Liest man, dann muss man vorsichtig sein. Es gibt Sätze, die einen vergiften. Die das Augenlicht rauben. Den Frieden, der es sich im Hirn bequem gemacht hatte. Der dort saß und eine Zigarette rauchte. Sich ausstreckte. Der Frieden, der mir einflüsterte: Lass sie. Klopfte auf den Platz neben sich. Nimm Platz. Nö!
Lief auf und ab, weil ich hoffte, mir den schlechten Geschmack, den ich mir auf die Zunge gelesen und später runtergeschluckt hatte, aus den Sohlen laufen zu können. Wischte mit den Füßen. Kein Erfolg.
Was tun? Essig trinken. Sich übergeben. Haben sich die falschen Wörter im Körper verteilt, wird man krank. Man könnte mit dem Kopf gegen eine Wand laufen. Einen Schrank. Im besten Fall gegen eine Schrankwand.
Manche Kollegen sind das, was man sich ersparen sollte. Hinter jedem Satz, der nicht von ihnen stammt, vermuten sie eine persönliche Kriegserklärung. Sie fühlen sich berufen, die Welt vor schlechten Texten zu schützen. Sie sehen sich als Bewahrer. Schließe ich die Augen, dann erblicke ich sie mit Hakenkreuzbinde beim Aufteilen der Literatur. Die Guten ins Feuilleton. Die Schlechten ins Triviallager. Schäbige Nazibande, denke ich. Schäme mich. Ein bisschen. Nicht immer die ganz starken Geschütze auffahren, denkt der Anti-Broder in mir. Ein wenig unter dem Dritten Reich geht es doch auch.
Also Rückzug ins Hirnstudio. Chillen. Gott, dieses Wort werden die Hochliteraturübermenschen auch wieder verachten. Werden es als Zeichen benennen, an dem man “solche wie mich” erkennt.
Nennen wir es also anders. Entspannen. Bringt es auf den Punkt. Die Spannung rausnehmen. Sich einen Wein eingießen. Nichts denken. Nichts lesen. Deichkind hören.
Mit einem Wort: Chillen!