Am 11. Februar ist die großartige Cleo Kretschmer 70 Jahre alt geworden. Mit Klaus Lemke drehte sie um 1980 einige der schönsten Komödien des BRD-Kinos. Eine davon hat Lemke nun in seinen Youtube-Kanal gestellt: "Die Sweethearts" - vier junge Frauen träumen den Rock'n'Roll-Traum. Ein weiterer Beleg dafür, dass Lemkes von schlagfertigen Frauen und trüben Männern besiedeltes Kino eben doch nicht ganz in der Klischeevorstellung vom "breitbeinigsten Filmemacher Deutschlands" aufgeht.
Gestern feierte Klaus Lemke seinen 80. Geburtstag - herzlichen Glückwunsch! Würdigungen gibt es in SZ(€), FAZ und Tagesspiegel. Beim Filmportal des Deutschen Filmmuseums gibt es einen Abriss über Leben und Werk.
Die Fernseh- und Radiosender haben sich glücklicherweise ein Herz gefasst und viel Material online gestellt. Auch Raritäten kommen dabei wieder ans Tageslicht. Lange nicht greifbar war zum Beispiel Lemkes wunderbare Kretschmer-Komödie "Die Sweethearts", die noch einmal schlagend unter Beweis stellt, dass in Deutschland, allen Mackersprüchen zum Trotz, kein männlicher Regisseur Frauen so wunderbar unmackerig in Szene setzt wie Lemke.
Auch die Kretschmer/Fierek-Komödie "Der Allerletzte" ist nun wieder zu sehen. Weniger rar, aber deswegen keinen Deut weniger gut ist der Kretschmer/Fierek-Klassiker schlechthin, "Amore". Aus der späten Phase zu sehen ist "Träum weiter, Julia" mit Timo Jacobs, der, wie auch Henning Gronkowski, das andere männliche Lemke-Gesicht der späteren Jahre, mittlerweile selbst im Lemke-Stil Filme dreht. Außerdem gibt es als Premiere Lemkes neuen Film "Ein Callgirl für Geister", den man als loses Addendum zu "Neue Götter in der Maxvorstadt" begreifen kann. Sein neuester Film ist das allerdings nicht: "Bad Boy Lemke" feierte gerade Premiere und im Coronasommer drehte er in der Hauptstadt "Berlin Izza Bitch".
Dass das ZDF, seit Jahren Lemkes Haussender, für den Jubilar relativ wenig Sendeplatz freiräumt, wundert ein bisschen. Immerhin: Mit "Sylvie" hat das Zweite einen von Lemkes allerschönsten Filmen online gestellt - und im Gegensatz zu Lemkes eigenem, leicht ins Psychedelische spielenden Youtube-Upload sogar in historisch wohl einigermaßen gültiger Farbgebung, so wie auch dieser großartige Ausschnitt:
Im Radio ist für Lemke der Bayerische Rundfunk generalzuständig. In München ging es für ihn damals los. Wieder online gestellt hat der Sender ein tolles, halbstündiges Gespräch mit Lemke aus dem Jahr 2012 (mp3):
Ostpunk Henryk Gericke und der Popkultur-Historiker Bodo Mrozek sprechen im Podcast der Heinrich-Böll-Stiftung über Punk im Osten und dessen Bündnisse mit dem West-Punk (via):
Der Terror des NSU ist keine Ausnahmeerscheinung in der Geschichte der Bundesrepublik, sondern steht in einer Tradition. Doch anders als die Taten der RAF ist diese Terrorgeschichte nie ins allgemeine gesellschaftliche Gedächtnis vorgedrungen und daher auch kaum referenzierbar - weder im Alltag, noch in den Behörden, in den Medien oder bei der Polizei.
Was das bedeutet: Bei jeder Tat immer wieder neues Erstaunen darüber, die Rede vom historischen Einschnitt, von einer Zäsur - "nicht für möglich gehalten". Wer so spricht, betreibt aktive Verdrängungsarbeit, kaschiert die Kontinuität des rechtsextremen Terrors und rückt dessen Opfer und Überlebende in die Unsichtbarkeit. "Wir haben ja von nichts gewusst", diesen Satz hört man im Hinblick auf deutsche Geschichte zu oft. Für eine Haltung, die sich dadurch auszeichnet, nichts wissen zu wollen und auch andere am besten nichts wissen zu lassen, ist er naheliegend.
Aber: Es ändert sich etwas. Zumindest in Ansätzen. Der 40. Jahrestag des rechtsextremen Anschlags aufs Oktoberfest im Jahr 1980 etwa bietet Anlass zur Rückschau. Bei dem Anschlag starben Gabriele Deutsch, Robert Gmeinwieser, Axel Hirsch, Markus Hölzl, Paul Lux, Franz Schiele, Ignaz Platzer, Ilona Platzer, Angela Schüttrigkeit, Errol Vere-Hodges, Ernst Vestner und Beate Werner. Der Attentäter selbst kam ebenfalls ums Leben.
Der große Romantiker und Impressionist des Krautrocks (ich verstehe den Begriff explizit positiv!) wird 70 - Happy Birthday! Michael Rother hat an einigen der schönsten Schallplatten mitgewirkt, die in der BRD veröffentlicht wurden. Ein neues Album erscheint am 4. September (Video, bei der BBC stellt Iggy Pop das Album vor). Ein paar Links:
Drei Jahre zuvor drehte Stegani den flirrend schönen, melodramatisch durchwobenen "Sommer voller Zärtlichkeit" mit Ornella Muti, der vor zwei Jahren in Frankfurt bei Terza Visione lief. Der melodramatische Exzess ist geblieben, Romantik und Erotik bleiben auf der Strecke. Hier wird tief in den Morast der Misogynie gegriffen - und man ahnt, spürt, fürchtet: Das ist durchaus Ausdruck der Zeit, nicht im Sinne von "so tickten die Leute damals halt", sondern der gesellschaftlichen Realität damals wirklich nachempfunden. Die erste Szene: Massenvergewaltigung. Dann Straßenstrich, der nächste Übergriff. Stegani zeigt von Anfang an eine bösartige, gefährliche Welt.
Das mag einerseits mit Blick auf die zynische Schaulust des historischen Bahnhofskinos ein Zugeständnis sein, es fehlt dem Film aber auch nicht an sozialem Bewusstsein - manchmal schlägt es voll zu, mal bleibt es Markierung. Sehr eindeutig spiegelt Stegani die Schattenwelt des Verbrechens als einen Spiegel der Gesellschaft. Die im Italien um 1970 eine zum Zerbersten angespannte war.