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Elfenbeintürme meide ich, weil einsturzgefährdet.

Interview mit Stefan Melneczuk, geführt von Alisha Bionda am 06. Nov. 2010.


Stefan Melneczuk Stefan Melneczuk
Alisha Bionda führte ein weiteres, umfangreiches Interview via Mail mit STEFAN MELNECZUK, dessen Mystery-Thriller MARTERPFAHLin Neuauflage als Hardcover auf dem Markt ist..

A.B.: Lieber Stefan, zuerst einige persönliche Fragen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen?
S.M.: Nun, ich bin ein pessimistischer Handwerker, der zum Lachen nicht in den Keller geht, ein Schreiber durch und durch, ich kann nicht anders. Ich analysiere das Leben auf schreibende Weise und folge einer Bestimmung, die sich nicht näher fassen lässt, so sehr ich es manchmal auch versuche. Überzeugungstäter, dank meiner Arbeit bei der Zeitung und dank meiner Familie, Freunde und meiner Liebe mitten im Leben. Elfenbeintürme meide ich, weil einsturzgefährdet. Und ich habe Höhenangst.

A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus?
S.M.: Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis.

A.B.: Was magst Du, und was eher nicht?
S.M.: Ich bin Romantiker, liebe Sonnenuntergänge, den Mond, die Nacht, die Sterne. Ich liebe Sentimentalität, Nostalgie und fürchte mich vor Verlusten jedweder Art. Das zieht sich wie ein roter Faden durch meine Literatur. Dummheit und die Brutalisierung unserer Gesellschaft sind die größten Gegner.

A.B.: Welche Hobbies hast Du?
S.M.: Über das Schreiben hinaus: Musik und die alte Star Wars-Trilogie. Großes Kino. Inspiration und Kraft ziehe ich aus der Musik von Depeche Mode.

A.B.: Wolltest Du immer schon Schriftsteller werden oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung?
S.M.: 1985 kristallisierte sich dieser Werdegang heraus. Als Boris Becker Wimbledon-Sieger wurde, saß ich draußen mit einem Verlängerungskabel an meiner Schreibmaschine – und meine Eltern wussten: Mit dem Jungen stimmt was nicht. Und gemeint war nicht Boris.

A.B.: Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit?
S.M.: Siehe oben. Es begann mit Short Stories wie „Der See“ und „Vogelscheuchen.“ Sorry, Herr Becker.

A.B.: Hast Du eine fest strukturierte Methode, wie Du ein Projekt „angehst“?
S.M.: Meistens steht am Anfang nur eine vage Idee, eine Eingebung - und dann nimmt das Schiff Fahrt auf, ohne dass es an Deck ein Steuer gibt. Die See, oft stürmisch, bestimmt den Weg. Bei Romanen entstehen oft in einem Rutsch die zentralen Kapitel, und dann wächst alles darum herum.

A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus?
S.M.: Morgens zwischen 7 und 8 Uhr, dann sind die Gedanken frisch. Dann abends, nach dem Tag in der Redaktion, eine Stunde bis gegen Mitternacht. Die Geisterstunde selbst meide ich. Aus erklärten Gründen. Dann sind zu viele Seelen unterwegs. Ruhelos.


A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe wenn Du schreibst?
S.M.: Es muss still sein. Keine Musik. Kein Fernseher. Ausnahme: Interviews per Mail. Gerade läuft „Rattle & Hum“ von U2, geniale Band, geniale Musik. „Bullet the blue sky“.

A.B.: Schreibst Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt?
S.M.: Ich kann mich immer nur auf ein Manuskript konzentrieren, wenn es um Short Stories geht. Bei Romanen brauche ich Auszeiten. Auch in Form von Kurzgeschichten.

A.B.: Welchen Genres ordnest Du Dich zu? Und welches reizt Dich am meisten?
S.M.: Ich schreibe unheimliche Literatur mit Anspruch, ohne großes Blutvergießen. Das Horror-Genre reizt mich, aber ich denke nicht in Schubladen. Meine haben ohnehin keine Böden.

A.B.: Deinen Anfang nahmst Du mit dem Verfassen von Kurzgeschichten? Was reizt Dich daran?
S.M.: Die Kurzform ist beängstigend: Du hast nur wenige Seiten, um den Leser zu packen und in die Story zu ziehen. Nach ein paar Minuten lässt du ihn wieder los, hoffentlich verändert, hoffentlich verstört, hoffentlich beglückt oder fasziniert. Ein Tunnel muss nicht kilometerlang sein, um Angst zu verbreiten.

A.B.: Schreibst Du lieber alleine oder würdest Du auch mit einem Co-Autor arbeiten? Wenn ja, wer würde Dich da reizen?
S.M.: Ich bin, literarisch gesehen, Einzelgänger – bis das Manuskript fertig ist und in die Hände der Lektoren geht. Sie betrachte ich als Co-Autoren und nehme sie als Handwerker ernst: Niemand kann ein Haus alleine bauen, das lange hält.

A.B.: Liest Du regelmässig? Wenn ja, was bevorzugt?
S.M.: Derzeit komme ich nur selten zur Lektüre – was auch damit zu tun hat, dass meine eigenen Bücher immer weitere Kreise ziehen. Aber das habe ich ja immer so gewollt.

A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt?
S.M.: Ohne meine Verleger Klaus Bielefeld, Monika Wunderlich und Jörg Kaegelmann säße ich jetzt nicht hier zum Interview. Meine Familie und meine Freunde haben mich immer unterstützt, ebenso wie Autoren-Kollegen.

A.B.: Dein aktueller Roman „Marterpfahl“ erschien erst als Paperback bei VirPriV und dann als kleines handlichen Cover im Blitz-Verlag. Was bedeuten Dir beide Publikationen?

S.M.: Der „Marterpfahl“ ist eine Zäsur, gab es zuvor fast „nur“ Short Stories. Ich habe fast 20 Jahre mit meinem ersten großen Roman gewartet, bis die Zeit reif war.

A.B.: Schildere den Lesern doch bitte mit wenigen Worten, worum es in dem Roman geht.
S.M.: Es geht um drei Jugendfreunde, die sich ihrer Vergangenheit stellen und an den Ort ihrer Kindheit zurückkehren, um Frieden zu finden. Der „Marterpfahl“ dreht sich im Liebe, Verlust, Schuld und Tod – und er dreht sich um die 80er-Jahre als „mein Jahrzehnt“. Er ist eine Mischung aus Krimi und Gespenstergeschichte – und eine Hommage an ES.

A.B.: Die Covermotive der beiden Blitz-Titel schuf kein Geringerer als Mark Freier und ich persönlich finde besonders das „Marterpfahl“-Cover genial – allein von der Stimmung her. Hat es Deinen Nerv auch getroffen?
S.M.: Mark Freiers Präzision in Hinblick auf meine Bücher ist schlichtweg BEÄNGSTIGEND. Das habe ich ihn auch schon wissen lassen.

A.B.: Woran arbeitest Du derzeit? Auf was dürfen sich die Leser künftig freuen?
S.M.: Mein neuer Roman ist so gut wie fertig, heißt „Rabenstadt“ und dürfte 2011 erscheinen. Ein dunkles Kammerspiel mit kleiner Besetzung. Und dann wäre da noch das geplante Hörbuch zum „Marterpfahl“, das in diesem Herbst beim Action-Verlag erscheint. Premiere und Ritterschlag zugleich: Ich bin mit Hörspielen aufgewachsen und selbst sehr gespannt.

A.B.: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern?
S.M.: Ich verfolge aufmerksam, was Leser online über meine Bücher schreiben – Kritik und Lob freuen mich gleichermaßen. Es war wunderbar zu lesen, dass der „Marterpfahl“ Menschen tief berührt hat, und das aus unterschiedlichsten Gründen. Das bestätigt mich auf diesem Weg.

A.B.: Wie gestaltet sich dieser?
S.M.: Seit „Marterpfahl“ bekomme ich Fanpost in Form zu signierender Bücher. Das ehrt mich, bei aller Bescheidenheit.

A.B.: Hältst Du auch Lesungen ab? Oder kann man Dich auf Cons antreffen? Wenn ja, auf welchen?
S.M.: Ich habe Lesungen in den vergangenen Jahren für mich entdeckt – unter anderem an der Seite des Musikers Sascha Gutzeit, unter dem Titel „Leichen im Keller“. Das setze ich fort, wenn ich wieder etwas mehr Luft habe.

A.B.: Wirst Du von einer Agentur vertreten?
S.M.: Nein, aber das würde mit Sicherheit Vieles erleichtern. Aber da muss die Chemie stimmen.

A.B.: Vielen Dank für das ausführliche Beantworten meiner Fragen - und viel Erfolg mit Deinen Projekten.

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