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Ich schreibe sowohl tagsüber als auch abends und nachts. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass ich abends produktiver bin.Interview mit Bernd Perplies, geführt von Alisha Bionda am 28. Jun. 2013.Alisha Bionda führte ein umfangreiches Interviews mit BERND PERPLIES im Allgemeinen und im Besonderen über seine bei LYX erschienene Steamfantasy-Trilogie MAGIERDÄMMERUNG.. A.B.: Zuerst einige persönliche Fragen, damit Dich die Leser kennen lernen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen? B.P.: Die klassischen Fakten wären wohl: Ich wurde Ende Februar 1977 in Wiesbaden geboren, bin dort auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Zum Studium der Filmwissenschaft, Germanistik, Buchwissenschaft und Psychologie bin ich über den Fluss nach Mainz gezogen. Im Anschluss daran habe ich eine Stelle als Redakteur bei filmportal.de im Deutschen Filminstitut in Frankfurt angenommen. Und kurz vor meinem 30. Geburtstag habe ich dann entschieden, dass ich gerne meine Traum verwirklichen würde, Autor zu werden. Genau damit beschäftige ich mich seitdem. A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus? B.P.: Ich halte mich für einen sehr umgänglichen Menschen. Man kann gut mit mir zusammenarbeiten, eine nicht unwichtige Eigenschaft, wenn man als Freischaffender sein Geld zu verdienen versucht. Denn auch wenn man als Autor alleine vor dem Computerbildschirm hockt, wäre man doch nichts ohne das Netzwerk aus all den Menschen, die in der Branche tätig sind. A.B.: Was magst Du, und was eher nicht? B.P.: Poesiealbumantwort? Ich mag Pizza, Bücher, die Farbe blau und Blu-rays schauen (Punkt vier hat aber nichts mit Punkt drei zu tun). Ich mag nicht diese kleinen wadenbeißenden Hunde, Sushi, die Farbe orange und T-Shirts, deren Motivdruck nach zweimal Waschen hinüber ist. A.B.: Welche Hobbies hast Du? B.P.: Ich schreibe gerne Bücher. Okay, das ist zufällig auch mein Beruf, aber ist es verboten, dass einem sein Job solchen Spaß macht, dass man ihn auch als Hobby bezeichnen könnte? (Was jetzt nicht heißen soll, dass mich die Verlage für meine Texte nicht mehr bezahlen sollen!) Ansonsten schaue ich gerne Filme und treffe mich regelmäßig mit Freunden zu Zockabenden. A.B.: Wolltest Du immer schon Schriftsteller werden oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung? B.P.: Lokführer, Feuerwehrmann, Polizist, Geheimagent, Astronaut, Schriftsteller, Meeresbiologe, Astrophysiker, Filmregisseur, Schriftsteller. Etwa so hat sich mein Berufswunsch von drei bis dreißig entwickelt. Ich habe schon immer gerne gelesen und immer gerne geschrieben. Ich hätte auch früher gerne schon ein Buch veröffentlicht, hatte aber nie das Sitzfleisch, es fertigzuschreiben. Das hat sich erst geändert, als ich mit dem Fantasyboom Anfang der 2000er plötzliche Leute zu Autoren werden sah, die irgendwie genauso waren wie ich. Das hat sowohl meinen Eifer befeuert, es erneut selbst zu versuchen, als auch mir das Ziel gegeben, aus einem vagen Traum eine konkrete Absicht werden zu lassen. A.B.: Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit? B.P.: Mit sechs oder sieben. Mit Kürzestgeschichten. Zehnzeilern oder so. Zum Glück sind die heute alle verschollen. Danach folgten lange Zeit fantastische Kurzgeschichten für den Freundeskreis und die Familie. Irgendwann gesellten sich Romanfragmente dazu. Schließlich gelang mir 2006 mein erstes vollständiges Langprojekt: „Tarean – Sohn des Fluchbringers“. A.B.: Hast Du eine fest strukturierte Methode, wie Du ein Projekt „angehst“? B.P.: Ich denke, dass ich ein Buch wie die meisten Kollegen angehe. Am Anfang steht ein Exposé von etwa acht bis zehn Seiten. Daraus wird dann ein Kapitelexposé, das bei mir allerdings nur der groben Orientierung dient und bloß die wichtigsten Fakten jedes Kapitels enthält. Es soll mich schlicht davor bewahren, den Faden zu verlieren und inhaltlich ins Schlingern zu geraten. Die Details entwickle ich oft erst beim Schreiben. A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus? B.P.: Ich schreibe sowohl tagsüber als auch abends und nachts. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass ich abends produktiver bin, was daran liegt, dass ich vor allem vormittags zu leicht durch Dinge wie Pressearbeit, den Kontakt mit Kollegen, Bürokratie und dergleichen abgelenkt werde. A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe wenn Du schreibst? B.P.: In der Tat bevorzuge ich Ruhe, sowohl innerliche als auch äußerliche, beim Schreiben. In einem Café bin ich zu abgelenkt. Wenn ich viele Termine neben der Arbeit habe, bin ich auch oft abgelenkt. Am Besten läuft ein Schreibtag, wenn ich weiß, dass „ich alle Zeit der Welt habe“, also 12 bis 14 Stunden, während derer ich ohne Ablenkung in meine geistigen Welten abtauchen kann. A.B.: Schreibst Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt? B.P.: Ich versuche ein Projekt nach dem anderen zu bearbeiten. Es klappt nicht immer, aber lieber ist es mir. Denn wenn ich etwas mache, will ich mich auch voll darauf konzentrieren können. A.B.: Welchen Genres ordnest Du Dich zu? Und welches reizt Dich am meisten? B.P.: Fantasy, Science-Fiction, Steampunk, Urban Fantasy – kurz: Phantastik. Wo sonst sollte man einen Autor einordnen, der über magische Schwerter, Irrlichter, Hexenmeister, Drachen, Kultisten, Shub Niggurath, Fadenmagie, viktorianische Tauchboote, missmutige Wasserspeier, Xix, Kugelraumer, Topsider, Invitros und Mutanten schreibt? Das alles reizt mich im Grunde gleichermaßen. Sonst würde ich nicht darüber schreiben. Man verbringt zu viel Zeit mit einem Buch, um es ohne den Spaß an der Sache anzugehen. Außerdem bin ich sehr begeisterungsfähig, und ich liebe die Abwechslung. Und, nein, das heißt nicht, dass ich demnächst Krimis, Auswanderergeschichten oder Bergdoktorromane zu Papier bringe. A.B.: Bei LYX ist u.a. die Steamfantasy-Trilogie MAGIERDÄMMERUNG publiziert worden. Eine Trilogie, die mir zugegebenermaßen sehr gut gefallen hat. Schildere den Lesern doch bitte was sie in den drei Bänden erwartet. B.P.: Die „Magierdämmerung“ spielt im viktorianischen Zeitalter, genauer gesagt im London des Jahres 1897, wobei sich die Geschichte später auf andere Schauplätze und Länder ausweitet. Den Rahmen bildet ein Kampf zweier im Geheimen lebender Magierfraktionen um eine unglaublich starke Magiequelle, die mitten im Atlantik aufgetaucht ist. Die Geschichte beginnt, als der Journalist Jonathan Kentham durch einen Zufall in diese Welt der Magie gerät. Eines Nachts findet er in einer Gasse einen sterbenden alten Mann, der ihm einen Ring vermacht. Im Laufe der nächsten Tage muss Jonathan feststellen, dass sich seine Welt zu verändern beginnt. Er entwickelt Gaben, die er zuvor nicht hatte, trifft einige erstaunliche Menschen (und Nichtmenschen) und wird über den Todesfall in einen Konflikt hineingezogen, dessen Ausgang buchstäblich die Welt verändern könnte. A.B.: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit LYX? B.P.: Am Anfang stand mein Manuskript zu „Tarean – Sohn des Fluchbringers“. Dieses hatte ich eigentlich als Beitrag zu einem fantastischen Schreibwettbewerb verfasst. Dort bin ich allerdings schon in der ersten Runde ausgeschieden. Doch statt zu resignieren, dachte ich mir „Jetzt erst recht“ und überarbeitete das Manuskript noch einmal komplett. Danach schickte ich es auf gut Glück zu der auf Fantasy-Kost spezialisierten Literaturagentur Schmidt & Abrahams, denn ich hatte zuvor in einem Interview gelesen, dass es für angehende Autoren deutlich leichter sei, die Aufmerksamkeit von Verlagen zu erregen, wenn man mit einem Agenten auftritt. Nach einer Prüfung meines Manuskripts und noch einigen Überarbeitungen wurde „Tarean“ von der Agentur unter Vertrag genommen und auf der Buchmesse 2007 in Frankfurt bei einigen Verlagen vorgestellt. Und nach einer nervenaufreibenden Wartezeit von ziemlich genau fünf Monaten bekam ich schließlich zur Buchmesse Leipzig im März 2008 gleich drei Angebote, von denen das von Lyx uns, also meiner Agentin und mir, am besten gefallen hat. A.B.: Hast Du ein Vorbild – literarisch und/oder allgemein? B.P.: Es gibt viele Menschen, die ich für einzelne Aspekte ihres Schaffens und Lebens bewundere. Ich könnte jetzt eine Liste an Namen nennen, aber die wäre zwangsläufig selektiv. Außerdem würde das auch nicht bedeuten, dass ich genau wie diese Menschen sein wollte. Eine einzelne Person, der ich in allen Belangen nacheifern würde, gibt es erst recht nicht. Dazu bin ich ein zu kritischer Geist. Ich erkenne auch die Schwächen in Menschen und Dingen, die ich im Großen und Ganzen sehr zu schätzen weiß. Wenn du einen Namen möchtest, biete ich dir aber einen fiktiven: Captain Jean-Luc Picard! Er ist für mich das Paradebeispiel des zivilisierten Menschen und verkörpert praktisch alles, was charakterlich gut und erstrebenswert ist (ich sage praktisch alles, weil – Achtung Schwäche – er ja diese leidige Borg-Obsession mit sich herumträgt, die er nie wirklich abzuschütteln vermochte). A.B.: Schreibst Du lieber alleine oder würdest Du auch mit einem Co-Autor arbeiten? Wenn ja, wer würde Dich da reizen? B.P.: Ich schreibe seit Jahren mit Co-Autor Christian Humberg zusammen. Unter anderen haben wir das Abenteuerspielbuch „Das schleichende Grauen“ verfasst, das in Wolfgang Hohlbeins „Hexer von Salem“-Welt angesiedelt ist. Außerdem realisieren wir gemeinsam die Kinderbuchreihe „Drachengasse 13“. Ich möchte nicht ausschließlich im Duo schreiben, aber ich schätze diese Abwechslung vom Solo-Spiel absolut. Mit wem ich sonst noch gerne zusammen schreibe würde? Kann ich gerade gar nicht sagen. Es ist ja schon so, dass Autoren hinsichtlich ihrer Texte so etwas wie natürliche Alphatiere sind. Was in ihren Köpfen entsteht, soll bitte auch genau so zu Papier gebracht werden. Zusammen schreiben heißt aber Kompromisse schließen – und den Fähigkeiten des anderen voll zu vertrauen. Es ist sicher kein Zufall, dass viele Autorenteams entweder verheiratet oder langjährige Freunde sind. A.B.: Liest Du regelmässig? Wenn ja, was bevorzugt? B.P.: Ich lese durchaus beständig, ja. Ich liebe Bücher viel zu sehr, um nicht zu lesen, auch wenn meine Zeit knapper geworden ist, seit ich selbst schreibe. Genre der Wahl ist sicher die Science-Fiction. William Gibson, Arthur C. Clarke, Ben Bova, Michael Stackpole, Timothy Zahn, Andreas Brandhorst, Robert Charles Wilson, Norman Spinrad, Robert A. Heinlein – habe ich alle gelesen, lese ich alle gerne wieder. A.B.: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern? B.P.: Leser sind es, für die ich meine Bücher schreibe. Insofern freue ich mich immer darüber, wenn sich die Gelegenheit ergibt, aus der normalerweise einseitig verlaufenden Kommunikation (ich schreibe, Leser liest) eine wechselseitige werden zu lassen. A.B.: Wie gestaltet sich dieser? B.P.: Ich betreue Leserunden zu meinen Büchern im Netz, halte Kontakt zu zahlreichen Bloggerinnen, bin in Social Networks aktiv und betreibe eine Website, über die man mit mir in Kontakt treten kann. Darüber hinaus besuche ich natürlich Schulen, Buchhandlungen und Cons, um dort aus meinen Werken zu lesen und mit Lesern ins Gespräch zu kommen. A.B.: Auf welchen Cons kann man dich antreffen? B.P.: Regelmäßig bin ich auf den großen Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Darüber hinaus gehe ich aufs Buchmesse-Con in Dreieich, treibe mich eigentlich alle zwei Jahre auf dem Colonia-Con herum und nehme zwischendurch spontan mit, was sich mir räumlich und zeitlich noch anbietet. A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt? B.P.: Ja, natürlich, unzählige, die mir auf unterschiedlichste Weise helfen. Meine Eltern haben mich Geschichten schreiben lassen, statt mich zum Fußballspielen vor die Tür zu jagen. Meine Testleser sorgten und sorgen dafür, dass die meisten dummen Fehler, die mir als Autor unterlaufen, vor dem Druck aus dem Manuskript verschwinden. Meine Agentinnen vermitteln meine Projekte. Freunde von der Presse sorgen dafür, dass mein Name immer neuen Lesern bekannt wird. Autorenkollegen erwähnen mich gegenüber Verlegern, wenn etwa ein Projekt im Raum steht, für das sie selbst keine Zeit haben. Wie ich es ganz oben schon sagte: Kein Autor, kein Freischaffender, kann es als Einzelkämpfer zu etwas bringen. A.B.: Welchen Rat würdest Du Newcomer-Autoren für die Verlagssuche geben? B.P.: Wenn ihr vom Schreiben leben können wollt, fangt ganz oben an, euer Glück zu versuchen, denn nur große Publikumsverlage können euch die Vorschüsse und die Auflagen bieten, die man braucht, um ein annehmbares Durchschnittsmonatsgehalt am Jahresende zu haben. Und: Wenn ihr bei großen Publikumsverlagen veröffentlichen wollt, holt euch einen Agenten. Agenten sind die erste Hürde zum Erfolg und zugleich der erste Schritt. Denn wenn eine Agentur euer Manuskript erstmal angenommen hat, wird sie auch darum kämpfen, es zu vermitteln. Nur dann bekommen seriöse Agenten nämlich Geld. A.B.: Worin siehst Du die Vor- und Nachteile in der Klein- und Großverlagsszene? B.P.: Wie oben erwähnt: Will man vom Schreiben leben, muss man entweder ein enormer Vielschreiber sein oder man braucht einen Großverlag als Partner. Der Vorteil, mit einem solchen zusammenarbeiten zu dürfen, liegt ganz eindeutig in den finanziellen Mitteln, die diesem zu Gebote stehen. Das schlägt sich in der Pressearbeit, in der Verbreitung am Markt, in den Verkaufszahlen nieder. Ich will damit nicht sagen, dass jedes Buch bei einem Großverlag ein sicherer Erfolg ist. Das ist keineswegs so. Aber die Chancen auf einen Erfolg stehen besser, als wenn man für einen Kleinverlag schreibt. Der Vorteil eines Kleinverlags liegt dagegen in der Freiheit, Stoffe zu realisieren, vor denen Großverlage Angst haben. Bei Großverlagen spielen wirtschaftliche Aspekte eine wichtige Rolle in der Stoffauswahl. Gedruckt wird, was sich vermutlich gut verkaufen lässt. Dabei fallen natürlich eine Menge exotische und spannende Ideen durchs Raster. Derer nehmen sich dann die Kleinverleger an, die zwar auch Bücher verkaufen wollen, aber fast immer primär Überzeugungstäter sind, die einfach Projekte realisieren wollen, die ihnen persönlich Spaß machen. A.B.: Woran arbeitest Du derzeit? Auf was dürfen sich die Leser künftig freuen? B.P.: Ich habe gerade „Im Schatten des Mondkaisers“ beendet, den zweiten Band meiner „Carya“-Trilogie, einer Dystopie, die in einem düsteren, zukünftigen Europa angesiedelt ist. Aktuell verfasse ich den Abschlussband „Das geraubte Paradies“. Danach stehen mehrere Projekte auf meiner Wunschliste, noch ist aber nichts spruchreif, weswegen ich an dieser Stelle nichts weiter sagen kann. A.B.: Zum Abschluss noch die Frage: Wirst Du von einer Agentur vertreten? B.P.: Ja. Wie oben erwähnt begann ich meine Autorenkarriere bei Schmidt & Abrahams, und dort bin ich auch heute noch. Wir sind ein gut eingespieltes Team, und ich hoffe, dass wir noch viele gemeinsame Projekt stemmen werden. A.B.: Vielen Dank für das geduldige Beantworten meiner Fragen. [Zurück zur Übersicht] |
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