Auch Steve Jobs war einmal spät dran. „Ich dachte, diese Sache war uns durch die Lappen gegangen“, erklärte der Apple-Gründer in den Nullerjahren dem Fortune Magazine mit Blick auf den MP3-Boom. „Wir mussten uns mächtig ins Zeug legen, um das wiedergutzumachen.“
Gemeint war die schnell fortschreitende Digitalisierung der Musikbranche mit der Einführung der MP3-Files. Im Januar 2001 konnte Apple auf seiner turnusmäßigen MacWorld-Konferenz eine eigene Lösung anbieten, die auf Soundjam basierte, aber doch gänzlich anders aussah: die Musikverwaltungssoftware iTunes. „Rip. Mix. Burn“, pries Jobs in seiner bekannten, eingängigen Weise das neue Programm an: „Kopieren. Mischen. Brennen.“ Es klang ein bisschen nach der euphorischen Verspieltheit eines Teenagers, der seiner Jugendliebe ein Mixtape zusammenstellt.
iTunes im 15. Jahr des Bestehens arg renovierungsbedürftig
Dass iTunes zum trojanischen Pferd werden sollte, mittels dem Apple in Form von iPod, iMac, iPhone und iPad nicht nur die Musik-, sondern am Ende die Wirtschaftswelt revolutionieren sollte, schien zu Beginn des neuen Jahrtausend kaum absehbar. iTunes erschien zunächst als eine weitere Software, mit der Mac-Liebhaber ihr Musikarchiv digitalisieren konnten.
Eineinhalb Dekaden später erscheint iTunes nun als in die Jahre gekommener Koloss, der in der Share-Economy wie ein Auslaufmodell wirkt. Nutzer wollen immer seltener, wie Steve Jobs mantraartig behauptete, Musik besitzen, sondern sie einfach hören. Entsprechend boomen Streaming-Dienste wie Spotify, während sich die Download-Zahlen von iTunes seit zwei Jahren rückläufig entwickeln.
Neues iTunes mit Beats Music auf der WWDC erwartet
Dass Apple die Botschaft verstanden hat, bewies im vergangenen Jahr der überraschende Zukauf des Kopfherstellers Beats samt seines Streaming-Angebots Beats Music. „Der Dienst ist so gut, dass ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte, als ich ihn getestet habe”, erläuterte Apple-CEO Tim Cook im vergangenen September gegenüber Charlie Rose den eigentlichen Grund für die Milliarden-Übernahme. Eine Integration in iTunes erschien da nur wie eine Frage der Zeit.
Entsprechend dürfte sich Streaming-Champion Spotify nun in absehbarer Zeit Sorgen machen. Wie das Apple-Blog 9to5Mac vergangene Woche berichtete, soll Apples neuer Streaming-Service, der auf Beats Music basiert, in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen – und das zu günstigeren Konditionen als Spotify, nämlich ab 7,99 Dollar im Monat. Der Clou: Wie iTunes seinerzeit für die Windows-Welt soll der Streaming-Dienst als App auch auf Android-Geräten verfügbar sein.
Apple verpflichtet britischen Star-Radio-DJ
Wie das Branchenorgan Billboard Magazine berichtet, ist mit einem US-Launch bereits im Frühsommer zu rechnen – eine Ankündigung auf der Entwicklerkonferenz WWDC Anfang Juni erscheint da als naheliegender Zeitpunkt.
Auch ein bislang vernachlässigter Teil des iTunes-Angebots soll eine Aufwertung bekommen: Das bislang wenig erfolgreiche Streaming-Angebot iTunes Radio, das in den USA mit Platzhirsch Pandora konkurriert. Um iTunes Radio aufzuwerten, hat Apple einen der erfolgreichsten Moderatoren und DJs der Welt engagiert: Wie der Guardian berichtet, wechselt Zane Low nach 12 Jahren bei BBC Radio 1 nun nach Cupertino.
Kopfhersteller…