Presserückschau (September 2012)
Schreckensnachricht in der Welt: “Ein gefräßiger Chinese wütet am Rhein”. Gemeint ist vorderhand der Asiatische Laubholzbockkäfer, der bereits vor sieben Jahren in Bonn eingefallen ist und dort mit seiner Guerillataktik den alten Ahornbestand bedroht. Die militärische Berichterstattung über die Invasion derselben Käferart in Weil scheint unterdessen zu ruhen. Weitere ausgewählte Nachrichten des Septembers:
1
Über das in Basel populäre Rheinschwimmen berichtet ausführlich die Zeit und holt aus, daß der Fluß in den 80er Jahren auch und insbesondere in Basel als Kloake galt: „Luftaufnahmen aus dieser Zeit zeigen drei Farbströme im Wasser: einer aus den Chemieanlagen, einer aus den Haushalten und einer von der Schlachterei.“ Rhodamin hieß der fluoreszierende rote Farbstoff, der bei der Sandoz-Katastrofe 1986 nebst tonnenweise Giften mit dem Löschwasser der Feuerwehr in den Rhein gelangte.
2
François Hollande kündigt die Stillegung Fessenheims, des ältesten Atomkraftwerks Frankreichs für 2016 an. „Erst am Mittwoch vergangener Woche hatte es wieder einen Zwischenfall gegeben. Bei Routinearbeiten mit nicht radioaktivem Wasserstoffperoxid kam es nach Angaben des Betreibers EDF zu einer Dampfentwicklung, die einen Brandalarm auslöste. Zahlreiche Sicherheitskräfte und die Feuerwehr rückten aus. Im April war in einem Maschinenraum des Reaktors II ein Feuer ausgebrochen.“ (Welt)
3
Irischer Rhein: „Nach jetzt fünf Jahren bekommt dieses Festival in der Region einen immer besseren Namen und großen Bekanntheitsgrad.“ (lokalkompass.de) Die frohe Ankündigung handelt vom „Irish Rhine Festival“ am letzten Septemberwochenende im Keekener Schützenhaus. Für irische Stimmung sollte u.a. der zweimalige niederländische (!) Meister im Dudelsack(!)spiel, Ewald Verhoeven sorgen, nebst „Guinness und Whisky sowie Cider“ und „einem besonderen Leckerli (!)“ (Niederrhein Nachrichten)
4
Eine Reportage über den kleinen Gernsheimer Hafen, den einzigen Rheinhafen Hessens, brachte die FAZ. Täglich knapp ein Schiff landet in Gernsheim an, ca anderthalb könnten derzeit gleichzeitig beladen/gelöscht werden.
5
Eine Bilanz nach 20 Jahren Rhein-Main-Donau-Kanal zieht nordbayern.de: Das Stahlwerk Maxhütte in der Oberpfalz gäbe es nun nicht mehr, ebensowenig die großen Kohlekraftwerke in Erlangen und Nürnberg, hingegen geblieben seien trocken gefallene Natur und eine Maximierung des Betons – soweit der Bund Naturschutz. Die zuständigen bayerischen Ministerien sehen das erwartungsgemäß anders. Bundesverkehrsminister Volker Hauff (SPD) immerhin meinte seinerzeit zum CSU-geführten Durchstich zwischen Main und Donau: „Das ziemlich dümmste Projekt seit dem Turmbau zu Babel“. (Welchen er letztlich ebenfalls nicht genehmigt hatte.)
6
„Die Regierungsgeschäfte von the Rhine, ehemals Deutschland, wurden im Frühling 1990 durch den Regenten Jefka übernommen. Beobachter klassifizieren den mittelgroßen Staat als progressive neoliberale Parteiendemokratie, bekannt für seine hohe Verdienstmöglichkeit und die niedrige Kriminalität. Die Mehrzahl der gebildeten und vernünftigen Bewohner ist glücklich mit den Verhältnissen. Sie genießen den Ruf, sportlich und freiheitsliebend zu sein, und erfreuen sich einer hervorragenden Infrastruktur. Der größte Unterschied zu anderen Ländern besteht im Bereich Zuwanderung. Der Regent konnte seinen Einfluss gegenüber dem Vorjahr steigern. the Rhine ist nicht Mitglied in einem Bündnis.“ (ars regendi)
7
„Nach 35 Jahren gibt es jetzt wieder eine direkte Fährverbindung zwischen Monheim und Dormagen (…). Im September wird das Piwipper Böötchen samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr im Testbetrieb über den Rhein pendeln. Es können bis zu zehn Personen mitfahren. Die Überfahrt ist kostenlos, Spenden sind erbeten.“ (lokalkompass.de) Ein Userkommentar: „mit der piwipp sind wir schon als schulkinder rübergefahren und nach zons gegangen, zurück haben wir den kapitän geärgert indem wir alle auf einer seite standen und die piwipp in schräglage brachten.“
8
Der Brand in Krefeld dürfte es bis in die Tagesschau geschafft haben: „Eine riesige Rauchwolke ist (…) über mehrere Städte am Niederrhein und im Ruhrgebiet hinweggezogen. Entstanden war sie durch einen Großbrand in einer Krefelder Düngemittelfabrik. Im betroffenen Gebiet wurden die Bewohner gewarnt, ihre Häuser zu verlassen, Krisenstäbe tagten, kilometerweit war Sirenengeheul zu hören.“ (Rheinische Post) “Der Rhein wurde wegen der starken Rauchentwicklung zwischen Düsseldorf und Duisburg auf einer Strecke von fast 40 Kilometern zeitweise für den Schiffverkehr gesperrt, ebenso eine wichtige Rheinbrücke zwischen Krefeld und Duisburg. Der Flugverkehr war leicht beeinträchtigt (…)” (Süddeutsche Zeitung)
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