Marquis de Ferrepierre

Der Marquis zog sich dann wohl Nacht für Nacht dorthin zurück, von wo er ab-stammte; zur Braut, die ihn ja erst zum Geheimnis macht. Sich selbst überlassen vom Schicksal; er würde das Rätsel niemals lösen können und deshalb unabdinglich sein und tun, was allein ihm Lust bescherte. Wann immer er durch die Gassen schlenderte, ob in dieser oder in einer anderen Stadt, untermalte er sein Bild mit der Völlerei und hielt sich nicht dabei zurück, so sehr schändliche Dinge zu tun, daß man seinen Hauptwohnsitz in Sodom oder Gomorrha, zumindest aber in München vermuten wollte.
Er sieht seinen Bildern in die Augen.
Er fährt mit der Kutsche und er nimmt ein Bad in den römischen Thermen mit 80 Liter Springwasser, einer eigenen Seife und zwei Handtüchern, in welchen seine eigenen Initialen eingraviert sind. Eine Vorsicht gegen Flöhe und Bisse in der Haut.
Sie hatte nicht das sanfte Weibliche, auch Katzenhafte, sondern eher eine harte Güte, wie die Frauen aus dem Krieg und sie wollte sich am Grafen rächen für Jahre der Mühe und einer verunglückten Liebe. Und sie vereinte zwölf weitere Frauen, die der Mar-quis alle beschnüffeln durfte, bevor sie ihn erlegten und seine Testikel in einer Wachol-derbeersauce anrichteten, wozu sie einen Pinot Noir genossen.
Ansonsten gilt: Eine gesunde Kenntnis der Bestialität des Menschen offenbart sich in einer scharfen Gulaschsuppe.

In einer Pinte am Rande der Stadt

Wir sitzen in einer Pinte und rauchen Marihuana. Vielleicht erscheint uns Gott in diesem Qualm. Vielleicht auch nur die Furcht. Die Hände zittern alleine bei dem Gedanken, jemanden berühren zu müssen, erfreuen sich aber der Tatsache, den eigenen Bandwurm zu verspeisen oder daraus Schnaps zu brennen. Man konsumiert Menschen und speit sie aus.

Der kunterbunte Flug

Unergründbar im Selbst gefangen. Unergründbar selbst geblieben. Dreifache Tage, unterteilt in den Morgen, den Mittag, den Abend. Die Nacht ist alleine, es gibt keine frühe Nacht und keine späte Nacht. Die Mitternacht wäre ja nur die Mitternacht, wenn diese um sechs Uhr Abends begänne und morgens um sechs Uhr ihr Ende fände. Der Mensch ist ein mieser Statiker. Schubladenschreiner, allesamt. Analogie.
Nutze das Geflecht der Körbe, um an ein Ziel zu kommen. Sei der Zaunreiter! Sei die Nachtigall, der Fink! Und sei vor allem Amsel, aber droßle dich nicht in deinem kunterbunten Flug! Verdrossen pflückt die Hand einen Halm, bevor sie ihn verwirft, vergißt und damit für nichtig erklärt. Sie löst damit das Universum aus.
Der Sturm beginnt im rechten Bein, der Honigmund ist schwarz. Der Eisenkadaver vergibt uns nicht und rächt sich durch seine Leichenblässe, seinen Nichtverfall, seinen Rost. In den Städten sind wir Flocken und leben durch uns hindurch, aufeinander – über, hinter uns hinfort. Die Tage über zeigten wir unsere Furcht, in den Nächten überfielen wir die Dörfer. So wurden wir der Tage zur Niederlage gezwungen, die Nächte doch gehörten uns.

Im Wald lauschten die Vögel einem Flötenschlag, der die Bäume fällte und der keine Gesundheit kannte. Nur die Länge einer Klavierzeile hatten wir zu warten und darin befand sich die Minute. In der Waagschale liegt das Ensemble der Stille und fristet Stunden, um zu erkennen, wie die Musik beschaffen ist. Energiegebilde. Mitten der Nacht. Oft sanken wir im Traumschiff nieder. Mitten der Bahn, mitten des Gebrülls. Gefühlt und in Watte.
Das Auftauchen des Traumes ist das rituelle Fest in der Mitte verlorener Köpfe. Adrenalingepeitschte Seen. Wacholderwurz und Lichtertanz. Hinter mir errate ich gerade noch das Gestern. Ich packe mich an den Haaren und schleudere mich von oben hinab auf die Strasse, die sich prall unter mir windet.
Die Vernunft ist ein Loch, sie füllt sich mit dem Saft der Weisheit und bleibt schal stehend zurück.

Trug eines Traumes, der Nachtrose darin, die in Tischlermanier ihr Blattwerk drechselt und verstohlen zugibt, Sonnenstahl zu fressen.
Flötengesänge, Walbuttermilch, trapez-webende Stille, kreisrundes Nichts. Ein Korn von dir und deinen fortlaufenden Schemen.
Fängt es uns nicht, fängt es der Tag und zehrt es auf, in Gruben und in Kuben.
Wortschatzgeschwängertes Papier teuflische Metaphysik bist du gewesen, als du noch in der Vulva der Gedanken schwebtest.
Aluminiumbemäntelt klingelst du in der Nacht, mich aus dem Schlaf meiner Sinne.
Allesamt synästhetisch, verwoben im Drangsal, ein Gedicht zu schreiben und in den Nachttopf zu urinieren.
Blechernes Weben, anomaliensymbolisches Traktat und stampfender Erguß.
Hechselarbeit und Spreu vom Weizen trenne sich, und Regen.
Hormonelles Plakat, geronnenes Gesicht auf Zelluloid.
Ich beobachte das Nichtvorhandene. Ich beobachte den Esel in der Mulde, die Laus auf dem Dach, den Mond in der Frau, die Angst im Mann, das Sagen, die Sagen, nicht Licht.
Umrankt der Wölfe Sinne, umtobt des Berges Inbrunst. Unnahbare Fernen haben mein Haupt gehetzt in ferne Welten, wenn Lebensstaub das Irdium durchwebt, plärrende Steine, erschlagen von Wasserpeitschen der Gefälle.
Lange Wege in den Joghurtkulturen, zu begehen nicht gedacht. Ein Licht hämmert auf unsere Zyklopen, Lichterbrand auf der Herdes Flamme, entgegengesetztes Murmeln hinter den Ohren. Blank bleibt ein gewitztes Skelett an diesem Licht haften. Meine Tage zählen mich aus, weil ich im Wahnwitz gefangen meinen Futtertrog vorfinde. Das Wasser ist brackig. Ich trinke es dennoch und proste den Wänden zu. Sie sind karg und alt. Widerschein blitzt mir aus dem Auge. Die Menschen werden von der flachen Erde stürzen mit einem Handschuh aus Gold und einer Socke aus Silber. Es sind keine Balladen, die erzählen, auf welche Art wir Tage gestalten, auf welche Art wir Nächte gestalten und auf welche Weise wir schließlich krepieren. Wir verehren unseren Mundschmuck, Goldzahngeruch, gespaltene Lip-pen und ein Schuß Karies ergeben unser Lächeln. Wer wird den Sinn erkennen, wenn er sich vorstellt? Er wird ebenso erschlagen werden wie rätselhafte Clochards.

Return of the Wirker

Wir können Liebe ja nicht wie einen Ballon fliegen lassen. Wo käme der hin? Wo kämen wir hin? Pflücken aber können wir sie auch nicht, wo käme sie denn dann hin?
Vasen sind ja überhaupt kein nettes Liebeslager.
Die konvulsivische Schönheit wird erotisch-verhüllt, berstend-starr, magisch und umstandsbedingt sein oder sie wird nicht sein.
Subjektives Begehren und objektives Geschehen fließen zu jeder Zeit ineinander. Die Wirklichkeiten durchdringen sich in mannigfaltiger Weise.
Die eigentliche Verrücktheit ist, daß wir etwas tun, von dem wir nicht wissen, ob es das Beste ist.
Die eigentliche Eigenschaft der Liebe offenbart sich in einem ersten Schnuller. Sie ist nicht vorher und nicht nachher zu enträtseln. Wir können angestrengt in die Nacht hinauslauschen und hören doch nur Schwärze. Die Erfahrung ist nicht ohne Grausamkeit, durch die Glücksfälle lernt man nur das Jenseits kennen. Solange wir hier sind, müssen wir Schwerter tragen, drüben tragen wir Frauen in ewiger Lust.

Die Bücher Prosperos

Na, so eine berühmte Bibliothek! Daß es da keine Liste geben soll!“
„Die Bücher sind erfunden, Fiktionen, Shakespeare…“
„Na, sind das nicht alle Bücher?“