung ist auch die Philosophie zu Hause. Mit dem Philosophischen Café Spezial vom 8. Dezember geben Barbara Bleisch, Wolfram Eilenberger und Catherine Newmark in Hamburg Orientierung über die empfehlenswertesten Titel dieses Jahres und auch das Literaturhaus Zürich blickt (analog!) auf »Das gute Leben in Zeiten der Krise« und verweist auf die alten Ratgeber der Epikureer und Stoiker. Belebend wirken darüber hinaus weiterhin die Debatten über Literatur. In Frankfurt gibt es dazu die Reihe »Schöne Aussichten«, bei der sich am 8. Dezember Nele Pollatschek, Mara Delius, Alf Mentzer und Christoph Schröder zum Literaturgespräch begegnen. Den Ton des Meinungsstreits und Ihre »Einmischung« sucht das Leipziger Haus mit Thomas Gallis Buch »Weggesperrt – Warum Gefängnisse niemandem nützen«. Eine mögliche, vielleicht streitbare Differenzierung klingt in Ingo Schulzes Romantitel »Die rechtschaffenen Mörder« an. Der Autor ist auf digitalem Weg im Literaturhaus Basel zu Gast.
Besinnlicher wird es in Rostock, das am 11. Dezember zur WeihnachtsHausLese einlädt. Ein literarisches Adventskonzert der Extraklasse bereitet Ihnen das Literaturhaus Salzburg am 21. Dezember. Auf Deutsch und auf Farsi erleben Sie die Vertonung der »Konferenz der Vögel«. Dazwischen liegen Improvisationen über Texte von Aristophanes, Goethe, Hölderlin, Jean Paul bis zur aktuellen Ornithologie. Jede Menge Streich-, Blas-, Schlag- und Tasteninstrumente, Maultrommel und Gesang nehmen an den »Gesprächen« teil. Dazu erklingen persische Ney, Ud, Setar, Daf und Dombak. So ungewöhnlich jener Dezember auch werden mag, so beständig sind diese Tatsachen: Die Erde dreht sich weiter, die Kometen laufen Parade und Buchgenuss geht nur mit der Vielfalt ihrer Macher. Beides bündelt der Stuttgarter Wintermarkt der unabhängigen Verlage in einem reichhaltigen Literaturprogramm und einem Pop-Up-Store.
Machen Sie sich Licht in diesem Dezember. Lesen Sie gut, leben Sie gut!
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