Ich habe mir eine gewisse Ruhe erlesen, habe sie mir aus einer Geschichte auf den Körper gelesen. Der Takt, den die Worte schlagen, den sie vorgeben, hat sich in mein Gesicht gesetzt, auf meine Nase. Dort sitzt der Takt, einen Stock in der Hand und klopft seinen Namen auf das Nasenbein, mich fragend, wo Nasenkopf und Nasenarme seien. Ein armes Schwein sei das Nasenbein, sagt er. So allein auf einem Bein. Nein, nein, erwidere ich dem Takt, der mir taktlos scheint. Das Nasenbein bildet den größten Teil des Nasendachs. Drunter liege die Nasenhöhle. In die könne er sich begeben, wenn es ihm auf dem Nasenbein nicht länger gefalle. Der Takt schüttelt verneinend den Kopf: Hier sei er, hier bleibe er.
Mir soll es recht sein. Der Takt, den ich mir auf die Nase gelesen habe, ist zwar naseweis, entbehrt aber nicht einer gewissen unterhaltsamen Ader, die mich von den nervösen Zuckungen, die mich momentan ausschlagen lassen, ablenkt. Weil er mir auf der Nase hockt, stehe ich nun vor dem Spiegel und beobachte ihm beim Schwingen. Hoch fliegt der Stock, nieder saust er, bis meine Nase schmerzt und ich mich genötigt sehe, ihn auf sein fehlendes Taktgefühl hinzuweisen. Der Takt verdreht die Augen, trampelt auf meinem Nasenbein herum, bis es gebrochen ist.
Froh wäre ich inzwischen, würde man mir fehlenden Takt unterstellen.
So aber sitzt er weiterhin in meinem Gesicht. Momentan in der Ohrmuschel, forschend, ob die Geräusche ferner Urlaubsstrände, jener meiner Kindheit, darin zu erlauschen sind.
Zeichnung: Alfred Harth