![]() |
elektronische zeitschrift für kulturen · künste · literaturen ![]() |
![]() | |
no. 20: ohr
![]() |
Sacha Knoche, Jahrgang 1970, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und in Berlin: Studium der Kultur- und Sozialanthropologie, Europäischen und Historischen Ethnologie und Psychoanalyse in Frankfurt am Main und in Barcelona. Mitglied der "Forschungsinitiative Kultur- und Sozialanthropologie des Medialen" an der Universität Frankfurt. Seine Forschungs- und Interessensgebiete reichen von stadtanthropologischen Problemstellungen und menschlichen Utopiekonzepten, hin zur Medizinethnologie und Medienanthropologie. Schwerpunkte bilden jedoch die Audiovisuelle Anthropologie / Anthropologie des Audiovisuellen und die kinematographische Anthropologie. Seit 1999 ist Sacha Knoche im Dokumentarfilmbereich tätig. Sein berufliches Anliegen sieht er im Zusammenschluß von Film-Kunst und Anthropologie.
Die vorliegenden Fotos stammen von einer Feldforschung in Barcelona 2002. Kern der Beobachtungen war das Sónar -- 9. Festival für avancierte Musik und Multimedia Kunst im Juni 2002 und die Interaktion von Stadt und Klang.
Entstanden ist der Entwurf für eine Klimatologie des Sonoren: "Sonne im Ohr. Sónar 2002. Vom Hören in Räumen und von Räumen im Hören. Mitteilungen einer neuen Hörkultur in einer veränderten musikalischen Wirklichkeit. Oder: Wie wird Hören gemacht."
Der an einer Kulturanthropologie des Medialen orientierten Arbeit wird eine Raumschichtung zu Grunde gelegt, die von äußeren zu inneren Räumen reicht. Dabei soll der Versuch einer Analogie unternommen werden, das Festival mit dem Ohr zu vergleichen. Gesellschaftliche und klangliche Transformationsprozesse lassen sich, von den Festivalräumen ausgehend, über die Ohrräume festmachen und münden in der Offenlegung von Wahrnehmungsräumen. Im Spannungsfeld von psychoakustischen, neurophysiologischen, philosophischen, medientheoretischen, musik- und psychohistorischen und vor allem kulturwissenschaftlichen Betrachtungen, wird nach Antworten auf Fragen nach dem Hören gesucht: Wie wird Hören gemacht? Und, wo sind wir, wenn wir Musik hören? Ziel der Darstellung ist es, eine Klimatologie des Sonoren zu entwerfen, die das Auditive als konstitutiv für den Menschen, für Gruppen und Kulturen begreift.
Auf der Grundlage dieses Forschungsberichts entstand auch der Artikel "Raumohr und Ohrraum. Die Bewegtheit beim Hören und der Standpunkt des Beobachters -- Versuch einer Hör-Bild-Anthropologie." (Anthropolitan (11), Frankfurt 2004) Beide Texte können beim Autor angefordert werden.
Die Bilder, überwiegend Videostills, sind thematisch auf das Ohr begrenzt. Vielleicht regen sie zusammen mit den Texten zu Meditationen über dieses außergewöhnliche Organ an, das es einmal mehr zu entdecken gilt.
Die Fotos Hörer, Kleinste Hörer und Sónar Village hat Nadine Fraczkowski gemacht. Das Bild Ultrasound zeigt eine so betitelte Installation von Tommi Grönland und Petteri Nisunen. Sie spielt mit dem menschlichen Wahrnehmungsbereich hoher Frequenzen. Die Spiegel zweier Suchscheinwerfer reflektieren hohe Frequenzen und erzeugen einen linearen Klangstrahl. Die Betrachter und Horcher können so neue akustische und visuelle Erfahrungen von dem sie umgebenden Raum machen. Fisch mit Ohr ist das Ikon von "procés sònic", einer Ausstellung auf der Sónar 2002.