|
emperor-miniature
Cleos neue Wege von Marlies Eifert
Marlies Eifert © http://home.rhein-zeitung.de/~meifert/ Immer wenn sie vor dem großen Tor stand, fragte sie sich, ob sie nicht endlich einen anderen Weg finden könnte, sich von dem, was nun einmal Vergangenheit war, zu lösen. Mit Vernunft hatte das nichts mehr zu tun, wenn sie, eine Expertin für 3D-Interaktionsfilme, in dieses abgelegene Schwarzwalddorf fuhr, um sich dann in eine schattige ummauerte Parkanlage zu begeben.
Wie bei früheren Besuchen schloss sie das Auto sorgfältig ab und holte den großen altmodischen Schlüssel mit urigem Bart aus dem Gepäckfach. Er sollte das Gatter öffnen zu dem umzäunten Platz mit Gedenktafeln an Verstorbene. Als sie mit Mühe das angerostete Schloss geöffnet hatte, ging sie zielsicher nach rechts, wo sich eine ganz bestimmte metallische Platte mit dem Namen ihres Mannes befand, die - wie die meisten anderen - über einen knopfartigen Vorsprung in der Mitte verfügte. Sie fingerte an ihrem Brustbeutel und brachte einen Apparat hervor, der von außen überhaupt nichts Ungewöhnliches an sich hatte. Nun bestrich sie die schmale Außenseite mit der Fingerkuppe des rechten Daumens und hielt das Gerät an den knopfartigen Vorsprung, so dass sich eine Verbindung aufbauen konnte.
Und da war sie wieder: die alte vertraute Stimme Hendriks, ihres Mannes, mit dem sie über zwanzig Jahre zusammen gelebt und gearbeitet hatte. Ein Schauer kroch ihr wieder über den Rücken, als sie dieses rostige Ach... So, so hörte. Mehr sagte er nicht. Selbst dann nicht, als sie ihm von seinem jüngeren Double Henri erzählte, ihm ausführlich von dessen voller Haarpracht berichtete und nicht zuletzt von seinem überragenden Gedächtnis. Hendriks einziger Kommentar: ein lang gezogenes Sooo. Aber die Stimme wurde nach kurzer Zeit leiser, war zuletzt kaum hörbar. Der Apparat gab piepsende Geräusche von sich. Im nächsten Moment würde die Verbindung unterbrochen werden. So beendete sie das Gespräch ziemlich hastig und strebte einer Bank auf der anderen Seite des Parks zu. Dort zu sitzen gehörte zum Ritual ihrer Besuche.
Wie immer schloss sie die Augen, lehnte sich zurück und ließ Bilder zu, die sich regelmäßig einzustellen pflegten, wenn sie hier saß.
Hendrik im Sessel sitzend, die Katze Basti auf dem Schoß. Es hatte ihr nichts ausgemacht, dass er ihr bei ihrem gemeinsamen Projekt dem 3D-Interaktionsfilm über die Göttin Bastet - nicht mehr helfen konnte. Er kraulte die Katze, hörte ihr zu und gab ab und zu kluge Kommentare ab
Eine gemeinsame Reise nach Agypten. Im östlichen Nildeltal waren sie dieser Göttin Bastet begegnet. Und seitdem stand fest, dass sie beide zusammen die gesammelten Daten in irgendeiner Form publizieren würden. Bastet stand für Liebe und Milde. Sie und ihr Mann Hendrik waren sich einig: Für Bastet sollte und musste geworben werden. Und zwar mit dem Bildmaterial, das ihnen reichlich zur Verfügung stand. Da war beispielsweise die menschliche Figur mit Katzenkopf , oder auch der goldene Käfig, auf den sie per Zufall gestoßen waren. Damit ließe sich etwas anfangen. Das gemeinsame Projekt, die Produktion eines 3 D Interaktionsfilms, stand vor ihnen.
.
Lange bevor der Film fertig war, war die Krankheit über Hendrik gekommen.
Er konnte nichts weiter tun, als die Katze zu kraulen und immer wieder vor sich hin zu sagen So..ach, so, so
Cleo! Es schien, als hätte jemand nach ihr gerufen. Sie versuchte, die Bilder abzustreifen, um zu sehen, wer gerufen hatte. Aber sie hatte sich wohl geirrt. Da war niemand.
Und die Bilder meldeten sich zurück.
Auch der letzte Akt spulte vor ihrem inneren Auge ab..
Operationssaal. Dr. Meitner operierte. Keine gewöhnliche Operation zur Rettung des Patientenlebens. Unmißverständlich hatte der Arzt erklärt, dass dies nicht möglich wäre. Und doch? War durch die neue revolutionäre Methode das Leben Hendriks nicht auf eine besondere Weise zu retten? Dr.Meitner , weltweit einer der ganz wenigen Spezialisten, würde dafür sorgen, dass Hendrik weiter lebte. Dies und nichts weniger hatte er versprochen.
Ein Apparat kroch über den Kopf , so als würde er sein Gehirn scannen. Und so etwas Ähnliches war es wohl auch.
Daten des Verstorbenen wurden auf diese Art und Weise erfasst. Daten, die für nichts Geringeres als für die Rekonstruktion des Verstorbenen nötig waren. Zwar starben Menschen nach wie vor, aber sie lebten weiter- als Double, das die Gehirnmatrix des alten Menschen bewahrte.
Noch war die Methode, über die aus Sicherheitsgründen der Öffentlichkeit gegenüber strengstes Stillschweigen gewahrt wurde, alles andere als etabliert...
Hendrik war nach dem Eingriff nicht wieder zu erkennen gewesen. Für sie selbst nicht und für die Mitarbeiter auch nicht. Hendrik fühlte sich gut wie seit langem nicht mehr. Sie sah ihn vor sich, wie er mit langen Schritten die Halle des Instituts durchquerte - immer das Köfferchen unter dem Arm. Er nahm ihr alles ab: Ich mach das schon, das war seine stehende Redensart.
Nur sie und Dr. Meitner, einschließlich eines engen Mitarbeiterstabes, wussten, was eigentlich geschehen war: dass nämlich der alte Hendrik hier auf dem Friedhof lag. Aber eigentlich lebte er noch - ganz offensichtlich. Dr. Meitner war es, der ihr dazu geraten hatte, dieses Double von Hendrik herstellen zu lassen und den Namen Henri zu verwenden Hendrik blieb er für die anderen, die lediglich wussten, dass es da eine ungewöhnliche Operation gegeben hatte. Und die hatte so die öffentliche Version- zur 'Verjüngung' Hendriks geführt.
***
Inzwischen hatte es im Park zu tröpfeln begonnen. War das nur ein kurzer Schauer, den sie unter dem Geäst abwarten konnte? So sah es aber nicht aus, und sie entschied sich, den umständlichen Schlüssel wieder einzusetzen, abzuschließen und sich dann schnellstens auf den Weg zu ihrem Auto zu machen.
Kaum jedoch war sie um eine Wegbiegung gehetzt, als ein Wagen von der anderen Seite her heraufkam und mit quietschenden Bremsen vor dem Tor anhielt Sie sprang zur Seite, kroch hinter den nächsten Fichtennadelbaumstamm und beobachtete die Szene, das Tor voll im Blick. Der Mann hatte ebenso wie sie Mühe, es zu öffnen. Seine Bewegungen kamen ihr ziemlich bekannt vor. Sie wollte mehr wissen, war neugierig geworden. Der Mann hatte das Tor offen gelassen. So konnte sie ihm ohne Mühe folgen. Auch im Innenbereich gab es genügend Bäume, so dass sie unbemerkt genau beobachten konnte, wie er zur Respektbezeugung die Mütze abnahm. Eine Mütze nach neuester Mode mit großem Schirm und Ohrenklappen. Beinahe hätte sie sich durch einen lauten Ausruf verraten. Hier stand doch Henri! Aber das konnte nicht möglich sein. Woher sollte er von diesem abgelegenen Platz wissen? Außerdem - sein Rücken war gebeugt, die rechte Hand zitterte. Vor drei Wochen noch, bevor Henri zur Tagung gefahren war, war er wie immer, den Koffer unterm Arm, mit schnellen Schritten den Weg zum Auto hinunter gegangen. Aufrecht natürlich selbstbewusst mit veni vidi vici im Gepäck.
Es war klar: Sie hatte sich geirrt. Langsam trat sie den Rückzug an, versuchte, möglichst wenig Geräusch zu machen. Sie sah noch einmal zurück. Der Mann stand immer noch da, die Mütze in der Hand, ließ den Regen an sich herunter rinnen, schien ihn nicht zu spüren.
***
Kurz vor der Einfahrt ins Dorf kamen ihr Bedenken. Sie nahm das Handy und versuchte, Henri zu erreichen. Vorgestern hatte sie zum letzten Mal mit ihm gesprochen. Jetzt meldete er sich nicht. Ruf bitte so schnell wie möglich an!, ließ sie den automatischen Anrufbeantworter wissen. Dann drehte sie und fuhr wieder zurück. Das Tor stand noch offen, aber das Auto war weg. Natürlich war von dem Mann keine Spur zu sehen, und es meldete sich auch jetzt niemand, als sie noch einmal das Handy betätigte.
Im Moment war nichts zu machen. Sie würde im Dorf übernachten müssen und morgen früh nach Hause fahren. Das Gästezimmer verfügte sogar über einen Fernseher, mit dem sie sich ablenken konnte. Irgend jemand sagte irgend etwas. Sie bekam nichts mit, aber sie entspannte sich, wurde nach und nach etwas ruhiger. War sie eingenickt? Plötzlich ließ sich die Melodie aus ihrem Handy hören: Üb immer treu und Redlichkeit. Sie schreckte auf. Henri!? Nein, er war es nicht persönlich, aber eine Frau aus seinem Büro, die um diese Zeit während seiner Abwesenheit die Reinigungsroboter kontrollierte, meldete sich. Ob sie etwas über den Verbleib Henris wüsste? Er habe sich seit zwei Tagen nicht mehr gemeldet.
Cleo atmete erregt, sagte nichts. Gerade als sie den Hörer auflegen wollte, hörte sie noch: Machen Sie sich keine Sorgen. Bestimmt klärt sich alles auf.
***
Henri müsste am Sonntag, spätestens Montag, zurück sein, sagte sie sich.. Jedenfalls war die dreiwöchige Tagung dann zu Ende. Wer weiß, würde es eine ganz einfache Erklärung dafür geben, dass er sich am Handy nicht gemeldet hatte. Jetzt war Freitag. So lange hatte sie Zeit, sich zu fassen, um ihn dann zu empfangen, als wäre nichts passiert. Das Haus ein bisschen aufräumen, die Katze Basti versorgen.
Als sie den Weg zu ihrem Haus hinauf ging, vermisste sie zuerst einmal Basti. Es war offensichtlich, dass die Katze das Weite gesucht hatte. Vom Futter im Kasten war nichts übrig geblieben.
In den Räumen jedoch war alles wie sonst. So schien es wenigstens.
Blieb noch das Zimmer im Obergeschoss, in dem der einzig intakte PC stand. Henris PC, den auch sie zurzeit benutzte. Sie betrat den Raum. Und obwohl nichts auf irgendwelche Aktivitäten hinwies, hatte sie ein ungutes Gefühl. Die Katastrophe lag in der Luft.
Als sie den PC in Betrieb nehmen wollte, bemerkte sie, dass er nicht herunter gefahren worden war. Langsam wurde die Schrift lesbar, und sie konnte ihren letzten Brief an Dr. Meitner erkennen. Es war nichts anderes möglich. Henri war während ihrer Abwesenheit in ihr Arbeitszimmer vorgedrungen! Er hatte ihr Codewort geknackt. Er wusste nun alles! Es konnte nicht anders sein. Er wusste alles.
Was war in ihm vorgegangen? Was würde er tun? Wäre sie doch der Ermahnung Dr. Meitners gefolgt! Sie hätte die Daten löschen sollen. Niemand durfte die Nachrichten lesen, am allerwenigsten Henri.
***
Die Worte Dr. Meitners kurz nach Hendriks Tod kamen ihr in den Sinn- wie so oft..
Heute ist das zwar noch ein Problem -zugegeben: vielleicht auch ein ethisches - aber es ist doch auch wieder nicht so schwierig wie allgemein angenommen wird. Wenn alles vorbei ist, wird der Double Hendriks nichts wissen als dass es eine schwierige OP gegeben hat. Und vor allem: Sie werden ihren Hendrik nicht verlieren. Tja, und was ihre Umgebung angeht, die wird sich kaum wundern. Mit Operationen kann man heutzutage schon einiges machen. Wenn er jünger aussieht, schwarze Haare hat, und - so alles gut geht - vor Energie nicht zu bremsen sein wird, um so besser.
***
Cleo klickte auf dem PC herum. Der Briefwechsel mit Dr. Meitner, wie verabredet, zuerst auf der Festplatte gesammelt und später auf eine CD gebrannt. Sie sollten den Ablauf des Experiments dokumentieren. Die Briefe waren alle abrufbar. Und Henri hatte alle gelesen!. Nicht auszudenken, was er nun wusste.
Von Strömen im Gehirn war in den Mails des Doktors die Rede, von Synapsen, vom Hypothalamus. Der Hypothalamus würde sehr gut funktionieren. So sei der Gefühlshaushalt gesichert.
Das hatte Dr. Meitner berichtet.
Aber - und ein Aber gäbe es leider auch. Beim so genannten Brainscanning habe es Schwierigkeiten gegeben. Man brauchte ein Zusatzteil, das möglichst viele Daten aus seinem Leben enthielt. Sie sollte die Daten zu diesem Zusatzteil beschaffen.
Damals war sie herum gerannt, hatte alle gemeinsamen Bekannten, Freunde befragt. Die Schwiegermutter z.B., die nicht sonderlich mitteilsam gewesen war. Was willst du noch? Warum überhaupt willst du das wissen? Frag' ihn doch selbst. Cleo hielt dagegen, dass Hendrik wie übrigens fast alle Männer zu einem Gespräch über die Kindheit nicht bereit sei. Aber für Hendriks Mutter war das nicht einleuchtend. So erfuhr Cleo nichts über Hendriks Kindheit.
Sie durften nicht länger mit der Transplantation warten, und Dr. Meitner hatte operiert. Später erklärte er ihr, er habe noch einige Wissensspeicher hinzugefügt. Wissen, über das Hendrik nie verfügt hätte. Er würde nichts dafür berechnen.
Und hier, einige Monate nach dem Eingriff hatte sie an Dr. Meitner berichtet. 5. Juni, morgens 6 Uhr.
H. hat die Hieroglyphenschrift am Mumiensarkophag Bastet entziffert. Der zusätzliche Wissensspeicher hat also funktioniert! Wir brauchten somit keine Experten. Die konnten eingespart werden.
Aber für Henri, wie ich ihn nach ihrem Rat nenne, wenn niemand dabei ist, war der zusätzliche Wissensspeicher ein Gegenstand ziemlicher Irritation. Immer wieder fragte er mich, wie das möglich sei. Er könne sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann er sich mit der Schrift der Ägypter befasst habe. Warum fragt er mich? Woher sollte ich aus seiner Sicht über seinen Wissensspeicher Bescheid wissen? In dem Fall allerdings wusste ich allerdings eine Antwort, hatte eine plausible Erklärung für sein Wissen. Dank sei der neuen Google-Suchmaschine, die mir aus der Verlegenheit half.
Das mit den Hieroglyphen kann ich dir erklären. Ich höre noch, wie ich versuchte, möglichst obenhin zu antworten. Du hast doch französische Vorfahren. War nicht dieser Champollion - Jean Francois Champollion, wenn ich mich recht erinnere -, war der nicht einer deiner Vorfahren? - Du meinst? - Genau, das meine ich. Jean Francois Champollion hat dir sein Wissen über die Hieroglyphen vermacht. Wie auch immer. Wer weiß? Vielleicht ist er dir im Traum erschienen, und du kannst dich nur nicht mehr daran erinnern!
Es gab noch vieles zu lesen. Sollte sie die Eintragungen löschen? Welchen Sinn hatte das jetzt noch? Nichts mehr würde so sein wie vorher.
Die Art, wie Henri seine Hände auf ihr Schulter gelegt hatte, von hinten. Und dann ... Alles exakt genau so wie Hendrik das am Anfang ihrer Ehe gemacht hatte.
Mechanisch klickte sie weiter.
Klingelte da nicht das Telefon im Wohnzimmer unten? Sie war zuerst etwas ungehalten, aber es konnte ja auch Henri sein, der am Apparat war.
Nein, es war nicht Henri, sondern Hendriks Mutter. Ob sie kommen könne. Sie müsse mit Hendrik reden. Auch das noch! Hendriks Mutter tat alles, um sich bei Henri in Erinnerung zu bringen.
Weißt du noch?- so hatte sie immer wieder angefangen. Weißt du noch, wie du weggelaufen warst, und wir dich im Heuschober von Onkel Bernhard wieder gefunden haben? Du musst dich doch noch an die Eisblumen an den Fenstern erinnern, damals als der Strom ausgefallen war- in den Siebzigern.
Irgendwie hatte sie herausbekommen, dass ihr Sohn nach der OP nichts mehr von seiner Kindheit wusste, und sie tat alles, um dieses Defizit auszugleichen.
Du brauchst nicht zu kommen. Cleo bemühte sich, ihrer Schwiegermutter gegenüber die Fassung zu behalten. Nein, ich weiß auch nicht, wo er sich im Moment aufhält. Ich sage dir sofort Bescheid, wenn er wieder da ist. Wahrscheinlich morgen. Er ist auf einer Tagung. Er muss morgen zurück sein.
***
Morgen? Am anderen Tag und auch am Tag darauf verließ Cleo für keinen Moment das Haus. Sie telefonierte mal mit der Freundin, aber nicht zu lange. Sie wollte die Leitung frei halten. Henri könnte anrufen. Auch im Büro meldete sich niemand, und Henris Handy war abgeschaltet. Der Tag verging, ohne dass jemand kam. Doch ja, Basti war wieder da. Sie lag nun auf der Liege neben ihr.
Irgendwie musste Cleo eingeschlafen sein. Sie träumte. Der Schlüssel, die Mauer mit den Namensschildern an der Friedhofsmauer, Henri, die Mütze mit den Ohrenklappen in der Hand, lesend : Hendrik Baumert. Henri Hendrik. Hendrik - Henri. Henri wendet sich um: Er sieht ihr ins Gesicht, geht auf sie zu. - Sie wacht auf.
Auch in den folgenden Tagen kam Henri nicht. Dafür wiederholte sich der Traum mit nur geringfügigen Abweichungen. Und immer deutlicher wurde ihr seine Botschaft: Der Mann, den sie vor drei Tagen in S. gesehen hatte, war niemand anderes als Henri. Eine Erklärung für die weißen Haare und die gebeugte Haltung lag auf der Hand. Es war fast eindeutig: Henri, hatte erfahren , dass er nur ein Konstrukt war, ein Klon, ein Double, ein Experiment. Und die Platte mit seinem Namenszug hielt die Erinnerung an jemanden fest, der eigentlich noch lebte ... Oder auch eigentlich nicht lebte.
Wie sollte ein Mann, wie sollte Henri, mit einem solchen Wissen weiter leben?
***
Die Suche nach Henri blieb erfolglos. Auch der Hubschrauberspezialeinsatz der Polizei brachte nichts. Cleo verschloss den PC Raum. Sie hatte vorher an Dr. Meitner gemailt, dass von nun an keine CD mit Berichten mehr kommen würde. Basti saß oft vor der Tür. Sie erwartete wohl, dass Henri heraus kommen würde. Früher hatte sie selten vergeblich auf ihn gewartet. Cleo stürzte sich, wie man sagt, in die Arbeit, brachte das gemeinsame Projekt, den Film über Bastet, zu Ende. Der Film wurde ein Publikumserfolg. Die Botschaft der Liebesgöttin kam an. Die Institutsleitung war zufrieden.
Aber von Henri gab es noch immer keine Spur.
***
Ein Jahr später steckte Cleo einen bestimmten Apparat ein, der von außen so gar nichts Ungewöhnliches hatte, nahm den Schlüssel mit urigem Bart und machte sich auf den Weg in das abgelegene Schwarzwalddorf S. Wieder verschwand sie hinter düsteren Mauern, bestrich die Querseite des Apparates und stellte die Verbindung her, indem sie das Gerät an den knopfartigen Vorsprung der Gedenktafel für Hendrik Baumert hielt. Da war sie wieder, die Stimme ihres ehemals angetrauten Mannes. Von seinem jüngeren Double Henri erzählte sie und dass der verschwunden wäre, nicht wieder aufgetaucht sei. Ach, ach ... so, soo war der Kommentar der Stimme Hendriks .- Merkwürdig: Dieses lange Sooo klang anders als beim letzten Besuch.. Fast schien ihr, als würde ein Echo mitschwingen.
Das Echo einer jüngeren Stimme?
12. Aug. 2007 - Marlies Eifert
[Zurück zur Übersicht]
|
|