Lesen unter Strom
Das Erziehungshalsband für den e-Reader
Was heute an Hunden funktioniert, klappt morgen auch bei Lesern. Laut einer Studie von Latitude wollen die nämlich ihre Romane noch intensiver erleben. Eine Möglichkeit um die Intensität eines Textes zu erhöhen, könnte das Erziehungshalsband für den eReader bieten.
Dafür schließt sich der Leser über ein Kabel an sein iPad, Smartphone oder E-Book-Reader an. Dann geht die Frontkamera an. Über sie erkennt das verwendete Reading-Device, welche Passagen der Leser gerade eben liest. Die werden dann mit den bereits abgespeicherten Lektüreerlebnissen anderer User abgeglichen. So weiß das Gerät, wann der Held gefoltert wird oder ob er eine Zigarette anzündet. Emotionen, Gefühle und Schmerzen lassen sich dann direkt auf seinen Leser übertragen. Und zwar mit Stromstößen, durch die das Gelesene real spürbar wird.
Dieses Lesen unter Strom eröffnet ganz neue Emotionalisierungs- und Konditionierungsmöglichkeiten für die nächste Literatur. Spätere Versionen des Erziehungshalsbandes sollten komplexe Gefühle wie Liebe, Sehnsucht, Glück oder Hass stimulieren. Sie greifen über Substanzen direkt in den biochemischen Stoffwechsel des Lesers ein. So kann der dann auch bei kurzweiliger Lektüre sofort in einen fieberhaften Zustand versetzt werden. Während U-Bahn- oder Busfahrten darf er in die Lektüre eintauchen, um bei der Ankunft an seiner Haltestelle auch schnell wieder draußen zu sein.
Dass das “Body Reading” bereits möglich ist, führt ein Video zweier französischer Forscher vor. In einem Selbstversuch haben die sich im FutureLab der Verlagsgruppe Editis an einem Sega Mega Drive angeschlossen, um die erlittenen Schmerzen der Spielfiguren über den Controller auf sich selbst zu übertragen.
Wie unschwer zu raten ist, könnte ein Halsband dieser Art nicht nur im Bereich der Belletristik ein Bestseller werden. Multiple Einsatzmöglichkeiten gibt es auch in der nächsten Ratgeberliteratur. Der Leser könnte leicht zum Einhalten von Diäten gezwungen werden. Auch ließe sich bei bestimmten Worten einen Grundschmerz aktivieren. Schweift das Auge über “Zigarette”, “Bier”, “Cholesterin” oder auch “Buch”, dann knallt es.
Rythmische Elektroschocks könnten aber auch gelangweilte Leser in der Schule wachhalten. Damit würde sogar der Deutschunterricht wieder an Credibility gewinnen. Durch das Erziehungshalsband werden harmlose Werke wie Nathan der Weise für Jugendliche zu einer echten Mutprobe. Bei einer vordefinierten Spannung von bis zu 50.000 Volt wäre diese elektronische Höhenkammliteratur lediglich den hard-boiled Kids zugänglich. Nur die smartesten Leser würden echte Lektüren noch bewältigen.
Zu den wirklich Harten gehört ohne Frage Daito Manabe. Er gilt als der Star der japanischen Body Hacker Szene. Er verkabelt gleich sein ganzes Gesicht und lässt die Muskeln im Takt zu elektronischer Musik zucken. Damit zeigt er wie die Lektüre der nächsten Literatur mit ihrem Leser interagieren könnte. Nur dass die Muskeln dann nicht zu den Beats zucken, sondern Wort für Wort. So macht man dann lesend gute Miene zu einem bösen Spiel. Wann konnte man Buchleser das letzte Mal so selig lächeln sehen?
http://antifilmschoolsite.files.wordpress.com/2011/09/frankenstein-1931-image-universal-pcitures.jpg
Sorry, de Sade, there is no understanding in pain, it’s only feedback.
It is always by way of pain one arrives at pleasure.
Ästhetische Erziehung 3.0
http://www.innovation-prototype.de/?p=1825
“Die Herausarbeitung wichtiger und relevanter Emotionen haben wir erstmal hinten angestellt, da wir mit einem Erziehungshalsband im Grunde ausreichend beschäftigt waren.” http://youtu.be/let-4RxEvS8