Ich fand mich in der heutigen Zeitung, mit einem Ausdruck fehlender Überraschung in meinem Gesicht, wusste ich doch von dem Artikel, der mein neues Buch vorstellen sollte. A stürmte die Treppen zu unserer Wohnung hinauf und hielt mir den Bericht unter die Nase.
Jetzt ist er bereits gelesen, er wird archiviert, also fein zur Seite geräumt, in eines der Fächer eines Schrankes, der schon so einiges über mich beinhaltet, so etwa … Drücken wir es mal so aus: Es ist noch Platz im Schrank.
Und all die Zeitungen, die heute ausgeliefert wurden und in denen ich stehe und warte, dass mich sehnsüchtig ausgebreitete Leserhände abholen, was geschieht mit ihnen, sind sie erst leer gelesen, oder überblättert, durchgeblättert? Fallen Sie der Zeit zum Opfer, ihrem eigenen Herbst, der sie aus den Händen auf die Straße, in den Mülleimer wehen wird? Manche werden die Zeitung, also auch irgendwie mich, zum Schuhausstopfen benutzen. Andere werden sie sammeln, ohne zu wissen, warum sie das tun. Zeitung auf Zeitung verstauen sie in einem Winkel des Kellers, auf die Rente, den Lebensabend wartend, den sie lesend verbringen wollen, stöbernd in alten Erinnerungen, in Zeitungen, die ihnen dann gar nichts mehr sagen werden, weil die Meldungen, die sie finden, so gnadenlos austauschbar sind. Sie werden sich wundern, dass man nicht täglich die Meldungen von gestern druckt, die denen von Morgen doch eh gleichen werden.
So werde ich dann zum Teil einer sinnlosen Sammlung, zum Ort für nasse Schuhe, zum gefüllten Stauraum eines Mülleimers. So teile ich mich, gehe ich in die Welt hinein, die mich zwar nicht bemerkt, immerhin aber benutzt. Das ist doch schon mal etwas.