Steglitz stellt Stefanie und Yvonne mit „Leselink“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Dass wir mehr über Stefanie und Yvonne erfahren sollten, die gemeinsam Leselink verantworten, schlug Harald Sack vor, der Biblionomicon pflegt.

Euer Steckbrief in Stichworten …

Stefanie: Jahrgang ‘76, schreibt beruflich Webtexte, absolviert gerade ein Schreibstudium, nimmt dieses Jahr zum ersten Mal am NaNoWriMo teil. Freizeit: guckt ständig Filme (am liebsten von Sofia Coppola), liest Bücher (gerne Dystopien), liebt die Nordsee und englischsprachige Länder, betreibt zusammen mit Yvonne einen Buchclub, Filmclub und Spieleclub und bloggt über all das.

Yvonne: Gleicher Jahrgang wie Stefanie. Liest und schreibt, reist gerne, bloggt und sieht Filme. Mag Kafka und Clarke, Lynch und Burton, Las Vegas und die Camargue, Worte und Zahlen. Beruflich im Bereich Finanzen und Business Intelligence tätig. Träumt von Haus mit Garten, Hund und Roman.

Seit wann, warum und wo bloggst ihr?

Stefanie und Yvonne © leselink.de

Yvonne bloggt schon seit Juni 2011 auf blogspot.de, Stefanie kam im September dazu. Da wir viel lesen und für unsere Buchclub-Treffen ohnehin über die Bücher recherchieren, wollten wir unsere “Referate” auch anderweitig nutzen. Bald kamen noch weitere Themen hinzu. Da wir beide planen, in näherer Zukunft Romane und Sach-eBooks zu schreiben, wollten wir uns über unseren Blog ein Netzwerk aufbauen, das uns später bei der Verbreitung unterstützen könnte.

Im Mai 2012 sind wir auf unsere eigene Domain leselink.de umgezogen und haben fortan WordPress genutzt, weil es uns deutlich mehr Möglichkeiten gibt, selbst in Design und Technik einzugreifen bzw. – um ehrlich zu sein – eingreifen zu lassen. Viele Kleinigkeiten im Hintergrund, die uns bei blogspot Kopfzerbrechen bereitet haben oder schlicht nicht lösbar waren, gehen uns bei WordPress ganz leicht von der Hand, weil es eine riesige Community gibt, die ständig daran weiterentwickelt.

Eure Themenschwerpunkte …

Kurz gefasst: Bücher, Filme und Kultur. Wir rezensieren Bücher, die uns gefallen, besprechen Filme, die wir gut (oder manchmal auch nicht so toll) finden und berichten über Veranstaltungen, die wir besuchen. Angefangen haben wir, wie oben ausgeführt, mit Büchern, da das auch die Gemeinsamkeit war, die uns aufeinander neugierig gemacht hatte. Schnell stellten wir fest, dass uns noch sehr, sehr viele andere Sachen interessieren und haben dann angefangen, auch über gute Filme zu schreiben. Beides zusammen ist natürlich ein weites Feld, über das wir noch lange bloggen können. Wenn es sich gerade ergibt, berichten wir aber auch über andere kulturelle Veranstaltungen, stellen Schreibtipps vor, die uns persönlich geholfen haben oder erzählen hin und wieder aus unserem Blogger-Alltag.

Was treibt euch in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Aktuell nach der Verleihung des Nobelpreises für Literatur kam das Gefühl auf, dass hier Leserwille und Transparenz fehlen. Bei vielen Autoren, die jahrelang als Kandidaten gehandelt werden, scheint die Tatsache, dass sie gelesen werden, schon fast ein Ausschlusskriterium zu sein. Anders macht es seit Jahren der Man Booker Prize, der ganz einfach an richtig gute Bücher verliehen wird – und bei dem es auch kein Problem ist, mit der Fortsetzung eines bereits prämierten Romans abermals zu gewinnen.

Wie machst ihr das Blog und eure Beiträge bekannt?

Twitter, Facebook, ein bisschen Google Plus. Mittlerweile finden uns aber auch immer mehr Leser über die Google-Suche.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Persönlich mögen wir beide nicht so gern Blogs, die sich selbst zum Zweck haben. Soll heißen: Für uns soll ein Blogartikel immer einen Mehrwert für den Leser darstellen, er sollte also Informationen zu einem bestimmten Thema bieten. Davon abgesehen sollte in unseren Augen ein Blog übersichtlich sein, so dass sich der Nutzer einfach und schnell orientieren kann; der Leser soll Lust haben, weiterzulesen und sich durchzuklicken.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Wie bei allen langfristigen Projekten, die man in erster Linie “für sich” macht, kann es sein, dass einem irgendwann die Luft ausgeht. Bei uns ist die Situation sicher etwas anders, weil wir zu zweit bloggen und uns gegenseitig ergänzen und stützen können.

Das Problem der “Disziplin” haben wir einfach so gelöst, dass wir von Anfang an festgelegt haben, wie viele Blogposts wir wöchentlich schalten wollen und an welchen Tagen. Da will keine von uns diejenige sein, die der anderen sagt: “Och, diese Woche habe ich mal keine Lust.” Auch wenn die andere sicher nicht schimpfen würde, ist es ganz praktisch, dass man sich bei einem Projekt zu zweit nicht nur vor sich selbst verantworten muss.

Euer schönstes Erlebnis als Blogger …

Verschiedene: Als wir gemerkt haben, dass unser Blog ernstgenommen wird, dass die Besucherzahlen steigen, dass wir positive Resonanz bekommen, aber auch, dass Leute mit viel Erfahrung uns konstruktive Kritik geben. Das zeigt uns, dass wir gemeinsam in relativ kurzer Zeit etwas erschaffen haben, das unseren Lesern offenbar Mehrwert bietet und das von Verlagen wie von Filmverleihen wahrgenommen wird. Letzteres führt dazu, dass wir mittlerweile durch Kooperationen Gewinnspiele anbieten können, über die sich dann wiederum unsere Leser freuen. Jüngstes Beispiel ist die Verlosung von Kinofreikarten für den Film “Vielleicht lieber morgen”, der von Capelight verliehen wird.

Auch immer wieder ein tolles Erlebnis: Wenn wir zusammen neue Ideen entwickeln, die wir dann schnell und unkompliziert umsetzen. Es ist einfach großartig, bei seinem eigenen Projekt selbst bestimmen zu können, der eigenen Erfahrung zu vertrauen und dann dafür durch den Erfolg belohnt zu werden.

Wie geht ihr damit um, wenn euch Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Wenn es passt, nehmen wir es an. Wenn nicht, dann nicht. Ein, zwei Mal ist es vorgekommen, dass wir auf diese Weise von einem Buch gehört haben, von dem wir sonst nichts gewusst hätten. Es gibt aber auch Bücher, bei denen wir von vorneherein wissen, dass keine von uns es wirklich gerne lesen würde, und dann lassen wir das auch sein.

Und wie würdet ihr damit umgehen, wenn euch Self Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Genauso, wie wir mit Rezensionsexemplaren von Verlagen umgehen. Wenn uns Genre, Titel und vor allem die Beschreibung ansprechen, würden wir das Buch auch lesen und rezensieren. Bislang ist das leider nicht vorgekommen, da meist entweder das Genre für uns nicht passte, oder der Inhalt nicht allzu attraktiv beschrieben war. Das wäre dann auch ein Tipp an alle Self Publisher: Jeder potenzielle Leser wird natürlich vom „Klappentext“ auf den Inhalt und die Art und Weise, wie das Buch geschrieben ist, schließen. Dieser kurze Beschreibungstext muss also so attraktiv wie möglich und natürlich fehlerfrei sein.

Wie haltet ihr es mit dem eBook?

Stefanie: Bislang besitze ich noch keinen E-Book-Reader, wobei das wohl nur noch eine Frage der Zeit (und des Geldes) ist. EBooks mag ich vor allem, wo es sich um Sachbücher handelt, denn die lese ich anders als Romane, da scanne ich auch einfach gerne die eine oder andere Seite schnell durch. Wenn ich Belletristik lese, will ich mich voll und ganz auf jeden Satz einlassen und momentan habe ich noch das Gefühl, das besser mit der Papier-Version zu können. Aber: Ich lasse mich durchaus vom Gegenteil überzeugen.

Yvonne: Ich habe einen E-Book-Reader geschenkt bekommen, weil mein Mann fand, dass ich es mit meiner Urlaubslektüre manchmal – nun ja – übertreibe. Geändert hat das nichts, der E-Book-Reader ist für mich ein Back-up, das ich zusätzlich mitnehme, aber kaum nutze. Grundsätzlich mag ich Bücher auch als Gegenstand, wobei ein E-Book-Reader ganz klar praktische Vorteile hat. Insofern: Für mich zusätzlich interessant, aber nicht als Ersatz (dann wäre meine Wohnung auch plötzlich sehr leer…).

Welche anderen Blogs empfiehlt ihr (max. 5)? Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Stefanie: Schreibtipps vom Profi hole ich mir regelmäßig bei Pia Helfferichs Schreibberatung & Schreibcoaching. Und natürlich empfehlen wir immer gerne Harald Sack, der sich und  Biblionomicon hier ja bereits vorgestellt hat, weil er großartige Rezensionen von sorgfältig ausgewählten Büchern schreibt.

Yvonne: Zwar keine Bücher-Blogs, aber die beiden Blogs, die mich ans Bloggen gebracht haben: Zum einen der Medienblog von Bildblog-Mitgründer Stefan Niggemeier, zum anderen der Karriereblog von Penelope Trunk. Beides Themen, die mich grundsätzlich zwar interessieren, für die ich allerdings nicht die gleiche Leidenschaft aufbringe wie für Bücher. Trotzdem schaffen beide Blogger es, so zu schreiben, dass ich einfach alles von ihnen lesen will, egal, worum es geht. Vor allem Penelope Trunk gibt außerdem viele wertvolle und zum Teil unkonventionelle Tipps zum Thema Bloggen.

Zu Wort kommen sollte hier gerne Marcus Johanus, da er tolle Rezensionen v.a. zu Science Fiction-Literatur schreibt, aber auch großartige und ermutigende Schreibtipps aus dem Alltag eines Autors bloggt.

Eine prima Idee, hier auch Tipps rund um die Themen Schreiben und Bloggen zu geben. Vielen Dank euch beiden!

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Zuletzt stellte sich der Kopf hinter dem Buecherblogger vor. Seine Wunsch-Interviewpartnerin war Jutta S. Piveckova aka Melusine Barby, die Gleisbauarbeiten verantwortet. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand, findet sich hier

8 Kommentare zu “Steglitz stellt Stefanie und Yvonne mit „Leselink“ vor

  1. Pingback: Gibt es – in Deutschland – gute Literaturblogs…? | stefanmesch

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  6. Aktuell nach der Verleihung des Nobelpreises für Literatur kam das Gefühl auf, dass hier Leserwille und Transparenz fehlen. Bei vielen Autoren, die jahrelang als Kandidaten gehandelt werden, scheint die Tatsache, dass sie gelesen werden, schon fast ein Ausschlusskriterium zu sein.
    Mo Yan ist ein vielgelesener Autor – in China. Und zum Glück wird der „Leserwille“ der einschlägigen Bestsellerlisten von der Akademie nicht bedient; das wäre unter Umständen fürchterlich. Der „Booker Prize“ ist mit dem Nobelpreis schon deshalb nicht vergleichbar, weil er ein Buch auszeichnet und nicht primär den Schriftsteller und auf den angelsächsischen Raum beschränkt ist. Das Preisermittlungsverfahren ist hyperkomplex und das Gegenteil von transparent.

    jeder potenzielle Leser wird natürlich vom “Klappentext” auf den Inhalt und die Art und Weise, wie das Buch geschrieben ist, schließen.
    Dann bin ich gerne ein unpotenzieller Leser. Ich lese Klappentexte immer erst ganz zum Schluss.

    • Ausnahmen, Gregor, bestätigen bekanntlich die Regel 😉 Warum sonst verwenden Verlage d.h. in der Regel deren Marketingabteilungen so viel Mühe auf Klappentext, U1 und U4? Gleiches gilt (oder besser: sollte!) für den Waschzettel gelten, der ja in der redaktionellen Praxis bisweilen die Lektüre ersetzt …

  7. Pingback: Im Überblick: Bibliophile Blogger stellen sich vor | SteglitzMind

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