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Für eine immanente Werkanalyse sei auf die Habilitationsschrift von Hassan Givsan, Heidegger -- das Denken der Inhumanität, verwiesen.
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Im Spiegel-Interview von 1966 beklagte sich Heidegger im Bezug auf das Verständnis des Wesens der Technik: "Der Nationalsozialismus ist zwar in die Richtung gegangen; diese Leute waren aber viel zu unbedarft im Denken, um ein wirklich explizites Verhältnis zu dem zu gewinnen, was heute geschieht [...]."
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Ein Wort des Angedenkens an die Opfer des Holocaust findet Heidegger nicht. Das gelingt ihm in einem anders gearteten Fall sehr wohl: Vor einer Vorlesung am 20. Juni 1952 ruft er seine Hörer zum Besuch der Ausstellung "Kriegsgefangene reden" auf. Dort soll die "lautlose Stimme" gehört werden, denn "Andenken bedenkt, was uns angeht. Wir sind noch nicht in dem gemäßen Raum, um über die Freiheit nachzudenken und auch nur davon zu reden, solange wir auch gegenüber dieser Vernichtung der Freiheit den Blick verschließen." -- Heideggers Sohn befand sich in russischer Kriegsgefangenschaft, der Holocaust dagegen ging ihn offenbar nichts an.
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So Jürgen Busche, der sich ohne die bei der Lektüre Heideggers gewonnene "Bewußtseinsschärfe" sein "Leben heute nicht mehr vorstellen könnte". Die Nazi-Verstrickungen Heideggers sind ihm dabei schlimstenfalls "Peinlichkeiten", die Arbeit von Farías eine "Farce", der Rest egal. Das Denken Heideggers bleibt Busche sankrosankt -- und von überragender Größe, auch weil dort nicht diskutiert wird, anders als bei Aristoteles, Thomas von Aquin oder Immanuel Kant.
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Im Spiegel-Interview sagte Heidegger: "Ich denke an die innere Verwandschaft der deutschen Sprache mit der Sprache der Griechen und deren Denken. Das bestätigen mir heute immer wieder die Franzosen. Wenn sie zu denken anfangen, sprechen sie deutsch; sie versichern, sie kommen mit ihrer Sprache nicht durch."
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Betrachtet man den Zusammenhang seiner gesamten Philosophie, trifft dies sogar mehr als nur die Sprecher-Rolle. Der ehemalige Heidegger-Schüler Rainer Marten weist darauf hin, wenn er schreibt: "Von der Warte des dichtenden, denkenden, deutschen und nahezu zukünftigen Menschen aus diskriminiert er den je gegenwärtigen Menschen -- bei aller glückenden Lebenspraxis -- als Menschen. Seine Geschichtsphantasie läßt 'jetzt' noch keinen Menschen zu, der 'eigentlich' Mensch wäre."
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Bourdieu erläutert: "Diese elementare Form der Euphemisierung kaschiert [...] eine weitere, sehr viel sublimere, die darin besteht, die wesentliche Eigenschaft der Sprache: das Primat der Relationen gegenüber den Elementen, der Form gegenüber der Substanz [...] zur Verdunkelung der verdrängten Elemente derart auszunützen, daß diese einem Netz von Relationen eingefügt werden, das ihren Wert, nicht aber ihre
'Substanz' modifiziert."
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Die Nebenwirkungen des Seinsdenkens Heideggers faßt Tugendhat folgendermaßen zusammen: "Deutlicher kann man es nicht sagen: die Seinsfrage ist an die Stelle der Ethik getreten, ist Ethikersatz. Wenn gleich sich der späte Heidegger [...] wieder vom Faschismus entfernt hat, muß eine Position die Verantwortlichkeit, Freiheit und Wahrheit nicht nur ausläßt, sondern durch anderes ersetzt, immer Faschismus-anfällig bleiben."
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- Bourdieu, Pierre: Die politische Ontologie Martin Heideggers. Frankfurt am Main: Syndikat, 1976.
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- Goldschmidt, Georges-Arthur: Ein Leben, ein Werk im Zeichend es Nationalsozialismus. In: Altwegg, Jürg (Hrsg.): Die Heidegger Kontroverse. Frankfurt am Main: Athenäum, 1988, S. 113-116
- Guzzoni, Ute (Hrsg.): Nachdenken über Heidegger. Eine Bestandsaufnahme. Hildesheim: Gerstenberg 1980.
- Heidegger, Martin: Gesamtausgabe. Frankfurt am Main: Klostermann 1975ff.
- Kemper, Peter (Hrsg.): Martin Heidegger -- Faszination und Erschrecken. Die politische Dimension einer Philosophie. Frankfurt am Main: Campus Verlag, 1990.
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- Marten, Rainer: Heideggers Heimat -- Eine philosophische Herausforderung. In: Guzzoni, Ute (Hrsg.): Nachdenken über Heidegger. Eine Bestandsaufnahme. Hildesheim: Gerstenberg 1980, S. 136-159.
- Martin, Bernd (Hrsg.): Martin Heidegger und das 'Dritte Reich'. Ein Kompendium. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1989.
- Most, Glenn W.: Heideggers Griechen. In: Merkur 2002/2, S. 113-123.
- Neske, Günther (Hrsg.); Kettering, Emil (Hrsg.): Antwort. Martin Heidegger im Gespräch. Pfullingen: Neske 1988.
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- Popper, Karl R.: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 1992.
- Safranski, Rüdiger: Ein Meister aus Deutschland. Heidegger und seine Zeit. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 2001.
- Thomä, Dieter (Hrsg.): Heidegger-Handbuch. Leben -- Werk -- Wirkung. Stuttgart: J. B. Metzler, 2003.
- Tugendhat, Ernst: Philosophische Aufsätze. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1992.
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