Premiere!

August 20, 2009

Frisch aus der Druckerei:

Strobo-Cover




»Du solltest das Kokain unbedingt mit so viel Ketamin mischen wie möglich, das ist vernünftiger, es ist Sonntag, es herrscht eine neue Logik. Nimm!«

Berlin ist wieder im Techno-Fieber. Wenn man dieses Jahr in New York über Berlin spricht, dann nicht über die Staatsoper oder die Philharmonie, sondern über das Berghain, den „Besten Club der Welt“, über die Rückkehr der Afterhour, über die Einzigartigkeit des elektronischen Nachtlebens.
Doch wie lebt es sich im Techno-Fieber? Wie sieht das Leben eines Menschen aus, der nach zwei Tagen Party am Montag wieder zur Arbeit geht, der von dieser Entwicklung mitgerissen wird und doch sein ganz eigenes Leben führt?

Der Blogger Airen hat zwei Jahre Berlin mitgeschrieben … Eine Zeit, in der sein Leben zwischen Wirtschaftsstudium und Gefängnis, zwischen Beratungsfirma und Darkroom doch nur zwei Konstanten kennt: Techno und Drogen.
»Das Unerträgliche erträglich machen«, beschreibt er den Morgen, als er auf einer Afterhour mit drei Unbekannten zu sich kommt, »darum geht es doch im Leben.« Airen hat fünf verschiedene Drogen im Blut, wird sich gleich mit Valium in den Schlaf zwingen und später gefühllosen Sex mit einer alten Bekannten haben. Im Laufe des Buches wird Airen zwei Mal verhaftet, sitzt elf Tage im Gefängnis, verkauft Drogen auf der Loveparade, nimmt beinahe am Berliner Firmenlauf teil, hat Sex mit Frauen, Männern, Prostituierten und Transsexuellen und arbeitet jeden Tag in einer Unternehmensberatung.

»Airen hat den Kontrastregler seines Lebens voll auf rechts gedreht«, schreibt der Münchner Autor Deef Pirmasens. Er vertonte in seinem Podcast »Die Gefühlskonserve« das »Strobo«-Kapitel »In der Hölle« und wurde u.a. dafür mit dem internationalen »Best of Blogs«-Award der Deutschen Welle ausgezeichnet.
»Strobo« ist ein im Rausch geschriebenes, schonungslos ehrliches, hartes und intensives Werk. Die Spirale aus Ekstase und Ernüchterung, aus Party und Zusammenbruch dreht sich immer schneller … Am Ende scheint es für Airen nur einen Ausweg zu geben: Mexiko.

Airen, geboren 1981, aufgewachsen in Bayern, Abitur 2001, Bachelor of International Business Administration 2006, absolvierte nach dem Studium ein Praktikum in einer Unternehmensberatung in Berlin. Nach zwei Jahren in Mexiko lebt und arbeitet er heute wieder in Berlin. Seit 2004 veröffentlicht er regelmäßig Texte auf airen.wordpress.com.

erschienen im August 2009:
STROBO
Roman
176 S., Broschur
978-3-941592-06-3
17,00 Euro

Bestellt werden kann bei Amazon.

Oder zum günstigeren Versandkostenpreis direkt beim Verlag SuKuLTuR.

In einer multimedialen Lesung wird Strobo zum ersten Mal präsentiert.
Donnerstag, 3. September 2009, 20 Uhr, im Bar-Restaurant Niederlassung, Buttermelcherstr. 6, München.

Alien

August 20, 2009

„Magst du was ziehen?“, fragte ich sie, als sie sich endlich umgedreht hatte. Ich hatte sie zuvor bestimmt zehn Mal an fünf verschiedenen Stellen ihres Körpers antippen müssen, bis sie aus ihrem Tanz erwachte. „Magst du was ziehen?“ rief ich ihr also noch mal ins Ohr und versuchte dabei einigermaßen beherrscht zu schauen. Nicht so absofuckinglutely out of my mind, wie ich mich gerade fühlte. Dann drängten wir uns über den voll gestopften Dancefloor des Berghains, stolperten an der Bar vorbei und schlossen uns in einer Kabine ein. „Was hast du denn?“, fragte sie, „Speed.“, antwortete ich und es hätte der Beginn einer wunderbaren Liebe sein können. Wir danceten dann wieder etwas abseits und dann und wann nahm sie mich und schrie mir Sachen ins Ohr. Ich legte meinen Arm ebenfalls um sie und antwortete „Ja.“ weil ich absolut nichts verstand. Dabei war sie schon süß. Ellen Alien legte jetzt „Missy Queen’s Gonna Die“ auf, ein gefühlloses jamais-vu, eine eiskalte Offenbarung der Sinnlosigkeit dieser Musik. Dann standen wir in diesem blöden verglasten Raucherraum, in dem schon der Tag angebrochen war, oder besser das Grauen angekrochen bzw. das Licht der nüchternen Betrachtung all dessen, dem natürlich nichts Stand hielt. Ach nein, zuerst zwang sie mich, ein ganzes Glas Wasser auszutrinken.

Dann standen wir da im Licht und rauchten.

Dann hüpfte sie hoch über die Treppe auf die Chillfläche über den Toiletten. Ich sah ihr nach, sah ihren grünumwickelten Apfelpo, zögerte kurz, dachte „fuck it“ und ging straight durch in die Panorama Bar. Dort explodierte gerade ein Bass und zerbrach in tausend exakte Scherben.

Dann flaute doch alles wieder ab. Minimale Musik auf beiden Floors. Als verheirateter Vater stand ich irgendwann nur noch am Rand, klaute kein Bier mehr, zog auch nichts und machte mir dementsprechend Gedanken:
Gibt es eigentlich überhaupt noch so was wie peak-time Techno?
Muss man dafür mittlerweile bis Sonntag Nachmittag warten?
Sind das also die späten Nuller Jahre?

Als ich am Vormittag das Berghain verließ ging ich nicht hinaus, nicht nach Hause, nein, ich überließ dieses Wunder von einem Club einer anderen Generation.

Einerseits

August 20, 2009

ist Liebe aber immer auch eine Forderung, so gesehen auch eine Bürde, denn there’s no such thing as a free lunch, suche Wärme, gebe Leben, bis dann doch nur ein warmüberkleistertes Loch im gekannten bewährten Chaosleben zurückbleibt. Chaosleben ist im Übrigen sowieso der höchste anzustrebende Zustand. Denn alles führt ja von selber von sich aus ganz automatisch zum Chaos und dies zu bejahen oder gar prototypisch zu personifizieren, ein Künstlerleben zu führen also mit Glitter, Schmutz und Pailletten, mit ganz bösem Nightmare-Bass für Erwachsene, mit farbigem Schattenspiel auf hyperrealen aber durch Rohypnol etwas schlecht aufgelösten Vaselintitten, das sollte dann doch angesichts der Vielfalt und Greifbarkeit dieser realistischen Erlebenssequenzen einem durch Liebe betäubten Leben vorzuziehen sein. Merkt man leider auch erst, wenn es zu spät ist, sprich wenn man auf anderthalb grüngesprenkelten Mitsubishis unter den ermutigenden Blicken glatzköpfiger, entmannter, dominierter Männer im Virchow-Klinikum eine Plastikpuppe in Windeln einwickelt. Dann kommt er von ganz weit hinten, auch ganz weit von innen: Der Bass, dem ich mein Leben widme.

Ich würde in diesen Momenten gerne in der fernen Zukunft leben, so Blade Runner mäßig. Dann würde ich aber auch nur auf Techno-Parties gehen und wie eine Ratte durch morgendliche graue Schächte rennen. Ich wäre der verlorene Sohn einer verlorenen Zeit; kein Gott, keine Moral hielte mich auf auf meinem Lauf durch die fensterlosen Gänge einer elektrisch verrauschenden Zeit.

Moment

June 8, 2009

Saubreit und fett stand die Fläche im Raum. Dann knallte die Halbe immer so pick-pick mäßig dazwischen. „I can’t say, I am insane.“, sang der Typ, sang und drehte dabei irgendwie verschmitzt an einer Kurbel in der Luft. Der Typ sowieso: schlich schelmisch wissend um den Beat, tanzte auch um mich rum, sah aus der Tiefe des Sounds absolut begeistert zu mir hoch. Kurbelte. „Insane“ bellte es durch die Panorama Bar, und taktlos schob die Fläche jetzt alles noch weiter nach vorn. „Insane, insane.“, drehten wir beide am Rad, drehte eigentlich die gesamte Panorama Bar da gerade voll auf, ein unaushaltbares Kreischen über allen. „In-:“ BassBassBassBass. Da waren wieder alle. Der DJ erhob predigend die Hände über seine Crowd, die Rollos wurden gemäß des Meisters Wunsch aufgezogen und Tageslicht flutete die Gehirne der Nacht. „Sane, sane.“, waren alle wieder durch die Rückkehr des Basses geheilt.

Techno-Milch

December 20, 2007

Jetzt lasst mir mal hier noch meine zwanzig Minuten Kontemplation bevor ich loslege und sowieso jeden in Nullkommanichts mit Nonsens zuschwalle. Es ist die Stille nach dem Scheissen, die Ruhe vor dem Sturm. Ich sehe Sterne. Mein Kopf atmet Techno-Milch. Gleich geht die Party los. Alles droehnt diffus. Gleich…

Peng, Blitz und los! Hat noch einer verdammt was gegen die Mucke gesagt?! Hallo??! Upstart und rein in’s Gedraenge! Die Menge nimmt dich freundlichst auf, der Sound diktiert allen: behave! Los, smile und dance.

Techno ist nicht nur die Musik, sondern gleichzeitig auch die tausend Geschichten, die automatisch drumherum geschehen. Die beiden die mit der Zeit im Nacken vor der Kloschuessel knien und nur moeglichst schnell das geile Pulver in die Nase kriegen wollen, so wie es der Sound befiehlt. Der aus dem dunklen Gang heraus taumelt, mitten ins Licht, ins Technoparadies, schon zappelt. Die schon da liegt und seit Stunden nur noch akustisch dabei ist. Die wir alle tanzen, Denken durch Takt ersetzen, mit voller Geisteskraft nur nach Vergessen im Tanzen und Sein streben, Technojugend im Jetzt eben mit jedem Beat sind. Get ready. Das ist erst der Anfang. Es ist erst frueh um acht, gleich legt Galluzzi auf, und dann legen wir alle nochmal nach und alles wird erst dann anfangen, in den ganzen Erzaehlungen, Technomythen, Gespraechsstoffkreislaeufen, Drogenstories, Afterhouranekdoten, in all dem auf Matratzen Gesaeuseltem, zwischen Joints und der wacher werdenden Frage, ob das alles okay so ist, in all dem Text, der bis zum Mittwoch bleiben, der geschrieben, gemerkt, geglaubt und von einem zum anderen ueber die tausend Kanaele der Nacht noch in den letzten Winkel dieser nach Neuem lechzenden und alles neumachen wollenden Welt, Unterwelt, Technowelt, dem ultimativen Fick, dem Bass, auf alle moeglichen Arten der sommerlich den sommerlichen Rausch ueberdauernden Kommunikation zugleich gebracht werden, verstanden und gemerkt werden wird. Jetzt eben, durch die Musik.

In diesen Momenten merkst du, dass du Techno mehr zu verdanken hast als deinen Eltern, dass es nur einen Gott gibt: Party.

Du solltest das Kokain unbedingt mit soviel Ketamin mischen wie moeglich, das ist vernuenftiger, es ist Sonntag, es herrscht eine neue Logik. Nimm! Deine Freunde ziehen dich aus dem Loch in die naechste Bar. Du bist in Berlin und von allem ist noch genuegend da. Wir haben noch was vor heute, Jungs. Let’s dance! Fucking, …

Szenen 28.04.2007

December 20, 2007

Berghain

24.00 – 05.30 Andre Galluzzi
05.30 – 06.30 The Black E (Cristian Vogel/Ben Mallott) live
06.30 – 09.30 Ben Klock
09.30 – ende Marcel Dettmann

Panorama Bar

24.00 – 04.00 Cassy
04.00 – 05.30 Nôze live
05.30 – 09.00 Darko Esser
09.00 – ende Marc Schneider

Garten

11.00 – 15.00 nd_baumecker
15.00 – ende Carl Craig

***

Ich stehe in einer dunklen Toilettenkabine, es ist sauheiß und ich schwitze. Ich bin nicht allein. Vor mir kniet der Schatzmeister eines ostdeutschen Finanzverbandes und wartet darauf, dass ich ihm in den Mund pisse. Keine Ahnung, wie es zu dieser Situation gekommen ist. Keiner sagt was. Es herrscht eine gespenstische Stille. Er schweigt, weil er meinen Schwanz im Mund hat und ich, weil ich nicht weiß, was man in so einer Situation sagen soll. Allerdings ist mein Körper viel zu verspannt vom Speed; es kommt nichts. Wir warten.
Nach einer Minute breche ich ab: „Nein Mann, das macht keinen Sinn, ich bin viel zu drauf um zu pissen.“, und versuche, meine Hose wieder hochzuziehen. Der Typ insistiert: „Ach komm, versuch´s noch mal, entspann dich, lass dir Zeit.“
Na gut.Wieder Stille. Ich versuche, mich zu entspannen. Die Sekunden tröpfeln dahin… Der Typ blinzelt. Ich konzentriere mich auf meine Blase. Ich muss überhaupt nicht pissen.

***

Ein kleiner Brasilianer hüpft hier rum. Er ist braun und schlank und hat nichts an, außer einer kleinen grünen Brasilienflagge als Unterhose. Er sitzt neben mir auf dem Sofa am Frauenklo. Dann tuckt Gloria Viagra rein, eine arrogante, verkokste Transe, die immer im Berghain ist. Sie hat Beine, um die sie jede Frau beneiden würde. Als ich sie mal auf ihre Homepage ansprechen wollte, sagte sie zu dem Typen neben mir „Ihr kennt euch?!“ und drehte sich um. Tussi.
Jetzt stolziert sie auf High Heels in die Toilette, packt den Brasileño am Hals, steckt seinen Kopf unter ihren Rock und schüttelt ihn Fellatio-style vor und zurück, vor und zurück.

***

Immer noch auf dem Sofa am Frauenklo. Jetzt sitzt ein behaarter Perser neben mir, von Beruf Schauspieler. Es dauert nicht lange und ich presse ihm das Butterbrotpapier. Während der dritten Strophe … und schickt sich an, mit Haar und Haut – (wer mag da endigen!) (mir graut)-… kniet sich ein rotgesichtiger Jeanstyp vor unsere Füße und lauscht gespannt. Kaum bin ich fertig, sagt er im breitesten Badenser „Heilig´s Blechle“-Akzent:
„I han da aa amoi a G´dichtle glernt. Des haisch „Da Ährlköhnig.“ Todernst hebt er an: „W´r reitit so spät durch Nacht und Wind? Des isch da Vahd´r, mit seinim Kind..“
Der Schauspieler und ich wechseln entsetzte Blicke.

***

Mittlerweile kann ich pissen. Der Schatzmeister gluckst zufrieden.

Plastik

December 20, 2007

Der Zug rauschte vorbei. „Tut mir leid, ich bin in Eile, ich bin absolut in Eile und kann hier nicht noch länger auf irgendw.., verstehen Sie nicht, dass ich absolut keine Zeit habe, zu erklären??“.


Ich hatte gottseidank alles für mich behalten, mein Mund formte kaum sichtbare „Aahs“ und „Oohs“, die Augen grinsten um die Ecke ins Loch und dann stand ich noch mal zehn endlose Minuten da und wartete auf die Tram.
Was für eine saudumme und jede Bestrafung rechtfertigende Aktion sich hier mit so einem LSD-lookalike im Kopf aus dem Club zu trauen. Als die Tram dann endlich, endlich kommt habe ich mich fast aufgezehrt vor Warten, bin ganz verwittert an dieser unwirtlichen Haltestelle im Abend, den diese nervöse Spannung durchzieht, dass man fast unwillkürlich die Lippen schürzt und die Augen zusammenkneift. In der Bahn dann das Schlimmste: keine Gangster, keine Junkies, nein, eine blitzsaubere deutsche Kleinfamilie mit dem ganzen Stolz ihrer gerade befestigten Existenz : einem properen kleinen Buben. Die Mutter trägt ihn auf dem Arm, er hat ein weißes Frottier-Oberteil an, das behütete Kind, mit blauen Streifen und dazwischen ganz feinen, ockeren, und setzt sich neben mich. Und setzt sich neben mich! Mich, die sabbernde Bestie, in einem ockerfarbenen Boot auf einem weiten, nebulösen Frottier-Ozean. Ich grinse aus dem Fenster, aus meinen Ohren fließt in dicken Strömen Blut, von Lorbeerblättern umflochten. Das alte Psychonautenhandbuch sagt zu Verhalten in der Öffentlichkeit: Nichts machen, nichts sagen, nicht aus allen Löchern davonfließen und an der richtigen Station aussteigen. Wenn man dann immer wieder in der richtigen Reihenfolge daran denkt, funktioniert es.

Den Wahnsinn Supermarkt gebe ich mir nicht, aber bei der Bäckersfrau nebenan hole ich ein Schweinsohr (mjampf) und einen Multivitaminsaft. Kaum zuhause:
Also als allererstes muss hier der Spiegel verschwinden, das geht ja keine zehn Sekunden gut, so wie sich meine Wangen in den Raum pumpen. Aber wenigstens sitze ich jetzt hier und kann meine Züge entspannt davongleiten lassen, in alle acht Richtungen des Raumes. Ich höre in mich hinein und irgendwas ist komisch. Vielleicht muss ich kotzen. Viel wichtiger als dass ich nicht kotzen muss ist, dass ich nicht kotzen will.
Mal rechnen wie lange das noch dauert, also jetzt ist es eine gute Stunde.. „Was heißt den hier Runterkommen??! Ist doch greade voll geil!!!“ Sorry, ich muss ma …
Eine neue Klasse: Polytoxikoman und gesundheitsbewusst, multisexuell, suprakulturell. Immer kurzfristig in der Lage, den gewünschten Bewusstseinszustand herzustellen.
Eine gierig in alle Ecken züngelnde Techno-Plastizität. Die Dekadenz der Verspieltheit, jeden Ton nur so leicht widerwillig an sich heranlassend und mit der Hüfte wegwippend, mit spitzen Fingern genau den Schub in den Raum gebend, den es braucht, um eine bestimmte Melodie davonzuschnippsen. Diese Verschmitztheit wäre das universale Erkennungszeichen.

fucking dance party

December 20, 2007

Berghain. Es ist Freitag, ich wollte nicht alleine sein.
Kaum bin ich drin, mach ich mir ein Teil klar, Marke Rote Omegas, schön dick. Eine Kollegin von der Arbeit entdeckt mich, Vorstandsetage, auf Koks: „Nicht wirklich!“Mann, bin ich breit. Je besser das Ecstasy, desto breiter macht es mich zu Anfang. Ich leg mich in ein Separée, zähle mit mahlendem Kiefer runter von hundert auf null und wieder zurück, auch in Dreierrhythmen. Jemand packt mich am Bein, ich schnelle hoch, offensichtlich jemand vom Club, zu viele Zwischenfälle in letzter Zeit:
„Alles in Ordnung?“
„Alles okay Mann, ich chill nur ne Runde!“
„Okay…“

Aufpassen. Jetzt bin ich drauf. Mann, bin ich drauf. Ich geh auf den Dancefloor. Gänsehaut. Die Vocals streicheln mit rauher Hand meinen Nacken hinauf, wuscheln einmal über meinen Hinterkopf und schubsen mich ins Licht. Bang! Die Bedeutung von Musik. Jeder Sound will etwas sagen, mehr, als sein Erschaffer je meinen konnte. Ich bin eingeweiht. Der Sound und ich.. das ist die direkteste Connection, das ist wie Sex, eine animalische Übereinkunft, ein jahrtausende altes Zwinkern. Der Move fließt durch die Musik, reibt sich, entzündet sich, fliegt, verschmilzt, taucht ein, entgrenzt, beglückt. Tanzen, tanzen, die ganze Nacht nur tanzen! Techno ist mein bester Liebhaber. Die Kollegin schaut schon komisch. Man läd mich auf Speed ein, ich finde mich wieder in einer der Toilettenkabinen. Da ist ein plumper Typ um die dreissig, kurze Haare, und ein schlanker schwarze Franzose, Laurent. Wir ziehen das Pep von der Klopapierhalterung. Ich greife beiden in den Schritt..
Der Blonde ist dabei. Ich setze mich auf den Klodeckel und packe seinen Schwanz aus. „Oh nein!“, stöhnt der Neger exaltiert. Er hat seinen Cockring vergessen. Ich sauge langsam von unten nach oben. „Er macht das gut!“, meint der Blonde etwas entschuldigend. Ich will den Neger auch, aber der sagt: „Nee, isch wüll etwas anderes eute Nacht!“ und geht raus. Ich küsse den Blonden und bin dabei so drauf, dass ich ihn fast nicht mehr sehe. Sein Schwanz wird langsam. Dann stehen wir und halten unsere Schwänze aneinander, ich bin so drauf, dann bin ich wieder draussen..

Dann noch zwei Teile, von der Transe vom letzten Mal. Natürlich küssen wir uns, ich würde ein Pferd küssen jetzt.
Ein freundlicher junger Pole, wir sind beide total verpeilt, unterhalten uns lange, wunderbar, unser running-gag ist „Amnesia!“ Er läd mich auf polnisches Speed ein. Als er das gelbe Pulver auf der Klopapierhalterung zu zwei fetten Lines zusammengeschoben hat, warnt er: „But now you won´t sleep for two days!“ Ich habe das oft gehört. Ich habe das noch öfter gehabt. Ich weiss, dass es stimmt. Ich feier jetzt. Sniffff

abstract

December 20, 2007

Sekunden später checkst du gar nichts mehr. Wäre da nicht das vertraute Krachen der Boxen, du wüsstest nicht, wo du bist. Aber hier ist Techno. Alles ist erlaubt. Klar bist du irgendwie breit wie Sau. Auch die Boxen: Ecstasy. Dein Kiefer malmt und der Rest wird von einem dumpfen Flimmern durchzogen. Mit geschlossenen Augen lehnst du an der Wand und konzentrierst dich darauf, dein Bier nicht fallen zu lassen. Du siehst den Sound, rosa Streifen vor einem weißen Schleier, du bist ganz allein, du bist vierzehn, Techno, so fremd, und jetzt, wow!, alles auf einmal: Die Versuchung. Du gehst los und kriegst das Lachen nicht mehr weg: Mehr! Auf dem Klo führst du zwei Gespräche die du sofort wieder vergisst und landest mit irgendeinem Typ in der Kabine und ziehst eine riesen Nase Speed. Dann wirst du wach. Die Tanzenden. Das rote Licht. Gelbes Licht, und David Carretta drückt dir ein verschmitztes Grinsen ins Gesicht. Haha, alles okay! Du bist Mr. Techno. Wenn du eins kannst, dann – Ecstasy – durch Techno-Clubs checken. Auf gute elektronische Musik abgehen. Dich amüsieren. Feiern.
Zurück zum Dancefloor. Mit jedem Schritt fährt dir die Musik tiefer in den Körper. Bringt jedes Atom zum Sprudeln. Du gehst weiter und fliegst, strahlst aus jeder Zelle, wirst verzaubert, bewegst dich, alles passt, und du kannst nur lächeln, nur zuschauen und dir wünschen für immer dieses Gefühl zu behalten: Ein Fisch im Wasser zu sein. Das reinste Lachen, seit du Kind warst. Jetzt bist du wieder hier.
Techno.

Techno Flavour

December 20, 2007

Jede Wahrnehmung ist natürlich immer nur ein subjektiver Film. Objektives Allgemeinmaß absolut undenkbar. Wetter, Liebe, Drogen.Jetzt gerade Techno. Und Drogen.

Jede Snare schiebt. Erkennt sofort den Weg zu ihrer Synapse. Du bist Techno Flavour. Ganz anderer Film. Völlig andere Weltsicht, eine ganze Drehung am Receiver in Richtung Scheiss-drauf-und-trau-dich-jetzt.
Alter.
Klar musst du lachen. „The Big Real Flow.“ Techno gibt dir immer das Gefühl, gerade genau im richtigen Alter zu sein. Du bist gerade genau da, wo der modernste Sound aller Zeiten läuft. Mittendrin. Deine Musik. Du kennst das nur viel zu gut, du sagst „Hi!“ zu den Claps und „Servus!“ zu den Berlin-Mitte-Mitten und den verfickten Bass, Alter, den grinst du einfach nur fies an.
Sind wir mal wieder alle beisammen. „You fucking me – makes me bilingual-„ Los geht´s.
Deep-House. Aber wie deep. Saufett fließt dir das Knarzen um die Ohren, der rechte Fuß tippt soft im kaum hörbaren Offbeat, dann die E-Gitarren, dann der Break: „Uh come on!“ – Saugeil.
Deine Mundwinkel fliegen nach oben, trotz Schmollmund, dich zerreißt´s gleich aus jeder Pore.
Ist irgendeiner hier drin, der das nicht spürt? In solchen Momenten ist alles erlaubt, und so schaut es jetzt auch aus. Unter dem verführerischen Schleier des Sounds wiegt sich alles in Extase. Verschwitzte Gesichter, die Augen geschlossen, nach oben gedreht, nur weiße Ränder. Aus jedem fließen Bewegungen.
Das ist alles, was gerade passiert.
Darum geht´s. Die geile Musik hören, drauf sein; die geile Musik hören, wie man sie nur hören kann, wenn man drauf ist, den Zauber spüren, und zwangsläufig sein Innerstes in Bewegung verwandeln. Techno Flavour. Deine Augen gehen auf. Du blickst in tausend Gesichter und jedes sagt im Rhythmus: „Spürst du´s auch?!!“
Krass, wie sich deine Hände bewegen. Der Sound hat schon wieder übernommen. Du bist schon wieder voll auf dem Feierfilm.
Irgendwas kitzelt dir im Bauch.
Techno Flavour.