Das Studio des Künstlers ist ein Allesraum, in dem nicht nur Kaffee getrunken wird. Es gibt dort ein altes Tonband, auf dem die Stimmen toter Vögel gefangen sein könnten. Ein Ofen schmachtet den Fremden aus der Ecke an. Überhitzt vom Feuer strahlt er siegreich in den Raum. Ein Wettkämpfer ist er, der das Holz verzerrt, der es kaut, bis es irgendwann schwarz aus seinem Maul bröseln wird. Davor sitzen und sich einem Roman, der in der Kälte spielt, in einem Regenland, einer Regenstadt, London bietet sich an, hingeben, um dann den Tropfen zu lauschen, die wie tausend tote Käfer auf das Blechdach prasseln und vom nahen Weltende künden. Hier ließe sich alles ertragen. Hier könnte man es aushalten, könnte den verkündeten Untergang aussitzen.
Bilder an der Wand, nicht zu mächtig, damit sie einen nicht erschlagen, nicht zu schmächtig, damit man sie nicht übersieht. Bilder, die zu Freunden werden könnten. Verschiedene Posen, Gesichter, die nicht in das Studio blicken, damit man sich nicht beobachtet fühlt. Alles ist so, als wäre es bereits vor Urzeiten eingerichtet worden, als hätte es nur darauf gewartet, besetzt und belebt zu werden.
Ein Kind, des Künstlers Tochter, springt zu seinem kleinen Tisch, der für das Kind nicht klein ist. Er hat die rechte Größe, denn Größe wird durch den Blickwinkel bestimmt. Im nächsten Moment steht das Kind neben mir und reicht mir einen Apfel aus Papier, einen Schlüssel, der eine geheime Truhe aufschließt. Ganze Länder würde ich darin finden. So das Kind, dem man an den Augen ablesen kann, dass es die Welt noch so sieht, wie man sie sehen sollte. Voller Geheimnisse, voller Truhen mit Ländern, voller Äpfel aus Papier, die hier zu jeder Jahreszeit wachsen und fallen. Dieses Kind erntet jederzeit.
Und später graben wir uns in unsere dicken Jacken und schlüpfen in die Nacht, im Rücken die Lichter des Studios, in dem bereits neues Obst an unsichtbaren Bäumen sprießt.
Wir brausen durch die Dunkelheit, hin über den nassen Asphalt, und schmecken noch eine Weile den Papierapfel auf den Lippen.