Die Bindung wählen
[...] In aller Schärfe wird deutlich, was Kunst/Literatur meiner Meinung nach heute leisten müssen: Zeigen, dass Freiheit weh tut, ohne die Freiheit zu verraten. Es hat sich im Mainstream eine Wahnidee von Freiheit eingeschlichen, die diese als "Geiz ist geil"-Angebot für billig haben will: Auswählen und weiterräkeln. "Habe den Mut dich zu bedienen." Wer frei ist aber, ist freigesetzt und m u s s (nicht darf!) die Bindung w ä h l e n. Mit allen Konsequenzen. Kunst kann zeigen, was das heißt. Und dass es bequem nicht zu haben ist. [...]
Melusine B. in einem >>> Kommentar in Die Dschungel vom Mittwoch, 13. Juli 2011
Die Anderen:: Gespräche über Kunst
Melusine B. in einem >>> Kommentar in Die Dschungel vom Mittwoch, 13. Juli 2011
Die Anderen:: Gespräche über Kunst
phyllis - 13. Jul 2011, 08:49
3913 reads
Diesen Beitrag
Wie gesagt, am besten stimmt man einfach zu und verzichtet auf jede Diskussion, vor allem wenn man sich eigentlich um seine eigene Kunst kümmern muß.
@Ufo
@Ufo
@Norbert W. Schlinkert
Ein Beispiel: Meine iranische Freundin, vormals Malerin, fing an, künstlerisch politisch zu arbeiten, nachdem sie in ihrer eigenen Biographie ein Trauma durchleben musste, das ihr ganzes Leben mit einem Schlag aus dem persönlichen ins Allgemeingültige katapultierte. Da konnte sie nicht mehr weitermalen. Nach und nach fand sie zu einem anderen künstlerischen Ansatz, der sich ihr sicher unter anderen Umständen nie erschlossen hätte: Sie arbeitet politisch mit Hilfe ihrer Kunst.
Solche Beispiele gibt es viele. Künstler:innen re-agieren auf gesellschaftliche Prozesse, Phänomene, Bedrohungen. Nicht alle - viele pflegen ja auch das Monadentum und halten sich bewusst fern von jenen Grenzbereichen.
Kunst, die belehren will und für sich beansprucht, eine allgemeingültige moralische Instanz zu sein - ja, die nervt. Doch das heißt nicht, dass sie nicht "Recht haben" kann. (Obwohl mir der Begriff in diesem Zusammenhang missfällt, wie ich heute schon bei ANH schrieb.)
Worauf wollte ich hinaus? Für mich gibt es in der künstlerischen Arbeit kein "4 Beine gut, 2 Beine schlecht" - Prinzip. Nur schöpferische Entwicklungsprozesse, die über lange Zeiträume zu bewältigen sind - und die eben manche in die Monade führen und andere auf die Tribüne. Von den hundert Millionen anderer Möglichkeiten ganz zu schweigen ; )
@Ufo
(Hier noch ein Brecht, den ich eben fand):
Über die kritische Haltung
Die kritische Haltung
Gilt vielen als nicht fruchtbar.
Das kommt, weil sie im Staat
Mit ihrer Kritik nichts erreichen können.
Aber was da eine unfruchtbare Haltung ist
Ist nur eine schwache Haltung. Durch bewaffnete Kritik
Können Staaten zerschmettert werden.
Die Regulierung eines Flusses
Die Veredelung eines Obstbaumes
Die Erziehung eines Menschen
Der Umbau eines Staates
Das sind Beispiele fruchtbarer Kritik
Und es sind auch
Beispiele von Kunst.
Das sind Fragen die schon vor und nach dem ersten Weltkrieg gestellt wurden, dafür sind Menschen auf die Strasse und die Dichter sind ihnen gefolgt, dass Sie das heute nicht tun, liegt nicht an den Zeiten.
@Phyllis
Wenn Ihre iranische Freundin künstlerisch arbeitet, so wird sie das gleichsam mit Leib und Seele tun, sich also nicht etwa selbst und ihre Anliegen ignorieren können, nur um "Erfolg" zu haben. Ich kann natürlich nicht für andere sprechen, aber ich gehe davon aus, daß eine jede künstlerische Äußerung eines mündigen Anderen bedarf – sobald dessen Mündigkeit durch das Kunstwerk in Frage gestellt ist, hat die Kunst ihre Zone verlassen und ist Politik geworden, Wahlkampf sozusagen. Das heißt aber nicht, man könne nicht mit künstlerisch be- und verarbeiteten "Wahrheiten" wirken, alles Menschliche kann künstlerisch aufgenommen werden (man denke nur an Celans 'Todesfuge'), doch man sollte Form und Idee in eine Entsprechung bringen, die die Freiheit der Gedanken nicht lähmt, sondern befördert. Wenn das gelingt, ist viel gewonnen.
@Ufo
Was wäre die Literatur wenn jeder nur über sein Pimmelchen schreiben würde
@Ufo
@Schlinkert zu Walser
@Walker
Walser
@Ufo, Walker
Walser
@Walker
Die Herren!
@Phyllis
Eierkuchen
@Mackie
Friede & Freude
Always
@Walker zur Hybris
@Walker zu Walser.
Schauen Sie sich einmal an, wer von der Gruppe 47 mit Nachdruck destruiert worden ist. Mit Nachdruck heißt: auf Dauer aus der Diskussion getreten. Oder bedeutet den Versuch, das zu tun. Ich schrieb bereits >>>> in Der Dschungel über den Fall Celan, es gibt außerdem einen Fall Thelen und zahllose weitere Fälle, deren Motivation der Wille war, politischen Einfluß auszuüben, was aber nicht politisch begründet wurde, jedenfalls nicht offiziell. Sondern die Ästhetik wurde getreten. So konnte es denn zu einem Falschbegriff wie dem von Weyrauchs "Kahlschlag" und einem Primat sogenannt realistischer Literatur kommen, der sich bis heute erhalten hat, jedenfalls auf deutsche Literatur bezogen. Etwa sind die Bereiche des Phantastischen bis in unsere Gegenwart fast nur bei nicht-deutschen Autoren als tatsächliche Literatur akzeptiert.
@Frau Phyllis zu Walker.
@Schlinkert
@Miss TT, ANH
Auf Ihre offensichtlich stark überhöhten Selbstwahrnehmung, sehr geehrter ANH, wird an anderer Stelle häufig genug hingewiesen. Ich will mich da nicht einklinken, das widerspricht meinem Wesen - hoffe ich wenigstens. Ich darf Ihnen aber Bertrand Russell mit auf den Weg geben: Die Tragödie der Menschheit liegt darin begründet, dass sich die dummen ihrer Sache immer so sicher sind, während die intelligenten immer Zweifel hegen. Lassen Sie es sich mal bei einer abendlichen Pfeife und in Ruhe durch den Kopf gehen.
@MelusineB
Mehr kann auch ich jetzt nicht mehr schreiben, ich bin einfach nur müde von einem Tag am Schreibtisch statt von einem Tag in Rom. Außerdem ist in Berlin das weltschlechteste Juli-Wetter im Moment, da wird man schon müde vom morgendlichen Aufstehen.
zelebriert eher ein "selbstbezügliches Dämmern unter der Glocke", wie er selbst schreibt. Lassen Sie mal Ihren Russell stecken
und nichts für ungut.
@sowieso zu Walker
oder
doch - eine geile tüte und dann kanns losgehen mit weiteren mi(ss)verständni(ss)en
@sowieso
@lobster der echte oder unechte
@Vater Brown zu Norbert W. Schlinkert
Ich lasse Ihren Kommentar nur stehen, um noch einmal eines klar zu sagen: Schlinkert ist ein Freund und gern gelesener Gast hier, ein Mann, der im Gegensatz zu vielen anderen seinen Namen hinschreibt. Ihn aus der Anonymität heraus zu beschimpfen ist nicht in Ordnung. Ich werde das nicht mehr dulden.
@Sowieso
Viel Spaß mit der Gumpe. (Was, zum Henker, ist eine Gumpe???)
((Sind Sie's nun wirklich?))
Grrr.
@Walker.
Wäre ich auch nur halb so selbstbezüglich, wie ständig gern und billig behauptet wird, hätte ich ganz sicher keine Kinder oder ließe sie für sich sein, und ebenso sicher hätte ich keine Freunde und vor allem: keine Bücher geschrieben, die durchaus anderes zum Inhalt haben als mich selbst. Das wäre mir nämlich öde. - Aber auch diese Diskussion, wie schon >>>> die da, gehört nicht in Frau Phyllis' Atelier, sondern sollte, wenn schon, in Der Dschungel direkt geführt werden, und zwar argumentierend und nicht immer bloß-behauptend. Was zum Beispiel an dem neuen Hörstück, >>>> das vom WDR heute abend ausgestrahlt werden wird, selbstbezüglich sei, wüßte ich dann tatsächlich gern einmal kritisch ausgeführt. Aber wenn es um die Dinge selbst geht, wird weggeschaut und statt dessen stur weiterbehauptet.
Lesen Sie doch einfach mal meine Bücher und hören Sie sich meine Hörstücke an und machen bitte nicht auch Sie noch den Fehler, Die Dschungel als etwas zu verstehen, das nicht in einen größeren Werkzusammenhang gehört.
@sowieso
Die These von der Selbstbezüglichkeit
Ihr Angebot, mich mit Ihrer Literatur auseinanderzusetzen, lehne ich entschieden ab. Um Schriftsteller, die einen derartigen Popanz um ihre Person machen wie Sie, mache ich einen grossen Bogen. Wir beide wissen, dass Sie das verschmerzen können.
@Walker.
Aber Vorurteile weitergeben. Und sich auch noch was drauf zugute halten, daß man sich nicht informieren will. - Auf diese Weise werden Menschen ausgegrenzt und im Zweifelsfall vernichtet, um von künstlerischen Arbeiten einmal ganz zu schweigen. Weshalb und wo ich einen Popanz um meine Person mache, wüßte ich übrigens gerne erklärt. Persönlich werde ich tatsächlich höchst selten, und wenn, dann, weil ich attackiert wurde. Oder meinen Sie >>> mein Arbeitsjournal? Wozu das dient, ist oft genug erklärt worden. Und niemand muß es auch lesen. Aber ganz abgesehen davon, wenden auch Sie den ewigen Irrtum an, daß ein Schriftsteller nur dann gute Bücher schreibt, wenn er einem sympathisch ist. Das Gegenteil ist in aller Regel der Fall.
Nein, ich kann keinen Leser verschmerzen, überhaupt keinen. Zumal wenn sich die Leute weigern, objektiv zu werden, also überhaupt eine Grundlage für ein Urteil zu bekommen. Man rennt dann ziemlich unglücklich dauernd an Wände. Und die grinsen, zum Beispiel über denselben Hölderlin, den sie dann, wenn er tot ist, auf ihre Sockel heben. Obendrein wird auch noch anonym gegrinst, weil die Grinser feige sind.
@UFO und Schlinkert.
Der Irrtum besteht meines Erachtens darin, daß aus dem Engagement sofort auch soziales Wesen geschlossen wird und eine ein wenig priesterliche Vorstellung von einem, der näher an der Wahrheit befindlich sei als andere. Das nun ist der Dichter nicht. Insofern hat Schlinkert ebenfalls recht: der Schriftsteller kann ebenso irren wie andere, vor allem dann, wenn er über Zusammenhänge schreibt, für die er an sich gar keine Fachkenntnisse hat. Umgekehrt gab es eine jüngste Zeit, in der die Dichter vor die Fabriktore zogen, um den Arbeiter zu befreien, der das aber gar nicht so recht wollte. Deshalb halte ich selbst es so, meine Arbeit nach den Gesetzen meiner Arbeit zu tun, was eben nicht bedeutet, daß sie nicht engagiert sei; eher das Gegenteil ist der Fall. Und so kenne ich das auch von den Kollegen, die ich kenne und schätze. Lobo Antunes etwa ist mit Aufarbeitung beschäftigt, unentwegt, und zwar einer im großen politischen Stil; Paulus Böhmer betreibt sie allgemeiner, weil es keinen direkten verdrängten politischen Anlaß gibt, der nicht ohnedies schon ständig bearbeitet worden wäre. Und was das Kreisen ums Persönliche anbelangt, so wurde ebenfalls in jüngster Geschichte der Satz geprägt, daß das Private das Politische sei - auch Privates fällt in keiner Weise aus dem Politischen heraus. In den Bildenden Künsten ist das unterdessen vollkommen akzeptiert; Frau Kiehl wird all die Namen deutlicher nennen können als ich.
@ANH zu Walker
Sie setzen sich hier Dampfwalten aus.
Die sind im Dauerrecht und behaupten dann noch, nicht im Dauerrecht zu sein.
@ANH
So, ungeachtet dessen: Sie haben sich - unaufgefordert (!) - an meine Fersen geheftet, mir über den Umweg eines Beitrags an Schlinkert sowohl mangelnde Bildung als auch mangelndes Wissen attestiert, daneben Ihre Beiträge mit unziemlicher Häme (..Wie schreiben Sie so informiert?...) gespickt und ähnlich dem bräsigen Habitus eines Herrschaftswissenden Anekdoten und gleichzeitg deren "wahre" Zusammenhänge dargeboten (Gruppe 47), um die vermeintliche Uberlegenheit Ihres Standpunktes quasi "wissend und historisch" zu untermauern (Waren Sie beim Vorlesen Celans dabei? Glauben Sie nicht, dass Walter Jens, wenn er denn noch denken und sprechen könnte, den Fall Celan, nach allem, was ich mittlerweile gelesen habe, in einem ganz anderen, unpolitischen, Kontext darstellen als Sie?). Überhaupt, warum kaprizieren Sie sich bei der Kritik an mir auf meinen Einlass mit der Gruppe 47, die, das weiss jeder, keine Ansammlung von Engeln gewesen ist? Warum haben Sie sich nicht Walser und den Büchner Preis vorgenommen? Haben Sie auch an der Vergabe des Büchner Preises etwas auszusetzen (den Celan meines Wissens übrigens auch bekam), oder besitzen Sie diesbezüglich kein vermeintliches Herrschaftswissen?
Dann schelten Sie mich soeben der Weitergabe von Vorurteilen, wobei ich überhaupt nicht erkennen kann, dass ich an Ihnen etwas exerziert habe, dass in seiner Anmassung auch nur annähernd an die Ihres Freundes Schlinkert bezogen auf die Person Walser heranreicht. Wo bleibt Ihre Kritik an Schlinkert? Und kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit Ihrer herrenmenschlichen Ideologie, dass im Literaturbetrieb die Meinungsfreiheit und damit das Urteil einer selbst ernannten elitären Truppe vorbehalten bleiben möge. Ich gebe zu, dass das jetzt sehr scharf von mir formuliert wurde, aber mir fehlt die Zeit um hier Ihren ideologischen Unterbau bezüglich Demokratie und Literatur/Kunst widerspruchsfrei zu skizzieren.
Und bei alldem (ich könnte noch mehr abladen, beispielsweise auf die herablassende Häme, mit der Sie Beiträge anderer Blogger kommentieren) wundern Sie sich, dass Sie von nicht wenigen als selbstverliebter Gockel wahrgenommen werden?
Sie sehen, ich weiss gar nich wo ich anfangen und wo ich aufhören soll, wenn ich Ihrem Vorwand entgegen treten möchte. Im übrigen, das erscheint mir fast am wichtigsten sollten Sie es doch bitte dem Individuum überlassen, inwiefern er das Interesse an einem Künstler untrennbar mit Empathie verknüpfen muss, um zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung in der Lage zu sein. Ich will beispielsweise mit Nazis nichts zu tun haben und Ihnen auch nicht applaudieren, egal ob als Schauspieler, Schriftsteller oder Maler. Das darf doch bitte jeder handhaben, wie er das für richtig empfindet.
Ich habe mit diesem Beitrag Miss TTs Toleranzschwelle definitiv überschritten und möchte nicht weiter diese Platz Missbrauchen. So will ich will es bei dem soeben Gesagten belassen aber subsumierend ergänzen, dass Sie, sehr geehrter ANHG, sich selbst am stärksten im Wege stehen, wenn Ihnen denn an der weiteren Verbrietung Ihrer Literatur gelegen ist. Zücken Sie ihr Schwert, sehr geehrter ANH, und hauen Sie zu. Lassen Sie mich aber bitte fortan in Ruhe.
@Schlinkert
@Walker
Zum Ausgangszitat: Warum sollte Freiheit weh tun? Unfreiheit und Fesseln doch eher (sofern man sie schmerzlich empfindet). - Die Wahnidee des Mainstreams ist mittlerweile auch: "Geil ist geil." und somit unbestreitbare Tautologie.
(Dürfte man bei Wahl dies auch mit einem Entweder/Oder gleichsetzen, dann hätte man einen ästhetischen "Mainstream", der sich der Wahl entzieht bzw. Beliebiges wählt, während der e t h i s c h e "Künstler" entscheidet, sich dem Entweder/Oder stellt?)
PS. Was ist der Künstler? Zirbeldrüse für die Außenwelt.
@all
Natürlich kann ich nur für mich sprechen, wenn ich sage, dass ich Vielstimmigkeit schätze. Ich mag die Stillen, die Großmäuligen, die Poet:innen, die Rechthaber:innen, die Zarten und die Zweifler:innen.
Das ist keine Beliebigkeit: Ich denke einfach, nur so kann ein Weblog wie meines als Atelier lebendig sein. Manchmal, wenn persönliche Abneigungen und Auseinandersetzungen den Blick auf die Inhalte verstellen, schreite ich ein, wobei ich die Tendenz habe, eher Leute zu "beschützen", die mit Klarnamen auftreten. Denn Anonyme, denke ich, können doch durch Angriffe gar nicht verletzt werden. Oder? Vielleicht täusche ich mich da.
Wer sich hier auf TT angegriffen fühlt und nicht in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen, kann mir jederzeit eine kleine mail schicken, dann kümmere ich mich darum.
Im Ernst.
Ich füge einen Text an, den ich vor längerer Zeit geschrieben habe. Als Anregung - auch für mich selbst. Bin mir nicht sicher, ob ich ihn heute noch unterschreiben würde.
"Mir hängt ein Satz im Kopf, den ein befreundeter Galerist vor einiger Zeit äußerte. Ein Künstler stellte bei ihm in der Galerie aus. Der Verkauf lief nicht gut. Der Galerist war unzufrieden und wollte mir ihm darüber sprechen. Der Künstler wandte sich zu ihm und sagte: „Du kennst mich nicht. Ich komme gut mit der Situation zurecht. Du musst wissen, dass ich nicht der beste Künstler der Welt sein will – ich will der Beste aller zweitbesten Künstler der Welt sein.“
Der Galerist erzählte, dass er sich daraufhin von diesem Künstler getrennt habe. Vielleicht sei es ein Fehler gewesen. Doch sein Tonfall implizierte, dass er das gleiche wieder tun würde.
Ich finde, die Selbsteinschätzung des Künstlers eröffnet gewisse Möglichkeiten. Freiräume. Seine Aussage ist originell. Er nimmt sich freiwillig aus diesem Wettbewerbsgedanken heraus, der alle anzutreiben scheint, die ein gewisses Level der Profilierung erreicht haben; er eröffnet eine Bahn parallel zur allgemein anerkannten Rennstrecke.
Denn was ist das für ein Impuls, die anderen übertrumpfen zu wollen? Warum sind wir uns alle so einig, dass die ‚besten’ Leute diejenigen sind, oder sein werden, die auch die Besten sein wollen? Gibt es kein originelleres Verhaltensmuster, das uns voranbringen kann? Ich bin längst auf der Suche nach einem weniger opportunistischen Motiv. Jemand, der lieber den Sonderpreis erhält, anstelle des ersten Preises, der lieber eine Jury dazu bringt, eine neue Kategorie einzuführen, als Beste in einer der bestehenden Kategorien zu werden. Letzten Endes sitze ich lieber in der Jury. Die gesellschaftskonformen Vereinbarungen für Erfolg langweilen mich.
Bin ich die Füchsin, der die Trauben zu hoch hängen? Ich glaube nicht.
Da, wo die Trauben hängen, sind schon so viele andere. Ich kann nicht genug Motivation aufbringen, mich dem Rudel Füchse anzuschließen, die sich da oben damit den Bauch voll schlagen. Mit Trauben! Ich will sowieso lieber Steaks.
Doch eines wird mir immer klarer: Ob Mittelfeld oder Randposition, man muss sie benennen. Man muss, gerade am Rand, Worte und Bezeichnungen finden, die das eigene Terrain anderen Behauptungen gegenüber abgrenzen. Muss dieses Terrain aufladen mit Energie, so dass es für andere einladend wird.
Man braucht Verbündete: Um nicht Opfer der eigenen Routinen zu werden.
Ich bin mein eigener Maßstab. Doch die Auswahl, die ich treffe, die Parallelwelt, die ich eröffne, darf nicht nur von mir bevölkert werden.
Sonst werde ich wie der einsame König in „Le petit prince“ von Antoine de St Exupery, der allein auf seinem Planeten hockt, sich niemals hinterfragt und sofort beginnt, den kleinen Prinzen, der zu Besuch kommt, als Untertanen zu behandeln. Woraufhin der ihn wieder verlässt. Klar."
@Delf
Für die Fehler betrübt, bin ich nicht deutsch.:)
@Walker ff.
"Herrschaftswissen", soso... wenn jemand seit dreißig Jahren aufs engste in einem Betrieb lebt, kommt er nicht umhin, Zustände zu kennen, die andere halt nicht kennen; etwa kenne i c h die Zustände in den physikalischen Betrieben nicht, auch nicht die in den medizinischen, und würde mich eben nicht erdreisten, jemandem, der sie kennt, "Herrschaftswissen" vorzuwerfen - vor allem, w e n beherrschte ich denn mit diesem Wissen? Ihre Umkehrung ist geradezu bizarr und rührt ganz offensichtlich aus einem Ressentiment, das sich am Mainstream orientiert. Alle hielten mich angeblich für einen eitlen Gockel, deshalb haben alle auch recht, denn über Wahrheit muß ja abgestimmt werden können. (Daß ich eitel bin, nun ja, das ist wahr, daraus mache ich, anders als andere, überhaupt keinen Hehl - so what? Was hat das mit Positionen und einem künstlerischen Werk zu tun. Gucken Sie sich mal Picasso an, um von Dalí zu schweigen, gucken Sie sich Händel an, gucken Sie sich Wagner an... oder gucken Sie sich Michael Jackson an. Sind alle so wahnsinnig uneitel, gell? Abgesehen davon hat meine Eitelkeit Grund. Auch Lobo Antunes, übrigens, ist verdammt eitel - wenn aber einer ein Werk geschrieben hat und weiterschreibt wie er, dann muß man ihm das lassen, ohne daß das seiner Ehre irgend einen Abbruch tut, die Sie wiederum mir von vornherein nehmen wollen. Bei mir sagen Sie: Dann will ich Herbst auch nicht lesen - lesen aber trotz seiner Eitgelkeit Lobo Antunes, und zwar schlichtweg deshalb, weil Sie ihn halt persönlich nicht kennen, bzw. ein medial vermitteltes Bild von ihm internalisiert haben. Usw.)
Im übrigen bin ich politisch Demokrat, künstlerisch aber nicht, weil ich nicht glaube, daß Qualität abstimmbar ist. Sie wird kraft unserer Arbeit gesetzt und geschaffen. Ebenso wenig können Sie darüber abstimmen, wie groß die Lichtgeschwindigkeit sein soll. Sie können nicht einmal über Ihre Gehirnfunktionen abstimmen, nicht über den Stoffwechsel, nicht über Ihr Hörvermögen. Aber in der Tat ist Demokratie & Kunst ein großes Thema, bei dem ich sicherlich mitdiskutieren würde und werde, egal, ob man, statt auf meine Argumente zu sehen, nur immer meine Person anschaut, von der ich überhaupt nicht weiß, was denn an ihr so skandalös ist. Daß ich mich nicht korrumpieren lasse? In der Tat, ist es das? Je nun, die Zeit ist affirmativ geworden - und da kommen ausgerechnet Sie mir mit politischer Moral.
@Delf zum "Dauerrecht".
@Walter: Schon klar,
Übrigens folgt im Deutschen auf "wäre" eine Bedingung, ansonsten ist grammatisch der Konjunktiv I anzuwenden.
Ommmmm...
Sie behaupten einfach, dass eine ganze Bewegung von Menschen, von denen Sie sicher die wenigsten kennen, dass die sich stillschweigen über diesen Reaktorunfall freuen und sie erzählen etwas von verunglimpfen.
Das ist schon etwas, na ja wie nennt man es nur?
@Jaja. Jetzt aber mit Wut.
Was mich unterscheidet und offenbar so unbeliebt macht, ist, daß ich Gruppen prinzipiell mißtraue. Das hat etwas mit der deutschen Geschichte zu tun, die mir sehr viel mehr lebenslang angehangen hat als den meisten anderen Menschen. Das hat etwas mit der Herkunft zu tun und damit, daß man sie mir am Namen ansieht. Die Nachkommen von KZ-Kapos, die Schulze hießen, betrifft das nämlich nicht so sehr: nicht öffentlich heißt das, und oft wissen sie gar nicht, was in ihrer eigenen Familie gewesen. Es wird ihnen auch nicht von Lehrern in der Grundschule gesagt, sie würden auch einmal aufgehängt werden. Haben Sie so etwas erlebt? Wenn nicht, dann bitte stillsein.
Die Dummheit stinkt allmählich zum Himmel, und diese Ignoranz, sowie die komplett fehlende Empathie.
Nichts von Hartz IV????? Ja, was meinen Sie, wie mein Vater gelebt hat, wie mein Bruder gelebt hat und wieviel Energie es meine Mutter gekostet hat, nicht mit zwei Kindern ebenfalls so leben zu müssen? Was meinen Sie, wie das ist, wenn die Gerichtsvollzieher bei Ihnen zuhause tagtäglich aus- und eingehen und der Mann, der das verantworten müßte, verschwunden ist, und die Frau, die es ausbadet mit ihrem Enkel von zehn, ist vollkommen hillos? Haben Sie einmal - was heißt hier einmal??! - einen Nervenzusammen des Menschen erlebt, der für Sie sorgt? Was w i s s e n Sie überhaupt, der oder die Sie die Schnauze aufreißen, wann immer sich ein Unrat losspucken läßt?
@Sowieso
Ah, die Franzosen. Hab' schon einige gekostet, sehr knusprig, bis auf die ewigen Turnschuhe ; )
@nes
und lege sie isoliert hier ab :
"Ich denke, daß die Kunst um ihrer selbst willen i s t und daß das Benutzen der Kunst für ein Anliegen, sei es auch noch so wichtig, einem Mißbrauch gleichkommt, einem Versuch, sich Macht zu erschleichen bei gleichzeitiger Entmündigung des Lesers oder Rezipienten."
"Ich empfinde das als Entmündigung des Rezipienten, hier will Kunst belehren, "Wahrheiten" verbreiten, einen Kampf führen gegen Gegner oder sogar Feinde. Dahinter steht eine Haltung, die ich als arrogant empfinde, jenes Rechthaben und jene Anmaßung, die dem Rezipienten keinen Raum lassen will, die ihm nicht einmal zutraut, dies alles selbst zu beurteilen und ihn damit für dumm verkauft."
ich halte diese ihre aussagen weder für ironie noch für absichtliche polemik.
so denken sie.
der rezipient, der nicht so wortmächtig, wortversiert ist wie der künstlerliterat, wird vom künstlerliteraten missbraucht, sobald der künstlerliterat sich politisch ( und öffentlich ) für die belange oder die situation des rezipienten einsetzt, dessen srachrohr oder advokat wird.
als würde der rezipient gefesselt in die theater gebracht oder müsste staatlich verordnet bücher lesen ( jenseits der lehrpläne an schulen ) :)
schlinkert ( p.s. )
sie nämlich wollen entmündigen.
sie wollen eine politikfreie kunst und das am besten noch von künstlerliteraten gemacht, die sich exklusiv mit nichts anderem als mit sprache ihren lieben langen tag beschäftigen und dem rezipienten möglichst geschlossen dann irgendeinen möglichst komplett entpolitisierten dünnpfiff ( weil lebensfremd ) auf höchstem literarischen qualitätsniveau in dessen politisch von allen seiten verarschten lebenszusammenhang hineinservieren.
( und eben in angeschlossener theorie alles politische als entmündigend falsifizieren ).
@lobster
... einmal über etwas nachdenken, was sie mir vielleicht gar nicht beweisen müssen, frau ombuds, vielleicht!
@Obudsfrau & Lobster
Lassen wir doch die Asche kalt werden, um sie dann wegzuräumen.
Ok?
wo ist feuer, wo wird asche ?
GESETZten falls - wohin denn wegräumen ?
es geht hier schon fast um präzision, wiegenleid.
(Die Ombudsfrau verstehe ich aber nicht so ganz - entgegen ihrem Nick scheint sie lieber Öl ins schon halb erloschene Feuer gießen zu wollen?)
@Lobster
Sagen wir mal so:
Die Pilzsuppe ist kalt und aufgewärmt nicht mehr bekömmlich.
darauf läuft nämlich nws polemik hinaus.
aber er kann ja noch antworten, vielleicht sitze ich ja einem irrtümchen auf.
mir kann ja niemand meine politischen künstler:innen nehmen, ausser vielleicht madig machen.
aber jemand kann es schaffen, noch den letzten politischen willen aus der kunst - mitverbannen zu wollen - naja - gut das ist dann halt ein lutscher.
phorkyas und kienspan - ich brauche sie nicht für so eine diskussion, so eine diskussion schaffe ich ganz selbstbegnügsam alleine.
aber naja - erpicht bin ich garantiert nicht, in modalitäten von ironie und polemik etwas anscheinend ernsthaftes klären zu wollen.
biz denne
@lobster, phorkyas
er hätte ja auch sagen können, brecht wäre ein demagoge gewesen, ein volxxsverhetzer, der sein publikum in's theater zerrte um sie dort ideologisch zu vernaschen.
meinen sie das war so ?
oder ist es nicht so, dass leute ihren künstler auftreten sehen und hören wollen, der ihre meinung eben besser ausdrückt als sie es könnten weil sie nämlich keine zeit haben kunst zu machen sondern einem anderen broterwerb nachgehen ?
äh ja das musste ich jetzt noch angefügt haben.
2. biz denne
@lobster
entweder man will diskutieren oder man will ideologisch einseitig vorträge halten - meinung impfen, durchsetzen, und sei das auch noch so sedierend formuliert.
adios, einen lieben abend
& 3. biz denne
@ all
@miss tt
@Ombudsfrau