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Der neue virtuelle Poesie-Pfad

In Zeiten der Pandemie bleibt der eine oder die andere lieber zu Hause, statt den Poesiepfad zu besuchen. Daher gibt es nun das Angebot, den neuen virtuellen Poesiepfad per E-Mail zu erhalten.

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Iuditha Balint (Hg.): "Arbeit am Text"

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Iuditha Balint (Hg.): Arbeit am Text. Poetikvorlesungen von Jörg Albrecht, Jonas Lüscher, Kathrin Passig und ein Interview mit Rainer Komers, Berlin: Verbrecher Verlag 2020.

Die deutschsprachige Literatur interessiert sich nicht für die Arbeitswelt. So heißt es jedenfalls vielfach in der Literaturwissenschaft und Literaturkritik, die regelmäßig die Abwesenheit von Arbeit in der deutschsprachigen Literatur beklagen. Vor diesem Hintergrund mag es überraschen, dass seit den 1970er Jahren immer mehr Untersuchungen zu diesem Themenfeld publiziert werden - und es drängt sich die Vermutung auf, dass die Rede von der Abwesenheit von Arbeit in der neueren deutschsprachigen Literatur mit herkömmlichen Vorstellungen darüber zusammenhängen könnte, was Arbeit ist und wie literarische Darstellungen von Arbeit beschaffen sein sollten; Vorstellungen, die auf Reminiszenzen an körperliche, industrielle Schwerstarbeit aufbauen, die in der Regel männlich konnotiert ist und die gerade in der zeitgenössischen Literatur durch andere Formen von Arbeit ergänzt wird: Schriftstellerische, künstlerische, unternehmerische oder auch emotionale, ästhetische und Care-Arbeit gehören dazu.

Auf die Frage, wie sie es mit ihrer und der Arbeit allgemein halten, haben Jörg Albrecht, Jonas Lüscher, Kathrin Passig und Rainer Komers in diesem Band mit Poetikvorlesungen und in Interviews geantwortet.

Iuditha Balint ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und Direktorin des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt. Die Herausgeberin im Gespräch mit Daniella Baumeister im hr2 - Kulturcafé: www.hr2.de.

Leseprobe als PDF: www.verbrecherverlag.de/Leseprobe

www.verbrecherverlag.de


Andreas Kollender: "Mr. Crane"

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Andreas Kollender: "Mr. Crane"

Andreas Kollender: Mr. Crane, Bielefeld: Pendragon Verlag 2020.

Im Sommer 1900 wird der Schriftsteller Stephen Crane im Tuberkulose-Sanatorium Badenweiler von der jungen Kranken­schwester Elisabeth gepflegt. Sie kennt seine ­Bücher, seit Langem fühlt sie sich ihm seelenverwandt. In den heißen ­Tagen im Sanatorium entwickelt sich zwischen den beiden Außenseitern eine obsessive Liebesbeziehung, die sie vor ­allen geheim halten müssen. Crane, von Fieber und Delirien befallen, erzählt Elisabeth von seinem Schreiben, seinen Liebschaften und seinen Erlebnissen als Kriegsberichterstatter. Mitgerissen und ermuntert durch Cranes Erzählungen wagt Elisabeth endlich, ihm das ­große Geheimnis ihres Lebens zu offenbaren.

Über den Autor: Andreas Kollender wurde in Duisburg geboren, studierte in Düsseldorf Germanistik und Philosophie und arbeitete nebenbei auf dem Bau, im Einzelhandel und in einer Szenekneipe. Seit 1995 lebt er als freier Autor in Hamburg und leitet Kurse für literarisches Schreiben. Dazwischen immer wieder Reisen nach Nordafrika, Asien, Mittelamerika und Europa, die sich eindrücklich in seinen Romanen widerspiegeln. 2015 erschien bei Pendragon der Roman "Kolbe", der 2017 als Übersetzung in den USA veröffentlicht wurde. In ­seinem neuen Werk widmet er sich dem ­legendären Stephen Crane, der als der James Deander amerikanischen Literatur gilt.

Hier geht es zu einer Leseprobe.

www.pendragon.de

Stephen Crane: Die rote Tapferkeitsmedaille, Bielefeld: Pendragon Verlag 2020.

Im Pendragon Verlag sind zwei Bücher erschienen, die sich um die schriftstellerische Legende Stephen Crane drehen. In Mr. Crane beschwört Autor Andreas Kollender meisterhaft das Wesen des viel zu früh verstorbenen Genies herauf. Crane war Reporter, Kriegsberichterstatter, Abenteurer und ein großartiger Schriftsteller. Historische Figuren schillernd zum Leben zu erwecken ist Kollenders Steckenpferd. Bisher hat er Fritz ­Kolbe ("Kolbe"), Ludwig Meyer ("Von allen guten Geistern") und Carl Schurz ("Libertys ­Lächeln") gewürdigt. Wer sich über die fiktionale Geschichte hinaus für Werke der historischen Figur Crane interessiert, dem sei zudem die Neuauflage des Romans Die rote Tapferkeitsmedaille empfohlen, der Stephen Crane mit 22 Jahren schrieb und der ihn auf einen Schlag weltberühmt machte - erstmals seit Langem in neuer Übersetzung und dazu noch mit Cranes Kurzgeschichte Der Veteran, einem Nachwort und einem Crane-Portrait. Der Roman lotet die Empfindungen, Sorgen und Nöte des einfachen Soldaten im amerikanischen Bürgerkrieg aus, Jahre bevor die Psychoanalyse Einzug in die Wissenschaften hielt, und veränderte die Sicht auf den modernen Krieg radikal. Dieser ­Perspektive schlossen sich viele Autor*innen an, bis hin zu Erich Maria ­Remarque in seinem Roman "Im Westen nichts Neues". Für ­Ernest Hemingway war Die rote Tapferkeitsmedaille "eines der besten ­Bücher unserer ­Literatur".

www.pendragon.de


Heinz Pohl: "Mord am Haarstrang"

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Heinz Pohl: "Mord am Haarstrang"

Heinz Pohl: Mord am Haarstrang - Tod eines Ortsgruppenleiters, Norderstedt: Books on Demand 2020.

Montag, 10. Dezember 1945. Ein Dorf am Haarstrang. Der ehemalige Ortsgruppenleiter der NSDAP wird in seinem Pferdestall brutal erschlagen. Die Ermittlungen der Nachkriegspolizei führen zu nichts. Zehn Jahre später kommt es zu einem Prozess am Dortmunder Landgericht. Die bundesdeutsche Presse berichtet über eine "Bauerntragödie". Doch es ist viel mehr als das. Der Mord ist Ausgangspunkt einer atemberaubenden Geschichte über Rache, verbotene Liebe, religiösen Hass und politische Gewalt. Tatort: Ein Dorf im Kreis Unna. Schauplätze sind unter anderem die Städte Kamen und Dortmund sowie Klinzy in Weißrussland.

In den Hauptrollen: Ein Massenmörder als Kripochef in Unna und Dortmund, ein Bundestagsabgeordneter aus Kamen mit Stasi-Kontakten, ein mehrfach vorbestrafter KZ-Häftling, der 1945 Polizeichef wird, zwei attraktive Frauen, ein mutmaßlicher Täter und der Ortsgruppenleiter!

Heinz Pohl legt mit Mord am Haarstrang eine außergewöhnliche Romancollage vor. Er hat den Fall trotz vernichteter Gerichtsakten mit Hilfe einer gründlichen Recherche rekonstruiert. Der Autor, Journalist und Historiker, lebt im Ruhrgebiet, liest gern finnische Krimis, geht zum VfL Bochum, mag Matjes, Punk-Rock und Scotch.

Das Buch ist erhältlich unter: www.bod.de


Maria A. Anders: "Der Mephisto-Club"

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Maria A. Anders: "Der Mephisto-Club"

Maria A. Anders: Der Mephisto-Club oder wie Pawlowka, Karim, Djamal und ich mit Mephisto Weihnachten retten wollten, Dortmund: OCM Der Verlag 2020.

Eine mitreißende Road-Story quer durch Deutschland. "Erstens müssen wir nach Berlin fahren. Und über zweitens und drittens machen wir uns Gedanken, wenn wir dort sind."

Vier mehr oder weniger befreundete Jugendliche. Eine fast schon gescheiterte Spendenaktion ihrer Schule. Ein überhaupt nicht gestohlenes Fahrzeug. Das sind die besten Voraussetzungen, um den Mephisto-Club zu gründen. So denken zumindest Jan, Karim, Pawlowka und Djamal. Denn egal, ob man in der süddeutschen Provinz oder in Berlin ist - wichtig ist nur, dass man sich auf seine Freunde genauso verlassen kann wie auf sich selbst.

Maria Anne Anders veröffentlicht seit ihrer Jugend unregelmäßig Beiträge in Literaturzeitschriften und Anthologien. Für ihre literarische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Literaturpreis "Science meets fiction" des Exzellenzclusters EAM (2017). Hauptberuflich arbeitet sie im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich in Forschung und Lehre. Sie lebt mit ihrer Familie im Odenwald.

Das Buch ist als Printausgabe erhältlich.

Im Buch starten vier Jugendliche durch, um ein weihnachtliches Spendenprojekt ihrer Schule zu retten. Dabei lernen sie einige seltsame Typen kennen, erleben teils merkwürdige Abenteuer, aber verlieren ihr großes Ziel nie aus den Augen. Diesem Motiv folgend, hat Maria Anne Anders angeregt mit ihrem Buch eine Spendenaktion durchzuführen: Für jedes bis zum Jahresende über den Verlagsshop verkaufte Buch des "Mephisto-Clubs" wird ein Euro für den SOS-Kinderdorf e.V. zur Seite gelegt.

www.ocm-verlag.de


Ralf Thenior & Jürgen Brôcan (Hg.): "offenes feld trifft open air 178"

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Ralf Thenior & Jürgen Brôcan (Hg.): "offenes feld trifft open air 178"

Ralf Thenior & Jürgen Brôcan (Hg.): offenes feld trifft open air 178. Das kleinste Poesiefestival der Welt, Dortmund: BoD / edition offenes feld 2020.

open air 178: Das kleinste Poesiefestival der Welt hätte in diesem Jahr zum fünften Mal stattgefunden, musste aber aus Coronagründen abgesagt werden. Stattdessen ist lediglich ein Sonderheft der Zeitschrift "offenes feld" erschienen.

Ein Jubiläumsband mit Gedichten von Bianca Boer, Jürgen Brôcan, Tsead Bruinja, Bela Chekurishvili, Gisela Hemau, Klára Hurková, Sibylle Klefinghaus, Barbara Maria Kloos, Heidi Koren, Ivette Vivien Kunkel, Arnold Maxwill, Jutta Richter, Sabine Schiffner, Tzveta Sofronieva und Ralf Thenior.

Ralf Thenior (Hrsg.), geb. 1945 in Bad Kudowa (Kudowa Sdroj), lebt als Dichter, Kleingärtner und Nachtbotaniker in Dortmund. Organisator des kleinsten Poesiefestivals der Welt. Reist seit einem Vierteljahrhundert in Osteuropa. Zahlreiche Veröffentlichungen. Zuletzt: "Nachrichten aus dem Dreistromland", zus. mit Jürgen Brôcan und Arnold Maxwill, edition offenes feld, Dortmund 2019.

Jürgen Brôcan (Hrsg.), geb. 1965 in Göttingen, lebt seit 2003 in Dortmund. Lyriker, Essayist, Kritiker, Übersetzer (engl., frz., altgriechisch) und Herausgeber. Zahlreiche Stipendien und Preise, u.a. Literaturpreis Ruhr 2016. Er hat soeben Gedichtband Nr. 7, "Ritzelwellen", abgeschlossen (Aphaia Verlag, München 2020) und arbeitet am Folgeband, "Atemfrequenzen".

Es ist als E-Book-Version und als Printausgabe erhältlich. Diese Ausgabe erscheint mit freundlicher Unterstützung des Literaturhauses Dortmund.

www.offenes-feld.de
 


Heinz Schumacher: "Zwischen Emscher und Paschenberg"

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Heinz Schumacher: "Zwischen Emscher und Paschenberg"

Heinz Schumacher: Zwischen Emscher und Paschenberg. Miniaturen aus einer Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet, Oberhausen: ATHENA-Verlag 2020.

Wie in einer Zeitreise wird uns eine Welt vorgestellt, die es heute so nicht mehr gibt, deren Lebensgefühl der Autor mit knappen Worten, aber mit Präzision vor uns erstehen lässt. Abläufe im Alltag eines Kindes, eines Jugendlichen zwischen Emscher und Paschenberg, die es - bis auf regionale Besonderheiten - auch in anderen Gegenden der Republik ähnlich gab.

Der Hof des Mehrfamilienhauses als Lebenswelt, eine Familie unter den für die Nachkriegszeit typischen Exis­tenzbedingungen, eigenartig-kauzige Individuen, die das Stadtbild mitprägen, die Schule als unangefochtene Autorität, die Kirche als machtvolle Institution, die kriegsversehrten Männer. Doch auch so wunderbare Erscheinungen wie Lurchi-Hefte, das Aufkommen von Genüssen wie "Kalte Schnauze", die Taubenzucht, Wanderungen und Verwandtenbesuch mit Wicküler oder Dortmunder Union am "Sonntag in der kleinen Stadt". Nicht zu vergessen die Buttercremetorte und der Garten als erholsames, gepflegtes Paradies. Ein Rückblick auf ein Damals, das viele kennen, aber auch "ein Versuch, etwas zu bewahren und der Endgültigkeit des Vergessens zu widersprechen..."

Das alles mag schon oft erzählt worden sein, aber der Autor verleiht seinem Werk eine besondere Dichte durch literarische Bezüge und eigene philosophisch anmutende Vorbemerkungen und Zwischentexte. Er schreibt seine Erinnerungen, erlaubt aber mit Hemingway, dass der Leser dieses Buch auch als Werk der Fantasie ansehen darf.

Heinz Schuhmacher, geb. 1951 in Herten/Westfalen, lebt in Dinslaken und Berlin.

Hier lesen Sie das Interview zum Buch. Es ist als E-Book-Version und als Printausgabe erhältlich.

www.athena-verlag.de


Patricia Malcher: "Lieb Kind"

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Patricia Malcher: "Lieb Kind"

Patricia Malcher: Lieb Kind, Wien: TEXT/RAHMEN Verlag 2020.

Ein Roman über eine dominante Mutter-Sohn-Beziehung, ein Verbrechen und die Liebe

Jens (39) ist ein guter Mensch geworden. Was, nach Meinung seiner Mutter Marianne (63), nicht zu erwarten gewesen war. Beide verbindet eine enge, unheilvolle Beziehung, die Auswirkungen auf Jens‘ Liebesleben hat. Kathrin, seine langjährige Partnerin, bricht den Kontakt ab und enthält ihm ihren gemeinsamen Sohn vor. Als Jens sich in Pia verliebt, wird es Zeit, die dominante Verbindung zu seiner Mutter zu kappen. Doch Marianne ist anderer Ansicht. Denn sie hat einen guten Grund, Jens im Auge zu behalten.

"Patricia Malchers Debütroman startet ungeheuerlich. Mit steigender Spannung zerlegt die Autorin danach ein scheinbar so wohlgeordnetes Leben mit präziser Unerbittlichkeit. Beeindruckend!" - Petra Reich, LiteraturReich - Ein Literaturblog

"Was macht uns gut oder böse? "Lieb Kind" ist eine Geschichte über geheimnisvolle Charaktere und eine Familie voller Abgründe - fein beobachtet und fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite." - Anne Sauer, Literaturbloggerin für Fuxbooks

www.textrahmen.at

Patricia Malcher wird 1970 als Autorin geboren. Trotzdem studiert sie erst Deutsch und Mathematik, wird Lehrerin, dann Ausbilderin für Lehramtsanwärter*innen, anschließend Praxissemesterbeauftragte und findet 2012 schließlich doch zurück zu ihrer eigentlichen Berufung, dem kreativen Schreiben. Bereits ihre ersten Texte werden in Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht oder als Audio-Dateien vertont. Sie kann sich bei literarischen Wettbewerben behaupten und gewinnt Preise. Patricia Malcher zeigt eine literarische Vorliebe für deutschsprachige Gegenwartsliteratur sowie moderne und zeitgenössische Belletristik. Sie wohnt, liest und schreibt in Lüdinghausen, einer deutschen Kleinstadt im Münsterland.


Alfons Huckebrink, Dr. Gudula Ritz: "Unterwegs zum Selbstsein. Beweggründe des Reisens"

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Alfons Huckebrink, Dr. Gudula Ritz: "Unterwegs zum Selbstsein. Beweggründe des Reisens"

Alfons Huckebrink, Dr. Gudula Ritz: Unterwegs zum Selbstsein. Beweggründe des Reisens, Greven: sonderpunkt Verlag 2020.

"Chi n'esce rinasce - Wer weggeht, wird wiedergeboren", besagt ein verbreitetes sizilianisches Sprichwort. Was ist das Reisen für ein rätselhaftes Bedürfnis, welche Motive liegen ihm zugrunde?

Dieses Buch befasst sich unter anderem mit einigen der bedeutendsten Reiseberichte in der Literaturgeschichte, mit verschiedenen philosophischen Ansätzen und mit Erklärungsmodellen aus der Psychologie, um Antworten auf diese Fragen von unterschiedlichen Blickwinkeln her zu erhalten.

"Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an." (Kurt Tucholsky)

www.sonderpunkt-verlag.de


Andrea Gerecke: "Zeilenfall"

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Andrea Gerecke: "Zeilenfall"

Andrea Gerecke: Zeilenfall, Hameln: Niemeyer CW Buchverlage GmbH 2020.

Hauptkommissar Rosenbaum ermittelt wieder

Als die Assistentin Maud den Poststapel sichtet, explodiert eine Paketsendung. Hat jemand etwas gegen ihr Engagement für Flüchtlinge bei der traditionsreichen Mindener Kirchengemeinde von St. Marien, die für den Erhalt ihres Turmes sammelt? Während die Polizei die Ermittlungen aufnimmt, häufen sich die Ereignisse bei der "Weser-Gazette". War die explosive Sendung der Auftakt einer Reihe von Attentaten? Ein Brand im Papierlager der Druckerei scheint noch relativ harmlos, doch es taucht ein Bekennerschreiben auf. Redakteure verunglücken unter mysteriösen Umständen tödlich. Die Chefredakteurin wird entführt. Ihre Erpresser fordern den Erhalt des Konkurrenzblattes "Minden-Journal", dessen Ende aufgrund sinkender Abonnentenzahlen schon beschlossene Sache ist. Nur eine Tageszeitung soll erhalten bleiben, haben die Verantwortlichen - bestehend auch aus Gewerkschaftsvertretern - vereinbart. Erste Verdächtige haben Alibis, muss der ermittelnde Hauptkommissar Alexander Rosenbaum feststellen. Wie steht es aber um den international agierenden Großinvestor und Medienmogul, der Zeitungen in seinem Besitz sammelt?

www.niemeyer-buch.de

Die geborene Berlinerin Andrea Gerecke ist Diplom-Journalistin und Fachreferentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und schreibt u.a. mörderische und Tiergeschichten und satirische Gesellschaftsbetrachtungen. Sie ist Mitglied im Syndikat (Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren) und erreichte beim WDR5 Krimi-Wettbewerb "Neugier genügt" 2010 mit ihrer Kurzgeschichte "Kaltschale" den 2. Platz.

www.autorin-andrea-gerecke.de


Heinrich Peuckmann: "Aus der Spur"

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Heinrich Peuckmann: "Aus der Spur"

Heinrich Peuckmann: Aus der Spur, Hamburg: Kulturmaschinen Verlag 2020.

Die Schließung seiner Dortmunder Zeitung hat Ulrich völlig überrascht. Von einem Tag auf den anderen hat er seinen gewohnten Lebensrhythmus verloren. Nur langsam gelingt es ihm, seine Tage mit Inhalt zu füllen. Erinnerungen, lange verschüttet, werden wach, an seine Jugend, an seine Hoffnungen, an all die politischen Kämpfe, als die Welt im Ruhrgebiet noch einfach erschien. Hier die Arbeiten, dort die Kapitalisten. Eine Liebesgeschichte begleitet ihn, vor allem aber findet er zurück zu einer großen Hoffnung, die sein Leben immer begleiten sollte.

Heinrich Peuckmann lässt seinen inzwischen fünften Roman Aus der Spur wieder im Ruhrgebiet spielen, an bekannten aber auch weniger bekannten Orten. Ein Zeitbild wird entworfen, das von den siebziger Jahren bis in die Gegenwart reicht.

www.kulturmaschinen.com


Christiane Antons: "Yasemins Kiosk. Eine bunte Tüte voller Lügen"

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Christiane Antons: "Yasemins Kiosk. Eine bunte Tüte voller Lügen"

Christiane Antons: Yasemins Kiosk. Eine bunte Tüte voller Lügen, Köln: Grafit Verlag 2020.

Ermittlungen mit Herz, Witz und viel Charme!

Die letzten Ermittlungen haben Nina, Doro und Yasemin zusammengeschweißt. Die ungleichen Frauen treffen sich regelmäßig, am liebsten in Yasemins Kiosk. Die energiegeladene Deutschtürkin scheint sich jedoch zur Helikoptermama zu entwickeln. Ein neuer Fall kommt da gerade recht. Eine Stammkundin schüttet ihnen das Herz aus: Jemand versucht, den Cateringdienst ihres Neffen Pascal durch Rufmord zu ruinieren. Bei ihren Recherchen stoßen die Frauen auf weitere Ungereimtheiten. Denn in Pascals Umfeld häufen sich unschöne Vorfälle.

www.grafit.de

Christiane Antons, geboren 1979 in Bielefeld, studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Anglistik und Geschichte an der Universität Bielefeld. Sie absolvierte in Herford ein Hörfunkvolontariat beim Lokalradio und arbeitete mehrere Jahre als freie Mitarbeiterin für verschiedene Sender. Seit 2008 ist sie beim Westfälischen Literaturbüro in Unna e.V. tätig. Nach Stationen im Ruhrgebiet und Rheinland lebt sie heute wieder in Ostwestfalen.

www.christianeantons.de


Lisa Keil: "Hier und nicht weg"

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Lisa Keil: "Hier und nicht weg"

Lisa Keil: Hier und nicht weg, Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 2020.

Willkommen zurück auf dem Land: Hier und nicht weg ist der zweite Roman von Lisa Keil, der Tierärztin, die sich ins Schreiben verliebte.

Rob Schürmann ist als Tierarzt Tag und Nacht im Einsatz, und die Herzen der Tierbesitzerinnen fliegen ihm zu. Er will nur eine, aber die heiratet einen anderen. Anabel aus Berlin tritt den Aushilfsjob in der Praxis Schürmann mit gemischten Gefühlen an. Schließlich passt sie mit ihren Tattoos und ihrem selbstbewussten Auftreten nicht ins beschauliche Neuberg und schon gar nicht an die Seite des charmanten Tierarztes. Zwischen Hufverbänden und Pfotenoperationen geraten die beiden immer wieder aneinander. Und kommen sich näher. Doch plötzlich steht ein dramatischer Notfall zwischen ihnen und ändert alles.

Hineinblättern können Sie hier.

Lisa Keil landete mit ihrem ersten Roman "Bleib doch, wo ich bin" gleich auf der Bestsellerliste. Sie lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern und zwei Pferden in einem Ort zwischen Sauerland und Soester Börde in Nordrhein-Westfalen. Die Autorin arbeitet in ihrem Traumberuf als Tierärztin in einer ländlichen Praxis.

www.fischerverlage.de


Matthias Engels, Thomas Kade, Thorsten Trelenberg (Hg.): "HÖLDERLINKS"

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Matthias Engels, Thomas Kade, Thorsten Trelenberg (Hg.): "HÖLDERLINKS"

Matthias Engels, Thomas Kade, Thorsten Trelenberg (Hg.): HÖLDERLINKS. Türme, Wolkenkratzer, Wohngebäude, Bochum: projektverlag 2020.

Hölderlin in 73 lyrischen, dokumentarischen, prosaischen Stücken zum Zusammensetzen

Anlässlich des 250. Geburtstags des großen Dichters Johann Christian Friedrich Hölderlin verlinken die Herausgeber Hölderlin mit Autor*innen und Orten, der Gesellschaft und Wirtschaft von heute, beleuchten viele Facetten seines Lebens und Werkes: Zeitung- und Verlagswesen, medizinische Versorgung, Fern-Reisen, Psychiatrie, Apotheken, Nahrungsmittel, Veröffentlichungsmöglichkeiten. Schreibende aus ganz Deutschland, darunter viele namhafte Literaturpreisträger*innen, haben sich von den Werken Hölderlins inspirieren lassen. "Wie der Titel schon verrät", erzählt Thorsten Trelenberg, "haben wir Hölderlin mit der Jetztzeit verlinkt." Und so erstaunt es wenig, dass bei diesem unterhaltsamen Mix aus kurzen Essays, Umdichtungen und literarischen Bearbeitungen am Ende sogar ein Außerirdischer zu Besuch im Hölderlin-Turm ist.

Es gibt Nach-/Umdichtungen einzelner Gedichte, Weiterschreibungen und Bearbeitungen, Erlebnisse und Erfahrungen bei der Lektüre vom "Hyperion"; Essays über die revolutionären Vorzeichen und Zeiten heute und vor 250 Jahren; Dialoge zwischen den Studenten Hegel und Hölderlin; Auszüge aus den Briefwechseln von Schelling, Hegel und Sinclair; Presseerzeugnisse aus dieser Zeit; Beschreibung der ersten gesammelten Werke Hölderlins, und noch viele weitere Links, die von Hölderlins Leben direkt zu unseren führen. Zum Beispiel in 73 ganz kurzen Texten, in denen Hölderlin durch Dortmund wandert und Menschen begegnet, die er verstehen lernen muss.

Mit einem Geleitwort von Rüdiger Görner

www.projektverlag.de


Lesebuch Heinrich Peuckmann

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Lesebuch Heinrich Peuckmann

Lesebuch Heinrich Peuckmann, zusammengestellt vom Autor und mit einem Nachwort von Gerd Puls, Bielefeld: Aisthesis Verlag 2020 [= Nylands Kleine Westfälische Bibliothek 91].

Das "Lesebuch Heinrich Peuckmann" ist eine Zwischenbilanz seines literarischen Schaffens. Es enthält Gedichte, Erzählungen, dazu Roman- und Novellenauszüge, u.a. aus der Novelle "Die lange Reise des Herrn Balzac", dazu aus den Ruhrgebietsromanen "Saitenwechsel", "Die Schattenboxer" oder "Leere Tage". Kurzum, richtig was zum Schmökern.

Das ist es, denkst du plötzlich, was
du ergänzen könntest zu Paris
deine Hoffnungen von damals
deine Träume, Anteil zu nehmen

an der Bohème. Wie sie es
taten, die Großen, die Gréco
Boris Vian, die Maler
nicht nur Picasso, nein

viele andere mehr. Bohème denkst du
was für ein Traum und lachst, nicht
dieses Café, nicht Les deux Magots
nicht Saint-Germain des Prés

Dein Café, es liegt in Kamen
Blick auf den Markt, nicht
schlecht, aber …

aus: Les deux Magots.

www.nyland.de

www.aisthesis.de


Gabriella Wollenhaupt: "Ein letzter Grappa"

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Gabriella Wollenhaupt: "Ein letzter Grappa"

Gabriella Wollenhaupt: Ein letzter Grappa, Köln: Grafit Verlag 2020.

Der 30. Fall - eine Ära geht zu Ende: Maria Grappa ermittelt zum letzten Mal

Bierstadt: Bei einem Hochzeitskorso des Mawardi-Clans kommen eine junge Frau und ihre Tochter ums Leben. Als die Täter lediglich eine Bewährungsstrafe erhalten, bricht Krieg aus zwischen Anhängern der arabischen Großfamilie und der Neonazigruppe "Sturmbund 18". BKA und Verfassungsschutz fahren eine Null-Toleranz-Strategie - mit mäßigem Erfolg: Trotz vermehrter Festnahmen bei Razzien tauchen die eigentlichen Drahtzieher immer rechtzeitig ab. Gibt es womöglich eine undichte Stelle innerhalb der Ermittlungsbehörde?

Reporterin Maria Grappa recherchiert die Hintergründe des Konflikts und ist dabei um Neutralität bemüht. Doch dann werden von ihrem Mail-Account Botschaften verschickt, die sie verdächtig machen, in den brutalen Mord an einem Polizisten verwickelt zu sein. Grappa gerät selbst ins Fadenkreuz.

www.grafit.de


Friedemann Spicker, Jürgen Wilbert (Hg.): "Streitbar und umstritten"

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Friedemann Spicker, Jürgen Wilbert (Hg.): "Streitbar und umstritten"

Friedemann Spicker, Jürgen Wilbert (Hg.): Streitbar und umstritten. Anthologie zum Aphorismenwettbewerb 2020, Düsseldorf: Edition Virgines, Mai 2020.

Die Wettbewerbs-Anthologie umfasst neben den Aphorismen der ersten 30 Gewinner des DAphA-Aphorismen-Wettbewerbs 2020 zum Thema "Streitbar und umstritten" auch über 100 ausgewählte Einzelsätze, so dass der Band einen repräsentativen Querschnitt bietet und jede*r Leser*in unabhängig von der Jury die eigenen Favoriten küren kann.

Der erste Preis (500 Euro und der "Hattinger Igel") ging an Simon Bethge, geb. 1996 in Hamburg. Er studiert zurzeit Literaturwissenschaften in Frankfurt an der Oder.  Er hat bereits mehrere Preise für junge Literatur und Lyrik gewonnen.  Einer seiner drei eingereichten Aphorismen lautet: "Entblößten kann mann schlecht an den Kragen gehen."

Der 2. Preisträger ist Thomas Bäder aus Rosengarten (Jahrgang 1970). Er ist schon seit vielen Jahren journalistisch und künstlerisch aktiv und als Dozent für Schreibkurse tätig. Eine erste Veröffentlichung von Zeichnungen, Aphorismen und Kurztexten ist 2017 erschienen. Auch von ihm ein Textbeispiel: "Konflikte, die nicht ausgesprochen werden, führen zu Handlungen, die sprachlos machen."

Den 3. Preis teilen sich mit der gleichen Punktzahl die beiden Gewinner des Wettbewerbs 2018 Alexander Eilers (Hessisch Oldendorf) und Hans-Jürgen Stumme (Neuss). Eilers (Jahrgang 176) ist promovierter Literaturwissenschaftler und hat bereits verschiedene Aphorismen-Anthologien und eigene aphoristische Publikationen veröffentlicht, zuletzt 2019 die Sammlung "Kiesel". Einer seiner Wettbewerbstexte lautet: "Gäbe es eine Stimme der schweigenden Mehrheit, bliebe sie stumm."

Hans-Jürgen Stumme, geboren 1954, lebt in Neuss und blickt zurück auf diverse journalistische und literarische Schreiberfahrungen und -erfolge. So erschienen in den 1990er Jahren Glossen von ihm in der "Rheinischen Post". Ein preiswürdiger Text lautet: "Ein Staat, der gegen Gewalt rechtzeitig Flagge zeigt, wahrt die Chance, sie später nicht auf halbmast setzen zu müssen."

Unter den ersten zehn Platzierten waren diesmal erfreulich viele jüngere Autor*innen zu finden. Mit 441 Einsendungen wurde der Rekordstand von 2018 (456) knapp unterschritten. Bemerkenswert ist auch, dass der Anteil der Frauen auf den vorderen Plätzen signifikant höher war als in den Vorjahren, so wurde allein die Hälfte der ersten zwölf Plätze von Frauen belegt. Was die Orte und Regionen betrifft, so stammen die meisten Beiträge aus NRW (93), gefolgt von Bayern (51), Niedersachen (35) und Berlin (33). Das Ruhrgebiet ist dieses Jahr mit 22 Einsendungen stärker vertreten als 2018 (15). Bei den ausländischen Absenderadressen liegt Österreich mit 37 Einsendungen deutlich vor der Schweiz mit 15.

"Die Natur lässt nicht mit sich streiten, sie zieht Konsequenzen." - Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger

"Im Wettstreit der Töne entsteht die Sinfonie." - Anhilt Kuder

"Kein Streit ist auch keine Lösung." - Mathias Blühdorn

www.editionvirgines.de


Marius Hulpe: "Wilde grüne Stadt"

Literaturtipp

Marius Hulpe: "Wilde grüne Stadt"

Marius Hulpe: Wilde grüne Stadt oder Im Labyrinth des entwurzelten Lebens, Köln: DuMont August 2019.

Familie, Herkunft, Politik - das endlose Labyrinth

Iran, 1960. Der junge Reza wird vom Schah-Regime als Spion nach Europa verschickt. Studieren soll er, sich ein Leben aufbauen, Wissen sammeln und es in die Heimat transferieren. Über Umwege verschlägt es ihn ins erzreligiöse Westfalen, wo er auf Clara trifft, die in ihrer Heimat fremdelt und gegen die ständige Angst ankämpft, zu enttäuschen. Auch Reza taumelt in der Fremde. In ihrem Wunsch nach Selbstbestimmung finden sie zueinander, doch die Fliehkräfte ihrer Geschichten torpedieren ein dauerhaftes Miteinander. Daran ändert auch die Geburt ihres Sohnes Niklas nichts, der sich schämt für die überbordende Liberalität seiner Eltern. Als Reza 1979 die Islamische Revolution live im Fernsehen verfolgt, begreift er, dass es kein Zurück gibt. Er kollabiert und gerät in Abhängigkeit - von einer Familie, deren Hoffnungen er selbst stets enttäuscht hat.

Fesselnd, sinnlich und einfühlsam dringt Marius Hulpe bis zum Kern dessen vor, was ein Familienleben heute bedeuten kann. Eindrucksvoll erzählt er davon, wie Ideologie und Repression, aber auch ein ungerichteter Freiheitsdrang ein Labyrinth ohne Ausweg bilden können. Ein souveränes, abgründiges, hellsichtiges Debüt. Ein Roman unserer Zeit.

Umschlaggestaltung und -illustration: Nurten Zeren, www.zerendesign.com

Marius Hulpe, geboren 1982 in Soest, lebt nach Auslandsaufenthalten in Polen und Indonesien heute wieder in Berlin. 2008 erschien sein vielbeachteter erster Gedichtband "Wiederbelebung der Lämmer" im Ammann Verlag. Es folgten die Bände "Einmal werden wir" (2013) und "Süße elektrische Nacht" (2014) sowie der Essay "Der Polen-Komplex" (Hanser 2016). Für seine Gedichte, die in sieben Sprachen übersetzt und für Rundfunk und Bühne adaptiert wurden, erhielt er u.a. den Literaturförderpreis des Landes NRW, das LCB-Stipendium des Berliner Senats und das Stipendium der Villa Decius in Krakau. "Wilde grüne Stadt" ist sein erster Roman.

"In seinem Roman verbindet Marius Hulpe weltgeschichtliche Auszüge mit westfälischen Provinzpossen. […] Ich finde das alles genau getroffen" - Jamal Tuschik, DER FREITAG

""Wilde grüne Stadt" ist ein grandioser Roman. Schon deshalb, weil er im Vergleich mit anderen westfälischen "Sittenbildern" die Perspektive weitet und das Thema Migration und Diskriminierung adäquat behandelt. Zudem bietet er großen Lesegenuss." - Walter Gödden, WESTFALENSPIEGEL

www.dumont-buchverlag.de


Katja Angenent: "Die Elfe vom Veitner Moor"

Literaturtipp

Katja Angenent: "Die Elfe vom Veitner Moor"

Katja Angenent: Die Elfe vom Veitner Moor. Ein Roman aus der Welt von "Das Schwarze Auge", Erkrath: Rocket Books Februar 2020.

Ein Fantasy-Krimi aus der DSA-Welt von Katja Angenent. Das Buch ist der zweite Band der Rocket-Books-Reihe zu DSA und der zehnte, den Rocket Books veröffentlicht.

Die südländische Kämpferin Ayla ist unfreiwillig zur Hauptfrau der Abilachter Stadtgarde ernannt worden. Ihr größtes Problem: Langeweile! Als im nahegelegenen Moor die Leiche einer Elfe gefunden wird, interessiert sie der mysteriöse Todesfall so sehr, dass sie schließlich sogar gegen den Willen ihres Vorgesetzten weiter ermittelt. Zusammen mit der neugierigen Elfe Saliniome stellt sie Nachforschungen zur Herkunft der Toten an. Die gemeinsame Spurensuche wird zu einer Reise, die ihr beider Leben für immer verändert...

Man muss die Fantasywelt von DSA nicht kennen, um sich in der "Elfe vom Veitner Moor" zurechtzufinden. Ein Glossar am Ende erläutert zusätzlich eventuell unbekannte Begriffe.

Katja Angenent M.A., geboren 1982 in Ludwigshafen, aufgewachsen in Duisburg, ist freie Journalistin, Autorin und Dozentin für Kreatives Schreiben. Sie verfasst schon seit der ersten Grundschulklasse eigene Geschichten und Bücher. Angenent studierte Deutsche Philologie, Englische Philologie sowie Neuere und Neuste Geschichte und lebt heute in Duisburg und Münster. Sie gehört zur Autorengruppe "Semikolon" und veröffentlicht Kurzgeschichten in Anthologien und Zeitschriften.

www.katjaschreibt.de


Lesebuch Volker W. Degener

Literaturtipp

Lesebuch Volker W. Degener

Lesebuch Volker W. Degener, zusammengestellt von Joachim Wittkowski, Bielefeld: Aisthesis Verlag 2019 [= Nylands Kleine Westfälische Bibliothek 82].

Volker W. Degener (geb. 1941) zählt seit nunmehr über 50 Jahren zu den Aktivposten der deutschen Literatur, speziell des Ruhrgebiets. Ob als Erzähler, Lyriker, Aphoristiker, Hörspielautor und bisweilen auch als Kritiker - sein Hauptthema ist die Lebenswirklichkeit seiner Protagonisten, denen der Autor stets nahe ist. Hinzu kommt - neben der Tätigkeit im höheren Polizeidienst - Degeners intensive und bis heute anhaltende Tätigkeit als Funktionär und Juror, stets verbunden mit dem Anliegen, die Literaturszene vor Ort zu stärken und junge Talente zu fördern. Bei alledem fragt sich der Leser, wie der Autor das alles unter einen Hut bringen konnte. Dies scheint dem Autor selbst ein Rätsel: "Rückblickend kann ich sagen, dass ich nie beabsichtigt hatte, mich so stark in den Literaturbetrieb einzubringen, mit meiner Literatur und mit meinen Initiativen. Aber es ist passiert, und im Nachhinein bin ich stolz darauf. Die Frage, wie ich das alles neben meinem anstrengenden 'Brotberuf' geschafft habe, kann ich mir selbst nicht logisch beantworten."

www.nyland.de

www.aisthesis.de


Ver(w)ortungen. Festschrift für Michael Hellwig

Literaturtipp

Ver(w)ortungen. Festschrift für Michael Hellwig

Melanie Babenhauserheide, Anna Bella Eschengerd (Hg.): Ver(w)ortungen - Bildungsprozesse im Rumpelstilzchen-Literaturprojekt. Eine Festschrift für Michael Hellwig, Bielefeld: Aisthesis Verlag 2020.

Am 31. Januar 2020 ist Michael Hellwig, Leiter des Rumpelstilzchen Literaturprojekts am Widukind Gymnasium Enger, in Rente gegangen. Damit löst sich das Literaturprojekt eines langjährigen Netzwerkpartners von literaturland westfalen von der Schule. Über Jahrzehnte hat es Kindern und Jugendlichen unterschiedliche Foren des Austauschs sowie mannigfaltige Möglichkeiten geboten, um literarisch zu schreiben, eigene Texte zu veröffentlichen und mit Lyrik und Prosa an die Öffentlichkeit zu treten. Melanie Babenhauserheide und Anna Bella Eschengerd haben den Übergang zum Anlass genommen, um gemeinsam mit anderen ehemaligen und gegenwärtigen Teilnehmer*innen des Projekts mit einer Festschrift für Michael Hellwig ein Schlaglicht auf das facettenreiche Literaturprojekt zu werfen und den bildenden Charakter für viele Teilnehmer*innen sichtbar zu machen. Als pädagogisches Vorbild wird das Literaturprojekt auf diese Weise einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.

Exemplarisch veranschaulichen literarische Texte das breite Spektrum der Werke von Beteiligten sowie die Entwicklung ihres Schreibens. Autobiographische Reflexionen, Interviews mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern wie auch wissenschaftliche Betrachtungen gehen der individuellen, pädagogischen und kulturellen Bedeutung des Projekts nach. Durch die Diversität der Perspektiven werden vielfältige Ideen und Anregungen entfaltet, wie ästhetische Bildung durch einen kreativen Zugang ganz grundsätzlich begünstigt und ermöglicht werden kann. Gleichzeitig werden auch Schwierigkeiten eines solchen Engagements innerhalb und außerhalb eines schulischen Kontexts kritisch reflektiert.

www.aisthesis.de


Susanne Bohne: "Das schräge Haus"

Literaturtipp

Susanne Bohne: "Das schräge Haus"

Susanne Bohne: Das schräge Haus, Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2019.

Wäre Ella ein Haus, dann eins mit schrägem Giebel.

Findet zumindest Mina, in deren Ruhrpott-Schrebergarten-Welt Ella aufwächst. Dort, wo die Sommer golden sind und Glühwürmchen Wünsche erfüllen, oder manchmal auch nicht. Schön und wundersam ist es hier - bis zu jenem Sonntag im Juni, nach dem nichts mehr sein wird, wie zuvor... 26 Jahre später sind die Sommer nur noch heiß, die Glühwürmchen verschwunden und Ellas Haus schiefer denn je. Aber damit ist sie nicht allein, denn in ihrer psychologischen Praxis geben sich Menschen die Klinke in die Hand, die alle mit ihren eigenen Schrägheiten zu kämpfen haben. Auch Herr Oebing, der gern Krümelmonster-T-Shirts trägt und seine Frau Traurigkeit pflegt.

Ein Roman voller liebenswert verschrobener Figuren, der zeigt: Egal wie schräg - irgendwie wird es schon gehen, im Leben. Das tut es immer. Und manchmal wird es sogar richtig schön.

Susanne Bohne, selbst ein Ruhrpott-Kind, studierte Germanistik und arbeitete als Designerin, bevor sie - inspiriert von ihrer Tochter - anfing, Kinderbücher zu schreiben und zu illustrieren. Sie findet, dass Humor eine gute Überlebensstrategie ist und dass die kleinen Dinge des Lebens oft größer sind, als sie scheinen. Davon erzählt auch ihr Roman "Das schräge Haus".

Die vom Westfälischen Literaturbüro veranstaltete Premierenlesung findet am 21.02. im Nicolaihaus in Unna statt. Am 11.05. präsentiert Susanne Bohne ihren Roman in der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund.


Monika Littau: "Von der Rückseite des Mondes"

Literaturtipp

Monika Littau: "Von der Rückseite des Mondes"

Monika Littau: Von der Rückseite des Mondes. Chinesische Miniaturen, Schiedberg/Österreich: Bacopa Verlag 2019

Eine Europäerin unter fremden Bäumen versucht zu verstehen, was chinesisch ist. Aber je mehr sie das Typische fassen will, desto vielschichtiger wird das Bild.

Warum heißt Jiang, Jiang? Ist Mo Li ein guter Name, um in China anzukommen? Warum lächeln die Studentinnen und zeigen das Victory-Zeichen? Was ist für sie wichtig außer dem Aufstieg zu Wohlstand? Welche Rolle spielen dabei Familie, Bildung, Philosophie, Religion oder die Partei? Und ist es nicht immer das Menschliche, Allzumenschliche, das überall auf der Welt - das Verhalten motiviert?

Am Ende gibt es in den literarischen Momentaufnahmen viele Beobachtungen und mehr Fragen als Antworten. Die Fragen jedoch führen zum chinesischen Traum und zu ihren Träumern, die auch auf der Rückseite des Mondes spazieren gehen. Es öffnet sich der Wald und wir treten auf die Lichtung globaler Seelenräume.

Die Miniaturen wollen einen lyrisch-literarischen, manchmal reportagehaften Zugang zur Gegenwart im Reich der Mitte, dem Übermorgenland geben. Lakonisch geschrieben, ziehen sie beim Lesen in den Rhythmus der Sprache. Aus Bruchstücken setzt sich ein chinesisches Mosaik des Einzigartigen, der Gegensätze und des Gleichgemachten zusammen.

Monika Littau, geboren in Dorsten, studierte Germanistik, Geographie und Musikwissenschaft in Bochum und Münster. Sie war in Forschung, Bildung, Kultur-/Literaturförderung tätig, zuletzt im Kulturministerium NRW. Sie lebt heute als freie Autorin und Herausgeberin in Bonn. Littau erhielt für ihre Arbeiten eine Reihe Auszeichnungen und Stipendien. Sie ist Förderpreisträgerin des Landes Nordrhein-Westfalen, wurde zweimal in Berlin mit dem Preis für politische Lyrik ausgezeichnet und durch Stipendien des Landes und der Kunststiftung NRW unterstützt. Sie konzipierte und organisiert eine Reihe von Literatur-/Lyrikprojekten, seit 2010 bis heute beispielsweise den landesweiten Lyrik-Wettbewerb postpoetry.NRW . Sie ist Vorsitzende der Gesellschaft für Literatur in NRW e.V.

www.bacopa.at


Walter Gödden: "Aliens welcome"

Literaturtipp

Walter Gödden: "Aliens welcome"

Walter Gödden: Aliens welcome! Science-Fiction-Literatur aus Westfalen 1904-2018, Bielefeld: Aisthesis Verlag 2019

Science-Fiction-Literatur aus Westfalen? Gibt es die überhaupt? Das Thema scheint nicht zur hiesigen Region zu passen. So dachten wohl viele. Denn in einschlägigen Kompendien findet es nicht statt. Dabei ist es ergiebig. Westfälische Autoren waren überall dabei, prägten das Genre auf ihre Weise mit. Und bereicherten es durch oft skurrile Spezifika: Welche andere Region kann schon mit einem Science-Fiction-Stoff in Plattdeutsch aufwarten, mit Science-Fiction in Form von Terzinen, als Anarcho-Comic oder als Superheld von nebenan mit hohem Schmusewert? Ansonsten befinden wir uns in einem Gemischtwarenladen, der vom Grusel-Schocker bis zur gesellschaftlich relevanten Dystopie, vom Trash bis zum tiefenpsychologischen Experiment alles im Angebot hat - ein buntes Mixtum aus Megasellern, Jugendsünden, hochambitionierten Weltverbesserungsfantasien, philosophischen Weltuntergangsszenarien bis hin zu Provokationen und übermütigem Nonsens. Literatur in ihrer ganzen Vielfalt also.

Auf jeden Fall ist Science-Fiction-Literatur ein Phänomen. Ihre Verbreitung gehorcht bestimmten Mechanismen und ausgeklügelten Distributionswegen. Was führte zu ihrem Erstarken in den 1950er Jahren? Welche Rolle spielten dabei Leihbibliotheken, die besonders zahlreich in Westfalen anzutreffen sind? Antworten auf solche Fragen gewähren Aufschluss über Mechanismen eines literarischen Marktes, auf dem sich Nerds und Enthusiasten ebenso tummeln wie "ernsthafte Wissenschaftler". Das gilt auch für die erfolgreichste Weltraumserie aller Zeiten, "Perry Rhodan", an der gleich mehrere westfälische Autoren mitschrieben und die nach wie vor jede Woche neu am Kiosk auf spannungshungrige Leser wartet.


Michael Hellwig (Hg.): "Was heißt hier Fremde?"

Literaturtipp

Michael Hellwig (Hg.): "Was heißt hier Fremde?"

Michael Hellwig (Hg.): Was heißt hier Fremde? Lyrik, Prosa, Berichte, Enger: Veröffentlicht im Rumpelstilzchen-Literaturprojekt Juli 2019

"Was heißt hier Fremde?“ wollten das Rumpelstilzchen-Literaturprojekt und das Engeraner Haus der Kulturen wissen. Und sie haben Menschen aller Altersgruppen mit und ohne "Migrationshintergrund" eingeladen, ihre Gedanken und Erfahrungen zu Fremde und Fremdheit als Geschichten oder Gedichte niederzuschreiben. Selbsterlebtes war genauso gefragt wie Erfundenes. Die Suche nach einer Heimat genauso wie die nach sich selbst.

Das Rumpelstilzchen-Literaturprojekt besteht seit Oktober 1981. Sein Ursprung ist schulisch und sein Ziel vor allem die Förderung literarisch schreibender Kinder und Jugendlicher. In manchen Projekten arbeiten aber auch immer wieder mal ältere "Ehemalige" mit, so dass das Rumpelstilzchen-Literaturprojekt auch ein außerschulisches Standbein hat.

Michael Hellwig, geb. 1954; im Hauptberuf Lehrer, arbeitet u.a. seit 1981 im Rumpelstilzchen-Literaturprojekt mit jungen Autor*innen; Herausgeber mehrerer Anthologien mit literarischen Texten jugendlicher Autor*innen, Publikationen für verschiedene pädagogische Verlage, Arbeiten für die Presse, Öffentlichkeitsarbeit, verschiedene eigene literarische Veröffentlichungen, gelegentlich Ausstellungsbeteiligungen mit Text-Bild-Projekten.

Alexander Kapitanowski, geb. 1953, ist Zeichner, sein künstlerischer Schwerpunkt liegt auf Porträts, häufig in der Auseinandersetzung mit Porträtkunst der Vergangenheit, aber auch mit bekannten Meisterwerken der bildenden Kunst.

Das Buch ist im Selbstverlag erschienen und kann  für 8 € per Mail an rumpelstilzchen@remove-this.widukindgymnasium.de bestellt werden.

Umschlagzeichnung: Alexander Kapitanowski
Gestaltung & Satz: Michael Hellwig, Siegfried Baron


Wiebke Kalläne: "Apfelgelb. Die heimliche Liebe des Malers"

Literaturtipp

Wiebke Kalläne: "Apfelgelb. Die heimliche Liebe des Malers"

Wiebke Kalläne: Apfelgelb. Die heimliche Liebe des Malers, Münster: Solibro Verlag 2019

Eine verbotene Liebe und ein gefährliches Kunstwerk, das Opfer fordert...

Der spannende historische Roman versetzt den Leser ins niederländische Delft des 17. Jahrhunderts. Als der Bauernsohn Jarik de Boer nach Delft kommt, trifft er auf den noch jungen Maler Joannis van der Meer. Dieser erkennt in ihm seine eigene Leidenschaft für die Malerei und nimmt ihn bei sich auf. Doch die Leidenschaft für die Schönheit der Farben wird Jarik zum Verhängnis, als er auf die schöne Griet trifft, die sein Meister malen soll...

Ausgangspunkt für den Roman ist das Gemälde "Briefleserin am offenen Fenster" (1657) aus dem Frühwerk von Joannis van der Meer (Jan Vermeer), dem berühmten holländischen Maler. Besonders interessant ist, dass jüngst der Beweis erbracht wurde, dass eine schon 1979 durch Röntgenaufnahmen nachgewiesene Übermalung eines Cupidos an der Wand hinter der Leserin nicht von Vermeer stammen kann. Diesen Fakt hat die Autorin in die Handlung integriert und eine Übermalung des Gemäldes durch Vermeers Tochter Maria angenommen, wie es auch von Kunstexperten diskutiert wird.

Genre: Historischer Roman, vgl. Tracy Chevalier "Das Mädchen mit dem Perlenohrring", Deborah Moggach "Tulpenfieber", Susan Vreeland "Mädchen in Hyazinthblau"

Zielgruppe: Ein Buch für Leser, die sich für Historie, Kunst und Liebesgeschichten interessieren sowie für das Goldene Zeitalter in den Niederlanden und die holländische Malerei.

Die Autorin Wiebke Kalläne aus Oelde studierte an der Universität Bielefeld und der Pädagogischen Hochschule in Wien. Nach dem 1. Staatsexamen in Biologie und Deutsch folgte bei Wiebke Kalläne eine Ausbildung zur Redakteurin. Heute unterrichtet sie an einer Schule in Lippstadt. Ihre ersten Veröffentlichungen waren die Kurzgeschichte "Der letzte Walzer" in der Literaturzeitschrift "Konzepte" sowie Artikel in biologischen Fachzeitschriften. Mit dem Thema der Malerei beschäftigt sie sich privat.

"Das Buch ist grandios, geht einem an die Nieren und ans Herz. Prägnant und auf den Punkt." -  Frank Jöricke (Autor)

www.solibro.de


Kurt Wasserfall: "Papa Cool"

Literaturtipp

Kurt Wasserfall: "Papa Cool"

Kurt Wasserfall: Papa Cool, Schmallenberg: WOLL-Verlag 2019

Unterhaltsame Zeitreise in die Welt einer Neunjährigen vor 30 Jahren:

Es gab sie einst, eine Kindheit ohne Handys, Internet oder PC-Spiele, ohne WLAN und WIFI, ohne Facebook, Instagram und YouTube. Was manchem Kind von heute wie steinzeitlich anmuten mag, war nicht zuletzt auch im Sauerland gang und gäbe. Kann man sich so eine Kindheit als glücklich und reich an Abenteuern vorstellen? Unmöglich! Unmöglich? Alles andere als das! Spannende Abenteuer warteten hinter jeder Ecke, jedem Winkel, Felsen oder Baum und wer heutzutage auf die Zeit vor zum Beispiel 30 Jahren zurückblickt, erinnert sich sicherlich an glückliche Kindheitstage. Und das Schöne an Kurt Wasserfalls Buch Papa cool ist, dass diese schöne und von allen Ablenkungen freie Welt noch immer zu finden ist, wenn man sie nur sucht... Papa cool führt die Leser zurück in jene Zeiten, lässt in die Alltagswelt der neunjährigen Lena eintauchen, die mit ihren Eltern, ihren beiden Brüdern und ihrer Oma im schönen Sauerländer Örtchen Jagdhaus lebt. Und mit einem Schriftsteller als Vater ist so manches lustig-chaotische Abenteuer vorprogrammiert.

Kurt Wasserfall gelingt in seinem mit Bildern von Anke Kemper illustrierten Buch Papa cool der schöne Blick in die Selbstverständlichkeit, mit der die neunjährige Lena die Welt sieht: ohne die großen und zugleich oft allzu nichtigen Ablenkungen des heutigen Lebens, mit beiden Füßen auf dem Boden ihrer Sauerländer Heimat und immer mit einem Lächeln oder Lachen in Augen- und Mundwinkel.

Der 1952 in Göttingen geborene Kinder- und Jugendbuchautor Kurt Wasserfall ist nach Jahren in Hamburg, Freiburg oder auf Borkum längst glücklich in Jagdhaus daheim. In Köln studierte Wasserfall Theaterwissenschaften und Germanistik, reiste durch Europa, war als Schauspieler und Regie-Assistent tätig und gibt neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch Kurse zur Sprachkompetenz und in Kreativem Schreiben. Für sein Buch "Ben Makhis oder Die Reise in das Abendland" erhielt er 1990 den Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur der Stadt Braunschweig.

www.woll-verlag.de


Jan Brandt: "Ein Haus auf dem Land/Eine Wohnung in der Stadt"

Literaturtipp

Jan Brandt: "Ein Haus auf dem Land/Eine Wohnung in der Stadt"

Jan Brandt: Ein Haus auf dem Land/Eine Wohnung in der Stadt, Köln: DuMont 2019

Stadt und Land, Utopie und Heimat - zwei Dinge, die ohne einander nicht zu denken sind. Zwei Seiten einer Medaille, die unser Leben und Fühlen maßgeblich bestimmen. In "Ein Haus auf dem Land" nimmt er uns mit in sein ostfriesisches Heimatdorf Ihrhove, in dem das Haus seines Urgroßvaters vor dem Abriss steht. Der Eigentümer, ein Bauunternehmer, sieht keinen Grund, das Alte zu erhalten, wo sich durch etwas Neues der Profit um ein Vielfaches steigern lässt. Jan Brandt droht der Verlust der Heimat, und er nimmt den Kampf auf, um den Gulfhof zu retten, das Symbol seiner Herkunft.

In Berlin, wohin sich Brandt Ende der Neunziger vor der Provinz geflüchtet hatte, droht ihm zeitgleich der Rauswurf aus der Mietwohnung. Grund: Anmeldung von Eigenbedarf. Der Autor bekommt zu spüren, dass sich Berlin, die einstige antikapitalistische Utopie, in eine Schlangengrube verwandelt hat, in der die Mieter nahezu alles für eine bezahlbare Wohnung tun würden - und müssen.

Ob Stadt oder Land: Immer erzählt Jan Brandt als exzellenter Beobachter, kluger Essayist, herausragender literarischer Schriftsteller von den Abgründen der Gegenwart.

Jan Brandt, geboren 1974 in Leer (Ostfriesland). Sein Roman "Gegen die Welt" (DuMont 2011) stand auf der Shortlist des Deutschen Buch-preises und wurde mit dem Nicolas-Born-Debütpreis ausgezeichnet. Bei DuMont erschienen außerdem "Tod in Turin" (2015), "Stadt ohne Engel" (2016), "Der magische Adventskalender" (2018) und der aktuelle Roman Ein Haus auf dem Land/Eine Wohnung in der Stadt (2019).

www.dumont-buchverlag.de

Am 15. November stellt Jan Brandt sein Buch in Unna vor. Die Lesung findet im Nicolaihaus statt.


Gerhard Behrens: "Zwischen Mord und Krieg. Als Spion des Königs in Soest"

Literaturtipp

Gerhard Behrens: "Zwischen Mord und Krieg. Als Spion des Königs in Soest"

Gerhard Behrens: Zwischen Mord und Krieg. Als Spion des Königs in Soest, Schmallenberg: WOLL-Verlag 2019

Das westfälische Soest gehört Mitte des 18. Jahrhunderts zwar zum Königreich Preußen, verfügt als einzige Stadt Westfalens aber über das Privileg der Selbstverwaltung. Der junge Premierleutnant Christoph von Benkendorff aus Sassendorf bei Soest ist ein mitunter arrogant und rücksichtslos agierender Vertreter des westfälischen Adels, preußisch patriotisch gesinnt, stets fair und aufgeklärt. Von seinem König, Friedrich II., dem späteren "Alten Fritz", wird von Benkendorff mit einem Geheimauftrag nach Soest geschickt, denn der Preußenkönig vermutet Ungehorsam im Rat der Stadt. Das politische Parkett erweist sich als gefährlich glatt - und dass ein Mord hinzukommt, der den jungen Leutnant auch persönlich tangiert, macht seine prekäre Aufgabe nicht einfacher...

Fans spannender Lektüre dürfen sich auf die erste deutschsprachige Veröffentlichung des versierten Autors Behrens freuen, der bislang vier englischsprachige Krimis herausgebracht hat. Gerhard Behrens liefert eine spannende Erzählung, die tief in der Geschichte seiner westfälischen Heimat verwurzelt ist. Der in eine aktualisierte Sprache "übersetzte" fiktive Bericht des westfälischen Leutnants Christoph von Benkendorff führt in bester Tradition des historischen Kriminalromans Zeitgeschichte, Lokalhistorie und Kriminalfall zusammen.

www.woll-verlag.de


Friedemann Spicker, Jürgen Wilbert (Hg.): "Der Aphorismus im Dialog"

Literaturtipp

Friedemann Spicker, Jürgen Wilbert (Hg.): "Der Aphorismus im Dialog"

Friedemann Spicker, Jürgen Wilbert (Hg.): Der Aphorismus im Dialog. Formen und Spielarten der Begegnung, Düsseldorf: Edition Virgines 2019. Illustriert von Zygmunt Januszewski.

Fachbeiträge – Aphorismen – Illustrationen

Dokumentation zum 8. Internationalen Aphoristikertreffen vom 01. bis 03. November 2018 in Hattingen / Ruhr

Die Verantwortlichen für die Aphoristikertreffen in Hattingen legen zum achten Mal die Dokumentation der Tagungsergebnisse vor, damit nicht nur die TeilnehmerInnen des europaweit einmaligen Kongresses, sondern auch weitere an der Gattung Interessierte die inhaltliche Diskussion nachträglich mit verfolgen können. Der Band umfasst neben dem Text des rahmengebenden Einführungsvortrags von Friedemann Spicker den Vortrag des Literaturkritikers Burkhard Müller sowie die Referate über Spielarten des Aphoristischen im öffentlichen Raum (Jürgen Wilbert) und speziell in der Werbesprache (Petra Balsliemke).

Ferner enthält die Dokumentation sechs persönliche Kurzberichte über prägende Begegnungen mit AutorInnen wie Kraus, Lec, Lichtenberg, La Rochefoucauld, Moser sowie Marie von Ebner-Eschenbach. Einen traditionellen Bestandteil bildet weiterhin die Auswahl der vorgelesenen Aphorismen. Neu in diesem Band ist der Teil der Umfrage bei z.T. namhaften Aphoristikern zum Thema der Tagung: Begegnung mit dem Aphorismus. Geantwortet haben 21 SchriftstellerInnen aus dem gesamten deutschen Sprachraum. Ein wertvoller Bestandteil ist auch die aphoristische Begegnung des Schriftstellers Ilija Trojanow mit Heimat und Fremde, aus der einzelne Stücke präsentiert werden. Erneut werden die aphoristischen Neuerscheinungen der letzten beiden Jahre verzeichnet; neben den Angaben in der jährlich erscheinenden "depesche" soll sich hier eine fortlaufende Bibliographie entwickeln.

www.editionvirgines.de


Matthias Engels u.a. (Hg.): "All over Heimat"

Literaturtipp

Matthias Engels u.a. (Hg.): "All over Heimat"

Matthias Engels, Thomas Kade,Thorsten Trelenberg (Hg.): All over Heimat, Lyrik und Prosa von 150 Autorinnen und Autoren aus über 20 Ländern, Lehrensteinsfeld bei Heilbronn: Stories & Friends 2019.

"Heimat" - nur ein (W)Ort?

Mit "All over Heimat" werden die Ergebnisse eines weltweit einzigartigen Projekts präsentiert. Heimat! Viele benutzen diesen Begriff derzeit wieder, ohne ihn klar definieren zu können oder zu wollen. Doch darf man, muss man diesen überstrapazierten Begriff weiter bemühen? Ist die Suche nach Heimat letztendlich nicht nur die Sehnsucht nach Geborgenheit in einer zunehmend von unbehausten Individualisten geprägten Zeit?

Die Herausgeber Matthias Engels, Thomas Kade und Thorsten Trelenberg fragten DichterInnen und SchriftstellerInnen aus über 20 Nationen, was ihnen zum Thema Heimat einfällt, und erhielten sehr persönliche und vielfältige Einblicke. Neben DebütantInnen finden sich in der Anthologie zahlreiche AutorenInnen, die bereits bedeutende literarische Auszeichnungen erhalten haben.


Özlem Özgül Dündar: "gedanken zerren"

Literaturtipp

Özlem Özgül Dündar: "gedanken zerren"

Özlem Özgül Dündar: gedanken zerren, Gedichte, Nettetal: Elif Verlag 2018 (3. Auflage Februar 2019).

Mit einem atemlosen Rhythmus rast das Ich in den Gedichten der Lyrikerin Özlem Özgül Dündar durch die Zeilen und immer wieder prallt es dabei auf Grenzen der Sprache, des Körpers, des Dus. Sprachliche Ohrfeigen und Widerstand sind in jeder Begegnung. Geplagt vom Unvermögen der Kommunikation und vom ständigen Entgleiten menschlicher Beziehungen stolpert das Ich rastlos von einem zum anderen Gedicht. Kein Miteinander scheint zu existieren, das von Dauer ist. www.elifverlag.de

Am 1. September wird Özlem Özgül Dündar mit dem Alfred-Müller-Felsenburg-Literaturpreis 2019 ausgezeichnet. Ihre Texte, lobt die Jury, überzeugten durch "sinnliche Schönheit und intellektuellen Glanz". Mehr zur Veranstaltung lesen Sie hier>>


Artur Nickel (Hg.): "Von Fluchten und Wiederfluchten"

Literaturtipp

Artur Nickel (Hg.): "Von Fluchten und Wiederfluchten"

Artur Nickel (Hg.): Von Fluchten und Wiederfluchten. Eine Anthologie, mit Worten zum Geleit von Ilija Trojanow, Vechta:  Geest-Verlag 2017.

Zeit kauertauf dem Hohlweg
und gräbt die Hände
in Taschen
voller Möglichkeiten

schreibt Sigune Schnabel in einem ihrer Gedichte für dieses Buch und deutet damit an, wie vielschichtig das Thema "Flucht und Wiederfluchten" ist. Und genau darum ging es dem Festivalteam Literatürk, dem Kulturzentrum Grend, beide aus Essen, sowie dem Geest-Verlag aus Vechta. In einer europaweiten Ausschreibung luden sie vom Sommer 2016 bis Januar 2017 dazu ein, sich literarisch mit der Thematik zu befassen. Mehr als 300 Texte aus ganz Europa, ja, sogar aus Übersee, gingen ein. Bekannte und unbekannte Autorinnen und Autoren setzten sich mit der Thematik auseinander,
inhaltlich und sprachlich immer wieder mit bemerkenswerten Beiträgen.

Nicht nur aktuelle Fluchten wurden angesprochen, auch Fluchten aus der Zeit um 1945, DDR-Fluchten aus den Achtzigerjahren, Balkan-Fluchten aus der Zeit danach und anderes mehr. Das dokumentiert die vorliegende Anthologie, in die etwa 100 Beiträge aufgenommen werden konnten.

Als Herausgeber ist es Artur Nickel gelungen, in 14 Kapiteln zentralen Fragestellungen von Flucht nachzuspüren und auf literarischer Ebene Vergleichsmöglichkeiten zu schaffen. Warum fliehen Menschen? Was gewinnen und verlieren sie? Was passiert, wenn sie willkommen sind oder abgelehnt werden? Wie bringen sie sich sprachlich ein? Welche Rolle übernehmen Einheimische? Können die Flüchtlinge zusammen mit den Menschen des Landes, in das sie geflohen sind, etwas Neues aufbauen? Ein vielseitiger und facettenreicher literarischer Sammelband, der neue Sichtweisen auf das Thema Fluchten und Wiederfluchten eröffnet!

Dr. Artur Nickel, geb. 1955, Autor (Lyrik und Prosa), Literaturvermittler, Lehrer, Herausgeber der Essener Anthologien, lebt in Bochum. Zuletzt erschienen von ihm im Geest-Verlag "WER ich WO bin?!, Essener Anthologie Bd.13" und "ruhreinw/ärts/verdichtet". Nickel ist Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller.


Ralf Thenior: "Im Licht der Kakifrüchte"

Literaturtipp

Ralf Thenior: "Im Licht der Kakifrüchte"

Ralf Thenior: Im Licht der Kakifrüchte. Reisegedichte aus Georgien, Düsseldorf: Edition Virgines 2018.

Im Herbst 2016 und im Frühjahr 2018 bereiste der Dichter Ralf Thenior Georgien. Die auf beiden Reisen entstandenen Gedichte sind unter den Titeln "Im Licht der Kakifrüchte" und "Aprilaquarelle" in diesem Band gesammelt. Die Gedichte vermitteln Einblicke und Einsichten in ein in Westeuropa noch weitgehend unbekanntes Land.

Mit klarem und aufmerksamem Blick schildert der Dortmunder Autor Begegnungen mit Menschen, Tieren und Pflanzen in einem ihm unbekannten Land. In den längeren Gedichten über Ausflüge, Wanderungen und Marschrutkafahrten blitzen immer wieder traumhafte, surreale Szenen aus der Argonautensage auf.

Die Gedichte vermitteln Einblicke und Einsichten in ein in Westeuropa noch weitgehend unbekanntes Land.


Cornelia Ertmer: "Der Geschmack von Lebertran"

Literaturtipp

Cornelia Ertmer: "Der Geschmack von Lebertran"

Cornelia Ertmer:  Der Geschmack von Lebertran. Eine Kindheit in den 50er-Jahren, Dortmund: OCM 2018.

Das Kind wird in den 50ern geboren: Die Schrecken des Krieges verblassen, das Wirtschaftswunder blüht. Paradiesische Jahre, um groß zu werden. Doch es ist nicht nur die Zeit von Sonntagsgroschen, Fleißkärtchen und Häschenschule, sondern auch von Prüderie und Heuchelei. Der Schein der Wirtschaftswundergesellschaft wird mit allen Mitteln bewahrt. Und so stößt das Kind immer wieder auf Verbote und Tabus. Es gerät mit Nonnen aneinander und muss demütigende Erziehungsmaßnahmen über sich ergehen lassen.

Eine Kindheit, die nicht nur nach Karamellbonbons und Salmiakpastillen schmeckt.

Cornelia Ertmer, geboren 1953 in Recklinghausen, lebt und schreibt, zumindest zeitweise, in ihrer Wahlheimat Dortmund. Den Wunsch zu schreiben hatte sie schon früh. Doch ließen ihr die Familie mit drei Kindern und der Beruf als Lehrerin für Deutsch, praktische Philosophie und Darstellen und Gestalten an einer Gesamtschule in OWL wenig Freiraum. Seit sie im Ruhestand ist, findet sie die Muße, ihre Kreativität im Schreiben zu realisieren. Die Geschichtensammlung "Der Geschmack von Lebertran" ist ihre erste literarische Veröffentlichung als Autorin. Ein Roman ist in Arbeit.

www.ocm-verlag.de


Gary Flanell: "Angst vor blauem Himmel"

Literaturtipp

Gary Flanell: "Angst vor blauem Himmel"

Gary Flanell: Angst vor blauem Himmel, Erzählungen, Berlin: Edition Subkultur 2018.

Gary Flanell sieht die Welt mit anderen Augen. Kann aber auch sein, dass alle anderen blind sind.

Die Protagonisten in Garys Erzählungen sind frustrierte Medienschaffende und kleine Spinnen, ambitionierte DJs und melancholische Lappen, pubertierende Punks und nervös witzelnde Wale auf dem Fließband ins Jenseits. Dabei kann es absurd, komisch und traurig werden, manchmal auch gleichzeitig.

35 neue Geschichten und Gedichte voller schräger Typen und Musik.

Gary Flanell, geb. in Hamm (Westf.), lebt, schreibt und musiziert im Osten Berlins. Hat sich bis hierher durchgeschlagen als Musikjournalist, Prompterfahrer, Lesebühnenorganisator, Gerichtsshow-Darsteller und DJ. Er sammelt defekte Musikinstrumente, wählt die Musik des Tages mit Bedacht aus und hat viel Spaß daran, wohlklingende Namen für fiktive Bands zu erfinden. Mit "Angst vor blauem Himmel" legt er nach knapp fünf Jahren seinen zweiten Kurzgeschichtenband vor.

www.subkultur.de/edition/


Ralph Köhnen (Hg.): "10 Jahre Bochumer Literaten"

Literaturtipp

Ralph Köhnen (Hg.): "10 Jahre Bochumer Literaten"

Ralph Köhnen (Hg.): 10 Jahre Bochumer Literaten, Einblicke in die Werkstatt, Bochum: projekt verlag 2018.

Arbeit an und mit Literatur ist durchaus kein einsames Schaffen, wie es etwa das hartnäckige Klischee besagt. Sie ist vielmehr soziale Praxis - und so verstehen die BoLits seit zehn Jahren ihre Kooperation. Gespräche geben aber nicht nur innerhalb der Gruppe Impulse für den einzelnen, sondern ereignen sich auch mit literarischen Vorbildern als Intertext, und darüber hinaus wirken sie in die gesellschaftliche Kommunikation zurück. Wechselseitige Unterstützung, aber auch Diskussionen und Konfrontationen kennzeichnen die Geschichte der Gruppe - etwa über die Frage, wie weit sich Literatur auf politische Zwecke festlegen soll oder nicht, welche Rolle das subjektive Temperament des Schreibenden spielen kann und welche ästhetischen Formen anzustreben sind. Zeit also insgesamt für eine Standortbestimmung, die hier jede/r einzelne vornimmt - in Interviews, aber auch in selbstprogrammatischen Texten. Ebenso gibt die vorliegende Textauswahl Einblicke in die Vielheit der Themen, Motive und Gattungen, die die Gruppe bearbeitet hat, und dies durchaus nicht im Random-Verfahren, sondern repräsentativ für die Schreibenden und passend zu den Programmtexten.

www.projektverlag.de


H.P. Karr, Herbert Knorr, Sigrun Krauß (Hg.): "Henkers.Mahl.Zeit"

Literaturtipp

H.P. Karr, Herbert Knorr, Sigrun Krauß (Hg.): "Henkers.Mahl.Zeit"

H.P. Karr, Herbert Knorr, Sigrun Krauß (Hg.): Henkers.Mahl.Zeit - Mord am Hellweg IX, Dortmund: Grafit 2018.

Klaus-Peter Wolf, Simone Buchholz, Bernhard Aichner und viele andere laden ein zum letzten Mahl...

Wieder einmal wird die Hellwegregion zum Eldorado namhafter deutschsprachiger Krimistars, die munter und ungeniert die Gegend zwischen Lippstadt und Witten, Hamm und Iserlohn unsicher machen. Fast immer steht "der letzte Bissen" im Mittelpunkt der mörderischen Kurzgeschichten. So stirbt in "Methusalem City" Bad Sassendorf ein Journalist an einem vergifteten Stück Sahnetorte und Hagener Zwiebackleichen pflastern jeden Weg. Die "Schwerter Schwarte" ist kein leckeres Nachkochgericht, sondern blutiger, gefrorener Ernst und in Kamen wird einem Fußballspieler vom BVB ausgerechnet das westfälische Nationalgericht "Himmel und Erde" buchstäblich zur Henkersmahlzeit.

Ob lustig, grotesk oder einfach nur spannend - für gute Unterhaltung garantieren folgende Autorinnen und Autoren: Bernhard Aichner (Erwitte), Max Annas (Fröndenberg), Alex Beer (Wickede), Simone Buchholz (Dortmund), Franz Dobler (Ahlen), Wulf Dorn (Holzwickede), Monika Geier (Hamm), Frank Goldammer (Iserlohn), Stefanie Gregg (Soest), Ule Hansen (Lüdenscheid), Elisabeth Herrmann (Gelsenkirchen), Bernhard Jaumann (Oelde), Krischan Koch (Hagen), Thomas Krüger (Bad Sassendorf), Kristin Lukas (Kamen), Sunil Mann (Bergkamen), Gisa Pauly und Martin Calsow (Schwerte), Thomas Raab (Kreis Unna), Martin Schüller (Lünen), Sven Stricker (Bönen), Arno Strobel (Witten) und Klaus-Peter Wolf (Unna).

www.grafit.de


Sophia Wehle & Mareike Menne: "Kinder.Geld"

Literaturtipp

Sophia Wehle & Mareike Menne: "Kinder.Geld"

Sophia Wehle & Mareike Menne: Kinder.Geld. Mit Ideen, Lebenslust und langem Atem zum Traumurlaub, Borchen: Eire Verlag 2018.


Liebe Leute,

dass wir dieses Buch geschrieben haben, kam so:

Wir Kinder wollten gern ins Schwimmbad "Tropical Islands". Unsere Eltern wollten das nicht. Ich beschloss, dass ich, Sophia, 6 Jahre alt, dann einfach das Geld verdiene. Denn wer das Geld hat, darf alles bestimmen.

In diesem Buch erzähle ich euch, wie ich das gemacht habe. Es war nämlich gar nicht so leicht, weil Kinder noch gar kein Geld verdienen dürfen. Wir haben viel erlebt, nachgedacht und manches gelernt. Wir haben darüber gesprochen, was Geld eigentlich ist und welche Träume, Ziele und Wünsche wir haben - und wie wir sie verwirklichen können. Auch das haben wir aufgeschrieben.

Und darum ist dieses Buch lesenswert. Es gibt euch Ideen und Denkanstöße. Gönnt euch mal noch einen Traum.

Eure Sophia.

www.eire-verlag.de


Hellmuth Opitz: "In diesen leuchtenden Bernsteinmomenten"

Literaturtipp

Hellmuth Opitz: "In diesen leuchtenden Bernsteinmomenten"

Hellmuth Opitz: In diesen leuchtenden Bernsteinmomenten, Gedichte, Bielefeld: Pendragon 2018.

Die neuen Gedichte von Hellmuth Opitz sind wie Akkus aus Sprache. Sie laden Wirklich­keiten lyrisch auf, bringen alltägliche Momente zum Leuchten und erzählen Geschichten, die sehr fein beobachtet sind. Dabei kommen sie so mühelos und unangestrengt daher, dass man immer wieder überrascht ist, wie unmerklich sich umgangssprachliche Lakonie in poetische Magie verwandeln kann.

Hellmuth Opitz, geboren im schneereichen Januar 1959 in Bielefeld. In der "Stadt, die es nicht gibt" verbrachte er auch seine Kindheit und Jugend. Mehrere Aufenthalte in London, Amsterdam und New York. Ab 1991 Texter in einer Werbeagentur, seit 1998 dort als Creative Director und Geschäftsführer tätig. Veröffentlichung von zahlreichen Gedichtbänden und Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien.
www.hellmuth-opitz.de


Doris Meißner-Johannknecht: "Und morgen sag ich es"

Literaturtipp

Doris Meißner-Johannknecht: "Und morgen sag ich es"

Doris Meißner-Johannknecht: Und morgen sag ich es, mit Illustrationen von Aljoscha Blau, Insbruck | Wien: Obelisk Verlag 2018.

Paul ist 10, zieht gerade um und kommt in eine neue Schule. In Berlin war er noch Paula. Doch hier, in der Stadt des deutschen Fußballmeisters, ist alles anders. Wie werden Pauls Mitschüler, wie wird seine Umwelt auf seine Geschichte reagieren?

Ich mochte keine Kleider und Röcke. Keine Mädchenschuhe. Ich liebte immer schon die Farben Blau und Grün und Türkis. Spielte am liebsten mit Autos und Lego. Kletterte gerne auf Bäume, machte mich gerne dreckig. Und meine Leidenschaft ist der Fußball. Seit drei Jahren bin ich Paul. Und das fühlt sich gut an. Und richtig.

Doris-Meißner Johannknecht thematisiert Identität und Geschlecht in einer sensibel und klug erzählten Geschichte und schenkt einen neuen Blick auf ein für viele schwieriges Themenfeld.


stadt.land.text. Ein NRW-Lesebuch

Literaturtipp

stadt.land.text. Ein NRW-Lesebuch

Region Aachen - Zweckverband (Hg.): stadt.land.text. Ein NRW-Lesebuch, 2018.

NRW. Wie es tickt, wie es aussieht, was die Leute treiben, welche Arten von Heimat entstanden und vergangen sind: Das haben 10 Schreiberinnen und Schreiber festgehalten, die von Juli bis Oktober 2017 in den großen und kleinen Städten, in Dörfern, Gewerbeparks, Kirchen, Supermärkten, Klöstern, Museen und auf Spielplätzen unterwegs waren. Und überall sonst. Das Projekt hieß "stadt.land.text NRW 2017". Anlass dafür war das Jubiläum "20 Jahre Regionale Kulturpolitik". Mit diesem Programm fördert NRW die Kultur mit viel Gewinn in den 10 Kulturregionen. Jede dieser Kulturregionen hatte ein viermonatiges Stipendium an eine Autorin bzw. einen Autor vergeben. Sie sollten, ähnlich wie einst die mittelalterlichen Stadtschreiber, von regionalen Geschehnissen und Befindlichkeiten journalistisch-literarisch erzählen. Veröffentlicht wurden die Texte fortlaufend in einem Blog, dazu gab es zahlreiche Lesungen der Autorinnen und Autoren. Diese trafen beim Publikum auf ein derart  großes Interesse, dass fast von selbst die Idee aufkam, eine Auswahl der bunten Texte und begleitenden Bilder in einem Buch zusammenzustellen, das nun vorliegt.

Zur Online-Version gelangen Sie hier.


Dorothea Stiller: "Lehrstunden des Herzens"

Literaturtipp

Dorothea Stiller: "Lehrstunden des Herzens"

Dorothea Stiller:  Lehrstunden des Herzens, Stuttgart: dp DIGITAL PUBLISHERS 2018.

Lüner Autorin wandelt auf den Spuren von Jane Austen

"Lehrstunden des Herzens" ist der Titel des historischen Liebesromans der Lüner Autorin Dorothea Stiller. Der Roman spielt im England der Regency-Ära (Ende des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts) und ist eine Hommage an Jane Austen und ihre Romane. Er erschien am 1. April 2018 beim Stuttgarter Verlag dp DIGITAL PUBLISHERS. Das Buch wird zunächst als E-Book (€ 4,99) und dann auch als Print-on-Demand im Taschenbuchformat erhältlich sein.

Zum Inhalt:
England, 1811. Die Schwestern Clara und Evelyn Dallaway sehen sich nach dem Tod ihres Bruders von finanzieller Not bedroht. Um dieses Schicksal abzuwenden, sollen sie mit Hilfe von Lady Beresford, einer einflussreichen Verwandten, möglichst schnell unter die Haube gebracht werden. Doch das gestaltet sich komplizierter als gedacht. Denn als der attraktive Milizionär Captain Harding auf der Bildfläche erscheint und ein zweifelhaftes Spiel mit den Schwestern spielt, gerät Clara zwischen die Fronten. Zu allem Überfluss scheint sie ihre Chance auf eine gesicherte Zukunft zu verspielen, als sie zum wiederholten Male einen Heiratsantrag ablehnt. Schließlich sieht sie sich gezwungen, eine Anstellung als Gouvernante im Hause des Earls of Wiltmore auf Lynham Hall anzunehmen. Doch als sie im Garten des Anwesens mit einem Fremden zusammenstößt, fangen ihre Probleme erst an.

Seit ihrem Anglistik-Studium ist die Autorin fasziniert vom Werk Jane Austens und dem England der Regency-Zeit. Nach drei zeitgenössischen Liebesromanen, die bei Forever by Ullstein erschienen sind, wagt sich Dorothea Stiller nun zum ersten Mal an einen historischen Stoff und entführt ihre Leser in eine Zeit mit rigider gesellschaftlicher Etikette und einem streng hierarchischen Sozialgefüge, das insbesondere Frauen wenig Raum zur freien Entfaltung ließ. Heute sehen wir die Regency jedoch auch als eine Zeit der Romantik und Galanterie. Nicht zuletzt deswegen erfreuen sich Jane Austens Romane und Verfilmungen ihrer Stoffe großer Beliebtheit. Beide Aspekte greift "Lehrstunden des Herzens" auf, indem es die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die sich auf schwierigem sozialen Parkett bewegt und mit den geltenden Normen in Konflikt gerät, als sie sich in den falschen Mann verliebt.

Weitere Informationen unter dorothea-stiller.de.


Christiane Antons: "Yasemins Kiosk"

Literaturtipp

Christiane Antons: "Yasemins Kiosk"

Christiane Antons:  Yasemins Kiosk. Zwei Kaffee und eine Leiche, Dortmund: Grafit 2018.

Drei Frauen, drei Generationen: Ein Mord führt zu einer ungewöhnlichen Freundschaft

In einem Mehrfamilienhaus in Bielefeld treffen drei Frauen aufeinander, deren Biografien kaum unterschiedlicher sein könnten. Vermieterin Dorothee Klasbrummel hat seit fünfzehn Jahren die eigenen vier Wände nicht verlassen, sich ihr heiteres Gemüt aber trotzdem bewahrt. Polizistin Nina Gruber verbringt ihr Sabbatjahr nicht wie geplant an malerischen Stränden, sondern pflegt ihre schwierige Mutter. Die junge Kioskbesitzerin Yasemin Nowak liebt das Leben und lässt in der Liebe nichts anbrennen, allerdings bereiten ihr die zunehmend unheimlicher werdenden Briefe eines heimlichen Verehrers Sorge. Als im Altpapiercontainer des Kiosks eine Leiche gefunden wird, tun die drei ungleichen Frauen sich zusammen und ermitteln auf eigene Faust. Primär, um sich von den eigenen Problemen abzulenken. Doch diese Rechnung geht nicht auf…

Ein warmherziger Krimi mit Charme und Raffinesse!

Christiane Antons, geboren 1979 in Bielefeld, studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Englisch und Geschichte an der Universität Bielefeld. Nach einer Hörfunkausbildung arbeitet sie seit 2008 beim Westfälischen Literaturbüro in Unna e. V.. Gelegentlich moderiert sie Lesungen und übernimmt deutsche Leseparts. Nach Stationen im Ruhrgebiet und in Köln lebt sie heute wieder in Ostwestfalen.


Heinrich Peuckmann: "Schwarze Tage"

Literaturtipp

Heinrich Peuckmann: "Schwarze Tage"

Heinrich Peuckmann: Schwarze Tage, Leipzig: Lychatz Verlag 2018.

Gerade erst wurde Peuckmanns vielbeachtetes Buch "Gefährliches Spiel" veröffentlicht, in dem er ganz unglaubliche Fußballgeschichten erzählt, da ist auch schon sein neuer Krimi erschienen. "Schwarze Tage" heißt er und setzt die Reihe mit dem pensionierten Kommissar Bernhard Völkel fort.

Auch in diesem 7. Fall ist es wie immer: Völkel will mit Krimigeschichten nichts mehr zu tun haben, vor allem seine Tochter hat ihm das verboten, weil sie Angst um ihren Vater hat, aber dann spricht ihn jemand im Westfalenpark an und behauptet, er sei entführt worden. Einige Tage hätte er in einem stockfinsteren Raum verbracht, gefesselt an eine Liege. Der Entführer hätte kein Wort mit ihm gesprochen, er hätte ihn auch nicht gesehen, aber irgendwann, als er schon glaubte, sein Leben gehe zu Ende, hätte er ihn frei gelassen. Und das ganz ohne Lösegeld zu fordern. Spinnerei, denkt Völkel, wer soll denn diese Geschichte glauben? Mit so was gebe ich mich erst nicht ab. Aber als er dann doch zu recherchieren beginnt, stößt er auf unglaubliche, tragische Abgründe, die nicht nur ihn, sondern auch andere Menschen in tödliche Gefahr bringen.

Wie immer in Peuckmanns Krimis ist es eine hoch spannende Geschichte, die viel über unsere Zeit und die Gesellschaft aussagt.


Werner Pfeil: "Stimmen im Kopf"

Literaturtipp

Werner Pfeil: "Stimmen im Kopf"

Werner Pfeil: Stimmen im Kopf. Ein Senne Krimi, Borchen: Eire Verlag 2017.

Eine im Schatten der Kirche gefundene mumifizierte Leiche gibt dem Ermittlerteam von Kriminalhauptkommissar Vincent Blohm Rätsel auf, denn sie bleibt nicht die einzige. Gab es einen Serienmörder in Hövelhofs Vergangenheit?

Die Ermittlungsarbeit wird durch neue Morde immer komplizierter, was für heftige Turbulenzen am Rande der Senne sorgt. Vergangenheit und Zukunft bergen Gefahren, die erst der Wahnsinn möglich macht.

Wann immer Autor Werner Pfeil die Protagonisten in der kleinen beschaulichen Stadt ermitteln lässt, ist Hochspannung angesagt. Hövelhof ist keinesfalls die Welt, aber geht es um Kapitalverbrechen, scheint sie der Mittelpunkt Europas zu sein.

Sie lieben Spannung und Ostwestfalen? Dann werden Sie auch vom vierten Senne-Krimi nicht enttäuscht.


Quelle: Verlags-Information


Doris Meißner-Johannknecht: "Juri West sieht rot"

Literaturtipp

Doris Meißner-Johannknecht: "Juri West sieht rot"

Doris Meißner-Johannknecht: Juri West sieht rot, mit Bildern von Aljoscha Blau, Innsbruck - Wien: Obelisk Verlag 2017.

Auf jeden Fall will Juri seinen zehnten Geburtstag bei Papa verbringen! Aber den sieht er nach der Scheidung seiner Eltern kaum noch. Als es dann, nach vielen Hindernissen, klappt und Juri in Papas Wohnwagen steht, ist er verwirrt: Sein Vater war doch immer so wohlhabend, so markenbewusst und überhaupt so erfolgreich - was ist passiert? Bald lernt Juri, dass für Papa jetzt andere Dinge zählen als früher. Hat der mysteriöse Spiderman, der nachts durch den Schnee des Campingplatzes und über den benachbarten See tanzt, etwas damit zu tun?

Doris-Meißner-Johannknecht thematisiert Arbeitslosigkeit und sozialen Abstieg in einer sensibel erzählten Geschichte und schenkt einen neuen Blick auf vertraute Werte und Einstellungen. Für Kinder ab 7.

Doris Meißner-Johannknecht wurde 1947 geboren und lebt mit ihrer Familie in Dortmund. Sie hat Germanistik, Publizistik und Erziehungswissenschaft studiert, war Lehrerin und ist Rezensentin für Kinder- und Jugendmedien. Seit 1990 ist sie freie Autorin und schreibt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter 1998 den Literaturpreis Ruhrgebiet.


Quelle: Verlags-Information


Misha Verollet: "Mann schmeißt Hund auf Bär"

Literaturtipp

Misha Verollet: "Mann schmeißt Hund auf Bär"

Misha Verollet: Mann schmeißt Hund auf Bär. Unglaubliche, aber wahre Geschichten, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2018.

Vorsicht, Realsatire!
Dieses Buch erzählt die kuriosen Geschichten hinter den wilden Schlagzeilen aus aller Welt: Ein Betrunkener, dem es gelingt, in der Wüste den einzigen Baum im Umkreis von 400 Kilometer umzunieten. Der Mann, der eine einstweilige Verfügung gegen Gott beantragt. Ein Papagei als Mordzeuge. Der Anwalt, der sich erschießt, um seinen Mandanten zu verteidigen. Die Babysitterin, die die Kinder mit zum Banküberfall nimmt. Ein Pole, der beim Kampftrinken zusammenbricht, einen Herzinfarkt erleidet, für tot erklärt wird - und wenig später von innen an die Kühlzelle klopft. Ein Best-of absonderlicher Schlagzeilen, komischer Ereignisse und faszinierender Geschichten. Unglaublich, aber wahr!

Misha Verollet, 1981 auf Gibraltar geboren, wuchs in Bielefeld auf. Er ist Autor mehrerer Bücher, unter anderem von "Goodbye, Jehova!", das er unter dem Pseudonym Misha Anouk veröffentlichte. Der Poetry-Slam-Veteran lebt in Wien und arbeitet in einer Werbeagentur als Berater für internationale Unternehmen. Bei Facebook und Twitter ist er als @misharrrgh unterwegs, wo ihm über zehntausend Menschen folgen.


Quelle: Verlags-Information


Norbert Otto Eke (Hg.): "Herta Müller Handbuch"

Literaturtipp

Norbert Otto Eke (Hg.): "Herta Müller Handbuch"

Norbert Otto Eke (Hg.): Herta Müller Handbuch, Stuttgart: J. B. Metzler 2017.

Das Handbuch gibt einen umfassenden Überblick über das Werk Herta Müllers in seiner ganzen thematischen Breite und Vielfalt der Genres. Es richtet das Augenmerk dabei insbesondere auf ästhetische Formgebungsverfahren und poetologische Schreibkonzepte und stellt auch die unterschiedlichen Ausdrucksweisen der gesellschaftspolitischen Interventionen der streitbaren Autorin zur Diskussion. Umfangreiche Werkanalysen und Beiträge zur Rezeption und Wirkung von Müllers Werk stehen ebenfalls im Zentrum. Bibliographien und Register runden das Handbuch ab, das fortgeschrittenen Studierenden wissenschaftliche Zugänge zum jeweiligen Thema erschließen soll, zum anderen aber auch Spezialisten in der deutschsprachigen Forschungslandschaft als Anlaufstelle und Orientierung dienen kann.

Norbert Otto Eke ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literaturtheorie an der Universität Paderborn. Zahlreiche Veröffentlichungen insbesondere zur Gegenwartsliteratur. Eke ist Herausgeber der Zeitschrift für deutsche Philologie und Autor einer Vielzahl von Büchern und Aufsätzen zum Werk Herta Müllers.


Quelle: Verlags-Information


Inge Meyer-Dietrich: "Eisengarn" / Sarah Meyer-Dietrich: "Ruhrpottkind"

Literaturtipp

Inge Meyer-Dietrich: "Eisengarn" / Sarah Meyer-Dietrich: "Ruhrpottkind"

Inge Meyer-Dietrich: Eisengarn & Sarah Meyer-Dietrich: Ruhrpottkind, Bottrop: Henselowsky Boschmann 2017 (Reihe "Ruhrgebiet de luxe").

Es ist mehr als ungewöhnlich, dass eine Mutter und eine Tochter zur selben Zeit im selben Verlag jeweils einen Roman veröffentlichen - die dann auch noch beide einen Literaturtipp wert sind. Da hat man nun die Qual der Wahl. Oder belässt einfach zusammen, was zusammen entstand, und stellt beide Bücher gemeinsam vor...

Inge Meyer-Dietrich: Eisengarn
1938. Trotz der politischen Verhältnisse in Deutschland hält die Näherin Mimi an ihren Träumen fest. Immer noch sind die Folgen des Ersten Weltkriegs spürbar, aus dem Mimis Mann völlig verändert zurückgekehrt ist. Da beginnt der neue Weltkrieg und macht auch vor Mimis Kindern nicht halt. Ihr Sohn wird als Soldat eingezogen. Und auch ihre Töchter sind in Gefahr. Die eine als Rotkreuzschwester in Russland. Die andere beim Reichsarbeitsdienst in einer Munitionsfabrik. Wie erträgt eine Mutter so viel Angst und Schmerz? Mimis Zähigkeit und Überlebenswille, ihr Einfallsreichtum und die Bereitschaft zu kämpfen, im Krieg wie in der Nachkriegszeit, stehen beispielhaft für unzählige Ruhrgebietsfrauen, deren Namen in keinem Geschichtsbuch zu finden sind.

Sarah Meyer-Dietrich: Ruhrpottkind
Eine Familie in Gelsenkirchen-Horst Ende der 80er Jahre. Im Mittelpunkt Jenni und ihre kleine Schwester Jana, die zwischen Alf und C64 groß werden. Die Mutter dauernd überfordert, der Vater längst von der Bildfläche verschwunden, aber zum Glück gibt es noch Oma. Und zur Not kann Jenni verschwinden: mit Donald Duck nach Timbuktu oder mit Huckleberry Hawke im Airwolf in die Wüste. Und dann ist da noch Jennis unvergleichlich lakonische Art, dem Leben zu begegnen. Aber was hilft das alles, wenn Oma krank wird, Mama sich wünscht, tot zu sein, oder Jana plötzlich verschwindet?


Linne van Sythen: "Wenn du mich endlich liebst"

Literaturtipp

Linne van Sythen: "Wenn du mich endlich liebst"

Linne van Sythen: Wenn du mich endlich liebst, Verlag Bookshouse, Pano Akourdaleia, Cyprus (Zypern) 2017.

Als Annas Baby stirbt, sie ihren Mann beschuldigt und sich trennt, gesteht Bardo ihr endlich seine Liebe. Obwohl er sich rührend um sie kümmert, kann er ihr Herz nicht erobern. Er bedrängt Anna so sehr, dass sie sogar in eine andere Stadt flieht. Bardo folgt ihr heimlich. Weil sie inzwischen mit Mario zusammen ist, wirbt er nicht offensiv um sie, sondern mailt er ihr über eine Internetpartnerschaftsagentur als Thomas. Als Anna ihn tatsächlich treffen will, zögert Bardo. Was passiert, wenn Anna entdeckt, dass Thomas ihr alter Freund Bardo ist? Und muss er Mario nicht erst von ihr wegtreiben? Besessen taktiert Bardo immer gewagter und verstrickt sich in sein Netz aus Lügen und Intrigen. Dabei kommt Anna ihm auch noch auf die Spur. Hat er nun endgültig verloren? Oder kann es für ihn und Anna doch noch die ersehnte große Liebe geben?

Linne van Sythen ist das Pseudonym der Autorin Ursula Wohlfart. Sie studierte Soziologie und Pädagogik und veröffentlichte viele Fachbücher. In der Belletristik startete sie mit einem Geschichtenband über Liebesturbulenzen in der Weihnachtszeit und einem Krimi "Zucker auf der Fensterbank". Die Autorin lebt in Haltern am See. Sie arbeitet in der beruflichen Weiterbildung. Wenn sie belletristisch schreibt, kreist sie um Frauen und Männer, die eine ausgefallene Geschichte haben und vom Leben und in der Liebe besonders herausgefordert werden.


Almuth Herbst: "Wintersaat"

Literaturtipp

Almuth Herbst: "Wintersaat"

Almuth Herbst: Wintersaatt. Historischer Roman aus dem Münsterland, Münster: Solibro Verlag 2017.

"Schicksal ist nicht das, was passiert. Schicksal ist das, wohin der Charakter lenkt. Schicksal und Charakter. Die stammen aus demselben Nest."

Münsterland, Ende des 17. Jahrhunderts: Ein halbwüchsiger, schnöseliger Adliger wird aus seiner privilegierten Welt gerissen und durch die Hölle gejagt. Er lernt, um welche Dinge es sich wirklich zu kämpfen lohnt: Freundschaft, Heimat, Familie und die große Liebe.

Die Amsterdamer Kaufmannstochter Anderske Dijkersma reist von der münsterischen Zweigstelle ihres Vaters ins katholische Olfen, um vor ihrer Eheschließung mit dem Sohn des berühmten Amsterdamer Chirurgen Nicolaes Tulp die Kargheit des westfälischen Lebens kennenzulernen. Was als Besserungsmaßnahme für den verwöhnten Querkopf geplant war, entpuppt sich als Fiasko. Mit ihrem Schicksal verwoben ist die Geschichte des Erbdrostensohns Jeremias von Neuhoff-Ascheberg, der die heimatliche Rauschenburg an der Lippe verlässt, um nach Münster zum Studium aufzubrechen, dort jedoch erst 20 Jahre später ankommen wird.

Spannend erweckt dieser historische Entwicklungsroman die barocke Zeit im Münsterland zum Leben. Er lässt den Leser eintauchen in eine Welt von Leibeigenen, braven Bürgern und gefährlichen Räubern in dunklen Wäldern. Der dramatische Roman spielt zwischen Nordkirchen und Münster, Olfen und Tecklenburg, in der Davert und am Venner Moor und verknüpft historische Fakten mit überlieferten Sagen und einer ergreifenden Liebesgeschichte.

Die dargestellte Dramatik und die intensive Gefühlswelt lassen die Opernerfahrung der Autorin durchscheinen.

Almuth Herbst: Nach einem Theologiestudium in Münster absolvierte Almuth Herbst ihr Konzertexamen mit Auszeichnung. Sie erhielt internationale und nationale Stipendien, nahm an Meisterkursen teil und wurde in der ganzen Republik für zahlreiche solistische Konzerte verpflichtet. Opernengagements führten sie auch ins Ausland nach Luxemburg und in die USA. Aktuell ist sie Mitglied des Soloensembles am Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen. Dort gewann sie auch den Gelsenkirchener Theaterpreis für herausragende Leistungen am Musiktheater im Revier (MiR).


Dirk Zandecki: "Ausgelöscht"

Literaturtipp

Dirk Zandecki: "Ausgelöscht"

Dirk Zandecki: Ausgelöscht, Schmallenberg: WOLL-Verlag 2017.

Wohl fast jeder, der im Jahr 2007 Kyrill erlebt hat, kann sich noch genau daran erinnern, wo er oder sie jene bangen Stunden verlebt hat. So auch Dirk Zandecki, der im Jahr des 10-jährigen Erinnerns an Kyrill und seine verheerenden Folgen einen ähnlichen Orkan zum Szenario seines neusten Krimis macht.

In diesem trifft ein verheerender Sturm von Orkanstärke mit voller Wucht das Sauerland. In einer abgelegenen SGV-Hütte am Kahlen Asten fürchtet eine Gruppe von Teilnehmern an einem Krimispiel um ihr Leben. Und zwar nicht allein wegen des tobenden Orkans, sondern weil aus dem Krimispiel plötzlich tödlicher Ernst wird: Die Hütte war Schauplatz eines grausamen Verbrechens. Und der Täter scheint sich vom Sturm nicht schrecken zu lassen. Die Hoffnungen der Krimispieler ruhen auf Paul Masters, Privatdetektiv und Spielteilnehmer wider Willen. Doch auch der abgebrühte Sauerländer Ermittler stößt an seine Grenzen. In den verwüsteten Wäldern schlägt der Mörder erneut zu. Ist es jemand aus der Gruppe? Jeder der auf den ersten Blick harmlosen Teilnehmer scheint offenbar ein Geheimnis verbergen zu wollen. Argwohn und Angst zerren mehr und mehr an den Nerven. Undurchdringlicher Nebel, ein Labyrinth aus geborstenen Bäumen und ein gesichtsloser, zum Äußersten bereit scheinender Mörder: Für Paul Masters und die Flüchtenden beginnt ein verzweifelter Kampf ums Überleben.

Mit "Ausgelöscht" feiern der WOLL-Verlag und Dirk Zandecki ein nicht nur für Autor und Verlag, sondern mit "tödlicher" Sicherheit auch für das Lesepublikum hochspannendes und fesselndes Debüt.


Herbert Knorr: "Pumpernickelblut"

Literaturtipp

Herbert Knorr: "Pumpernickelblut"

Herbert Knorr: Pumpernickelblut, Bielefeld: Pendragon 2017.

Crime im Heim: Üble Betrügereien, düstere Gestalten und ominöse Todesfälle in der idyl­lischen Seniorenresidenz Haus Fröhlich Abendschein rufen Else Erpenbeck, Heimbewohnerin und Hobbydetektivin, auf den Plan. Von der Polizei als "schräge Alte" nicht ernst genommen, entscheidet die 84-Jährige kurzerhand, Anna Müller in ihr Ermittlungsteam zu holen. Die neue Belegungsmanagerin der Residenz hat aber eigentlich ganz andere Sorgen: Sie ist dabei sich zu verlieben, obwohl sie nach der Trennung von ihrem fiesen Ex der Männerwelt abgeschworen hat. Mit unkonventionellen Methoden kommen die beiden ungleichen Frauen dem Täter immer näher - aber auch ihrem eigenen Tod …

Herbert Knorr ist Westfale, Leiter des Westfälischen Literatur­büros in Unna, einer der Festivalleiter von "Mord am Hellweg" sowie Intendant von "literaturland west­falen". Er veröffentlichte Sachbücher und Krimis. Für seine Verdienste um den deutschsprachigen Kriminalroman wurde ihm der Ehrenglauser 2017 verliehen.


Matthias Engels, Thomas Kade, Thorsten Trelenberg (Hg.): "Schön hier!"

Literaturtipp

Matthias Engels, Thomas Kade, Thorsten Trelenberg (Hg.): "Schön hier!"

Matthias Engels, Thomas Kade, Thorsten Trelenberg (Hg.): Schön hier! Lieblingsplätze & Herzensorte in Westfalen, Dortmund: Dortmunder Buch 2017.

Westfalen. Oft unterschätzt und scheinbar für viele immer noch ein Landstrich, der mit der Patina einer ehemaligen preußischen Provinz überzogen ist. Gibt es hier mehr als Möpkenbrot und Pumpernickel? Mehr als Pfefferpotthast und edlen Weizenkorn? Mehr als Schützenfest und Langeweile? Und - gibt es hier Literatur? Und wie! möchte man gleich rufen. Links und rechts der Bestsellerlisten blüht eine rege Literaturlandschaft in Westfalen, die es zu entdecken gilt.

Um bei den vielen schönen Orten nicht gleich ins Genre Reiseführer abzurutschen, stellten die Herausgeber den in dieser Auswahl vorgestellten Schreibenden gleich eine sehr persönliche, fast schon intime Frage, nämlich die nach ihrem Lieblingsort. Mit Spannung haben sie auf die ersten Einsendungen gewartet ... Was dann kam, war überraschend und manchmal auch höchst amüsant zugleich. Gibt es ihn denn wirklich, diesen Ort in Westfalen, der sich so von allen anderen unterscheidet, dass man ihn zu seinem absoluten Lieblingsplatz erklärt? mögen sich viele der AutorInnen gefragt haben, als sie gebeten wurden, genau diese Art Ort in einer Geschichte oder einem Gedicht zu verewigen. Sie alle konnten letztlich einen Ort benennen - manche sogar zwei oder drei - spontan oder nach längerem Nachdenken ...


Quichotte: "Klingelstreiche im Niemandsland"

Literaturtipp

Quichotte: "Klingelstreiche im Niemandsland"

Quichotte: Klingelstreiche im Niemandsland, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2017.

Von einem, der in die Stadt zog, um Land zu gewinnen

Jeder, der vom Land kommt, stellt sich früher oder später die Frage: Bleibst du, oder gehst du? So auch Quichotte, der im Nachbardorf von Knolle aufwächst, dem Meister der genial-kruden Bauernweisheiten. Seine Welt besteht lange aus Abwesenheiten: keine Bushaltestelle, keine Mädchen, keine Abwechslung und keine Hoffnung darauf, jemals dort zu sein, wo der Bär steppt, sondern immer nur dort, wo der Hund begraben ist.

Anrührend und sehr komisch erzählt Quichotte von seinem komplizierten Beziehungsstatus mit der Heimat, seiner intakten Beziehung zum Wald, wie man mit aufgemotzten Mofas kunstvolle Kornkreise fährt und davon, dass wahre Freundschaft für ein Kind vom Land so wertvoll ist wie die Blaue Mauritius ...

Quichotte, geboren 1983, ist Autor, Slam-Poet, Kabarettist und Rapper. Als solcher legte er sich im Alter von fünfzehn Jahren den Künstlername Quichotte zu und kämpft seitdem gegen die Windmühlen der seichten Unterhaltung. Er lebt in Köln.


Friedemann Spicker & Jürgen Wilbert (Hg.): "Positionen des Aphorismus"

Literaturtipp

Friedemann Spicker & Jürgen Wilbert (Hg.): "Positionen des Aphorismus"

Friedemann Spicker & Jürgen Wilbert (Hg.): Positionen des Aphorismus. Weisheit - Kritik - Impuls, Bochum: Universitätsverlag Brockmeyer 2017.

Die Organisatoren der Aphoristikertreffen in Hattingen, Friedemann Spicker und Jürgen Wilbert, legen hier zum siebten Mal die Tagungsergebnisse vor. Der Vortrag von Friedemann Spicker gibt eine historische Einordnung der drei Positionen; derjenige von Rudolf Kamp beleuchtet Chancen und Grenzen der aphoristischen Kritik, die Vorträge von Jürgen Werner und Ludger Kühling die Aspekte Weiksheit und Impuls. Im Workshop-Teil werden die drei Moderatoren (Norbert Janowski, Michael Rumpf, Detlef Träbert) zusätzlich zu ihren Berichten mit Texten und Aphorismen zu "ihren" Positionen vorgestellt. Im Anhang sind die Blog-Notizen Jürgen Werners sowie die Aphorismen-Auswahl Eric Jarosinskis hervorzuheben. Beide bedienen sich mit großem Erfolg der modernen Medien, um ihre Kurzformen zu transportieren. Wie früher folgen Berichte aus den Schullesungen und "einschlägige" Aphorismen der Tagungsteilnehmer. Ferner ist dem Band erstmals eine Liste der in den letzten beiden Jahren erschienenen Aphorismenbände beigegeben. Die Zeichnungen stammen aus dem Nachlass des polnischen Künstlers Zygmunt Januszewski, der alle Aphoristikertreffen mit seinem Werk begleitet hat.

www.brockmeyer-verlag.de


Monika Littau: "über malungen"

Literaturtipp

Monika Littau: "über malungen"

Monika Littau: über malungen. Gedichte, Düsseldorf: Edition Virgines 2016.

"...übermalt/variiert entwickelt/vertieft negiert/ausgelöscht ..."

Gedichte zu Gemälden und Skulpturen, beispielsweise zu Mary Heilmann und Nils Udo, zu Malerinnen und Malern, zu Wahrnehmungen, zu Projektionen, zum Glück und Fluch von Bildern...

Mit einem Nachwort von Prof. Dr. W. Kubin: "Wer übermalt, malt auf etwas Gemaltes. Wer schreibt, schreibt auf etwas Geschriebenes. Ob Malerin oder Poetin, in beiden Fällen entstehen Palimpseste, Botschaften aus einer vergangenen und einer gegenwärtigen Welt. Die Dichterin als Botin einer Muse, die wir gern treffen würden: 'wir wären so gern empfänglich'."

Monika Littau, geb. 1955 in Dorsten, verfasst Lyrik, Kurzprosa, Romane, Kinderbücher, Hörspiele und dramatische Texte. Daneben erschienen auch Sachbücher. Als Schriftstellerin ist sie seit 1984 berufspolitisch organisiert im Verband deutscher Schriftsteller (VS) in ver.di. Mehrere Jahre war sie im NRW-Landesvorstand tätig, zuletzt 2008 vorübergehend als Vorsitzende. Monika Littau ist Vorsitzende der Gesellschaft für Literatur NRW.
www.monika-littau.de


Claudia Ahlering, Julian Voloj: "Die Judenbuche" (Graphic Novel)

Literaturtipp

Claudia Ahlering, Julian Voloj: "Die Judenbuche" (Graphic Novel)

Claudia Ahlering, Julian Voloj, Annette von Droste-Hülshoff: Die Judenbuche. Nach Annette von Droste-Hülshoff, München: Knesebeck 2017.

Der zeitlose Klassiker von Annette von Droste-Hülshoff als Graphic Novel.

Der Klassiker "Die Judenbuche" von Annette von Droste-Hülshoff gilt bis heute als Meisterwerk, dessen Geschichte nichts an Aktualität verloren hat. Kriminalroman und Milieustudie zugleich, werden in der Erzählung Fragen von Recht und Gerechtigkeit, Schuld und Sühne aber auch von Intoleranz und Vorurteilen thematisiert. Die Symbolkraft der Natur spielt eine große Rolle.

Friedrich Mergel durchlebt nach dem Tod seines Vaters in einem westfälischen Dorf eine Jugend als Außenseiter. Nach und nach wird er in die Machenschaften seines Onkels verwickelt. Nach dem Mord an dem Juden Adam unter einer Buche flieht Fríedrich zusammen mit seinem einzigen Freund. Die jüdische Gemeinde kauft den Baum und bringt in der Hoffnung auf höhere Gerechtigkeit für den ungesühnten Mord einen Spruch mit einer Warnung an. Eines Tages findet man tatsächlich einen Toten unter dem Baum ...

Die düster-bedrohliche Atmosphäre der Handlung wird in dieser Graphic Novel durch die Zeichnungen der namhaften Illustratorin Claudia Ahlering, die dem Stil der Zeit entsprechen, aufgegriffen und betont.

Claudia Ahlering studierte zunächst Freie Kunst und Illustration in Münster und Hamburg und später in Paris Malerei. Dort gründete sie das Zeichnerinnenkollektiv "Spring". Ihre Werke wurden bereits in Hamburg, Berlin, London und Tokio ausgestellt. Ihre Debüt-Graphic-Novel "Ghetto Brother", geschrieben von Julian Voloj, wurde in mehrere Sprachen übersetzt.

Autor Julian Voloj wurde in Münster geboren, der Heimat von Annette von Droste-Hülshoff. Der Literaturwissenschaftler beschäftigt sich mit jüdischer Kulturgeschichte und hat u.a. ein Studienbuch zum Antijudaismus in der deutschen Literatur des Mittelalters herausgegeben. Er lebt in New York.

Quelle: www.knesebeck-verlag.de


Anja Liedtke: "Schwimmen wie ein Delfin oder Bowies Butler"

Literaturtipp

Anja Liedtke: "Schwimmen wie ein Delfin oder Bowies Butler"

Anja LiedtkeSchwimmen wie ein Delfin oder Bowies Butler, Oberhausen: assoverlag 2017.

Alex in den Bergen, mal oberhalb, mal unterhalb der Baumgrenze. Aber immer orientierungslos und auf der Suche. Wonach sie sucht, weiß sie nicht, bis sie selbst gefunden wird.

Der Musiker David Bowie findet sie in der Nähe seines Hauses, wo sie in ihrem Auto übernachtet. Hieraus entspinnt sich ein berufliches Verhältnis und eine tiefe persönliche und menschliche Beziehung, die in einer gemeinsamen künstlerischen Zukunft endet. Biografie Bowies und Fiktion vereinigen sich in einen mitreißenden Trip, der dem Leser erlaubt, Anteil zu nehmen an einer der größten künstlerischen Persönlichkeiten der Rock-Pop-Geschichte.

Anja Liedtke, geb.1966 in Bochum. Studium der Germanistik und der Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. 1993 Promotion. 1994/95 Lektorat für DaF an der Tongji-Universität Shanghai. 1995-97 Dozentin für Rhetorik und Sprecherziehung an der Universität Dortmund. Seither freie Schriftstellerin, Dozentin für Kreatives Schreiben und DaF. Gründungsmitglied der Lokalen Agenda 21 in Bochum. 2011 Freiwilligendienst von Aktion Sühnezeichen in Israel. Mitglied der Bochumer Literaten, des Schriftstellerverbandes, der GEDOK sowie der internat. Autorinnenvereinigung. www.anja-liedtke.de


Johann Joseph Claßen: "Wie Windvisionen gehen die Glocken Vinetas"

Literaturtipp

Johann Joseph Claßen: "Wie Windvisionen gehen die Glocken Vinetas"

Johann Joseph Claßen:  Wie Windvisionen gehen die Glocken Vinetas, Romantik-Nachhall, deutsch-polnisch, Görlitz: Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn 2016.

Aus dem Vorwort von Übersetzer Grzegorz Supady: Claßen stellt seinem neuen Lyrikband den Untertitel "Romantik-Nachhall" voran, weil er damit auf eine Kontinuität in der romantischen Ausdrucksweise der europäischen Dichtung hinweisen will. Auf der Suche nach einer fiktiven blauen Blume durchstreift er das heimische wie fremde Gefilde: am Gestade der Ostsee, am Ufer des Atlantiks. Bisweilen klettert er in die Schluchten des Gebirges, weil er hofft, die rare Blume gerade in einem schattigen Felsspalt sprießend aufzufinden.

Seine durch erfinderische Prägung gekennzeichneten Dichtungen nannte Claßen "Wie Windvisionen gehen die Glocken Vinetas". Es dürften dieselben Glocken bzw. Stimmen sein, die im ehemaligen "Atlantis des Nordens" [Die Stadt Vineta ist der Sage nach eine untergegangene Stadt an der Südküste der Ostsee.], einer längst untergegangenen Welt des Pruzzenlandes (im alten Ostpreußen), zu vernehmen waren. Stimmen, die einst meisterhaft Johannes Bobrowski in "Schattenland Ströme" heraufbeschworen hatte. Genau wie Bobrowski verschrieb sich auch Claßen überwiegend dem eher als frigid empfundenen Norden Europas; so kann man sein Gemüt und sein ganzes lyrisches Schaffen erleben, die nötige Kraft, um am Meeresgrund Vinetas ruhenden Glocken in Bewegung zu setzen, daß sie tsunamiartig die Seewogen auftürmen. Dennoch: "Niemand vernimmt sie./ Das Brausen der Brandung/ Vergräbt ihr Verwehen// Kein Wort aus den Wogen -/ Vergaß das Vergängnis/ Die Stimmen am Grund?"

Trotz dieser Ohnmacht, die Claßen verstört, mit den Stimmen Vinetas  kommunizieren zu können, bleibt doch ein Trost in der Lehre eines altbewährten Lehrmeisters: Goethe nämlich hinterließ jene überzeitlichen Verse, über die man nur schwer hinwegdichten kann: "Alles Vergängliche/ ist nur ein Gleichnis;/ das Unzulängliche/ hier wird's Ereignis …" (Chorus Mysticus)

Claßen scheint dieses goethesche Prinzip verinnerlicht zu haben. Daher stellte er sich einer dichterischen Herausforderung und schuf einen aus zarten Formulierungen zusammengestellten Bilderband voller stimmungsvoller Impressionen, die nahezu alle Sinnesreize eines Lesers bewegen können.

Johann Joseph Claßen, geboren 1953 in Oberschledorn im Hochsauerland. Studium Deutsch und Geschichte an der Pädagogischen Hochschule Lörrach und der Universität Paderborn. Hans Claßen ist  Vorsitzender und Autorensprecher der Literarischen Gesellschaft Sauerland - Christine-Koch-Gesellschaft e.V. sowie Initiator der Möhnesee Literaturschiff-Fahrt und des Autorenkreises Möhnesee. Charakteristisch für sein lyrisches Werk ist die Konfrontation typischer Motive der Klassik oder Romantik mit der Wirklichkeit heute. Hans Claßens Gedichte werfen so neues Licht sowohl auf die früheren Literaturepochen als auch auf unsere Gegenwart.


Werner Streletz: "Rückkehr eines Lokalreporters"

Literaturtipp

Werner Streletz: "Rückkehr eines Lokalreporters"

Werner Streletz: Rückkehr eines Lokalreporters, Roman, Bochum/Freiburg: projektverlag 2016.

Ein Lokalreporter besucht die Kleinstadt, in der er früher gearbeitet hat: damals eine Zeit der beruflichen Tücke und privater Ungewissheit. Erzählt wird nicht von einem lauthalsen Welterklärer, einem journalistischen Durchblicker, sondern von einem Zweifler, Zauderer, der sich und sein Verhalten oft in Frage stellt. Ausgeliefert dem Spannungsfeld zwischen unterschiedlichen Interessen, steht dieser Lokalreporter nicht selten auf schwankendem Boden: eher zögerlicher Provinz-Hamlet denn forscher Meinungsmacher.

Werner Streletz, geboren 1949 in Bottrop, lebt in Bochum; Mitglied des PEN-Club und der Internationalen Autorenvereinigung "Die Kogge". Mehrfach ausgezeichnet, wurde ihm zuletzt 2008 für sein Gesamtwerk der Literaturpreis Ruhr verliehen.


Autorenstammtisch Dortmund: "Die lynchen uns"

Literaturtipp

Autorenstammtisch Dortmund: "Die lynchen uns"

Autorenstammtisch Dortmund: Die lynchen uns oder Der Gerichtsvollzieher, der sich selbst den Kuckuck gab, Dortmund: Verlag Dortmunder Buch 2016.

17 Autorinnen und Autoren aus Dortmund und Umgebung haben gemeinsam einen Roman geschrieben, der im Dortmunder Norden und in der Vergangenheit, auf einem Schlachthof, in einem Kommissariat und in Muttis Küche, in einer Dönerbude und auf mehreren Parkbänken, in einem Teddy und im Weinkeller, in einem Verlies, bei einem Pfandleiher und und und spielt: Ein Kettentext-Krimi-Historischer-Roman-Foto-Drama-Gedicht-Bericht-Lustspiel von Manuela Dörr, Eva von der Dunk, Cornelia Franken, Peter Gallus, Daniela Gerlach, Heide Hasskerl, Hans-Ulrich Heuser, Uwe Hellner, Claudia Hummelsheim, Thomas Kade, Anne-Kathrin Koppetsch, Bianca Lorenz, Patricia Malcher, Artur Nickel, Viktor Sons, Thorsten Trelenberg und Sascha Wundes.

Ein Krimi in 17 verschiedenen Genres, frisch von der Leber, niemals ernst und wie das Leben so spielt: Es ist zum kugeln. Günter Melker kann nicht pfänden, er klebt sich den Kuckuck sonst wohin, nur nicht auf das "Eigentum" seiner "Kunden" in der Dortmunder Nordstadt. Kein Wunder, dass die Stadt verschuldet ist und einschreitet. Günter wird vernommen, doch mit Witz und Bauernschläue entkommt er Kommissar Becker, der zu spät merkt, wie er gelinkt wurde. "Die lynchen uns" ist Lese-Spaß pur!


Alfons Huckebrink: "Leichter gesagt. 101 neue Kürzestgeschichten"

Literaturtipp

Alfons Huckebrink: "Leichter gesagt. 101 neue Kürzestgeschichten"

Alfons Huckebrink: Leichter gesagt. 101 neue Kürzestgeschichten, Münster: sonderpunkt Verlag 2016 [Augenzwinkern, Band 4].

Dass mein Gehör mich allmählich im Stich lassen könnte, wurde mir deutlich, als im Radio die Rede auf den Gartenschutzbeauftragten der deutschen Bundesregierung kam.
Der sei besorgt über zunehmende Verstöße und fordere eine striktere Anwendung der Gartenschutzgesetze. Spontan pflichtete ich ihm bei, erscheint mir doch der Missbrauch unserer Gärten durch die Austragung von Grillabenden und Sommerfesten als ein Grundübel unserer Zeit.
Erst später klärte mich Kira über mein Missverständnis auf. Das Anliegen des Beauftragten sei nicht der Garten-, sondern der Bratenschutz gewesen. Ich war ihr dankbar, wenngleich mir die Notwendigkeit einer Verschärfung des Bratenschutzes den mir vorliegenden Bratendaten zufolge nicht unbedingt einleuchten wollte.

In gewohnt humoristischer Manier amüsiert sich der Münsteraner Autor Alfons Huckebrink erneut über die Merkwürdigkeiten des Alltags.

www.alfons-huckebrink.de
www.sonderpunkt-verlag.de


H.P. Karr, Herbert Knorr, Sigrun Krauß (Hg.): "Glaube.Liebe.Leichenschau"

Literaturtipp

H.P. Karr, Herbert Knorr, Sigrun Krauß (Hg.): "Glaube.Liebe.Leichenschau"

H.P. Karr, Herbert Knorr, Sigrun Krauß (Hg.): Glaube.Liebe.Leichenschau, Kriminalstorys, Dortmund: Grafit Verlag 2016.

Sie haben es schon wieder getan: Im Vorfeld von Mord am Hellweg VIII ist die Anthologie zum diesjährigen Krimifestival im Grafit Verlag erschienen.

Namhafte KrimiautorInnen pilgern über die verschlungenen Pfade der Hellwegregion, tauchen ein in ihre Mythen, Rituale und Eigenheiten. Aberglaube, Irrglaube und Heilsglaube, aber auch Liebe sind ihre Gefährten. Das Ergebnis: 23 Geschichten voller Mord und Totschlag, Schuld und Sühne. Spannend, hintergründig und humorig wird’s auf jeden Fall. Gute Unterhaltung ist da so sicher wie das Amen in der Kirche!

Die diesjährigen Spannungspropheten sind: Bernhard Aichner (Kreis Unna), Mechtild Borrmann (Hamm), Horst Eckert (Hagen), Jürgen Ehlers (Lünen), Sebastian Fitzek (Unna), Frl. Krise und Frau Freitag (Bergkamen), Sascha Gutzeit (Crime Express), Georg Haderer (Kamen), Kathrin Heinrichs (Soest), Carsten Sebastian Henn (Bad Sassendorf), Elisabeth Herrmann (Ahlen), Susanne Kliem (Bönen), Ria Klug (Wickede), Judith Merchant (Oelde), Gisa Pauly (Holzwickede), Till Raether (Schwerte), Arno Strobel (Gelsenkirchen), Su Turhan (Dortmund), Matthias Wittekindt (Witten), Rainer Wittkamp (Iserlohn), Jörg Steinleitner (Lüdenscheid), Christa Bernuth (Herdecke), Theresa Prammer (Fröndenberg).


Sarah Meyer-Dietrich: "Immer muss man mit Stellwerksbränden, Streiks und Tagebrüchen rechnen"

Literaturtipp

Sarah Meyer-Dietrich: "Immer muss man mit Stellwerksbränden, Streiks und Tagebrüchen rechnen"

Sarah Meyer-Dietrich: Immer muss man mit Stellwerksbränden, Streiks und Tagebrüchen rechnen, Bottrop: Henselowsky Boschmann 2016 [Ruhrgebiet de luxe].

Nur weg aus diesem Leben! Sie steigt in Castrop-Rauxel in den nächstbesten Zug, fährt planlos durchs Ruhrgebiet. Verliert sich im Gewirr aus Städten und Menschen. Denn die Geschichten, die sie in den Gesichtern der Mitreisenden zu entdecken meint, vermischen sich immer mehr mit den Schatten der eigenen Biografie...

An guten Tagen lese ich den Kunden ihre Wünsche von den Gesichtern ab. Das Mädchen mit rundlichen Wangen und Sommersprossen: ein Donut mit Streuseln. Ich weiß es, bevor sie es ausspricht. Erst sagt es ihr Gesicht. Dann sagt es ihr Mund. Lieber würde ich bei der Arbeit den Menschen nur auf die Hände schauen. Gesichter verraten zu viel.

Ein rhizomatisches Verwirrspiel um Familie, Liebe und Identität. Anrührend, komisch, verstörend, surreal.

Sarah Meyer Dietrich, geb. 1980, wuchs im Ruhrgebiet auf. Studium der Wirtschafts- und Kulturwissenschaften in Bochum und Hagen. Promotion in Bochum; sie war von 2012 bis 2016 hauptberuflich Geschäftsführerin und Projektmanagerin im Friedrich-Bödecker-Kreis NRW e.V., seit Sommer 2016 ist sie freie Autorin. Sarah Meyer-Dietrich ist u.a. Gewinnerin des Förderpreises des Literaturpreises Ruhr 2014 und des Ruhrgebietsliteraturwettberbs 2015. "Immer muss man mit Stellwerksbränden, Streiks und Tagebrüchen rechnen" ist ihr erster Roman. www.sarahmeyerdietrich.de


Von Feen und Elfen: Drei westfälische Neuerscheinungen für junge Leser

Literaturtipp

Von Feen und Elfen: Drei westfälische Neuerscheinungen für junge Leser

Fantasy boomt. Nicht erst seit Peter Jacksons spektakulären Verfilmungen der Tolkien-Klassiker "Herr der Ringe" und "Der kleine Hobbit" und dem Start der Blockbuster-Serie "Game of Thrones" wimmelt es auch in den Regalen der Buchhandlungen nur so von Geschichten um Drachen und Zwerge, Trolle und (über)menschliche Helden. Wenn bereits Erwachsene sich von diesem Genre fesseln lassen, wundert es nicht, dass auch kleine Leser, die in Phantasiewelten noch viel eher zuhause sind, sich für Zauberei und Abenteuer in verwunschenen Welten begeistern können. Bei Kindern besonders beliebt sind vor allem die kleinsten aller Fantasy-Wesen - die Elfen und Feen. Peter Pans Freundin "Glöckchen" und die bekannte "Prinzessin Lillifee" aus dem Münsteraner Coppenrath Verlag haben mittlerweile zahlreiche zauberhafte Geschwister erhalten. Und immer noch werden es mehr. Drei der jüngsten Schöpfungen westfälischer Autorinnen möchten wir Ihnen hier nun in angemessener Kürze vorstellen und wünschen Klein und Groß viel Spaß beim persönlichen Kennenlernen.


Katie Grosser: Rissa Filial und die Verschwörung auf Schloss Thronstein, Schmallenberg: WOLL Verlag 2016.
Rissa Filial ist kein gewöhnliches Mädchen. Sie ist ein Wechselbalg, die menschliche Tochter von Feen aus der Fabelwelt. Doch auch in der Menschenwelt wird sie vom Ungewöhnlichen und Magischen verfolgt, denn plötzlich geschehen auf dem Mädcheninternat Schloss Thronstein allerlei seltsame Dinge. Ihre neue Freundin Emma verbirgt ein trauriges Geheimnis, ihre Mitschülerin Louise verfolgt düstere Pläne und ein Dieb treibt sein Unwesen. Als dann auch noch eine fremde Fee auf dem Schloss auftaucht und sich höchst eigenartig benimmt, ist Rissa sicher: Auf Schloss Thronstein gibt es eine Verschwörung…


Anja Kiel: Lara und die freche Elfe. Prinzessinnenzauber, mit Bildern von Elke Broska, Ravensburg: Ravensburger Buchverlag [Ravensburger Leseraabe] 2016.
Lara hat eine ganz besondere Freundin: Fritzi, eine echte Elfe. Die möchte heute mit Lara Prinzessin spielen. Die Erbse unter den Matratzen spüren sie zwar nicht und die Kutsche ist nur eine Schubkarre, aber die beiden haben trotzdem jede Menge Spaß. Doch plötzlich rollt die goldene Kugel - Laras Ball - in den Gartenteich. Jetzt müssen Lara und Fritzi beweisen, ob sie auch ohne Froschprinz klarkommen...


Mareike Menne: Flory, die Fee. Geschichten aus dem Feenland, mit Illustrationen von Karen Kliewe, Salzkotten: Eire Verlag 2016.
Ursprünglich nur als Gute-Nacht-Geschichten für ihre eigenen Kinder erdacht, hat Kulturwissenschaftlerin und Verlegerin Mareike Menne die Abenteuer und Streiche der aus Badeschaum geborenen Flory und ihrer Freunde nun auch einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Und das Tollste: Am Ende jeder Geschichte wartet eine lustige Mitmach-Idee auf die kleinen Leserinnen und Leser! Mehr über Flory und ihre Freunde kann man außerdem auf der Website www.florydiefee.de erfahren.


Arne Kilian: "Mein totes Herz"

Literaturtipp

Arne Kilian: "Mein totes Herz"

Arne Kilian: Mein totes Herz, E-Book, Bastei Entertainment 2016.

Nach langer Wartezeit erhält Frank Römer endlich ein neues Herz. Doch in der Reha-Klinik beginnen ihn albtraumhafte Visionen und Träume zu plagen. Langsam begreift Frank: Die Frau, der er sein Leben zu verdanken hat, war das Opfer eines perfiden Verbrechens. Frank will den Mörder seiner Lebensretterin finden. Noch ahnt er nicht, dass dabei nicht nur sein eigenes Leben auf dem Spiel steht …

Arne Kilian wurde 1979 in Menden geboren. Bereits während seiner Schulzeit erschienen in unterschiedlichen Zeitschriften einige seiner Gedichte und Kurzgeschichten. Auch Erfolge bei Wettbewerben, u. a. beim Rheinischen Merkur und bei 3Sat, stellten sich ein. Im Jahr 2001 zog es ihn für eine Ausbildung zum Verlagskaufmann nach Bielefeld. Neben kaufmännischen Inhalten erhielt er hier einen wertvollen Einblick ins Lektorat, für das der Autor während seines anschließenden Studiums der Germanistik und Philosophie freiberuflich als Korrektor arbeitete. Als Student entfaltete er sein literarisches Interesse noch tiefgreifender, gründete eine Literaturgruppe, produzierte kurzzeitig Beiträge für eine Literatursendung im Bielefelder Lokalradio, trat bei diversen Lesungen sowie Poetry Slams auf und verzeichnete größere Erfolge mit seinen Texten. Besonders stolz ist der Autor auf einen professionellen Podcast, den der bekannte Schauspieler Gerd Silberbauer zu der SF-Geschichte "Die Kolonie" eingesprochen hat. 2014 erschien sein erster Kurzroman "Wintergrab", 2016 der Psycho-Thriller "Mein totes Herz".


Petra Kamburg u.a. (Hg.): "Weisheit - Kritik - Impuls"

Literaturtipp

Petra Kamburg u.a. (Hg.): "Weisheit - Kritik - Impuls"

Petra Kamburg, Friedemann Spicker, Jürgen Wilbert (Hg.): Weisheit - Kritik - Impuls. Anthologie zum Aphorismenwettbewerb 2016, Bochum: Brockmeyer Universitätsverlag 2016.

Die neueste vom Deutschen Aphorismus Archiv in Hattingen herausgegebene Anthologie versammelt die besten Einsendungen zum diesjährigen Aphorismenwettbewerb im Vorfeld des 7. Internationalen Aphoristikertreffens im November 2016.

"Weisheit" ist das Kernwort zu diversen Aspekten, die seit den antiken Spruchweisheiten mit dem Begriff verbunden sind. Was verbirgt sich nicht alles in dieser Position: Lebensweisheit, Weltweisheit, Binsenweisheit, Allerweltsweisheit, Sprich­wörterweisheit. Ist "Weisheit" heute einerseits ein Begriff für abgehoben akademisches Erörtern, andererseits für populärere Kurzformen eine scheinbar hochwertige, aber abgegriffene Floskel, bei der es nur um Wiederholung des Alten geht?

"Kritik": Muss man erläutern, dass Sprachkritik, Gesellschaftskritik, satirische Zeit- und Sozialkritik, Kultur- und Ideologiekritik eine Grundposition des Aphorismus ausmachen? Hat sich der Aphorismus heute in dieser Funktion endgültig erschöpft, wenn er angesichts der Missstände, die uns die Medien tagtäglich auf den Schirm holen, nur ein müdes Abnicken zur Folge hat? Hat er damit seine aufklärerische Funktion eingebüßt?

"Impuls": Konkrete Anstöße aus der Gattung gewinnen die Medizin, die Psychologie und Psychotherapie sowie die philosophische Praxis; das reicht bis zur praxisorientierten Lebensgestaltung mit Slogans, Losungen und Sprüchen. Der Weg zur Trivialaphoristik, die Regeln und Rezepte vermittelt, und zum Kalenderspruch ist dabei nicht weit. Können aus solch fragwürdigen Denkanstößen noch echte Impulse erwachsen?

Und eine letzte Frage schließlich über diese drei Begriffe hinaus: Ist der Aphorismus jenseits aller Funktionalität nichts anderes als "schöne" Literatur, eine zeitlos wichtige Form innerhalb der "kleinen Prosa"?

Mit solchen Fragen hatten die Herausgeber zur - möglichst kurzen - kreativen Auseinandersetzung eingeladen. Als Antwort erhielten sie nicht weniger als 387 Einsendungen, teils heiter-ironisch, teils ernst und betroffen machend, stets zum Nachdenken anregend. Und unbedingt lesenswert!


Markus Veith: "Zeitlauscher"

Literaturtipp

Markus Veith: "Zeitlauscher"

Markus Veith: Zeitlauscher, Dortmund: OCM Verlag 2016.

Als er klein war, war seine Welt Kauderwelsch.
Ein wirrer Urwald aus Sprache.

Der junge Konrad hat ein außergewöhnliches Talent: Er kann in die Vergangenheit hören. Zunächst prasseln die Stimmen noch unkontrolliert auf ihn ein, doch mit der Zeit lernt er, seine Gabe zu verfeinern und zu nutzen. Dabei muss er feststellen, dass Zeitlauschen nicht nur von Vorteil ist: Er durchlebt grausame geschichtliche Ereignisse, erfährt Dinge, die ihm besser verborgen geblieben wären und kämpft mit seinem Gewissen. Dann verliebt er sich in Klara - ein Mädchen, das vor 470 Jahren lebte. Fast täglich treffen sie sich an einer alten Eiche, wo sie trotz der zeitlichen Entfernung Nähe finden. Bis Klara durch eine Unvorsichtigkeit in Gefahr gerät.

Markus Veith, 1972 in Dortmund geboren, arbeitet seit 1997 als freischaffender Schauspieler und Autor. Während seiner Bühnentätigkeit spielte er deutschlandweit in vielen speziellen Theater-Genres. Als Autor hält er regelmäßig Lesungen, produziert Hörbücher und Hörspiele und wurde mit mehreren Preisen und Nominierungen geehrt. Seine Texte umfassen viele Genres, sowohl inhaltlich als auch stilistisch. www.veithstanz.de

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Ralf Thenior: "Omnibus"

Literaturtipp

Ralf Thenior: "Omnibus"

Ralf Thenior: Omnibus, Gedichte, ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von Michael Serrer, Düsseldorf: Edition Virgines 2016.

Anlässlich seines siebzigsten Geburtstags hat der Edition Virgines Verlag einen Band mit Gedichten des Dortmunder Lyrikers Ralf Thenior aus 50 Jahren Schaffenszeit aufgelegt. Herausgegeben wird der Band von Michael Serrer, Leiter des Literaturbüros NRW.

Ralf Thenior begann in den 1970er Jahren als Verfasser von Alltagslyrik, der sich von der damaligen Tendenz zur Neuen Subjektivität distanzierte, vielmehr durch die Verwendung der Alltagssprache in seinen Gedichten einen Beitrag zur Sprachkritik leisten wollte. Thenior ist von seinen literarischen Anfängen bis heute ungebrochen neugierig, vielfältig und kreativ. Das motiviert auch seine Reisen, die er immer literarisch verarbeitet, entlang der Elbe, nach Grönland, Bulgarien oder rund um das Schwarze Meer.

Theniors Gedichte sind häufig Momentaufnahmen von Menschen mit sonderbaren und besonderen Eigenschaften. Mit ein paar Zeilen wird eine Figur in ihren individuellen und sozialen Gesten lebendig gemacht. Seine Gedichte, ganz auf sinnliche Einzelheiten konzentriert, sind handwerkliche Präzisionsarbeiten.

Dabei gelingt es ihm, im Detail die gesellschaftliche Wirklichkeit durchscheinen zu lassen. Thenior geht artistisch mit der Sprache um. Der Alltagsjargon seiner Texte ist ebenso sorgfältig stilisiert wie die trivialen Milieus, worin er zitiert wird: Wo die genormten Träume der kleinen Leute - Fernsehheld sein, nach Acapulco fliegen, ein riesiger Lottogewinn - stammelnd und bewusstlos leidend vorgeführt werden, wird Sprachkritik zur Gesellschaftskritik. Darin spiegelt er auf vielfache Weise das Leben im Land Nordrhein-Westfalen. Er zählt zu den wichtigsten Autoren der Region.


Mauritz von Neuhaus: "Totgehoppelt"

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Mauritz von Neuhaus: "Totgehoppelt"

Mauritz von Neuhaus: Totgehoppelt, Kriminalroman, Meßkirch: Gmeiner Verlag 2016.

Ausgerechnet während der Jubiläumsfeier des Kaninchenkastenumstellvereins in Weine wird dem Bürener Bürgermeister Maximilian Krämer übel. Er wird zur Toilette getragen - und verschwindet spurlos. Theresia Rose und Alexander Kantstein nehmen die Ermittlungen auf, aber der Lokalpolitiker bleibt unauffindbar. Das Ermittlerteam ist ratlos und sieht sich zusätzlich erhöhtem Druck aus der Staatsanwaltschaft ausgesetzt. Zur Wiedereröffnung der Wewelsburg taucht schließlich eine Leiche auf - Maximilian Krämer, wie sich herausstellt. Die Ermittlungen führen auch in die lokalpolitische Landschaft, welche gerade durch einen Korruptionsskandal aufgeschreckt wird: Der geplante Ankauf von Dudelsäcken lief alles andere als "sauber". Doch auch das kann den Ermittlern nicht weiterhelfen - sie tappen weiter im Dunkeln.

Nach seiner Schulzeit am Bürener Mauritius-Gymnasium studierte Mauritz von Neuhaus Geschichte und Französisch in Münster. Teile seines Studiums verbrachte der begeisterte Europäer im politischen Herzen des Kontinents: Belgien. Anschließend arbeitete er einige Zeit in Japan. Heute lebt er schreibend und immer wieder von der Welt überrascht zwischen Büren und Costa Rica.
www.mauritzvonneuhaus.de


Burkhard Spinnen: "Die letzte Fassade"

Literaturtipp

Burkhard Spinnen: "Die letzte Fassade"

Burkhard Spinnen: Die letzte Fassade. Wie meine Mutter dement wurde, Freiburg im Breisgau: Herder 2016.

Lange Zeit hat er es nicht bemerkt. Das langsame Versinken seiner Mutter in die Demenz stellt Burkhard Spinnen vor eine Aufgabe, die ihn stets aufs Neue überfordert und sein Leben völlig durcheinander bringt. Unvermittelt verkehren sich alle Verhältnisse, die Mutter-Sohn-Beziehung erfährt eine radikale Veränderung. Dazu belastet die dauernde Konfrontation mit der Krankheit der Mutter den eigenen Lebensentwurf. "Die letzte Fassade" ist ein ehrliches, ein bewegendes und glänzend geschriebenes Buch über die neue Volkskrankheit Demenz.

Burkhard Spinnen, 1956 in Mönchengladbach geboren, studierte Germanistik, Publizistik und Soziologie und promovierte 1989. Seit 1996 lebt er als freier Autor in Münster. Verfasser von Romanen, Erzählungen, Essays, Kinderliteratur. Träger zahlreicher Literaturpreise.

Am 10. Juni 2016 stellt Burkhard Spinnen sein Buch auf dem Kulturgut Haus Nottbeck vor.

Achtung! In unser aktuelles Programmheft hat sich ein Fehler eingeschlichen: Bei dem darin genannten 2. Lesungstermin am 20. Mai handelt es sich um eine Verwechslung. An diesem Abend liest nicht Burkhard Spinnen, sondern Rainer Schepper aus "Der tolle Bomberg".


Jörn Klare: "Nach Hause gehen"

Literaturtipp

Jörn Klare: "Nach Hause gehen"

Jörn Klare: Nach Hause gehen. Eine Heimatsuche, Berlin: Ullstein 2016.

"Mein Heimweg ist eine mehr als sechshundert Kilometer lange Wanderung. Der Rhythmus der Schritte wird zu einer Meditation zum Thema Heimat und macht den Weg nach Hause zu meiner ganz persönlichen Pilgerstrecke. So wandere ich gleichsam durch einen Wald und durch mein Leben."

Was genau ist Heimat? Was bedeutet sie? Und warum ist sie wichtig? Jörn Klare geht dem sehr persönlich und ganz wörtlich nach. Von seiner Berliner Haustür aus wandert er an den Ort seiner Kindheit und Jugend am Rand des Ruhrgebiets. Ein Weg über gut sechshundert Kilometer. Erst durch Ostdeutschland, das ihm immer noch fremd ist, dann durch Westdeutschland, das ihm oft nicht mehr vertraut ist. An Orten, die Alte Hölle, Elend oder Wildewiese heißen, begegnet er Menschen, die ihre Heimat lieben, an ihr leiden und für sie kämpfen. Schließlich erreicht er die kleine Stadt, die einst sein Leben war.

Ein besonderes Buch, das jeden dazu bewegt, sich neu zu verorten. Ein Porträt von Deutschland, das man so kaum kennt. Jörn Klares Heimatsuche ist eine vielschichtige Auseinandersetzung mit der Frage: Wohin gehöre ich in einer Welt, die sich immer schneller wandelt?

Jörn Klare, geb. 1965 in Hagen-Hohenlimburg, schreibt Bücher, Theaterstücke sowie Reportagen und Features, unter anderem für den Deutschlandfunk und DIE ZEIT. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.


Walter Gödden u.a.: "Chronik der westfälischen Literatur 1945-1975"

Literaturtipp

Walter Gödden u.a.: "Chronik der westfälischen Literatur 1945-1975"

Walter Gödden u.a.: Chronik der westfälischen Literatur 1945-1975, 2 Bände, Bielefeld: Aisthesis Verlag 2016 [Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen, Band 63].

Die Chronik bietet erstmals einen systematischen Überblick über die Literatur Westfalens der Jahre 1945-1975. Im Mittelpunkt stehen dabei - in möglichster Vollständigkeit - die Buchproduktion jener Jahre, literarische Zeitungen und Zeitschriften, Literaturpreise, Briefzeugnisse und der persönliche Werdegang von Autorinnen und Autoren. Schwerpunkt des ersten Bandes ist der literarische Neuanfang nach 1945, der in Wirklichkeit kein Neuanfang war. Die alten, vielfach NS-belasteten Autorinnen und Autoren bestimmten bald wieder das literarische Leben Westfalens, protegiert durch wiederbegründete Organisationen wie den "Westfälischen Heimatbund". Mitte der 1950er Jahre regte sich Widerstand gegen eine rückständige Heimatliteratur und deren Förderung. Der Konflikt kam auf Dichtertreffen der Jahre 1955 in Marl und vor allem 1956 in Schmallenberg offen zum Ausbruch und führte in den Folgejahren zu einer Umorientierung. Letztlich trugen junge, kritische Autoren wie Paul Schallück und Hans Dieter Schwarze den Sieg davon. Der spätere Hagener Büchner-Preisträger Ernst Meister wurde zur Galionsfigur der literarischen Moderne in Westfalen.

Dreißig Jahre - in einer vergleichsweise kurzen Zeitspanne vollzog sich in der Literatur Westfalens ein grundlegender Wandel. Er führte von den Spätausläufern der Blut- und Boden-Literatur bis zum politischen Vers, zu Agit-Prop und verschiedenen Formen der Underground-Literatur (einschließlich Film, Fernsehen und Theater). Der zweite Band dokumentiert diese weltanschauliche Öffnung und rückt literarische Vereinigungen wie die Dortmunder "Gruppe 61" und die "Werkkreis"-Bewegung in den Vordergrund. Forderungen nach einer politischen Literatur, die sich der Wirklichkeit der Arbeitswelt annehmen sollte, und Schlagworte wie "Literatur für alle" fanden damals in der gesamten deutschen Literaturwelt Widerhall. Im sich anbahnenden Pop-Zeitalter diversifizierten sich Literaturphänomene noch weiter. Dabei verwundert es fast, dass Westfalen in größerem Maße Anschluss an progressive Strömungen fand - in der Literatur ebenso wie auf der Theaterbühne (wobei von den Ruhrfestspielen Recklinghausen und dem Landestheater Castrop-Rauxel wichtige Impulse ausgingen). Selbst die in Westfalen von jeher starke Heimatdichtung wagte Sprachexperimente im Stile der sogenannten "Wiener Schule". Den größten westfälischen "Literaturskandal" jener Jahre löste 1959 Reinhard Döhls Text "missa profana" aus, der als Verunglimpfung religiöser Sitten empfunden wurde - mit juristischem Nachspiel bis vor den Bundesgerichtshof. Solche Ereignisse zeigen paradigmatisch den hohen Stellenwert, den Literatur damals einnahm. Die Kluft zwischen konservativer und weltoffener Literatur zieht sich wie ein roter Faden nicht nur durch die westfälische Literatur.


Matthias Engels: "Die heiklen Passagen der wundersamen Herren Wilde & Hamsun"

Literaturtipp

Matthias Engels: "Die heiklen Passagen der wundersamen Herren Wilde & Hamsun"

Matthias Engels: Die heiklen Passagen der wundersamen Herren Wilde & Hamsun, Lehrensteinsfeld: Stories & Friends 2015.

USA 1881/1882. Fast zeitgleich schiffen sich zwei Männer für die Überfahrt nach Amerika ein. Oscar Wilde, in Europa bereits berühmt und berüchtigt, tritt eine umfangreiche Vortragsreise über Ästhetik an und wird in den amerikanischen Großstädten begeistert empfangen. Auf Knut Hamsun dagegen wartet niemand. Statt mit Literatur verdient er sich den Lebensunterhalt mühsam mit Gelegenheitsarbeiten. Für beide beginnt die schriftstellerische Karriere erst nach der Rückkehr in die Heimat. Wildes "Dorian Gray" und Hamsuns "Hunger" werden in Zeitungen veröffentlicht. Bald gehört Wilde zur europäischen Avantgarde und Hamsun erhält gar den Literaturnobelpreis. Doch Ruhm ist bekanntlich vergänglich. Beide Schriftsteller sterben geächtet und verbittert.

Matthias Engels, geb. 1975 in Goch am Niederrhein, lebt mit seiner Familie im westfälischen Steinfurt. Er erlernte zunächst den Beruf des Sortimentbuchhändlers, ist als Referent für Literatur in der Erwachsenenbildung tätig und veröffentlicht seit 2008 Romane und Lyrik. Matthias Engels ist Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller NRW.


Herbert Somplatzki & Eckard Koltermann: "Anthrazitmuseum"

Literaturtipp

Herbert Somplatzki & Eckard Koltermann: "Anthrazitmuseum"

Herbert Somplatzki & Eckard Koltermann: Anthrazitmuseum. Gesang von den Schwarzen Diamanten, Audio-CD (57 Min.), Schmallenberg: Megalit-Verlag 2015.

In Folge der rasanten Entwicklung der Industrie an Ruhr, Emscher und Lippe, kamen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr Menschen aus dem europäischen Osten ins "Land der roten Erde" Westfalen, um im Bergbau zu arbeiten. Die Kohle als "Schwarzes Gold" jener Aufbauzeit wurde zum Antrieb einer gigantischen Lokomotive, die das Land und die Republik aus den Bombentrümmern des Krieges ins so genannte "Wirtschaftswunder" zog. Doch den Fördertürmen sind inzwischen die Seilfahrten abhanden gekommen und über die Halden ist Gras gewachsen. Nun bereiten sich die letzten Zechen hier auf ihren endlosen Schlaf im Schlagschatten denkmalgeschützter Fördertürme vor; und mit ihnen geht die Geschichte von anderthalb Jahrhunderten "Schwarzer Diamanten" ihrem Ende entgegen. Was bleibt, ist das Erinnern. Und wenn auch die Erinnerung das einzige Paradies sein soll, aus welchem wir nicht vertrieben werden können, wie es der Dichter Jean Paul behauptete, so waren doch die dunklen Tage und Nächte in Schweiß und Staub wesentlich mehr, als es die aktuelle "Kumpelnostalgie" behauptet.

Das Programm "Anthrazitmuseum", das im Rahmen des Jahresfestivals von literaturland westfalen 2012/13 entstand und nun auch in Form einer CD vorliegt, berichtet mit Literatur und Musik von einer wichtigen Epoche Westfalens. Im Zusammenspiel zweier Künste begegnen sich die Erfahrungswelten eines Schriftstellers und eines Musikers und werden zu einer neuen Einheit. Und dieser Gesang von den Schwarzen Diamanten erfährt dann in der Interpretation durch die Urheber seine besondere Authentizität.

Herbert Somplatzki ist ein "angelernter Westfale". Er kam nach Ende des Zweiten Weltkriegs als masurisches Flüchtlingskind ins „Land der roten Erde“, um zu bleiben. Elf Jahre arbeitete er auf der Zeche Gewerkschaft Auguste Victoria in Marl. Er hat über vierzig Romane, Erzählungen und Sachbücher veröffentlicht, dazu mehrere Hörspiele und Theaterstücke sowie zahlreiche Liedertexte. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, z.B. mit dem Hörspielpreis der ARD, dem Stipendium des Deutschen Literaturfonds, einem Aufenthaltsstipendium im Künstlerdorf Schöppingen, etc.

Eckard Koltermann ist "geborener Westfale". Er gehört zu einer jüngeren Generation von Künstlern als Herbert Somplatzki und hat als Musiker und Komponist zahlreiche Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Poeten gesammelt. Darüber hinaus hat er als Komponist Musik für Filme und Theaterstücke sowie für Choreografien des Tanztheaters geschrieben und war lange Zeit Musikalischer Leiter am Schlosstheater Moers.

Eckard Koltermann und Herbert Somplatzki arbeiten schon seit den 1990er Jahren zusammen; z.B. beim „Rheinischen Musikfest 1993" und der WDR-Produktion "Kakerlaken Blues" sowie der CD "WortMusik" oder dem musikliterarischen Stück "Von Osten gekommen". Und sie waren an verschiedenen Projekten, etwa Schachtzeichen, der Kulturhauptstadt Europas 2010 beteiligt.

Am 11. März 2016 präsentieren Sie das Programm "Anthrazitmuseum" im Nicolaihaus Unna.

www.megalit-verlag.de


Monika Littau (Hg.): "postpoetry.NRW"

Literaturtipp

Monika Littau (Hg.): "postpoetry.NRW"

Monika Littau (Hg.): postpoetry.NRW - Poesiebotschaften aus fünf Wettbewerbsjahren, Düsseldorf: Edition Virgines 2015.

postpoetry.NRW, der Wettbewerb für Nachwuchsautorinnen und -autoren sowie Lyrikerinnen und Lyriker aus Nordrhein-Westfalen, blickt zurück auf fünf Jahre.

Außergewöhnlich ist dieses Projekt, weil es die Zusammenarbeit von Fünfzehn- bis Einundzwanzigjährigen, die ihr poetisches Schreiben erproben, mit älteren, bereits arrivierten Lyrikerinnen und Lyrikern fördert. Der Name des Projekts leitet sich von den Lyrikpostkarten her, die alljährlich Leserinnen und Leser für die Poesie gewinnen wollen.

Im nun erschienenen Sammelband sind die verschickten Poesiebotschaften der vergangenen Jahre sowie weitere Gedichte zusammengetragen. Ergänzt werden sie um Zugangstexte, die einen möglichen Weg ins Gedicht und zu seinem Verständnis vorschlagen. So ist ein generationsübergreifendes nordrhein-westfälisches Lyriklesebuch entstanden, das sich an junge Leserinnen und Leser, Lyrikvermittlerinnen und -vermittler und an all diejenigen wendet, die ihre Freude beim Lesen poetischer Texte entdecken wollen.

Monika Littau studierte Germanistik, Geographie und Musikwissenschaft. Sie war in Forschung, Bildung und Kulturförderung tätig. Seit 1977 erscheinen von ihr literarische Texte, zunächst insbesondere Lyrik. Sie ist Verfasserin von Sachliteratur, von Lyrik, Prosa, einem Theaterstück und Hörspiel sowie Kinderliteratur. Für ihre literarischen Arbeiten erhielt sie eine Reihe von Auszeichnungen, u.a. den Förderpeis für junge Künstler des Landes Nordrhein-Westfalen. www.monika-littau.de


Erwin Grosche: "Kurze Strecken gehen Vögel auch zu Fuß"

Literaturtipp

Erwin Grosche: "Kurze Strecken gehen Vögel auch zu Fuß"

Erwin Grosche: Kurze Strecken gehen Vögel auch zu Fuß. Letzte Erkenntnisse und wichtige Anmerkungen von Erwin Grosche, hg. von Frank Becker, mit 32 farbigen Illustrationen von Dagmar Geisler, Wuppertal: NordPark Verlag 2015.

Erwin Grosches Aphorismen, Alltagsbeobachtungen, Wahrheiten und Weisheiten sind gedankliche Artistik, exzellente Equilibristik der Gedanken - auf Augenhöhe, die es dem Leser dieser Sammlung oder dem Besucher seiner Kleinkunst- und literarischen Kabarettabende erlaubt, stets dicht bei ihm zu bleiben. Was andere schon immer denken wollten, sich es dann tatsächlich zu denken aber nicht getraut haben, übernimmt er für sie - und geht noch einen Schritt weiter: Er spricht es aus und schreibt es auf. Damit überwindet er eine hauchdünne, unsichtbare und oft für andere unüberwindliche Grenze: zu zweifeln, wo es angezeigt ist, zu sagen was wahr ist, ans Licht zu heben, was wichtig ist. Dabei tut mancher seiner bemerkenswerten Sätze so als täte er nur so als wäre er was, wobei die Botschaft oft bereits im Zweifel steckt.

Ein Buch für Menschen zwischen 7 und 98 Jahren, die sich auf leichte Art über die Schwere des Alltags, das Scheitern im Großen und Kleinen, das Gelingen im Kleinen und Großen, das Wetter, die Liebe, Leben mit Hunden und besondere Fahrradschlösser informieren wollen.

Erwin Grosche wurde 1955 in Anröchte geboren. Er lebt heute als Kabarettist, Schauspieler und Autor in Paderborn. Neben Kleinkunst- und Theaterproduktionen schreibt er Bücher und dreht Filme. Er wurde im Jahre 2015 sechzig Jahre alt und ist seitdem nicht mehr zu bremsen.


Christoph Wenzel: "lidschluss"

Literaturtipp

Christoph Wenzel: "lidschluss"

Christoph Wenzel: lidschluss. Gedichte, Wien: Edition Korrespondenzen 2015.

Christoph Wenzels Gedichte sind eine Art von Augenschließen, ein Abgesang auf eine Landschaft, die verschwunden ist. Mit fotografischer Genauigkeit und Empathie zeichnet er das Leben im rheinischen Braunkohlerevier nach und führt uns in die Geisterdörfer einer Gegend, deren Wüstungen von invasiver Energiegewinnung zeugen.

Auch die vom Erinnerungsraum seiner westfälischen Herkunft grundierten Gedichte handeln vom Alltäglichen, und sie fragen nach der sozialen Verortung von Identitäten. Es sind häufig ländliche Szenerien aus Wohnsiedlungen, Raps- und Maisfeldern, die Christoph Wenzel in einem unverwechselbaren Ton erschreibt. Er spielt mit der Vieldeutigkeit unserer Sprache, zeigt die Bildlichkeit des Buchstäblichen und nutzt die Wortwörtlichkeit der Metapher, um abgegriffene Floskeln in einen vibrierenden Blues zu verwandeln.

Christoph Wenzel, geb. 1979 in Hamm (Westfalen), lebt als Autor, Verleger und Universitätsangestellter in Aachen. Er erhielt zuletzt den Alfred-Gruber-Preis (2012), den GWK-Förderpreis/Münster (2012), das Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln (2013) und den Förderpreis des Landes NRW (2014).


Annette Wieners: "Kaninchenherz"

Literaturtipp

Annette Wieners: "Kaninchenherz"

Annette Wieners: Kaninchenherz, Berlin: List 2015.

Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes ist schockiert, als sie sieht, für wen die Beerdigung am heutigen Tag ist: Ihre eigene Schwester Mareike wird begraben. Seit zehn Jahren haben sich die beiden Schwestern nicht mehr gesehen. Seit Gesines Sohn unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben kam. Beide gaben sich gegenseitig die Schuld an seinem Tod. Gesine hat damals alles verloren. Ihre Arbeit als Kriminalkommissarin, ihre Wohnung, ihre Familie. Warum musste ihre Schwester sterben? War es Mord? Was wissen die Eltern? Als Gesine nachforscht, stößt sie auf eine Mauer des Hasses.

Annette Wieners, geboren in Paderborn, hat für ARD, ZDF und WDR als Drehbuchautorin gearbeitet. Sie lebt als Autorin und Journalistin in Köln. "Kaninchenherz" ist ihr Krimidebüt und der erste Teil einer Serie.


Jürgen August Alt/Alfons Huckebrink (Hg.): "Intercity München-Amsterdam"

Literaturtipp

Jürgen August Alt/Alfons Huckebrink (Hg.): "Intercity München-Amsterdam"

Jürgen August Alt/Alfons Huckebrink (Hg.): Intercity München-Amsterdam. Niederländisch-deutsche Verbindungen, Münster: sonderpunkt Verlag 2015.

"Meine Niederlande, aber auch: Mein Deutschland: Es ist, wie es ist", schreibt Giselle Ecury über ihr Verhältnis zu Deutschland und zur deutschen Sprache.

Wie sie sind etliche deutsche und niederländische Autorinnen und Autoren dem Aufruf des VS NRW gefolgt, Texte zu einem deutsch-niederländischen Literaturprojekt beizusteuern. Einige dieser Texte von insgesamt 17 Autoren beider Länder sind nun in diesem Band veröffentlicht, Gedichte und Erzählungen bunt gemischt. Viele der Gedichte sind in beiden Sprachen, im Niederländischen und im Deutschen, abgedruckt. Die Beiträge schildern Begegnungen mit dem jeweils anderen Land, manchmal befassen sie sich auch mit Themen wie Freiheit, Krieg, dem Alter.

Die Niederländerin Giselle Ecury erzählt die Geschichte ihrer Familie mit Wurzeln in Deutschland und in den Niederlanden sowie darüber, wie sie selbst das Land und seine Leute erlebte - mal gute, mal schlechte Begegnungen. Ihr Fazit: "Ein Gleichgewicht ist zustande gekommen". Das Gleichgewicht, zu dem auch dieses Buch beitragen möchte.

Ein Projekt des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) in NRW


Brigitte Werner: "Zufälle"

Literaturtipp

Brigitte Werner: "Zufälle"

Brigitte Werner: Zufälle. Das Leben ist wunderbar, Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2015.

Brigitte Werner schildert 25 kleine Begebenheiten aus ihrem Leben - mit einem aufmerksamen, liebevollen Blick auf die scheinbar-unscheinbaren Ereignisse im Alltag, die sich aber bei näherem Hinsehen als denkwürdig und hintergründig erweisen können. So kann man auch selbst aufmerksam werden, wenn man die Augen aufmacht, sie blank reibt und sich voller Freude umdreht.

Die kurzen, humorvollen und nachdenklichen Texte regen Fragen an, die oft im Verborgenen schlummern und nur darauf warten, einmal ans Tageslicht gehoben zu werden. Ob es um Erlebnisse mit Kindern, mit Engeln oder skurrilen Seniorinnen geht, um Träume über das Fliegen, Gespräche mit Igeln und Vögeln oder dem besten "Liebhaber" aller Zeiten: immer sind diese kleinen Episoden zum Staunen, zum Nachdenken oder Schmunzeln. Eine anregende Lektüre für zwischendurch - und ein ideales Buch zum Verschenken.

www.brigittewerner.de


Anja Kiel & Inge Meyer-Dietrich: "Ein Stern für Finja"

Literaturtipp

Anja Kiel & Inge Meyer-Dietrich: "Ein Stern für Finja"

Anja Kiel & Inge Meyer-Dietrich: Ein Stern für Finja, mit farbigen Bildern von Nina Dulleck, Ravensburg: Ravensburger Buchverlag 2015.

Familie Sternberg liebt alles, was mit Sternen zu tun hat. Wie passend also, dass die Familie in ein altes Haus mit Sternwarte zieht. Dort warten tolle Abenteuer auf Finja und ihre beiden Geschwister. Doch das gibt jede Menge Chaos!

Als Finja mit ihren Eltern und Geschwistern in das alte Haus der verstorbenen Großtante zieht, ahnt sie noch nicht, was sie erwartet. Das "Sternenhaus", wie Finja ihr neues Heim liebevoll nennt, ist nämlich ein riesiger Abenteuerspielplatz! Es gibt einen Märchengarten mit verzaubertem Seerosenteich, einen Speicher voller verschlossener Koffer und Schränkchen und eine geheimnisvolle Sternwarte auf dem Dachboden ...

Inge Meyer-Dietrich: Geboren am 27. Dezember 1944 in Dahle. Aufgewachsen in Bochum. Mittlere Reife, danach Ausbildung zur Krankenschwester in Bonn. Abitur auf dem 2. Bildungsweg am München-Kolleg. Studium der Soziologie, Germanistik und der Empirischen Kulturwissenschaften in München und Tübingen. Beginn der 80er Jahre: Mitgliedschaft in der Literaturwerkstatt Essen und erstmalige öffentliche Präsentation ihrer Texte. Ihre Karriere beginnt 1984 mit dem 1. Preis beim Wettbewerb "Kinderliteratur" in NRW. 1986 folgt die Veröffentlichung ihres ersten Buches "Mein blauer Ballon", 1988 der Durchbruch mit ihrem ersten Roman "Plascha". Schreibt seitdem zahlreiche Romane, Geschichten und Gedichte für junge Leute unterschiedlicher Altersstufen und für Erwachsene. Lesungen aus ihren Büchern und Leitung von Schreibwerkstätten und Workshops zu speziellen Themen wie z.B. "Liebe und Freundschaft", "Tod und Trauer" und "Fremdsein in Deutschland".

Anja Kiel: Geboren 1973 in Tübingen. Seit 1980 lebt sie in Nordrhein-Westfalen. Sie machte ihr Abitur in Gelsenkirchen, studierte Kunstgeschichte, Angewandte Kulturwissenschaften und Philosophie in Münster, absolvierte ein Volontariat bei der Zeitschrift Prinz in Duisburg. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Hagen. Bücher schreibt sie erst seit ein paar Jahren, dafür mit wachsender Begeisterung.


Rainer Strobelt: "leichte athletik"

Literaturtipp

Rainer Strobelt: "leichte athletik"

Rainer Strobelt: leichte athletik. Launige Gedichte, Oberschöna: Peter-Segler-Verlag 2015.

wussten sie schon
es gibt hohn
wussten sie das
es gibt hass
wissen sie was
aber auch spaß

Mit diesem Kurzgedicht unter dem Titel "präsentation" beginnt der neue Lyrikband des westfälischen Autors Rainer Strobelt. Und Spaß machen die auf den folgenden knapp 150 Seiten versammelten Gedichte in der Tat. Nicht weil sie immer die direkte Pointe suchen, sondern weil sie mit Klugheit und Witz zum um die Ecke denken einladen und für Sprachfreunde zudem eine wahre Fundgrube an intelligenten Wortspielen bereithalten. "Ein Meister der lyrischen Miniatur", urteilt die Autorin Ulla Lachauer im Klappentext über Rainer Strobelt. Dem kann man sich nur anschließen.

Rainer Strobelt wuchs in Ahlen/Westfalen auf. Mittlere Reife, Höhere Handelsschule, Teilvolontariat als Sportjournalist an Bielefelder Tageszeitung (1966), Abitur. Fußballspieler A-Jugend Kreisauswahl Beckum. Ab 1969 Studium der Slawistik und Amerikanistik in Freiburg, Zagreb, Münster. Gymnasiallehrer für Englisch, Russisch, Literatur zwischen 1977 und 2010, dabei Auslandsschuldienst (Deutsch als Fremdsprache) in Kroatien und Bosnien-Herzegowina (Fachberater für Deutsch, 2002-2008). Reiseleitungen Studienreisen und Jugendbegegnungen (UdSSR). Rainer Strobelt lebt in Warendorf.
www.rainer-strobelt-literatur.de


Achim Albrecht u.a.: "Ilai und seine Freunde erobern die Welt"

Literaturtipp

Achim Albrecht u.a.: "Ilai und seine Freunde erobern die Welt"

Sandro Proietto (Hg.), Achim Albrecht (Autor), Markus Murlasits (Zeichnungen): Ilai und seine Freunde erobern die Welt, Dortmund: OCM Verlag 2015.

Schweiz, Österreich, Deutschland - für die ganze Welt.

Ilai und seine Freunde - das sind Cooper aus Australien, Ima aus Peru, Meilin aus China, Devi aus Indien und Lamin aus Gambia. Und natürlich das Hundemädchen Mia. Alle Kinder gehen in den gleichen Kindergarten in der Schweiz und erleben dort tolle Abenteuer. Gemeinsam erobern sie die Welt, denn sie wissen: Miteinander statt gegeneinander!

Das Kinderbuch ist ein länderübergreifendes Projekt, an dem viele Menschen gearbeitet haben: Der Schweizer Herausgeber Sandro Proietto, ohne den Ilai und seine Freunde nur eine nette Idee geblieben wären. Der deutsche Autor Achim Albrecht, der die Geschichte der Freunde erzählt, so wie sie passiert ist. Der Illustrator Markus Murlasits, der in Österreich lebt und mit seinem Zeichenstift Mia, Ilai und seine Freunde zum Leben erweckt.

Die jungen Leser können mit Ilai und seinen Freunden ferne Länder kennenlernen, spannende Aufgaben lösen und die Welt ein bisschen bunter machen! Um das Buch perfekt nutzen zu können, wird ein Tablet oder Smartphone mit einem QR-Code-Scanner benötigt.


Achim Albrecht
Geboren am 16.3.1959 in Kaiserslautern. Als strebsamer Sohn verantwortungsvoller Eltern studierte er entgegen seinen literarischen Neigungen Jura, schloss eine Bankausbildung an und komplettierte seine wirtschaftsrechtliche Ausrichtung mit beruflichen Einsätzen in den verschiedensten Ländern. Heute lehrt er als Professor Internationales  Wirtschaftsrecht. Der Autor hat die ursprüngliche Idee, seine Fantasie und Liebe zur Sprache schriftstellerisch umzusetzen, nie aufgegeben. Achim Albrecht lebt in Dortmund.


Andreas Kollender: "Kolbe"

Literaturtipp

Andreas Kollender: "Kolbe"

Andreas Kollender: Kolbe, Bielefeld: Pendragon Verlag 2015.

Sommer 1943: Hitler muss weg! Das steht für Fritz Kolbe fest. Als Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes hat er Zugang zu streng geheimen Dokumenten, die er aus der Behörde schmuggelt. Eine Kurierfahrt in die Schweiz ermöglicht ihm die Kontaktaufnahme zu den Amerikanern. Kolbe beginnt ein lebensgefährliches Doppel­leben. Er übergibt den Amerikanern hochbrisantes Mate­rial, darunter der genaue Lageplan der Wolfsschanze, Hitlers Hauptquartier, sowie wichtige Hinweise auf Spione und einen deutschen Geheimsender in Irland. Die Alliierten nutzen seine Informationen, aber Hitler bleibt an der Macht und der sinnlose Krieg geht weiter. Kolbe zweifelt mehr und mehr an seiner Mission, will aufgeben, doch Marlene, die Frau, die ihm alles bedeutet, ermutigt ihn zum Weitermachen. Bis es zu einem folgenschweren Unfall kommt …

Andreas Kollenders Sprache entwickelt eine unglaubliche Sogwirkung, augenblicklich ist man gefangen in seiner Geschichte von Widerstand und Liebe, von Mut und Zivilcourage.

Fritz Kolbe ist ein fast vergessener Held. Obwohl er uneigennützig und unter Einsatz seines Lebens Widerstand gegen das Nazi-Regime geleistet hat. Als Beamter im Auswärtigen Amt schmuggelt Kolbe Aktenmaterial in die Schweiz und liefert den Amerikanern 1.600 Dokumente. Durch ihn erfahren die Amerikaner u. a. von einem Nazi-Spitzel im Umfeld des US-Vizepräsidenten, von einem neuen Düsenflugzeug und der geplanten Ermordung der jüdischen Gemeinde Roms. Die Amerikaner geben Fritz Kolbe den Decknamen George Wood. Der spätere CIA-Chef Allen Dulles bezeichnet Kolbe als den wichtigsten Spion des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Krieg wird Kolbe die Wiederanstellung im Auswärtigen Amt verwehrt. Er kann in Deutschland nicht mehr Fuß fassen. Kolbe schlägt sich mit verschiedenen Berufen durch und stirbt, nahezu vergessen, 1971 in Bern - in jener Stadt, in der er zum Top-Spion der Amerikaner wurde. Erst im Jahr 2004 wurden seine mutigen Taten gewürdigt, als der damalige deutsche Außenminister Joschka Fischer den Fritz-Kolbe-Saal im Auswärtigen Amt einweihte.


Klaus Goehrke: "Vermisste Väter"

Literaturtipp

Klaus Goehrke: "Vermisste Väter"

Klaus Goehrke: Vermisste Väter. Fern von Westfalen, Münster: agenda Verlag 2015.

"Auch wenn du es nicht glaubst: Russland gehört zu Europa." Das sagt Natalie zu ihrer Tochter Laura, die ihre Sympathie für dieses Land nicht verstehen kann und drängende Fragen stellt: Wieso haben sich Natalie und Max, Lauras verschwundener Vater, ausgerechnet am südrussischen Don kennen gelernt, und warum haben sich die beiden kurz nach ihrer Geburt wieder getrennt? Ihre Oma in Münster gibt zwar über ihren lange verstorbenen Mann Auskunft, der am Don in russische Gefangenschaft geraten war, will aber nicht über Max sprechen. Erst auf seiner Beerdigung in Weimar enthüllt sich Laura, was für ein Mensch ihr Vater war. Auf seinen Spuren fährt sie nun selbst mit ihrem Freund Lars an den Don, wo sie sich heftig in Boris verliebt, der ihr nach Dortmund folgt. Frauen aus drei Generationen, die den Don als ihren Schicksalsstrom erleben...


Klaus-Hendrik Mester: "Fußball leben im Ruhrgebiet"

Literaturtipp

Klaus-Hendrik Mester: "Fußball leben im Ruhrgebiet"

Klaus-Hendrik Mester: Fußball leben im Ruhrgebiet. Eine Zeitreise durch 13 Städte voller Fußball-Leidenschaft, 2. Auflage, Hildesheim: Arete Verlag 2015.

Wer weiß schon, dass das erste Live-Spiel im deutschen Fernsehen Hamborn 07 gegen FC St. Pauli lautete, Schwarz-Weiß Essen am "dritten Weihnachtstag" 1959 DFB-Pokalsieger wurde und "Atom-Otto2 Luttrop per Zeitungsannonce zum 1. FC Mülheim kam?

Klaus-Hendrik Mester hat für dieses Buch, das nun in zweiter Auflage erschienen ist, dreizehn Städte besucht und mit zahlreichen prominenten und weniger prominenten Zeitzeugen von Marcel Radecanu, Ennatz Dietz, Frank Goosen und Sönke Wortmann bis zu Hermann Winzler von den Sportfreunden Katernberg und Fritz Hesse von Westfalia Herne gesprochen. Herausgekommen sind liebevolle Vereinsporträts mit überraschenden Geschichten zu VfL Bochum, Wattenscheid 09, VfB Bottrop, Borussia Dortmund, MSV Duisburg, Hamborn 07, Schwarz-Weiß Essen, Rot-Weiss Essen, SF Katernberg, Schalke 04, Westfalia Herne, DSC Wanne-Eickel, SV Sodingen, Spvgg. Herten, Lüner SV, TSV Marl-Hüls, 1. FC Mülheim, Rot-Weiß Oberhausen und Spvgg. Erkenschwick. Sie alle zeigen, dass im Ruhrgebiet der Fußball trotz aller Kommerzialisierung noch immer leidenschaftlich gelebt wird und zwar von der Champions League bis zur Kreisklasse.


Sarah Meyer-Dietrich & Sascha Pranschke (Hg.): "Neben der Spur"

Literaturtipp

Sarah Meyer-Dietrich & Sascha Pranschke (Hg.): "Neben der Spur"

Sarah Meyer-Dietrich & Sascha Pranschke (Hg.): Neben der Spur. Ein Dülmen-Thriller, Essen: Klartext 2015.

Der erste Tag an der neuen Schule beginnt für Brian vielversprechend: Er lernt Lena, eine hübsche Mitschülerin, kennen, und Dülmen scheint mehr zu bieten, als der Siebzehnjährige geahnt hätte. Immerhin ist Brian in New York aufgewachsen und gerade erst von Essen in die münsterländische Kleinstadt gezogen. Aber schon bald ahnt Brian, dass die Idylle trügt: Zuerst wird Lena von einem Kaninchen brutal attackiert. Dann rastet ihr Ex-Freund Frederico nach einem Basketballspiel scheinbar grundlos aus. Brians Mitschüler Ben, dessen kleiner Bruder bei einem tragischen Unfall ums Leben kam, verrät ihm, dass sich schon seit einiger Zeit Menschen und Tiere in Dülmen ungewöhnlich aggressiv verhalten. Und mitten in dieses Chaos platzt Brians beste Freundin Tara und zeigt sich gar nicht begeistert über seinen Flirt mit Lena ...

Warum sind die Dülmener bloß so neben der Spur? Mit dieser Frage geht es schließlich um Leben und Tod. 45 Jugendliche aus Dülmen und Umgebung haben diesen Roman geschrieben, der mit einer Mischung aus Spannung, Liebe und Humor genauso vielstimmig daherkommt wie seine Autoren. Der Roman ist Nachfolgeband der Bücher "Stromabwärts. Ein Emscher-Roadmovie", "Grenzgänger. Ein Ruhrpott-Roadmovie" und "Endstation Emscher. Zwei Hellweg-Krimis" - Grenzgänger-Leser dürfen sich auf ein Wiedersehen mit Brian und Tara aus "Picknick im Park" freuen.


Friedemann Spicker & Jürgen Wilbert (Hg.): "Größe im Kleinen"

Literaturtipp

Friedemann Spicker & Jürgen Wilbert (Hg.): "Größe im Kleinen"

Friedemann Spicker & Jürgen Wilbert (Hg.): Größe im Kleinen. Der Aphorismus und seine Nachbarn, Bochum: Universitätsverlag Brockmeyer 2015.

Im Vorfeld des nunmehr bereits 6. Aphoristikertreffens hatten sich die Veranstalter vom Deutschen Aphorismusarchiv zu einer Erweiterung entschlossen. Neben dem Aphorismus sollten auch dessen Nachbarn in den Blick genommen werden. Diese Entscheidung hatte nicht zuletzt innere Gründe. Denn die "Sortenreinheit" der Gattung ist in den Neuerscheinungen der letzten Jahre keineswegs mehr der Normalfall. Wer sind diese Nachbarn? Worin besteht die Nachbarschaft? Hat der eine oder andere dieser Nachbarn heute eine besondere Konjunktur? Besteht eine Tendenz zur Vermischung der Grenzen? Das sind nur einige der Fragen, die sich bei der Konzeption des Aphoristikerreffens 2015 unmittelbar ergaben.

"Literarische Kleinformen" - das ist der Begriff, unter den die Literaturwissenschaft diese benachbarten Formen fasst. Dazu gehören im Wesentlichen: die Anekdote, an deren Zweiteilung sich die Grenze zu den größeren, rein epischen Textsorten exakt bestimmen lässt, der Witz und das Rätsel, die sich schon umgangssprachlich von ihrer Intention her abgrenzen lassen, und das Epigramm, das in der Regel durch seine gebundene Form zu bestimmen ist, des Weiteren und kernhaft das Sprichwort, die in der griechischen und römischen Antike gründenden Formen Apophthegma und Sentenz, weiter die Maxime mit ihrer inhaltlich bestimmten und das Fragment mit seiner an eine literarische Epoche geknüpften Sonderbedeutung, schließlich der Aphorismus als für die Moderne besonders bedeutsame und ertragreiche Textsorte.

Der nun vorliegende Begleitband dokumentiert nicht nur die verschiedenen Tagungsbeiträge, sondern enthält u.a. auch Aphorismen der Teilnehmer.


Volker Pirsich & Isabel Stolzenburg (Hg.): "Zeitenweise Hamm"

Literaturtipp

Volker Pirsich & Isabel Stolzenburg (Hg.): "Zeitenweise Hamm"

Dr. Volker Pirsich & Isabel Stolzenburg M.A. (Hg.): Zeitenweise Hamm. Eine Hammer Literaturgeschichte in Autorenporträts, Druck: B & B Druck GmbH, Hamm 2015.

In den Jahren 2012 und 2013 fand das große Literaturfestival literaturland westfalen statt. Die Stadtbüchereien Hamm beteiligten sich an daran mit einer Vielzahl von Veranstaltungen, indem sie bestehende Projekte integrierten oder sich an Projekten anderer Träger im Rahmen des Festivals beteiligten.

Darüber hinaus konnte eine eigens für literaturland westfalen konzipierte Projektreihe realisiert werden: "Zeitenweise Hamm". Ziel war es, literaturinteressierten Bürgerinnen und Bürgern Hammer Stadt- und Literaturgeschichte zu vermitteln, die bisher nicht Gegenstand der städtischen Literaturveranstaltungen war. Im Zeitraum 12. April bis 26. Juni 2013 wurde an zehn verstorbene Autorinnen und Autoren erinnert, die in Hamm geboren wurden und/oder eine Zeit ihres Lebens in Hamm gelebt und gearbeitet haben. Jede Veranstaltung bestand aus einem Vortrag zu Leben und Werk des/der Autors/in und einer Werkprobenlesung.

Für die zehn Vorträge - die nun in Form einer Dokumentation vorliegen - konnten Referenten gewonnen werden, die über die Autor/innen bereits veröffentlicht hatten oder die sich bereit erklärt hatten, einen Vortrag eigens zu erarbeiten. Dabei spannte sich der geschichtliche Bogen vom späten 17. Jahrhundert bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Erinnert wurde an Katherine Allfrey, Gerda Brockmann, Rulemann Friedrich Eylert, Peter Hille, Heinrich Luhmann, Wilhelm Neuhaus, Clara Ratzka, Anna und Hans Siemsen und Bruno Wittchen - Autorinnen und Autoren, die kleinere und größere Literaturgeschichte geschrieben haben und zeitenweise ihre Spuren in Hamm hinterlassen haben.


Else Lasker-Schüler: "Das Peter Hille-Buch"

Literaturtipp

Else Lasker-Schüler: "Das Peter Hille-Buch"

Else Lasker-Schüler: Das Peter Hille-Buch, nach der Erstausgabe von 1906, mit einem Nachwort von Walter Gödden, Coesfeld: Elsinor Verlag 2015.

Peter Hille (geb. 1854 in Erwitzen bei Nieheim, gest. 1904 in Berlin) war eine zentrale Figur der Berliner Boheme - eindrucksvoll nicht nur durch sein Werk, sondern auch durch seine Persönlichkeit.

Eng befreundet war er mit der Lyrikerin Else Lasker-Schüler. Nach Hilles frühem Tod widmet sie dem Gefährten ihre erste große Prosaarbeit, einen Hymnus auf Hille, genannt "Petrus der Felsen". Das biographisch grundierte, in einer hochexpressiven Sprache verfasste Werk deutet den gemeinsamen Weg als Reise durch eine mythische Welt.


Dieter Treeck: "Ich hab noch ein Bein von Dir"

Literaturtipp

Dieter Treeck: "Ich hab noch ein Bein von Dir"

Dieter Treeck: "Ich hab noch ein Bein von Dir". Poesie des Alltags. Zeichnungen von Henryk Bzdok, Bochum: Brockmeyer 2015.

Vers-Satiren, Couplets, Chansons und Alltagspoesie aus der "Wort-Werkstatt" des Dortmunder Satirikers, Poeten und Erzählers Dieter Treeck unter einem provokant-augenzwinkernden Titel. Es sind Texte aus zwanzig Jahren, in denen der Autor vor allem Liedtexte, aber auch leichtfüßige und schräge Verse notierte, in denen er wort-spielerisch die Besonderheiten des Alltäglichen aufspürte. Gedichte, in deren Zeilen sich die - mitunter frivolen - Gedanken frech-fröhlich biegen.

Von besonderem Reiz sind auch die Gedichte, die besonderen Anlässen gewidmet sind: satirische Impressionen von Ungarn-Reisen etwa, Geburtstags-Widmungen abseits aller Rituale und nicht zuletzt auch deutsche Nachdichtungen ungarischer Kabarett-Chansons aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Dieter Treeck wurde 1936 in Dortmund geboren, er ist Erzähler, Lyriker, Chanson- und Kabarett-Autor und lebt und arbeitet nach wie vor in seiner Geburtsstadt.

Der in Katowice (Polen) lebende Zeichner Henryk Bzdok hat den Texten seines Freundes Dieter Treeck eigene Bild-Kommentare beigegeben. Bereits seit 1979 arbeitet der 1937 geborene Künstler, der an der Akademie der Schönen Künste in Krakau Malerei und Grafik studierte und bisher Ausstellungen in Montreal (Kanada) und in vielen europäischen Galerien und Museen hatte, mit dem Dichter Dieter Treeck in den Bereichen Mail-Art, Stadtgestaltung, grafische Projekte und Illustration zusammen.


Jürgen Banscherus & Ralf Butschkow (Illustr.): "Milli & Magnus. Der verschwundene Baron"

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Jürgen Banscherus & Ralf Butschkow (Illustr.): "Milli & Magnus. Der verschwundene Baron"

Jürgen Banscherusu. Ralf Butschkow (Illustr.): Milli & Magnus. Der verschwundene Baron, Köln: Baumhaus 2015.

Eine irrwitzige und turbulente Freundschaftsgeschichte vom Erfolgsduo Jürgen Banscherus und Ralf Butschkow, die auch gemeinsam an den Büchern aus der Reihe "Ein Fall für Kwiatkowski" arbeiten.

Milli ist groß. Sehr groß. Und sie ist eine der besten Diebinnen der Welt. Deshalb hat sie auch den Auftrag erhalten, in die als uneinnehmbar geltende Sternenburg einzubrechen. Dort soll sie einen wertvollen Schatz aufspüren. Für eine ausgebuffte Diebin wie sie kein Problem. Doch der Burgbesitzer Magnus - klein, aber clever - ertappt sie auf frischer Tat und will nun zu Millis Überraschung, dass sie als Leibwächterin für ihn arbeitet. Von wegen! Milli plant, so rasch wie möglich auszubüxen. Aber da wird der kleine Baron entführt. Und wer, wenn nicht Milli, kann ihn retten?

Mit kurzen Kapiteln, vielen liebevollen Illustrationen und einer spannenden, aber nicht gruseligen Geschichte ist "Milli & Magnus" ein Kinderkrimi zum Lesen und Vorlesen, der sich für Kinder ab sechs Jahren eignet.


Susanne Schulte (Hg.): "So verstehen wir. Texte über das Verstehen"

Literaturtipp

Susanne Schulte (Hg.): "So verstehen wir. Texte über das Verstehen"

Susanne Schulte (Hg.): So verstehen wir. Texte über das Verstehen, Münster: Waxmann Verlag 2014.

Nichts ist so selbstverständlich wie zu verstehen. Doch was heißt es, mich selbst, einen anderen, gar einen bösen Menschen, einen Sachverhalt oder Text, eine andere Kultur zu verstehen? Verstehen versteht sich nicht von selbst.

Dieser Band versammelt die Vorträge der Magus Tage Münster 2013, die unter der Überschrift "ach so verstehen wir" standen. Renommierte Experten aus Literatur, Kriminologie, Philosophie und Theater, aus Neurowissenschaft, Sprachmittlung, Forensischer Psychiatrie und Soziologie reflektieren den Sinn, die Bedingungen, Formen und Grenzen des Verstehens. Zudem findet sich die ausgezeichnete Antwort auf die Magus-Preisfrage und, neben den Laudationes auf die beiden Preisträger, ein Beitrag des Hamann-Forschungspreisträgers 2013 sowie die Originaltexte, die im Rahmen des literarischen Projekts der Magus Tage dieses Jahres in Kaliningrad-Königsberg entstanden.

Die Magus Tage Münster fanden 2013 zum zweiten Mal statt. Sie knüpfen inhaltlich an Johann Georg Hamann (1730 Königsberg - 1788 Münster), den "Magus in Norden", an, indem sie Probleme, die ihn umtrieben und die auch heute noch nicht gelöst sind, im Kontext aktueller Diskurse in die Öffentlichkeit tragen.

Mit Beiträgen von
Eric Achermann, Jörg Albrecht, Boris Bartfeld, Marina Döring, Jean Grondin, Hendrik Jackson, Olga Klimecki, Wilhelm Kühlmann, Axel Petermann, Marion Poschmann, Boike Rehbein, Charles de Roche, Nahlah Saimeh, Magnus Schlette, Wilhelm Schmidt-Biggemann, Oliver Scholz, Zeha Schröder, Susanne Schulte.
Mehr zu den Magus Tagen 2013>>


Peter Schütze: "Die Brüder des Löwen. Eine westfälische Chronik aus dem 12. Jahrhundert"

Literaturtipp

Peter Schütze: "Die Brüder des Löwen. Eine westfälische Chronik aus dem 12. Jahrhundert"

Peter Schütze: Die Brüder des Löwen. Eine westfälische Chronik aus dem 12. Jahrhundert, Holzminden: Verlag Jörg Mitzkat 2014.

Macht- und Klostergeschichte im Mittelalter aus der Perspektive einer Frau: Lutrudis, Tochter des Widekind von Schwalenberg, blickt auf die Zeit zwischen 1128 und 1186 zurück. 1128 hat sie als kleines Mädchen die Gründung des Klosters Marienmünster nahe der Reichsabtei Corvey miterlebt, 1185/86 stiftet Lutrudis gemeinsam mit ihrem Sohn Widukind von Rheda und dessen Waffenbruder Bernhard zur Lippe das Kloster Marienfeld im Münsterland.

Dieser Zeitraum war für die Entstehung des Herzogtums Westfalen von entscheidender Bedeutung - die Grafen und der Burgadel suchten mit Hilfe der Kirche Einfluss und Besitz zu erweitern und Herzog Heinrich der Löwe stieg zum mächtigsten Reichsfürsten auf. Die "Brüder" des Löwen, seine westfälischen Vasallen und Lehnsmänner stehen mit ihrer Treue und ihrem Verrat im Mittelpunkt des Romans, dessen Handlung in der Liebes- und Lebensgeschichte Lutrudis‘ reflektiert wird.

"Die Brüder des Löwen" von Peter Schütze bieten nicht nur wesentliche Ausschnitte regionaler Geschichte, sondern darüber hinaus ein farbiges Abbild jener großen Zeit politischer Umwälzungen, auf die der Schatten zweier großer Potentaten fällt: Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe.


Michael Starcke: "von oben winzige punkte"

Literaturtipp

Michael Starcke: "von oben winzige punkte"

Michael Starcke: von oben winzige punkte. gedichte, Bochum: Früher Vogel 2014.

Über den neuen Gedichtband von Michael Starcke schreibt der Autor Rainer Küster: "Diese Sammlung zeigt erneut, wie nah sich beide sind, die lyrischen Produkte des Dichters Michael Starcke und die Welt, in der er lebt und schreibt. Vorsichtig, manchmal zögernd in der Diktion, beschwört er Wirklichkeiten, die, kaum der Banalität des Alltags entronnen, mit sanfter Hand in metaphorische Spielräume überführt werden ... Starcke begreift seine Gedichte als „Leuchttürme in der Brandung“; mit dem Sprecher der Texte dürfen Leserinnen und Leser vertraute Räume und Zeiten durchschreiten. Nichts ist hier hermetisch verriegelt oder verrätselt, Starckes Sprache lädt vielmehr ein zum Dialog ... Wer so einfühlsam schreibt, liebt die Menschen, kennt aber auch die Abgründe ihrer Welten ..."

Michael Starcke, geb. 1949 in Erfurt, lebt seit den sechziger Jahren in Bochum. In den vergangenen 35 Jahren veröffentlichte er diverse Gedichtbände und beteiligte sich an mehreren Anthologien. Für sein Schaffen wurde der deutsche Lyriker bereits mit mehreren Auszeichnungen bedacht, so etwa mit dem Literatur-Arbeitsstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur und dem Lyrischen Lorbeer in Gold. Am 1. März 2015 präsentiert Michael Starcke seine Gedichte zusammen mit Thorsten Trelenberg in Unna.
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Karl Ditt u.a. (Hg.): "Westfalen in der Moderne 1815–2015. Geschichte einer Region"

Literaturtipp

Karl Ditt u.a. (Hg.): "Westfalen in der Moderne 1815–2015. Geschichte einer Region"

Karl Ditt u.a. (Hg.): Westfalen in der Moderne 1815–2015. Geschichte einer Region, Münster: Aschendorff Verlag 2014.

Das Bild Westfalens wird vielfach von Klischees bestimmt: Schinken und Pumpernickel, Hermannsdenkmal und Wasserburgen, Parklandschaften und Talsperren, sogar wogende Kornfelder vor Zechentürmen dienen als Erkennungsmarken und sollen eine weitgehende Harmonie von Natur und Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft symbolisieren. Ein Blick in die Geschichte dieser Region während der vergangenen zweihundert Jahre offenbart jedoch manche Gegensätze: Ausgeprägte konfessionelle, politische und soziale Konflikte, agrarisch-ländliche Idylle und sprichwörtliche Bodenständigkeit auf der einen, industriell geprägte Großstädte und Zuwanderung von Hunderttausenden aus Osteuropa und dem Mittelmeerraum auf der anderen Seite.

Solche Kontraste und Fragmentierungen lassen sich nicht ohne historische Perspektive einordnen und erklären. Diese neue Gesamtdarstellung zur jüngeren Geschichte Westfalens, die anlässlich des 200. Jahrestages der Konstituierung als preußischer Provinz im Jahr 1815 erschienen ist, verdeutlicht sowohl die Wirkung nationaler und internationaler Entwicklungen auf die Region als auch die Impulse, die von ihr selbst ausgingen. Erkennbar werden damit charakteristische Strukturen und Prägungen des "modernen" Westfalens.

Mit Beiträgen von
Karl Ditt, Martin Dröge, Matthias Frese, Matthias Frölich, Bernd Holtwick, Christopher Kopper, Markus Küpker, Thomas Küster, Sabine Mecking, Gerd Meier, Katrin Minner, Julia Paulus, Rainer Pöppinghege, Michael Prinz, Thomas Spohn, Bernd Walter und Marcus Weidner.


Udo Weinbörner: "Zart will ich Dich berühren"

Literaturtipp

Udo Weinbörner: "Zart will ich Dich berühren"

Udo Weinbörner: Zart will ich Dich berühren, Gedichte, mit schwarz-weiß Fotografien von Gerhard Notzem, Geleitwort von Michael Starcke, Bochum: Universitätsverlag Brockmeyer 2014.

Auf 150 Seiten, Gedichte ausgewählt aus 30 Jahren, zusammengestellt in einer handsignierten, limitierten Auflage. Zusammen mit den Bildern des Werler Fotografen Gerhard Notzem ein Leseereignis und das Buch ein Liebhaberstück zugleich. Die jetzt vorliegenden Liebesgedichte, Zeitgedichte, Gedichte vom Glauben und Heimatgedichte sind thematischen Schwerpunkten zugeordnet und auf eine spannende und höchst anspruchsvolle Art unterschiedlich. Der Lyrikband bezaubert bei den Liebesgedichten mit einfühlsamen Metaphern, scheut dabei oft auch nicht Reim und Versmaß. Viele der Gedichte sind inzwischen nicht von ungefähr bereits vertont. Soziales Engagement, experimentelle Lyrik und Gedichte in der Tradition der Literatur der Arbeitswelt zeigen im anschließenden Kapitel einen Dichter, der alltagssprachenmächtig nicht im Elfenbeinturm wohnt. Sehr persönliche Eindrücke eröffnen sich dem Leser in den Glaubensgedichten und in den in ihrer Art ganz besonderen Gedichten über den Geburtsort Plettenberg in Westfalen.

Udo Weinbörner, geb 1959 in Plettenberg (Westfalen), lebt in Meckenheim bei Bonn. Er ist Autor von zahlreichen Sachbüchern und Romanen. 2005 erschien sein erfolgreicher historischer Roman "Schiller/Der Roman", 2010 der Roman "Der General des Bey/Das abenteuerliche Leben des Amrumer Schiffsjungen Hark Olufs", und 2013 der Roman "Georg Büchner/Das Herz so rot" und die Erzählungen "Goethe, Schiller & Company". Am 23. November 2014 wird Udo Weinbörner mit dem "Alfred- Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur" ausgezeichnet.
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Else Ury: "Nesthäkchen und der Weltkrieg" (Neuauflage)

Literaturtipp

Else Ury: "Nesthäkchen und der Weltkrieg" (Neuauflage)

Else Ury: Nesthäkchen und der Weltkrieg, Neuauflage mit einem Vorwort von Marianne Brentzel, Vechta: Geest-Verlag 2014.

Else Urys "Nesthäkchen und der Weltkrieg. Eine Erzählung für Mädchen von 8-12 Jahren" erschien erstmals 1922 als Band 4 der äußerst populären und erfolgreichen Nesthäkchen-Serie in Meidinger’s Jugendschriften Verlag in Berlin.

Else Ury schildert in dieser Reihe auf der Basis eines traditionellen Frauen- und Familienbildes das Leben der Annemarie Braun von der Kindheit bis ins Alter. Im 10. Band darf sie sogar ihren ersten Urenkel willkommen heißen. Nach vielen Neuauflagen gab es 1983 eine Verfilmung der ersten drei Bände des Nesthäkchens für das ZDF.

Im Gegensatz zu allen anderen neun Bänden dieser Reihe erlebte der 4. Band nach 1945 keine Neuauflage in Westdeutschland mehr. Doch zu sehr "Hurrapatriotismus"? Erlag Else Ury wie so viele ihrer SchriftstellerkollegInnen in den ersten Kriegsjahren dem nationalistischen Denken? Immerhin landete das Buch 1945 auf der Zensurliste der alliierten Kontrollbehörden.

Es erscheint angemessen, 100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs der Frage der diesem Band zugrunde liegenden Werte genauer nachzugehen. Daher erschien nun eine Neuauflage des Jugendbuchs, der ein ausführliches Vorwort von Marianne Brentzel vorangestellt wird. Die Dortmunder Autorin hat sich wie keine andere Forscherin mit Leben und Werk von Else Ury auseinandergesetzt und 1992 ihre Biografie unter dem Titel "Nesthäkchen kommt ins KZ" veröffentlicht (2007 in überarbeiteter und ergänzter Form neu aufgelegt unter dem Titel "Mir kann doch nichts geschehen").

Im Rahmen einer Matinée auf Zeche Zollern am 16. November gibt Marianne Brentzel zudem eine persönliche Einführung in die Neuauflage und liest aus Originaldokumenten.
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Erasmus Herold: "Und ich richte ohne Reue"

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Erasmus Herold: "Und ich richte ohne Reue"

Erasmus Herold: Und ich richte ohne Reue, Hameln: CW Niemeyer Buchverlage 2014.

Gütersloh im Sommer 2013. Für gewöhnlich recherchieren Sarah Berger und Ahmet Yilmaz als Team. Nicht so dieses Mal. Während sich die Kommissarin für eine Woche auf Weiterbildung nach Hameln begibt, wird sie vom Leiter der Schulungsakademie um Unterstützung gebeten. Dessen Sohn verursachte einen Unfall mit Todesfolge. Die Tatumstände sind mysteriös und der Fall von offizieller Seite viel zu schnell abgeschlossen. Doch ehe Sarah sich versieht, gerät sie in eine Falle und ihre Hilfsbereitschaft bedroht ihr Leben.

Zur gleichen Zeit tritt der neue Vorgesetzte, Hauptkommissar Gero Berneiser, seinen Dienst in Gütersloh an. Schnell wird klar, er hat ganz eigene Vorstellungen, wie seine Mordkommission funktionieren soll. Ein heimtückischer Baustellenmord wird zu Ahmets neuem Fall. Nichts Außergewöhnliches denkt er noch, da erschüttert eine zweite, wesentlich gewalttätigere Bluttat die Stadt. Gemeinsame Indizien verbinden die beiden Fälle. Hauptkommissar Berneiser mischt die Teams und stellt Ahmet eine junge Kollegin zur Seite. Offensichtlich harmonieren die beiden nicht nur beruflich.

Der dritte in sich abgeschlossene Fall für Kommissarin Sarah Berger und ihr Team.


Andrea Gerecke: "Tödliche Begegnung im Moor"

Literaturtipp

Andrea Gerecke: "Tödliche Begegnung im Moor"

Andrea Gerecke: Tödliche Begegnung im Moor, Hameln: CW Niemeyer Buchverlage 2014.

"Tödliche Begegnung im Moor" heißt der neue Minden-Krimi von Andrea Gerecke, der im Herbst erscheint. Auch der 4. Fall von Kommissar Alexander Rosenbaum (nach "Mörderischer Feldzug", "Der Tote im Mittellandkanal" und "Die Mühlen des Todes") greift  wieder lokale Besonderheiten auf.

Eine Vermisstenanzeige macht Kriminalhauptkommissar Alexander Rosenbaum zu schaffen. Er glaubt nicht an eine Entführung und auch nicht daran, dass Oswald Zehner plötzlich untergetaucht sein könnte. Sein Bauchgefühl sagt ihm, dass der angesehene Geschäftsmann ermordet worden ist, aber sein angeschlagenes Nervenkostüm behindert ihn bei seiner Ermittlungsarbeit. Als Naturfreund Walther Siekmeyer eine Leiche im Moor findet, bestätigt sich Rosenbaums Vermutung. Ist Zehner, dessen Firma ehemalige Sowjetrepubliken mit Medizintechnik versorgt, das Opfer unseriöser Geschäfte und krimineller Machenschaften geworden?

Die Premierenlesung findet am 15.10.2014 um 19:30 Uhr in Minden statt.
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Henning Isenberg: "Das Friedrich-Lied"

Literaturtipp

Henning Isenberg: "Das Friedrich-Lied"

Henning Isenberg: Das Friedrich-Lied. Historischerr Initiations-Roman, 1. Buch, Hamburg: tredition 2014.

Einer der berühmtesten Kriminalfälle des 13. Jahrhunderts beschäftigt die Gemüter wie kein anderer. In seinem Doppelroman entführt uns der Stuttgarter Autor mit westfälischen Wurzeln Henning Isenberg - erstmalig aus der Sicht der Täter - in den Vogtei-Streit zwischen Erzbischof Engelbert von Köln und seinem Großneffen Friedrich.

Friedrich ist ein junger Novize im Kloster St. Gereon zu Köln. Eigentlich sollte er als Zweitgeborener sein Leben im Dienste der Kirche verbringen, doch nach dem Tod seines Bruders und des Vaters muss er letzterem in der Grafschaft nachfolgen und gerät in den Machtkampf zwischen Kirche und Adel. So kämpft er sich im ersten Buch im Heer Kaiser Ottos Jerusalem entgegen. Doch wird er die Heilige Stadt nie sehen. Der Konflikt mit den Staufern zieht den Welfen-Kaiser zurück in deutsche Lande.

Zurück in der Heimat erobert Friedrich das Herz der angebeteten Sophie von Limburg. Gleichzeitig wendet sich das politische Blatt zugunsten der Staufer und Friedrichs Großonkel Engelbert wird der mächtigste staufische Statthalter im Nordreich. Er will sich der Vogteien bemächtigen. Die Vögte verbünden sich gegen Engelbert von Köln, an deren Spitze plötzlich Friedrich steht.

Mit seinem Erstling legt Henning Isenberg einen sehr gut recherchierten und sowohl sprachlich als auch inhaltlich bemerkenswerten Roman vor. Eine abenteuerliche Erkenntnisreise zwischen Mittelalter, Psychologie, Mythologie, das Abendland umspannend und sehr lesenswert. Das "Friedrich-Lied" ist 2014 als Paperback und eBook bei tredition erschienen und umfasst ca. 800 Seiten in zwei Bänden.

Henning Isenberg, geboren am 23. Mai 1966, wuchs in Iserlohn auf. Nach Ausbildung und Studium lebt und arbeitet er heute in Stuttgart und ist Vater von zwei Kindern. Neben dem Schreiben arbeitet er als systemischer Berater und Coach. Von 2009 bis 2010 besuchte er die Schreibwerkstatt von Jürgen Kehrer im Literaturhotel Franzosenhohl. Er veröffentlichte Fachartikel in Wirtschaftsmagazinen und eine historische Reihe über den Welfenkaiser Otto von Braunschweig. 2014 legte er mit dem "Friedrich-Lied" seinen ersten Roman vor.


H.P. Karr, Herbert Knorr, Sigrun Krauß (Hg.): "Sexy.Hölle.Hellweg"

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H.P. Karr, Herbert Knorr, Sigrun Krauß (Hg.): "Sexy.Hölle.Hellweg"

Sexy.Hölle.Hellweg. Mord am Hellweg VII, hg. von H.P. Karr, Herbert Knorr, Sigrun Krauß, Dortmund: Grafit Verlag 2014.

Einzigartig unartig - 21 Autor(inn)en entdecken die verruchte Seite des Hellwegs.

Kurz vor dem Start von "Mord am Hellweg VII" beweisen 21 renommierte Krimiautor(inn)en, dass die Region entlang des westfälischen Hellwegs alles ist - außer brav. Exklusiv für die neue Anthologie haben sie entlang des Hellwegs recherchiert und lokale Kurzgeschichten verfasst. Was in diesem Jahr aus Bordellen, Ehebetten, Lasterhöhlen und vom Straßenstrich zusammengetragen wird, war noch nie so verrucht und mörderisch zugleich.

Lassen Sie sich anmachen von: Marc-Oliver Bischoff (Lünen), Martin Calsow (Oelde), Osman Engin (Ahlen), Lucie Flebbe (Holzwickede), Peter Gerdes (Wickede), Nina George (Hamm), Peter Godazgar (Bergkamen), Andreas Gruber (Hagen), Thomas Hoeps und Jac. Toes (Bad Sassendorf), Ralf Kramp (Kreis Unna), die Krimi-Cops (Bönen), Martin Krist (Dortmund), Tatjana Kruse (Hellweg Crime Express), Volker Kutscher (Gelsenkirchen), Sandra Lüpkes (Schwerte), Beate Maxian (Herdecke), Ingrid Noll (Stadt Unna), Jutta Profijt (Soest), Arno Strobel (Kamen), Sabine Trinkaus (Fröndenberg) und Gabriella Wollenhaupt (Lüdenscheid).

Im Festivalprogramm können alle Autor(inn)en und alle Geschichten zudem live erlebt werden.
www.mordamhellweg.de


Gary Flanell: "Stuntman unter Wasser"

Literaturtipp

Gary Flanell: "Stuntman unter Wasser"

Gary Flanell: Stuntman unter Wasser, Berlin: Edition Subkultur 2014.

Oft klingen die kurzen Geschichten, als hätte das Leben selbst sie geschrieben. Hat das Leben aber so nicht gemacht. Also musste Gary Flanell ran. Der Autor, Musiker und Fanzine-Herausgeber liebt die gepflegte Anarchie. Als bekennender Haferschleimkonvertit dreht er an den Vernunft-Schräubchen der zuweilen etwas öden Realität, bis Unmöglichkeiten ganz plausibel erscheinen:

Ein Stuntman braucht dringend eine Zigarette, der letzte Arbeitslose Deutschlands wird mit ganz neuen Strategien des Jobcenters konfrontiert, die kleine Spinne Pup trinkt mit Darth Vader eine Limo auf dem Todesstern, ein schwarzer Anzug passt nicht, das Berliner Großstadtleben zeigt seine Tücken und irgendwo ist ein Ufo gelandet.

Ein Buch voller Revolveroptimismus, schöner Geräusche, und - gibt’s denn sowas? - mit einem Backstein-Mobile.

Gary Flanell ist Off-Kultur Journalist aus Leidenschaft. Und ein würdevoll erwachsen gewordener, immer noch praktizierender Punkrock/Independent Musiker. Geboren 1973 in der westfälischen Provinz, genauer gesagt in der Stadt, in der die Züge geteilt werden und der größte Elefant der Welt die Nacht beleuchtet, zog es ihn vor über zehn Jahren nach Berlin. Hier lebt und arbeitet er als Journalist, Kulturarbeiter, Musiker und Radiomoderator. Mr. Flanell vertreibt sich die Zeit bis zum Ende gern mit dem Sammeln von kaputten Musikinstrumenten, der Gründung klangvoller (fiktiver) Bands ohne Fans sowie der Herausgabe des RENFIELD-Magazins, des einzigen Fachorgans für Krims & Krams & Rock’n‘Roll.
www.renfield-fanzine.blogspot.de


Trudy Ludwig & Patrice Barton (Illustr.): "Ole Unsichtbar"

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Trudy Ludwig & Patrice Barton (Illustr.): "Ole Unsichtbar"

Trudy Ludwig u. Patrice Barton (Illustr.): Ole Unsichtbar, Münster: Coppenrath Verlag 2014.

"Ole Unsichtbar" zeigt, wie schon kleine Gesten dabei helfen, Freunde zu gewinnen.

Am Rande stehen und zuschauen, wie die anderen Kinder lachen. Von den Lehrern keine Aufmerksamkeit bekommen, weil die Klassenkameraden lauter schreien. Nur zu gut kennt Ole das Gefühl, übersehen zu werden. Mit "Ole Unsichtbar", dem Werk der erfolgreichen US-Autorin Trudy Ludwigs, veröffentlicht der Coppenrath Verlag ein Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren, das sich mit dem Thema Außenseitertum beschäftigt.

Ole hätte so gerne einen Freund, doch er wird von seinen Klassenkameraden nicht beachtet. Wenn die anderen Kinder Mannschaften wählen, bleibt Ole als Letzter übrig; zu Geburtstagsfeiern wird er nicht eingeladen; auch in der Mittgaspause will niemand neben ihm sitzen. Immer, wenn die Klassenkameraden ihm den Rücken zudrehen, zieht Ole sich zurück. Dann malt er Bilder von Drachen, Piraten und Superhelden, die tolle Abenteuer erleben und Freunde finden. Nie gibt Ole die Hoffnung auf, dass auch er eines Tages einen Freund findet und beachtet wird - und eines Morgens kommt ein neuer Mitschüler in die Klasse und plötzlich wird alles anders.

Liebevoll bebildert von Patrice Barton, spricht "Ole Unsichtbar" die stilleren Kinder an, die damit zu kämpfen haben, Freundschaften zu schließen. Das Buch setzt sich mit der Gefühlswelt dieser Kinder auseinander, die von den Klassenkameraden ins Abseits gedrängt werden, und präsentiert ihnen einen lebensnahen Lösungsansatz.


Walter Gödden & Arnold Maxwill (Hg.): "Literatur in Westfalen"

Literaturtipp

Walter Gödden & Arnold Maxwill (Hg.): "Literatur in Westfalen"

Literatur in Westfalen, Beiträge zur Forschung 13, hg. von Walter Gödden und Arnold Maxwill, mit einem Sonderteil zu Leben und Werk Arnold Leiferts (1940-2012), Bielefeld: Aisthesis Verlag 2014.

Bereits eine Auswahl an Titeln seiner Gedichtbände - "Damit der Stein wächst", "Wenn wach genug wir sind", "Die Gewissheit der Walnüsse" – zeigt an, was den in Soest geborenen Lyriker Arnold Leifert zeitlebens im Schreiben wie auch im Leben beschäftigte: die Bindungen zwischen Mensch und Natur – und damit auch der allen Widrigkeiten trotzende Versuch einer harmonischeren Gleichmäßigkeit. Weshalb aber mit den Mitteln der Poesie? Hier fand Leifert die formalen Mittel, die eigene wie auch die allgemeine Aufmerksamkeit zu schärfen. Dies gilt für die sogenannten Faktengedichte Leiferts aus den 1970er Jahren, in denen er Annoncen, Statistiken und Zeitungsmeldungen zu Lyrik mit gesellschaftspolitischer Dringlichkeit umgestaltete, ebenso wie für die darauffolgenden, von einer sehr bewussten Reduktion und Präzision geprägten Gedichte, in denen das wachfragende Miterleben im Gang der Jahreszeiten die Textform präfigurierte.

Die vorliegenden Beiträge präsentieren ein breites Spektrum zu Leben und Werk Arnold Leiferts und laden zur Auseinandersetzung mit seiner Lyrik ein. In den Interviews und Essays stehen neben frühen Aktivitäten Leiferts vor allem der Lyrikweg Much und das Ineinanderspiel von Natur und Lyrik im Fokus. Neben einer Auswahl an Gedichten kommen auch die Nachworte zu Leiferts Gedichtbänden sowie weitere, entlegen publizierte Texte zum Wiederabdruck.

aus dem Vorwort von Arnold Maxwill


Emmi Beck, Josef Damberg u.a.: "Treffpunkt Schlanke Mathilde"

Literaturtipp

Emmi Beck, Josef Damberg u.a.: "Treffpunkt Schlanke Mathilde"

Emmi Beck, Josef Damberg, Michael Genschoreck, Christine Goral-Görgen, Juliane Lachner, Aurora Lenz, Wulfhild Tank: Treffpunkt Schlanke Mathilde. Ein Hörde-Roman, projekt verlag, Bochum/Freiburg 2014.

Sieben Autorinnen und Autoren der Hörder Schreibwerkstatt im Café Aufbruch haben unter professioneller Anleitung des Dortmunder Schriftstellers Ralf Thenior einen Roman verfasst:

Vor nicht allzu langer Zeit wurde hier in Hörde noch Stahl gekocht, und dort, wo die Hochöfen standen, fahren jetzt Segelboote über den künstlichen Phoenix-See. Nichts ist mehr so wie früher. Nicht, dass die Alteingesessenen ihre "Hütte" mit dem Schmutz und Lärm vermissen würden. Sie hadern mit den veränderten Gegebenheiten in ihrem Stadtteil.

Der junge Alex blickt hoffnungsfroh in die Zukunft und versucht gemeinsam mit seiner Freundin, eine eigene Zukunft aufzubauen. Dann taucht auch noch dieser neugierige Amerikaner auf. Ist er ein Immobilienmakler, der eine günstige Gelegenheit sucht, eines der älteren Jugendstilhäuser aufzukaufen, um daraus teure Eigentumswohnungen zu machen? Warum sucht er den Kontakt zu den Bürgern? Gibt er sein Geheimnis frei?

Die sieben AutorInnen schicken ihre Protagonisten auf Zeitreisen, lassen Erinnerungen an das "alte Hörde" wach werden, beschreiben Erlebnisse, zwischenmenschliche Beziehungen, Begegnungen und Wunschbilder, die ihre Figuren lebendig werden lassen. Thema ihres gemeinsamen Schreibprojekts waren die sozialen und kulturellen Veränderungen des Dortmunder Stadtteils Hörde – mit seinem Wahrzeichen, der "Schlanken Mathilde".


Charlotte Schroeter: "Das Gerstenberg-Haus"

Literaturtipp

Charlotte Schroeter: "Das Gerstenberg-Haus"

Charlotte Schroeter: Das Gerstenberg-Haus, historischer Roman, Eire Verlag, Salzkotten 2014.

Geseke um 1635: Pest, Judenpogrom und Hexenverfolgung und eine dramatische Familiengeschichte.

Eine unehrenhafte Verbindung bringt die wohlhabende Familie Gerstenberg zu Fall. Die Tochter Bettlin flieht mit dem jüdischen Bankier Salomon Levy aus der Hellwegstadt Geseke. Der Ausbruch der Pest macht die Menschen empfänglich für Vorurteile und Aberglaube und schon bald muss Johann Gerstenberg kämpfen - um seine Familie, sein Ansehen und seinen Besitz.


Michael Ebmeyer: "Das Spiel mit Schwarz-Rot-Gold"

Literaturtipp

Michael Ebmeyer: "Das Spiel mit Schwarz-Rot-Gold"

Michael Ebmeyer: Das Spiel mit Schwarz-Rot-Gold. Über Fußball und Flaggenfieber, KEIN & ABER, Zürich 2014, ISBN 978-3-0369-5697-8.

Nicht zufällig Anfang Mai, kurz vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft, erscheint das Buch "Das Spiel mit Schwarz-Rot-Gold. Über Fußball und Flaggenfieber" des aus Bielefeld stammenden Autors Michael Ebmeyer. Ein Essay über Fußball mit und ohne Beflaggung, über das Bielefeldgefühl, Arminia Bielefeld, Gemeinschaftsstolz und die Frage, welche Chancen und Gefahren darin liegen, wenn im kommenden Sommer wieder überall die Deutschland-Flaggen wehen werden.

Auf der Suche nach Antworten wirft der Autor einen vergleichenden Blick in die Welt, etwa ins WM-Gastgeberland Brasilien und die dortigen Proteste gegen den Fifa-Fußball; eine dünkelfreie und trotzdem kritische Liebe zum Fußballsport; und eine klare und wachsame Abgrenzung der neuen Wir-Gefühle gegen Vereinnahmungen von rechts.


Nadine d’Arachart & Sarah Wedler: "Watcher - Ewige Jugend"

Literaturtipp

Nadine d’Arachart & Sarah Wedler: "Watcher - Ewige Jugend"

Nadine d’Arachart und Sarah Wedler: Watcher. Ewige Jugend (Die Niemandsland-Trilogie, Band 1), E-Book, Impress 2014.

London, wie es die Großväter unserer Großväter einmal kannten, gibt es nicht mehr. Übrig geblieben ist eine einzige Stadt, umgeben von hohen Mauern, die es von dem abtrennen, was da draußen ist - dem Niemandsland.

Dieses düstere Szenario beschreiben Nadine d’Arachart und Sarah Wedler in ihrer Dystopie "Watcher - Ewige Jugend". Das E-Book ist der erste Band der Niemandsland-Trilogie, Teil 2 und Teil 3 folgen im Laufe des Jahres. Nach drei Kriminalromanen, von denen das Debüt "Die Muse des Mörders" gerade verfilmt wird, legen die Autorinnen damit ihren ersten Fantasyroman vor.

Das London der Zukunft beherbergt im Roman des Autorinnenduos die Reichen, die Glück gehabt haben, die Armen, denen nichts mehr bleibt, und die ewig jung Bleibenden, wie Jolette und Cy. Sie gehören nicht zu den Glücklichen, nicht zu den Unglücklichen, und auch nicht zu den Todgeweihten aus dem Niemandsland. Sie sind die Watcher, ausgestattet mit Fähigkeiten, die sie zu gnadenlosen Kriegern machen. Ihre alleinige Aufgabe ist es, das Einzige, das alle am Leben erhalten könnte, vor den Todgeweihten zu schützen und jegliche menschliche Emotion dabei abzuschalten. Sie führen ein perfektes Leben. Bis sich Jolette und Cy eines Tages begegnen …

Nadine d’Arachart und Sarah Wedler, geboren 1985 und 1986 in Hattingen, schreiben seit fünfzehn Jahren gemeinsam. Ihr erster Roman "Die Muse des Mörders" ist 2012 erschienen und wird momentan fürs ZDF verfilmt. Es folgten die Thriller "Abgründe" (2012) und "Nebelflut" (2013) sowie die Kurzgeschichtensammlung "Linie 14, letzte Reihe, ich" (2013). Sie erhielten verschiedene Preise für ihre Kurzgeschichten und Drehbuchideen, zuletzt wurden sie mit dem Förderpreis des Literaturbüro Ruhr ausgezeichnet.
www.write-fever.de
www.facebook.de/darachart.wedler


Sulaiman Masomi: "Ein Kanake sieht rot"

Literaturtipp

Sulaiman Masomi: "Ein Kanake sieht rot"

Sulaiman Masomi: Ein Kanake sieht rot, Paderborn: Lektora Verlag 2014.

Sulaiman hat eine Bombe. Ja , richtig. Und damit reizt er nicht nur die NSA. Seine Worte treffen uns urkomisch, bitterböse und direkt ins Gewissen. Er hält uns den Spiegel vor, ohne dabei wirklich mit dem Finger auf uns zu zeigen. Im Gepäck hat er neben der Bombe auch allerlei kuriose und lustige Geschichten, die so vielleicht wirklich passiert sind. Oder auch nicht.

Sulaiman Masomi, der vergesslichste Typ, an den er sich erinnern kann. Der ES weiß. Der Kanake, der rot sieht, legt endlich sein erstes Prosabuch vor. Auf rund 280 Seiten versammelt er seine gesamten Kurzgeschichten-Klassiker wie zum Beispiel "Ein Kanake sieht rot" und "Ich weiß ES", aber auch einige neue und noch unbekannte Texte.

Eine Best-of-Sammlung des bekannten Poetry-Slammers, die zehn Jahre Bühne vereint.


Friedemann Spicker & Jürgen Wilbert (Hg.): "Der Aphorismus in Westfalen"

Literaturtipp

Friedemann Spicker & Jürgen Wilbert (Hg.): "Der Aphorismus in Westfalen"

Der Aphorismus in Westfalen, hg. von Friedemann Spicker und Jürgen Wilbert, mit Illustrationen von Erich Krian, Bochum: Brockmeyer Verlag 2013.

Das literarische Genre des Aphorismus wird die "Kleine Gattung" genannt. Dabei haben seit jeher große Köpfe große Gedanken in wenige Worte gefasst und so beachtliche Beiträge zur Literaturgeschichte geleistet. Was aber macht der Aphorismus in der Region? Ist er für die regionale Autorenschaft als Genre relevant, wer beschäftigt sich mit ihm, auf welche Weise?

Das Deutsche Aphorismus Archiv in Hattingen hat sich im Festivaljahr von literaturland westfalen mit diesen Fragen auseinendergesetzt und ihnen am 20. April 2013 unter dem Titel "Aphoristiker und Aphorismen aus Westfalen" eine Sonder-Tagung gewidmet. Sehr schnell stellte sich heraus, dass die Szene der Aphoristiker in Westfalen größer ist, als zu erwarten war. Am Aphorismenwettbewerb 2012 mit insgesamt 548 Einsendungen nahmen immerhin auch über 40 Autorinnen und Autoren aus Westfalen teil. Damit nicht genug: Über zwanzig Mitglieder des Fördervereins DAphA kommen aus dieser Region.

Der nun vorliegende Sammelband überzeugt sowohl mit seinen hier zusammengestellten Aphorismen von aktuellen Autorinnen und Autoren aus Westfalen als auch den dokumentierten Ergebnissen der Tagung und vor allem der Biobibliografie der Westfälischen Aphoristiker vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Dabei ging es um eine historische Aufarbeitung, nämlich diejenigen westfälischen Aphoristikerinnen und Aphoristiker herauszuheben, die in der Gattungsgeschichte Bedeutung erlangt haben. Dazu zählen insbesondere Johann Georg Hamann (1730-1788), um die Jahrhundertwende Peter Hille (1854-1904), nach dem Zweiten Weltkrieg Gertrud von le Fort (1876-1971) und Ernst Meister (1911- 1979) sowie in der unmittelbaren Gegenwart Liselotte Rauner (1920-2005) und Hugo Ernst Käufer (geb. 1927).


Sebastian 23: "Purer Unfug"

Literaturtipp

Sebastian 23: "Purer Unfug"

Sebastian 23: Purer Unfug. Fotos von Quatsch und komische Texte, mit einem Vorwort von Torsten Sträter, Köln: WortArtisten 2013.

Was die Welt im Innersten zusammenhält, ist der unbedingte Wille zur Sinnlosigkeit. Seit geraumer Zeit wandelt Sebastian 23 mit offenen Augen und dem Finger am Abzug seiner Kamera durch die Städte und sammelt Beweise für diese These. Und wie man in diesem Buch sehen kann, gibt es davon reichlich - nach dem Unsinn des Lebens braucht man nicht lange zu suchen.

"Der Kopf ist ein Quadrat, damit man um die Ecke denken kann" - in diesem Sinne lädt der Autor und Fotograf ein, einmal genauer hinzusehen und zu erkennen, wie viel Unsinn uns eigentlich umgibt. Viele bunte Bilder und einige schwarz-weiße Texte werden auch Skeptiker überzeugen, dass die Bemühungen der Menschheit, einen seriösen Eindruck zu vermitteln, zum Erheitern verurteilt sind.


Evelyn Barenbrügge (Hg.): "Engel, Hexen, Wiedertäufer"

Literaturtipp

Evelyn Barenbrügge (Hg.): "Engel, Hexen, Wiedertäufer"

Engel, Hexen, Wiedertäufer. Historische Geschichten aus dem Münsterland, hg. von Evelyn Baranbrügge, Münster: Waxmann 2013.

Eine literarische Zeitreise durch das Münsterland. Während in Billerbeck die Pest wütet, wird ein junges Mädchen auf dem Marktplatz zur Heiligen ausgerufen. Inmitten der Wirren des Dreißigjährigen Krieges erbeutet ein Müllergeselle mithilfe geheimnisvoller Sagengestalten einen Schatz. Und im Münster des 18. Jahrhunderts muss sich eine Hebamme wegen fortschrittlicher Arbeitsmethoden gegen die preußische Obrigkeit behaupten.

Es erwarten die Leser zwanzig historische Erzählungen aus fast 1000 Jahren Geschichte des Münsterlandes. Ob Pest, Feme oder Revolution - Freunde von historischer Literatur dürfen sich auf ein spannendes Lesevergnügen freuen.

Die versammelten Erzählungen entstanden im Rahmen des Kurzgeschichten-Wettbewerbs, den der Autorenkreis "Historischer Roman Quo Vadis" anlässlich der Historica 2013 in Billerbeck ausgeschrieben hat.


Crauss: "Schönheit des Wassers"

Literaturtipp

Crauss: "Schönheit des Wassers"

Crauss: Schönheit des Wassers, Berlin: Verlagshaus J. Franke 2013.

der fluss ist verschwiegen. kein stein,
kein frostiges gurgeln; die mädchen
sterben woanders, hier ruhen sie nur.

In 66 pseudoromantischen Kalligraphien dekliniert Crauss Wolkenphänomene, Flussläufe, Sümpfe und Steilküsten literarisch und kunstgeschichtlich durch.

Die Schönheit des Wassers besteht aus fein gefügten lyrischen Panoramen, bei denen jedes Wort sitzt. Crauss, der sich spielerisch in allen poetischen Tonlagen bewegt, setzt in diesem Band auf eine filigrane Konstruktion, die wie ein Fraktal an allen Enden züngelt, brandet, schäumt und wogt.

Elementare Erotik auf engstem Raum: streng, zurückhaltend, dann wieder in einem Schwall aufbrechend; hier nähert sich ein leidenschaftlicher poeta doctus nicht kühl, sondern voller Hingabe seinem maritimen Gegenstand.

Der Dichter malt Veduten aus gefährlichem Frauenduft und stellt Opheliate her aus dem Schweiß, der einem über den Rücken rinnt. Die Gischt ist das Produkt eines pathetischen, aufbrausenden Urstoffs, der Nebel das emotionale Gegenteil.


Walter Gödden & Julia Schmilgun (Hg.): "Die westfälischen Märchen der Brüder Grimm"

Literaturtipp

Walter Gödden & Julia Schmilgun (Hg.): "Die westfälischen Märchen der Brüder Grimm"

Die westfälischen Märchen der Brüder Grimm, hg. von Walter Gödden und Julia Schmilgun, Münster: Aschendorff Verlag 2013.

Begleitband zur Ausstellung "Märchenhaft" - Die Märchen der Gebrüder Grimm des Museums für Westfälische Literatur - Kulturgut Haus Nottbeck.

Der Sammelband blättert ein weithin vergessenes Kapitel westfälischer Kulturgeschichte auf. Es ist nur noch wenig bekannt, dass etwa ein Fünftel der berühmten "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm (1812) aus Westfalen stammt.

Diese rege Anteilnahme hat nicht zuletzt persönliche Hintergründe. Im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts bestanden nahe freundschaftliche Beziehungen zwischen den Brüdern Grimm und den Familien von Haxthausen und von Droste-Hülshoff. Grimm war mehrmals im Haxthausenschen Bökerhof zu Gast, es kam zu Gegenbesuchen in Kassel. Bei all diesen Treffen wurde romantischer Geist kultiviert, ja regelrecht zelebriert. 1813 lernte Wilhelm Grimm in Bökendorf auch Annette von Droste-Hülshoff kennen, die über ein großes Märchenrepertoire verfügte. Zwischen ihm und ihrer Schwester Jenny kam es zu einer intensiven Zuneigung.

In der vorliegenden Edition gelangten all jene Texte zum Abdruck, die die Grimms in die "Kinder- und Hausmärchen" übernahmen. Ein ausführliches Nachwort informiert über persönliche, literarische und kulturhistorische Hintergründe.


Cedric Müller (Hg.): "Poesie am Rothaarsteig"

Literaturtipp

Cedric Müller (Hg.): "Poesie am Rothaarsteig"

Cedric Müller (Hg.): Poesie am Rothaarsteig, Edition "WO WORTE WACHSEN", Schmallenberg: WOLL-Verlag 2013.

mit Beiträgen von Oliver Uschmann, Monika Schreckenberg, Ralf Thenior, Herbert Somplatzki, Crauss, Kristin Völlmicke, Monika Littau, Johann J. Claßen sowie Schülern der Grundschulen Oberkirchen und Aue-Wingeshausen

Am 02. Juni 2013 veranstaltete die Christine-Koch-Gesellschaft aus Schmallenberg im Rahmen von literaturland westfalen eine ganz spezielle Art der Lesung: Unter dem Titel Poesie am Rothaarsteig trafen Autoren aus allen Teilen Nordrhein-Westfalens auf Literaten aus dem Sauerland. Als Schauplatz diente der WaldSkulpturenWeg zwischen Schmallenberg und Bad Berleburg, ein besonderer Teil des Rothaarsteigs. Die Lesung stellte einen literarischen Brückenschlag zwischen den beiden Regionen dar und wollte zugleich einen Bezug zwischen Mensch, Natur und Kunst bilden.

Im WOLL-Verlag ist nun das Buch zur Veranstaltung erschienen. Darin sind alle Autoren vertreten, die an der Lesung teilgenommen haben. Sie präsentieren hier eine exklusive Auswahl ihrer Texte. Neben dem jeweiligen Werkauszug enthält das Buch zugleich eine Kurzvita, mit der jeder der Autoren einleitend vorgestellt wird.

Zuvor hatte der WOLL-Verlag Schülerinnen und Schüler aus der dritten und vierten Klasse zweier Schulen, einer aus der Region Sauerland und eine aus Siegen-Wittgenstein eingeladen, zusammen mit einem Ranger des Landesbetriebs Wald und Holz NRW den WaldSkulpturenWeg ebenfalls zu erwandern und dabei Ideen für eigene Texte zu sammeln. Die schönsten Texte dieser talentierten Nachwuchsautoren haben nun ebenfalls den Weg ins Buch gefunden und klammern sowohl geografisch wie auch literarisch die Texte der bekannten Autoren ein.

Als Besonderheit steuerte der bekannte Rothaarsteig-Fotograf Klaus-Peter Kappest eine Serie wunderbarer Impressionen der Skulpturen auf dem Rothaarsteig bei. Ebenso begleitete und dokumentierte er die Wanderungen der Schüler. Auf diese Weise bekommen auch Leser von außerhalb ein Bild dieses einzigartigen Kunstprojekts vermittelt, das alle Altersgruppen fasziniert und zum Nachdenken, Dichten und Schreiben anregt.


Anthologie "HALTlose PROSA!"

Literaturtipp

Anthologie "HALTlose PROSA!"

HALTlose PROSA!

Die Anthologie "HALTlose PROSA!" versammelt die Texte der PreisträgerInnen des gleichnamigen Schreibwettbewerbs, der vom Frühjahr bis Herbst 2012 im Rahmen von literaturland westfalen von der GWK Münster gemeinsam mit Ascheberg Marketing durchgeführt wurde (zum Projekt siehe auch unter "Das Festival"). Die von Linda Opgen-Rhein gestaltete und von Susanne Schulte und Melanie Wiebusch herausgegebene Anthologie ist für 5 € bei Ascheberg Marketing erhältlich.


Ralf Thenior: "Ja, mach nur einen Plan"

Literaturtipp

Ralf Thenior: "Ja, mach nur einen Plan"

Ralf Thenior: Ja, mach nur einen Plan, Bielefeld: Aisthesis-Verlag 2012.

Der als "Dichter und Kleingärtner" in Dortmund lebende Ralf Thenior veröffentlichte 1988 den Roman "Ja, mach nur einen Plan". 2012 erschien eine Neuauflage des Textes, dessen zentraler Schauplatz die Dortmunder Nordstadt ist, im Aisthesis Verlag.

Die drei Hauptfiguren sind strauchelnde Randexistenzen, die zufällig im selben Haus wohnen. Aschröter kann, allerdings nicht mehr allzu lange, von einer kleinen Erbschaft leben. Kreuzworträtselexperte Kadur lässt sich ständig verleugnen und gibt vor, auf Reisen zu sein, um Begegnungen mit seinen zahlreichen Gläubigern zu vermeiden. Detroy schließlich hat ein abgebrochenes Musikstudium und Schlimmeres hinter sich und versucht, ein paar Mark zu verdienen, indem er nachts in den Dortmunder Kneipen die - damals noch real existierende - "Westfälische Rundschau" verkauft. Er leitet außerdem einen Kirchenchor, um zumindest halbwegs ein Auskommen zu haben.

Als das Trio sich an einem Kunstraub von internationaler Dimension beteiligt, in dem zufällig auch eine, gerne mal Hundeblut trinkende, satanistische Loge verwickelt wird, ist schnell klar, dass die Geschichte nicht gut ausgehen wird. Am Ende können nur zwei der drei sympathischen Loser froh sein, wenigstens lebend aus der Sache herausgekommen zu sein. Was allerdings beinhaltet, so schnell wie möglich aus Dortmund zu verschwinden …

"Ja, mach nur einen Plan" ist eine detailgenaue Milieubeschreibung, die in einer ungeschliffenen Sprache ohne überstrapazierenden Tiefgang erzählt wird. Die schrägen Charaktere, die nach und nach im Roman auftauchen, sprechen überwiegend die Sprache des Ruhrgebiets, also "Pottslang". Es werden Alltagsweisheiten ausgetauscht, aber es kommt auch, gerade zwischen Aschröter und Detroy, immer wieder zu hochkomplexen, verblüffend kenntnisreich geführten Diskussionen über Renaissance-Musik, Modern Jazz, chinesische Falsettisten oder Susan Sontags Camp-Theorie.

Insgesamt ist Ralf Thenior mit diesem Roman ein empfehlenswerter Stilmix aus Krimi, Gaunerstück, Sozialreportage und Slapstick gelungen. Und der Autor zeigt sich hier einmal mehr als literarischer Chronist des Ruhrgebiets.

Tobias Stenzel


Renate Hupfeld: "Theodor Althaus. Revolutionär in Deutschland"

Literaturtipp

Renate Hupfeld: "Theodor Althaus. Revolutionär in Deutschland"

Renate Hupfeld: Theodor Althaus (1822-1852). Revolutionär in Deutschland, eBook, Kindle Edition 2011.

Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise in drei Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts. Einfühlsam erzählt sie die Lebensgeschichte des Detmolder Theologen, Schriftstellers und Journalisten Theodor Althaus. Am Schicksal dieses talentierten jungen Mannes werden die Verwicklungen einer Zeit deutlich, in der demokratische Prinzipien bitter erkämpft und häufig mit dem Verlust von Freiheit, Heimat und Leben bezahlt werden mussten.

Geboren am 26. Oktober 1822 als ältester Sohn des lippischen Superintendenten und behütet aufgewachsen hat Theodor Althaus alle Voraussetzungen für ein erfolgreiches Leben. Doch im Strudel der revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 schlittert er in ein verhängnisvolles Dilemma. Zeitgleich mit dem Scheitern des ersten deutschen Parlaments in Frankfurt endet die Laufbahn dieses wortstarken Verfechters von Einheit, Freiheit und Demokratie im "Staatsgefängniß vor dem Cleverthor" in Hannover. Er wird nicht einmal dreißig Jahre alt.


Tilman Rammstedt: "Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters"

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Tilman Rammstedt: "Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters"

Tilman Rammstedt: Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters, Köln: DuMont Buchverlag 2012.

"Ich bin es leid, mich als Einziger noch um das glückliche Ende zu bemühen, während alle anderen lustlos Steine suchen oder in Gefängniskrankenbetten liegen oder einfach nicht ans Telefon gehen, obwohl man doch nur in Ruhe mit ihnen alles besprechen möchte. Ich bin es leid, dass nirgendwo ein gottverdammter Hubschauber ist, wenn man mal einen braucht, und ich bin es leid, dass selbst ein Hubschrauber nie genügt."

Mit den "Abenteuern meines ehemaligen Bankberaters" tritt der gebürtige Bielefelder Tilman Rammstedt zum großen Kampf um das Happy End an. Mit Leidenschaft. Mit Verzweiflung. Mit so viel Humor wie Traurigkeit. Und vollkommen kompromisslos.

Man erkennt die Welt nicht gleich wieder, wenn man sie mit den Augen eines melancholischen Bankberaters betrachtet. Besonders wenn es sich um einen Bankberater handelt, der hinter jeder Geldanlage den größeren Zusammenhang sieht: "Man kann kein Tagesgeldkonto verstehen, ohne zu verstehen, was ein Baum ist."

Und während der Bankberater auch für sein Leben einen Zusammenhang sucht, bevor es an allen Ecken und Enden auseinanderbricht, gerät er in eine ausweglose Situation, aus der ihn nur ein abenteuerliches Trio retten kann: sein letzter verbliebener Kunde Tilman Rammstedt, Bruce Willis und ein toter Hund.


Najem Wali: "Engel des Südens"

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Najem Wali: "Engel des Südens"

Najem Wali: Engel des Südens. Die Bücher von Amaria, München: Carl Hanser Verlag 2011.

Die Teilnahme des in Berlin lebenden Autors Wali an der Reihe "Phäaken-Gespräche" des literaturlands westfalen (01.02.2013 in Unna) soll als Gelegenheit dienen, seinen lesenswerten Romanepos "Engel des Südens" (2011) vorzustellen, der - davon ist der Rezensent überzeugt - einmal in der irakischen Literaturgeschichte einen  ähnlichen Rang einnehmen wird, wie die "Blechtrommel" in der deutschen. Damit ist schon angedeutet, dass es sich bei Walis Roman um eine literarische Bewältigung der "jüngsten" irakischen Vergangenheit handelt und ähnlich wie bei Grass steht in ihm eine traditionsreiche Stadt im Mittelpunkt. Ein Unterschied ist, dass "Engel des Südens" beinahe ein ganzes Jahrhundert umfasst, umfassen muss; ein anderer, dass Wali darin literarisch ganz andere Wege als Grass beschreitet.

In 193 "Entwürfen" erzählt Najem Wali am Beispiel der Bewohner der südirakischen Stadt Amara von einer irakischen Tragödie, deren Ende auch heute nicht absehbar ist, von der wir im "Westen" - sei es aus Gleichgültigkeit oder Ignoranz - nur gruseligen Nachrichtenhorror erfahren. Wali berichtet von einer Wirklichkeit hinter den medialen Bildern, entwirft literarisch eine generationenübergreifende Innenansicht aus dem Irak, die vor allem eines zeigt: wie ungerecht verkehrt die Geschichte dieses Landes verläuft, aber auch, dass sie hätte anders verlaufen können.

Vielen Opfern totalitärer Herrschaft ist es oft nicht mehr möglich ihre Erinnerungen zu artikulieren: Sie wurden ermordet oder sind traumatisiert. Manche haben resigniert, sind zu der Überzeugung gelangt, dass "das Vergessen die einzige Art ist, in diesem Land zu leben". So sind es oft die Schriftsteller, die die Erinnerungen durch ihre Werke bewahren, Zeugnis ablegen. Im vorliegenden Fall obliegt es dem Ich-Erzähler, einem exilierten Schriftsteller nach seiner Rückkehr in den Irak, das Leid und die Verfolgungen seiner Freunde und ihrer Familien zum Sprechen zu bringen und ihnen ein literarisches Denkmal zu setzen. Wali verwebt ihre Lebens- und Leidenswege auf eine so kunstvolle Weise mit dem Niedergang der einstmals florierenden Stadt Amaria, dass der Roman zugleich den Verfall einer kosmopolitischen irakischen Bürgerkultur abbildet. Aber Wali hat keine "objektive" Historiographie im Sinn - obwohl alle historischen Eckdaten stimmen. Ihm liegt eine literarische Erfahrungsgeschichte am Herzen, eine "Ästhetik des Widerstandes". Gelebte Liebe, Freundschaft und Toleranz leuchten in diesem Buch inmitten einer Herrschaft profaner Gewalt, sie bilden einen utopischen Gegenentwurf zur realen Barbarei.

Den Mittelpunkt des Geschehens bildet die Geschichte Maleikas und die ihrer Freunde, dem Goldschmidt Nur und dem Dichter Naim. Ihre  Biografien, die schicksalhaft miteinander verzahnt sind, füllen die beinahe 200 Kapitel des Romans. Mithilfe von Rückblenden und multiplen Erzählperspektiven, ornamental anmutenden Wiederholungen erzählt Wali ihre Geschichte, weil es ihm notwendig erscheint, neue Begebenheiten, Personen und Nuancen zu addieren, um ein wahrhaftigeres Zeugnis abzulegen. Der Weg zur Geschichte sei ihre Essenz, lautet ein Satz. Es sind traurige Geschichten, die die Kapitel füllen: So ist Malaika, deren Schönheit einst der Stolz der Stadt Amaria war, ihr Leben lang gezwungen, ihr Gesicht hinter einem Schleier zu verbergen, weil sie in die Illegalität abtauchen musste. Ihr Los steht symbolisch für eine Gesellschaft, in der die  Idee der Öffentlichkeit von der des  Geheimdienstes abgelöst wurde. Malaikas Jugendliebe Naim ist zur Emigration gezwungen und verfolgt das Schicksal seiner Freunde ausgerechnet aus dem "Feindesstaat" Israel. Und Nur, der Goldschmid, der die einst blühende Geschichte der Stadt mit Arbeiten dokumentierte, wird Opfer von Folter und verliert seine Hände. Die Erzählung beginnt und schließt auf dem englischen Friedhof der Stadt, dem "No Man‘s Land", der wie alle Friedhöfe im Roman zu einem Fluchtort für die Lebenden wird, denn im Reich der Toten geht es friedvoll zu.

Steffen Stadthaus


Antonia Baum: "Vollkommen leblos, bestenfalls tot"

Literaturtipp

Antonia Baum: "Vollkommen leblos, bestenfalls tot"

Antonia Baum: Vollkommen leblos, bestenfalls tot, Hamburg: Hoffmann und Campe Verlag 2011.

"Wir kommen, um uns zu beschweren."

Die Artikulation eines grundsätzlichen Zorns über die gesellschaftlichen Verhältnisse in Zeiten der Krise ist seit jeher ein dankbares Metier der engagierten oder verzweifelten Literatur. Doch von ihr war in den letzten Jahren wenig Zorniges zu vernehmen. Die Literaturkritik trauerte um die Meister der unversöhnlichen Wutliteratur, um zornige Männer wie Thomas Bernhard und Rolf Dieter Brinkmann und unterstellte der jungen Gegenwartsliteratur Weltenferne, Zahmheit und Akademismus.

Mit ihrem Debütroman "Vollkommen leblos, bestenfalls tot" erklärt die 1984 in Borken geborene Autorin Antonia Baum der literarischen Appeasement-Politik der Gegenwartsliteratur den Krieg. Ihre Prosa kommt ohne "Anger-Management" aus und ist formal der Tradition des bösen literarischen Grantlertums verpflichtet. Entgegen dem in der Gegenwartsliteratur zu beobachtenden Trend zur szenischen Verknappung und zum lakonischen Tonfall, ist bei Baum erzählökonomische Verausgabung angesagt, lässt sie ihrem Weltenekel in uferlosen Satzkonstruktionen Raum.

In Selbstfindungsmission ist die Ich-Erzählerin nach bestandenem Abitur nach Berlin aufgebrochen, um sich in ein neues, besseres Leben zu stürzen. Dass dieses neue Leben ein Traum bleiben wird, hat zweierlei Gründe: Die Konflikte, vor denen sie floh (eine emotional verarmte "failed"-Family)  begleiten sie in ihre neue Wahlheimat und gären, unverarbeitet, weiter, münden in nicht enden wollenden, destruktiven Gedankenoperationen. Zudem realisiert sie, dass die Hoffnungen, die sie mit Berlin verbunden hatte, trügerisch waren, dass in der Hauptstadt zwar vieles anders ist, das meiste aber nicht besser, dass Provinz und kulturelles Spießertum auch hier, im kulturellen Hotspot Deutschlands, an jeder Ecke lauern. Zum Beispiel in Gestalt der Kulturmenschen, die ihr in ihrem Praktikum bei einer Kunstzeitschrift begegnen. Sie sind, wie die Erzählerin selbst, Sprösslinge der bürgerlichen Provinzaristokratie. Doch während sie an ihrer Herkunft leidet und zwischen Selbsthass und Hoffnung zerrissen ist, stellen sich ihre neuen Kollegen als "Geradaus-Menschen" heraus, denen Selbstzweifel abgehen und die von der Erzählerin verabscheute Eigenschaften wie Flexibilität, Zielstrebigkeit und Anpassungsgeist besitzen. Überhaupt unterscheiden sie sich nur durch ihren oberflächlichen Distinktionswillen, durch ihr popkulturelles Insiderwissen und ihre zur Schau gestellte Coolness von ihrer Eltern-Herkunftswelt. Mit einer an Drastik kaum zu übertreffenden Reflexionsprosa schildert die Erzählerin Aufeinandertreffen mit Eltern und Arbeitskollegen, die wie Zombies auf sie wirken, fremdgesteuert und hoffnungslos. Das Unbehagen der Erzählerin steigert sich und mündet in eine existenzielle Ratlosigkeit, die an diejenige des Helden aus Brinkmanns "Keiner weiß mehr" erinnert.

Ähnlich wie jener verfolgt Baum keine konkrete politische Zeitkritik, diese wird im Roman am Beispiel eines "marxistischen" Theaterzampanos persifliert; ihr Ansatz ist ein individualistischer. Mit ihrem radikal weltverneinenden Debüt, in dem Wut und Hass sich Bann brechen, hat Baum trotzdem ein kulturpolitisches Zeichen gesetzt, weil sie Beschädigungen schonungslos ausstellt und Tendenzen hin zu einer neuen Spießigkeit gnadenlos verdammt.

Steffen Stadthaus


Hannelies Taschau: "Landfriede"

Literaturtipp

Hannelies Taschau: "Landfriede"

Hannelies Taschau: Landfriede, Bielefeld: Aisthesis-Verlag 2012.

Täuschende Idylle. Hannelies Taschaus Roman "Landfriede" erscheint in einer Neuedition.

Zum ersten Mal erschien Hannelies Tauschaus Roman "Landfriede" im Jahr 1978. Damals wurde er als ein literarisches Meisterwerk gefeiert. Die Autorin hatte einen zeitgemäßen Anti-Heimatroman geschrieben. Einen, der mit der rustikal-plebejischen Ästhetik eines Xaver Kroetz nicht viel gemein hatte. Weil der gesellschaftliche Wandel den ländlichen Raum auch in Westfalen längst erfasst hatte und Pfaffen und Volksschullehrer nicht mehr den kleinstädtischen Lebensrhythmus bestimmten, verlegt die Autorin das Setting des Buches in die "neue" Provinz, ins Milieu der Neubaugebiete, und schaut ihrer jungen Protagonistin Anne über die Schulter, die es unfreiwillig dorthin verschlagen hat und die sich in der nur vermeintlich heilen Kleinstadtwelt recht bald wie ein Alien fühlt. "Landfriede" ist aber nicht nur ein Roman über die Doppelbödigkeit moderner ländlicher Idylle, sondern bildet am Beispiel der geschilderten Stadtflucht den gesellschaftlichen Zeitenwechsel ab, der sich zutrug, als die Träume der Siebziger Jahre begraben wurden, als ein schleichender Anpassungsprozess und ein Rückzug ins Private einsetzte.

Mit ihrem Lebensgefährten Schrager, einem Studienrat, ist Anne, die Journalistin, in der westfälischen Provinz gestrandet. Während er die neue Umgebung zu schätzen lernt, erliegt Anne einem Neubausiedlungs-Koller. Unbehagen mündet in Apathie: Antriebslos verlebt Anne ihre ersten Sommermonate in der Provinz, zieht sich zurück und vernachlässigt ihre journalistischen Projekte, dämmert schließlich einer sozialen Verwahrlosung entgegen. In den leeren Vormittagsstunden, wenn Schrager unterrichtet und sie mit ihrer Zeit nichts anzufangen weiß, beobachtet sie - anfänglich aus Langeweile, bald obsessiv - das nachbarschaftliche Leben um sie herum: das morgendliche Sonnenbad der Ehefrauen, die lüsterne Baukolonne, den ehemals politisierten Nachbarsjungen, der aus Perspektivlosigkeit den Drogen verfällt. Mit dem "Landfrieden" ist es nicht weit her und in der provinziellen Komfortzone läuft einiges schief. Kaputte Ehen, gescheiterte Lebensentwürfe prägen das Bild. Wer anders ist, wird ausgegrenzt. Das zeigt das Beispiel des Nachbarsjungen. Und auch um die Geschlechterverhältnisse ist es nicht gut bestellt. Anne erfährt es am eigenen Leib. Schrager, der Entscheider, bestimmt in der neuen Umgebung fortan die Beziehungsgeschicke, agiert zuerst als nachsichtiger Pädagoge, der er ist, verliert aber endlich die Geduld, denn Anne gefährdet sein mühsam erarbeitetes Standing in der Kleinstadtwelt.

Dass Buch erzählt uns, dass in der Provinz äußerlich vieles im Wandel begriffen ist, dass Wohnkomfort und Bildungsniveau steigen, Konformität und Engstirnigkeit aber wie eh und je den Alltag regieren. Und dass die ehemaligen Revoluzzer, wie Schrager selbst einer war, sich aus Karrieregründen, aus Pragmatismus mit den Verhältnissen arrangieren. Erzählt wird Annes Entfremdungsprozess mit Film-erprobten Mitteln. Einer Kamera gleich erfasst die Autorin die Gesichter und Gesten, betätigt den Zoom, fängt die Sommerszenerie in der Siedlung ein und schweift - als enthielten sie ein Freiheitsversprechen - über die wogenden Kornfelder am Dorfrand. Obgleich die Sprache des Romans immer dem Minimalismus frönt und Coolness atmet, faszinieren die grobkörnig wirkenden Bilder, die in der Erinnerung haften, auch weil man die in ihnen aufgehobenen Stimmungen mit allen Sinnen nachzufühlen meint. Der Autorin gelingt es so, den "Hundstagen" im vergifteten Provinzmilieu, einen poetischen Mehrwert abzutrotzen. Man denkt an den romantischen Realismus jüngerer Kinoproduktionen, an Filme von François Ozon, Christian Petzold und Thomas Arslan.

"Landfriede" ist deshalb ein wichtiger und noch heute lesenswerter Roman, weil er ein genaues Sittenbild der ausgehenden Siebziger Jahre zeichnet. Mit soziologischer Genauigkeit schildert Taschau eine Zeit, in der die politische Aufbruchsstimmung der letzten Dekade verpufft war und ein neuer Konservatismus Einzug erhielt. Und in der die gesellschaftliche Modernisierung auch die ländlichen Randgebiete erfasste, in denen sich neue Milieus einer aufstiegswilligen Kleinbürgerschicht bildeten.

Steffen Stadthaus


Wolf Hogekamp & Björn Högsdal (Hg.): "155 Kurze"

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Wolf Hogekamp & Björn Högsdal (Hg.): "155 Kurze"

155 Kurze. Eine gar nicht so kurze Sammlung der besten Kurz-Texte des Poetry Slam, hg. von Wolf Hogekamp und Björn Högsdal, Paderborn: Lektora Verlag 2012, ISBN 978-3-938470-79-4.

Der perfekte Einstieg: Die Poetry-Slam-Kurztext-Anthologie aus dem Hause Lektora!

Von Prosa bis Lyrik, vom nachdenklich stimmenden Vierzeiler bis hin zum höchst unterhaltsamen Kurztext - mit diesem Buch erwartet den Leser Abwechslung hoch drei. Die Besten der besten Wortakrobaten geben sich hier die Seite in die Hand, überraschen, provozieren und nehmen auf den Arm, was das Zeug hält. Auf schmachtende Romantik folgt nüchterner Realismus, augenzwinkernde Lebensweisheit paart sich mit frecher Schnauze. Sowohl erfahrene Slammer als auch junge Talente verstehen es hier gleichermaßen zu überzeugen.

Ob langjähriger Fan oder Szene-Neuling: Diese 155 Kurze brennen sich in den Kopf und garantieren mehr als einen versackenden Abend auf dem Lieblingssofa.

Mit Texten von: Andy Strauß, Bas Böttcher, Björn Högsdal, Bleu Broode, Christian Ritter, Daniel Terek, Dirk Huelstrunk, Dominik Bartels, Florian Cieslik, Frank Klötgen, Gauner, Harry Kienzler, Jana Klar, Julian Heun, Karsten Lampe, Lars Ruppel, Lino Ziegel, Markim Pause. Marque-Régnier Hübscher, Moritz Neumeier, Nektarios Vlachopoulos, Nora Gomringer, Patrick Salmen, Paula Peh, Paula Varjack, Pauline Füg, Peter Janicki, Philipp Herold, Quichotte, Renato Kaiser, Sebastian 23, Simon Chen, Sulaiman Masomi, Temye Tesfu, Theresa Hahl, Toby Hoffmann, Torsten Wolff, Wolf Hogekamp, Xóchil A. Schütz.


Martin Pollack (Hg.): "Von Minsk nach Manhattan. Polnische Reportagen"

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Martin Pollack (Hg.): "Von Minsk nach Manhattan. Polnische Reportagen"

Von Minsk nach Manhattan. Polnische Reportagen, übers. aus dem Polnischen von Martin Pollack, Renate Schmidgall, Joanna Manc, hg. von Martin Pollack, Wien: Zsolnay Verlag 2006, ISBN 978-3-552-05371-7.

38.196 Mal hat Janina Turek in 57 Jahren das Telefon abgehoben, 1922 Mal hat sie sich mit jemandem verabredet: Janina Turek hat alles, buchstäblich alles in ihrem Leben notiert. Limalo besitzt in einem Vorort von Warschau eine Villa und macht Geschäfte; plötzlich bricht er auf, um in Transsilvanien nach seinen Vorfahren zu suchen. Am 9. März 1995 übergießt sich Zbigniew K. in Manhattan mit Benzin und verbrennt.

Drei markante Schicksale, drei Beispiele für die literarische Gattung der Reportage, wie sie es bei uns fast nicht mehr gibt, in Polen aber hohe Tradition hat.

Der Journalist und Übersetzer Martin Pollack hat in diesem Band eine Auswahl der besten polnischen Reportagen aus mehr als einem Jahrzehnt getroffen, darunter auch Texte der drei Autoren, die im Herbst im Festivalprogramm von literaturland westfalen zu erleben sein werden: Wlodzimierz Nowak (20.09.2012, Hagen), Wojciech Jagielski (15.11.2012, Dortmund) und Mariusz Szczygiel (29.11.2012, Unna). Bei der letzten Veranstaltung wird auch Martin Pollack selbst als Moderator und Gesprächspartner dabei sein.

Der Sammelband bietet einen guten Einstieg in das Genre Reportage und macht Lust, sich ausführlicher mit der Gattung und ihren engagierten und häufig viel gereisten Autoren auseinanderzusetzen.


Sabrina Janesch: "Katzenberge"

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Sabrina Janesch: "Katzenberge"

Sabrina Janesch: Katzenberge, Aufbau Verlag, Berlin 2011.

Gespenster allenthalben

Es spukt in Sabrina Janeschs Debütroman "Katzenberge". Gespenster allenthalben: Im Dämmerlicht erobern sie die Lichtungen und Felder und tanzen den Großeltern der Erzählerin vor der Nase herum. Die Gegend der Katzenberge im ehemaligen Schlesien, in die es jene nach ihrer Vertreibung aus Galizien verschlug, strahlt eine unheimliche, beängstigende Atmosphäre aus. Bis klar wird, dass hier keine echten Kobolde und Geister hausen, drohen auch uns Lesern die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Geisterwelt auf beunruhigende Weise zu verschwimmen. Diese Erfahrung teilen wir mit den entwurzelten Großeltern, die verzweifelt im ostpolnischen Volkglauben die Erklärung für die übersinnlich anmutenden Erscheinungen suchen. Man übt sich in Exorzismen, nagelt Eulen an die Haustür, bedeckt die Dielen mit Kräutermischungen. Die Ursache für die rätselhaften Geschehnisse erweist sich schließlich als profaner, doch nicht weniger kompliziert. Es sind die sprichwörtlichen Geister einer unbewältigten Vergangenheit, die die Alten seit Jahrzehnten in Atem halten.

Als die Erzählerin, eine junge Berliner Journalistin, anlässlich der Bestattung ihres Großvaters in das kleine schlesische Dorf reist, wird sie selbst von den Dämonen der Vergangenheit erfasst. Sie beschließt, den familiären Traumata von Flucht und Vertreibung auf den Grund zu gehen, die unseligen Geister endlich zu bannen. Als erste der Familie überhaupt bricht sie in die verlorene Heimat, nach Ostgalizien auf. Auf ihrer Reise macht sie Bekanntschaft mit skurrilen Verwandten, holprigen ukrainischen Straßen und bestechlichen Grenzern, bevor sie am Ziel, im großväterlichen Geburtsort, anlangt. Hier, im vergreisten Dorf, das sich zwischen wogenden Kornfeldern versteckt, findet sie endlich die Antworten, die sie sucht.

Dramaturgisch erinnert Janeschs familienbiografischer Roadmovie, in den lange historische Rückblenden von der Flucht des Großvaters eingeflochten sind, an Jonathan Safran Foers "Alles ist erleuchtet". Mit dem Unterschied, dass Janesch auf dessen comichafte, auf Pointen schielende Erzählweise verzichtet. Die Autorin wählt einen anderen Weg: Mithilfe der Schilderung der rätselhaften Erscheinungen evoziert sie eine unheimliche, bedrohliche Atmosphäre, die die existentielle Unsicherheit der entwurzelten und durch Krieg und Familienzerwürfnissen traumatisierten Großeltern widerspiegelt. Die Doppelbödigkeit des Geschehens evoziert auch beim Leser ein unbehagliches Gefühl. Ferner sind die erdenschweren, poetischen Landschaftsschilderungen hervorzuheben, ein Vergleich zu frühen Herta-Müller-Erzählungen drängt sich hier auf.

"Katzenberge" ist ein wichtiger Debut-Roman, der aus der Masse der jüngeren Familienliteratur heraussticht. Janesch bringt eine andere Geschichte der Vertreibung zu Gehör, die in Deutschland so gut wie unbekannt ist. "Wenn man vergisst", heißt es an einer Stelle des Romans "begeht man den gleichen Fehler wieder und wieder". Gegen das Vergessen erzählt der Roman an. In teilweise drastischen Bildern. Die Rückblenden der großväterlichen Odyssee durch die "Bloodlands" des Zweiten Weltkriegs ist - entschuldigen Sie das Wort - ergreifend. Eine erschreckende Einsicht, die die Lektüre dieses Romans lehrt, ist: wie erfolgreich die deutschen Vertriebenenverbände es bis heute vermocht haben, den Begriff der Vertreibung zu besetzen. Die Literatur, zeigt sich, hat die einseitigen, um die "deutschen Opfer" zentrierten, Diskurse glücklicherweise längst überwunden. In einem multi-kulturellen Europa sollte dies aber eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

Steffen Stadthaus


Michael Göring: "Der Seiltänzer"

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Michael Göring: "Der Seiltänzer"

 

Michael Göring: Der Seiltänzer, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2011.

"Warum hast du diesen Weg eingeschlagen? Was fasziniert dich an der Welt der Riten, der Heiligen und des Kreuzes?"

Voller Sorge und Empörung fordert der Priester Andreas Wingert von der Kanzel herab Konsequenzen aus den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche - bis er selbst unter Verdacht gerät. Nun sucht er Rat und Hilfe bei seinem Freund aus Kindertagen, aber Thomas liegt mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus.

Auf der Rückfahrt von einem Besuch bei Thomas erinnert sich Andreas: An eine Kindheit und Jugend in der westfälischen Provinz, als Thomas und er unzertrennlich waren, an die siebziger Jahre in Berlin und Köln, Wales und München. Danach schlägt Andreas einen ungewöhnlichen Weg ein: Fasziniert von den Ritualen der katholischen Kirche, geht er ins Priesterseminar, während Thomas heiratet und als Geisteswissenschaftler Karriere macht. Die Anfechtungen des Alltags und des modernen Lebens, das Verzicht kaum noch kennt, werden Andreas zur ständigen Herausforderung.

Michael Göring erzählt von einer großen, lebenslangen Freundschaft, von religiöser Berufung und von der Gratwanderung eines Priesters heute.

Michael Göring, geboren 1956 in Lippstadt/Westfalen, ist seit 2005 Vorsitzender des Vorstandes der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius in Hamburg und Honorarprofessor der Forschungsstelle Stiftungswesen am Institut für Kultur-und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Der Seiltänzer ist sein erster Roman.

(Verlagsinfo)


Mischa-Sarim Vérollet: "Als Leo Frida suchte und Pumpernickel fand"

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Mischa-Sarim Vérollet: "Als Leo Frida suchte und Pumpernickel fand"

Mischa-Sarim Vérollet: Als Leo Frida suchte und Pumpernickel fand, Conbook Verlag, Meerbusch 2011.

Ein Bermudadreieck, die Fahrradhauptstadt der Republik, eine holländische Invasion, Brot aus der Dose und eine Stadt, die es nicht gibt - wo man all das finden kann? Richtig, in Westfalen!

Hierhin folgt Leo seiner Ex-Freundin Frida, als sie zu einer Reise aufbricht, die eigentlich in Thailand enden sollte. Um sie zurückzubekommen, reist er ihr durch jenen Landstrich hinterher, in dem Poller "Pömpel" genannt werden, Katzen "Balkenhasen" heißen und dicke Bohnen mit Speck das höchste der Gefühle sind. Nach und nach stellt er fest, dass sich mehr hinter Westfalen verbirgt als eine platte Landschaft, die unverblümt der Ästhetik des Anspruchslosen huldigt - da ist noch mehr als "wat" und "dat".

Leo und sein besserwisserischer Reiserucksack Paul sind Frida immer einen Schritt hinterher, Westfalen jedoch kommt das skurrile Duo Schritt für Schritt näher.

Der in Bielefeld aufgewachsene Erfolgsautor Mischa-Sarim Vérollet (Das Leben ist keine Waldorfschule) zeigt, wie der Balkenhase in Westfalen läuft und die Westfalen ticken! (Verlagsinfo)