26.11.2015

So? Nie!

Ich schau nicht oft Filme, die ich mir über meine Spielekonsole herunterlade. Deswegen war ich etwas verwirrt, dass neulich nach dem Einloggen meine Daten nicht mehr gestimmt haben. Anderer Nutzername, andere Adressdaten. Mein Schluss: Falsches Konto.
Wie das? Ich hab doch meine E-Mail-Adresse und mein Passwort verwendet?

Also schreib ich dem Anbieter eine Nachricht über sein Kontaktformular.

Der schreibt zurück, dass das zu kompliziert ist und ich doch mal anrufen soll.
Dann schickt er mir einen Linkt zum Formular mit dem ich den Service bewerten soll.

Erstmal abwarten ...

Also ruf ich an, erklär mein Problem, höre immer wieder "Also das kann ich Ihnen auch nicht sagen", bekomme heraus, dass mein Konto mit dem gleichen Passwort über meine andere E-Mail-Adresse nach wie vor erreicht werden kann.

Hab ich mich vielleicht geirrt? Nee, ich benutze diese andere Adresse auf der Spielekonsole nicht und selbst wenn, wo sollten diese anderen Adressdaten herkommen?

Aber immerhin bekomme ich als Lösung angeboten, dass ich doch einfach an den Support schreiben soll, dass ich dieses seltsame Konto, das nicht von mir ist, gelöscht werden soll.

Das sah dann so aus:

Natürlich wäre das zu einfach gewesen. Ich habe also promt folgende Antwort von Mitarbeiter Nr. 1 bekommen:


Konto stillegen? Meine Geräte deaktivieren? Das klingt gefährlich. Außerdem will ich ja was von denen, da werd ich den Teufel tun und selber in irgendwelchen Einstellungen rumfuhrwerken.
Und da ich so nett gebeten wurde meine Account-Daten nochmal runterzubeten, hab ich das in meiner Antwort gemacht:

Ihr ahnt es bereits. Das Geburtsdatum hat natürlich nicht mit dem Account übereingestimmt. Wie sollte es auch übereinstimmen, es ist ja nicht mein Account. Also hab ich gleich eine Nachricht von Mitarbeiter Nummer 2 bekommen. Oho! Mit Vorgangsnummer!
Ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich musste noch was dazu schreiben, als ich den Scan meines Perso eingeschickt habe:


Jetzt wäre es fast schade, wenn Sie den Account tatsächlich löschen. Vielleicht löschen sie ja meinen anderen Account mit dem gleichen Passwort aber der anderen E-Mail-Adresse. Also wenn sie das hinbekommen, dann verspreche ich, dass ich tatsächlich zur Konkurrenz wechsle ...

Update: Leider haben sie es nicht hinbekommen. Weil sie überhaupt nichts hinbekommen haben. Stattdessen habe ich eine Nachricht von Mitarbeiter Nr. 3 bekommen:

Also hab ich da heute (14.45 Uhr) innerhalb der in der Mail angegebenen Öffnungszeiten (Samstag 10.00 - 17.00 Uhr) angerufen. Stellt sich raus, dass sie noch nicht mal ihre Öffnungszeiten richtig hinbekommen ...
Die Bandansage hat mir nämlich mitgeteilt, dass der Support gerade nicht verfügbar ist und ich es zu den Öffnungszeiten versuchen soll, die auf der Webseite stehen (Mo. bis Fr. von 09:30 Uhr - 19:30 Uhr).

Update: Ein Telefonanruf später bin ich tatsächlich ein klitzekleines bisschen schlauer. Die angegebenen Öffnungszeiten unter der Telefonnummer für den Support beziehen sich natürlich nicht auf den Telefonsupport, sondern auf die Erreichbarkeit der Mitarbeiter Nr. 1, 2, 3, 4, die mir diese lustigen Standardantworten schicken.

Aber zurück zum eigentlichen Problem: Nein, wie ich auf dieses andere Konto gekommen bin, konnte mir auch Mitarbeiter Nr. 4 nicht sagen. Im Gegensatz zu seiner Kollegin, die ich zuerst angerufen habe, war er während seiner Einweisung in den Job offensichtlich nicht in der Gruppe, mit der man einen unterschwellig überfordernden Tonfall geübt hat, sondern einen unterschwellig genervten Tonfall. Ja, ich weiß, dass sich Call-Center-Mitarbeiter allen möglichen Mist anhören müssen, aber als Kunde ist mir das eigentlich egal. Da möchte ich ein bisschen gepampert werden, sonst komme ich noch auf dumme Ideen und schreib meine Erfahrungen in einem Blog auf oder so.

Anyway: Wir haben uns auf einen Workaround geeinigt. Ich würde gern meine kurze E-Mail-Adresse weiter nutzen, also muss ich vorher die Mail-Adresse des Kontos, das mir nicht gehört, ändern und mir dann in meinem eigentlichen Konto meine Adresse von diesem zurückholen.
Stellt sich raus, wenn ich auf "Mein E-Mail-Konto aktualisieren" im Netzwerkaccount der Spielekonsole klicke, strahlt mir eine beruhigend leere Seite mit folgendem Hinweis entgegen: File not found."

Ja seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen ...?!

O.K., ich hätte da gleich nochmal anrufen können, aber ich will mal nicht so sein. Der Konsolenhersteller hat ja auch noch ein Entertainment Network, das mit dem Account der Spielekonsole verbunden ist. Also schnell rübergewechselt zum Entertainment-Account und die E-Mail-Adresse geändert. Achso: Abmelden geht im Konsolenaccount übrigens auch nur, wenn ich erst in mein Profil gehe und dann auf Abmelden klicke. Versuche ich es auf der Hauptseite, lande ich in einer Sackgasse.
Dann abgemeldet und das Gleiche nochmal auf meinem eigentlichen Konto. Jetzt erreiche ich mein richtiges Konto wieder über meine richtige E-Mail-Adresse.

Es bleibt aber nach wie vor das Mysterium, wie es überhaupt zu der ganzen Chose mit dem Konto, das nicht meines ist, kommen konnte.
Aber wie mein freundlicher Telefonservicemitarbeiter es so schön formuliert hat:
"Das können wir jetzt nicht mehr rekonstruieren."

Mein Vertrauen als Kunde übrigens auch nicht ...

18.10.2015

Autumn day by Rainer Maria Rilke

Herbsttag
by Rainer Maria Rilke

Lord, it‘s time. Big summer had its days
Cast your shadow on the sundials
And let the winds now have their ways

Command all fruits to come of age;
grant them two more southern suns
urge them to perfection and chase
final drops of sweetness into grapes

Without a house now you won‘t build one
Without a spouse you‘ll stay alone
will watch out, read and write long letters,
and will in alleyways be torn
between directions like a feather.



translation by
Sebastian Keller

21.05.2015

Die Landkarte der Liebe

Je älter ich werde, desto seltener verliebe ich mich. Und seit ich mit dem Schreiben aufgehört habe, werde ich auch nur noch selten von der Inspiration belästigt. Vielleicht sind die folgenden Gedanken deshalb nur das Brownsche Grundrauschen, das übrig bleibt.

Ich habe meinen inneren Kompass bei Seite gelegt. Manchmal schiele ich noch darauf, wenn er von starker Attraktivität angezogen wird oder die ein oder anderen Schwankung vertrauter Magnetlinien spürt, aber ich folge ihm nicht mehr zum Pol.

Endlich, denn was hat mich auf dem Weg zu den magnetischen Polen erwartet, der so logisch erschien? Zunächst die verschlungenen Straßen der Welt, dann der Zauber der Aurora und dann nichts mehr. Kälte und Schweigen. Dunkelheit.

Ja, ich weiß, der Pol ist eine Idee, eine Vorstellung, die man nur mit dem füllen kann, was man selbst mitbringt. Um als Entdecker vom Rang eines Scott - oder nehmen wir lieber Amundsen, der ist nicht ganz so deprimierend - gelten zu können, hätte ich mich durch das Eis graben und je nach Pol ins Wasser springen oder eine Mine in den Fels sprengen müssen. Vielleicht hätte ich dann die Hohlwelt gefunden.

Aber wozu? Weil der Pol da ist und nur den Weg zu ihm hin oder von ihm weg zulässt? Weil, wie Hillary bemerkt hat, auch das Sinnlose von uns Menschen erobert werden muss?
Ich habe auch so genug über mich gelernt und vieles davon ist nicht schön. Ich bin nicht mehr der, der vor langer Zeit losgelaufen ist. Ich habe den ein oder anderen Begleiter im Eis zurückgelassen, vielleicht bin ich auch zum Kannibalen geworden, um den Rückweg zu schaffen. Ich weiß es nicht. Wenn ich euch gebissen habe, tut es mir leid. Non sum qualis eram.

Aber ich habe eine Karte mitgebracht. Eine Landkarte der Liebe. Voller Details in der Nähe meines Herzens und mit der Warnung "hic sunt dracones" an den Rändern.

Eine Karte, die ich zum Glück nicht allein angefertigt habe.

18.05.2015

Rocky Horror Show Workshop an der Abraxas Musical Akademie

An einem regnerischen Mai-Morgen brachte mich eine Panne meines rationalen Urteilsvermögens in eine abgelegene Gegend Münchens, wo ich auf seltsame Wesen stieß, die vielleicht nicht von diesem Planeten waren. Oder war ich das Alien? Wer weiß ...


Don't dream it, be it

Der Virus Rocky Horror Show hat sich langsam bei mir eingeschlichen. Ich kannte ein paar Ausschnitte und war nicht so recht überzeugt. Dann bin ich mit ein paar Freunden in die ehrwürdigen Museum Lichtspiele, wo der Film seit 1977 jede Woche läuft. Ich war immer noch nicht ganz überzeugt. Dann kam die Show im Deutschen Theater mit Sky DuMont als Erzähler. Ab da hat es mich gestört, dass ich nicht richtig mittanzen konnte. Ein Workshop war der logische nächste Schritt.

I'm going home

Normalerweise braucht es 2 Wochen Urlaub, damit ich mein Passwort für den Arbeits-Computer vergesse, aber der Rocky Horror Show-Workshop der Abraxas Musical Akademie hat das in 2 Tagen geschafft. 
Es wird noch eine Weile dauern, bis Rocky, Riff-Raff, Frank N. Furter, Janet, Brad, Magenta und die anderen meinen Kopf verlassen. Oder sie richten sich dort häuslich ein. Hätte ich auch nichts dagegen.

I've tasted blood and I want more ...

Ja, mehr bitte. Vielleicht nicht unbedingt Musical, aber an meinem Gesang und am Tanzen zu arbeiten, hat mir Spaß gemacht. Vormittags ging es jeweils mit Solo- und Chorgesang los, nachmittags war die Choreographie dran. Zum Finale dann das Ganze mit Playback, am Sonntag sogar vor Publikum. 

Once in a while

Ich hätte noch ein oder zwei Tage gebraucht um die Einsätze und Bewegungen richtig hinzubekommen, aber ich bin ja auch keine 16 - 18 mehr wie die 4 Mädels, die mit mir dabei waren. Die meisten als Vorbereitung für die Bewerbung zur Musical-Ausbildung.
Auch da haben die 2 Tage gerade gereicht um einen kleinen Einblick in eine andere Welt zu bekommen. Ich versuche mir gerade vorzustellen, was man noch alles erleben wird, wenn man frisch mit dem Abi in der Tasche oder direkt vor Augen schon die erste Tanz-/Schauspiel-/Gesangsausbildung abgebrochen hat.

I can make you many men

Es war so schön zusammen mit so talentierten jungen Frauen in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Und als Rocky von ihnen zum touch-a, touch-a touch me gedrängt zu werden oder als Frank N. Furter über die Bühne zu stolzieren, hat dem Ganzen noch ein wenig Pfeffer gegeben. 
Zwischen mir und Mr. Rampensau himself liegen zwar ein paar Welten, but I can show you around, maybe play you a sound und das ist schon was ^__^

In dem Sinne:

Let's do the time warp again!

15.05.2015

"Das Interview" im kleinen Theater Landshut

Was bedeutet Dein Aussehen für Deine Persönlichkeit? Was hat Dein Beruf damit zu tun, ob Du gut oder schlecht bist?
Wie viele essentielle Fragen kann man innerhalb von einer Stunde beantworten?

"Das Interview" mit Andreas Sigrist und Stefanie von Poser in den Hauptrollen ist ein Stück aus einer Epoche, in der der Mensch länger lebt und weniger Zeit hat als je zuvor. Zwei hochspezialisierte Protagonisten der arbeitsteiligen Gesellschaft treffen aufeinander und versuchen so effizient zu sein, wie Menschen es eben sein können.

Auf der einen Seite ist da der Politik-Journalist, Veteran aus Bosnien und dem Krieg seiner eigenen Familiengeschichte, auf der anderen die Star-Schauspielerin, Projektionsfläche und Gestaltwandlerin par excellence.
Beide unterschätzen sich, fallen auf die Rolle ihres Gegenüber und die eigene Rolle herein. Und das gerade weil sie wissen, dass es nur eine Rolle ist.

In unserer heutigen Zeit gehört dazu auch, dass man persönlich wird. Ein Journalist braucht Profil, ein Politiker soll authentisch sein, eine Schauspielerin mit ihren Gefühlen arbeiten. Eine professionelle Distanz gibt es kaum noch.
Der Journalist und die Schauspielerin gehen sich deshalb beinahe von Anfang an an die Kehle, an die Titten und an die Eier. Sprechen frei heraus über verunglückte Kinder, Menschen, mit denen man fickt und die Leere im Kopf.
Sie versuchen sich auch beinahe von Anfang an an die Seele zu gehen. Den Journalisten packt nach anfänglichem Widerwillen der Ehrgeiz und er versucht das dunkle Geheimnis der Schauspielerin zu ergründen und sei es um den Preis sein eigenes dunkles Geheimnis zu offenbaren.

Und die Schauspielerin? Wandelt sich und ist nie ganz greifbar. Definiert sich höchstens über das, was sie nicht ist und was sie nicht will. Sie biegt sich im Ansturm des Journalisten wie der Bambus im Sturm und peitscht überraschend und vernichtend zurück, als er sich scheinbar triumphierend abwendet.

Auf dieser Ebene betrachtet ist das Stück deprimierend. Auf ein paar anderen Ebenen bin ich fasziniert. Wenn mein Gedächtnis besser wäre, hätte ich Stefanie von Poser gleich aus Schlusspunkt wiedererkannt. Auch das so eine Geschichte, in der sich zwei Menschen kunstgerecht zerfleischen und dem Zuschauer dabei so sehr die Fetzen um die Ohren fliegen, dass er nicht weiß, wer der Schuldige ist und ob es überhaupt einen Unschuldigen gibt.

Und was für ein Schauspiel! Eine Schauspielerin, die eine Frau spielt, die eine Schauspielerin spielt. Und wie sie spielt!
Ein Schauspieler, der in seiner Kurzinformation "Melken" als besondere Fertigkeit angibt.
Und wie er melkt!

Was ich so lese