Karlsruhe (2)

Karlsruhe liegt 1 1/2 St. vom Rhein, im Hartwalde, der gegen Norden und Westen einen Theil der Stadt umgibt. Der erste Grundstein zur Erbauung eines Jagdschlosses, an welches sich nachher die Stadt anreihte, die jetzt 24 Straßen und gegen 14,000 Einwohner zählt, wurde 1715 gelegt.
Merkwürdigkeiten sind:
1. Das Schloß. Von dem Thurme desselben (der Bleythurm genannt), welcher den Mittelpunkt aller Anlagen von Karlsruhe ausmacht, hat man eine weite und reiche Aussicht. In demselben befindet sich die sehr bedeutende Hofbibliothek, eine auserlesene Naturalien=Sammlung und eine Anzahl schöner Gemählde.
2. Die neue kathol. Kirche, im antiken Styl erbaut.
3. Die nah vollendete lutherische Kirche.
4. Das Gemähldekabinet, in welchem man, außer vielen vorzüglichen Mahlereyen, eine reiche Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen so wie Abgüsse der vorzüglichsten Antiken findet. Eine Zeichnungsschule ist damit verbunden. Die Aufsicht hat Herr Director Becker.
5. Das Museum, in welchem den Winter über auch Bälle und Concerte gegeben werden. Die Fremden müssen von einem Mitgliede eingeführt werden.
6. Die architektonische Schule, unter Leitung des trefflichen Architekten Weinbrenner.
7. Die Veterinalschule, von dem als ausübender Arzt und als Schriftsteller geschätzten Medicinalrath und Leibmedicus. Dr. Teuffel, dirigirt.
8. Das Lyceum und die damit verbundene Realsschule.
9. Der gegen 6000 Sorten umfassende botanische Garten, unter Aufsicht Herrn Hofraths Gmelin.
10. Der Hofgarten und Fasanengarten. Beyde haben herrliche Parthieen.
11. Der im ächt Englischen Styl angelegte Garten der Frau Markgräfin (Mutter des Großherzogs) mit einer Gothischen Kapelle, welche das treffliche, vom verstorbenen Scheffauer verfertigte, Denkmal auf ihren bey Arboga in Schweden verstorbenen Gemahl enthält. Vom Thurme der Kapelle hat man eine herrliche Aussicht gegen das Gebürg hin. Die beyden Gebäude haben eine ansprechende Lage und enthalten einige schöne Mahlereyen.
12. Das prächtige Hotel der Frau Reichsgräfin von Hochberg, mit einem sehr geschmackvoll angelegten Garten. In dem Palais ist besonders der schöne große Saal mit trefflichen Landschaften von Kunz sehenswerth.
13. Das vorzüglich eingerichtete physikalische Kabinet, im Lyzeumsgebäude, unter Direction des als Naturforscher rühmlich bekannten Hofrath Bökmann.
14. Das Theater, von Weinbrenner erbaut, ganz im Styl der alten Römischen Theater und mit strenger Rücksicht auf die Gesetze der Akustik. Die Bühne besitzt einen großen Vorrath an schönen Decorationen und die erlesenste Garderobe. Gewöhnliche Spieltage sind: der Sonntag, Dienstag und Donnerstag.
15. Die Steinschleiferey, worin Achate, Marmor, Rheinkiesel x. verarbeitet werden.
16. Das Forstinstitut, unter Aufsicht der beyden geschätzten Forstmänner Laurop und Fischer.
17. Das Hospital, welches eine musterhafte Einrichtung hat.
18. Die jüdische Synagoge.
Mehrere Gebäude, wie das Zeughaus, das Ettlinger Thor, x. verdienen noch die Aufmerksamkeit des Reisenden.
Eine starke Viertelstunde von Karlsruhe, gegen das Gebürg hin, in dem Dorfe Beyertheim, sind seit einigen Jahren sehr bequeme Bäder an der Alb angelegt. In dem dabey befindlichen Gasthause ist des Sonntags eine table d`hôte und werden an den Mittwochen (die schöne Jahreszeit über) Bälle gegeben.
Karlsruhe hat vier Buchhandlungen, drey gewöhnliche und zwey Steindruckereyen.
Unter den hier lebenden Künstlern sind rühmlich bekannt: Hofmahler Becker; Hofmahler Feodor, der jetzt einen Cyclus aus der Geschichte des Erlösers für die lutherische Kirche, grau in grau, mahlt; Kupferstecher Haldenwang (einer der vorzüglichsten Landschaftsstecher seit Woollet); Bildhauer Kayser; Hofmahler Kunz, einer der ersten Thiermahler; Architekt weinbrener, der auch manche Kunstschätze besitzt.
Gasthöfe: 1. Der Darmsädter Hof; 2. zum Erbprinzen (wo die Pferdepost ist); 3. zum römischen Kaiser; 4. zum goldnen Kreuz (wo sich das Büreau der Postwagen befindet); 5. zum Zähringer Hof.

(aus: Alois Wilhelm Schreiber: Handbuch für Reisende am Rhein)


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