Die Tage entkommen mir, täglich, es ist ein Desaster. Sie lassen sich nicht greifen. Erwische ich doch mal einen, lässt er sich nicht zwingen. Er soll sich setzen. Ganz aus der Puste ist er. Wird noch an einem Herzinfarkt sterben. So erreicht er die Weihnachtsfeiertage nie.
Und alle trampeln auf ihm rum. Wollen rasch in ein Geschäft. Lebensmittel für die nächsten dreißig Jahre müssen auch noch eingekauft werden. Der Tag, dem ich zurede, sieht mich entgeistert an. Blass ist er. Ob ich einen Notarztwagen rufen sollte? Ich weiß nicht, ob sich Ärzte mit Tagen auskennen. Mit den Tagen, die die Frauen als Tage bezeichnen, bestimmt. Aber solche Tage meine ich nicht.
Ich könnte ihn verstecken. Die Menschen würden es nicht bemerken. Ein Tag mehr oder weniger in ihrem Leben. Es würde ihnen nicht auffallen. Sie würden einen anderen Tag verplanen und diesen hier vergessen.
Der geflohene Tag, der Tag, dem ich Unterschlupf gewähren würde, könnte in einem der Betten meiner Jungen schlafen. Er bekäme die Bettwäsche mit dem Star-Wars-Überzug. Er müsste sich für Darth Vader oder Luke Skywalker entscheiden. Ich denke, dass er sich von Luke wärmen lassen würde.
Wenn wir ins Kino oder in die Stadt gehen, würde ich ihm ein Buch hinlegen, damit er sich nicht langweilt. Bekommen Tage Migräne? Schlafen Sie auf ihrer Nachtseite?
Nur draußen, da kann er sich nicht sehen lassen. Das gäbe ein Riesendurcheinander. Zwei Tage, die sich in ein und derselben Stadt bewegen. Das kann nicht gut gehen. Die Leute würden von den verschiedenen Uhrzeiten ganz wirr im Kopf werden. Vielleicht wäre das gut. Wenn sie nicht schon so verwirrt wirken würden, würde ich sie mit Verwirrung behandeln. Aber was sie scheinbar wirklich brauchen, ist Ruhe. Abwesenheit von Zeit.
Hätte ich einen Tag an der Hand, der auf mich hört, würde ich ihn bitten, den Tag, durch den sich die Menschen eben schleppen, darum zu ersuchen, die Luft anzuhalten.
Das wäre was! Ich würde es lieben. Der Tag hält die Luft an, plustert die Backen auf, bis sie alle den Bodenkontakt verlieren. Sie würden in seinem Mund schweben. Es könnte ihnen gefallen. Sie würden den Tag von oben, von seitlich oben sehen. Sie würden endlich einmal über dem Tag stehen, schweben.