Ich habe viele arbeiten in die nähe des nouveau roman gerückt, vielmehr aber, um zu demonstrieren, dass ich gewillt bin, etwas völlig neues zu schaffen. Ich sprach an anderer stelle von einem labyrinth; das ist wahr in seiner symbolik.
Anwendbar ist jedoch längst nicht mehr eine gattung. Ich habe mich gegen den roman stets verwehrt als minderwertige literarische form, um justament diese bezeichnung zu bearbeiten, sehr fahrlässig unterlegte ich den begriff mit aperçus.
Es ist ein irrtum, dass literatur, wie es gerade gäbe ist, für jedermann leicht verständlich zu sein habe. Die avantgarde hat keine angst davor, wo sie hingeraten könnte – freilich ein begriff, den man heute sehr verpönt und wo es geht, lächerlich zu machen trachtet. Um sie mundtot zu machen, versucht man seit geraumer zeit, die avantgarde als einen epochenbegriff einzusetzen und in den köpfen fruchtets langsam, in deutschland, dem ort, wo es keine literatur mehr gibt, leichter als in literarischen ländern.
So wirkt antiquiert, was an der spitze steht. Das ist ein sehr gelungener psychologischer effekt. Die dummheit ist dabei ein gar nicht so grosses problem wie die orientierungslosigkeit. Man kann den zorn der internationalen intelligenz förmlich spüren: eine neue machtlosigkeit hält das ruder fest in der hand. Über kommerz soll also die kunst attraktiv gemacht sein, die unteren sprachschichten beginnen sich nun ebenfalls damit zu befassen und sind beglückt, dass sie etwas zu verstehen scheinen. Deutschland hat ja nicht umsonst den ruf einer tupperwaren-literatur. Alle sind selig und lesen sich vor, das plastik rührt sie nicht. Man ist geneigt, ein kinderbuch zum erfolgreichsten werk des noch jungen jahrhunderts zu ernennen. Hat man sich je gefragt, wohin diese jungscharen flüchten? Sind sie nach Harry Potter nun endlich präpariert für den Faust, um festzustellen: DIE kannten das ja schon vor uns. Das leben im mysterium reimt sich. Aber so wie sich auf rot nicht kot reimt, sondern liebe (zugegeben, der reim rot/liebe hinkt, wenn es um die vokale geht; jeder würde mir bestätigen wollen, dass es sich hierbei um eine assoziation handelt und nicht um einen reim.
Damit ist meine ganze literatur erklärt: jemand kommt und sagt, es wäre assoziation, gar anaolgie, um beim blödsinn zu bleiben – und kein reim, ohne zu verstehen, dass die assoziation DER reim ist. Da wäre ein weiterdenken erforderlich.
Monat: Juni 2007
Juni, Achtundzwanzig, Sieben
Wir sind unsere eigene gegenwart im fließen der zeit. Alles andere ist erzählung, doch nichts daran sind schichten, nichts ist zählwerk. Wahrnehmung ist permanez.
Jeder mensch erzählt sich ohne unterlass seine geschichte. Während des schreibens endet das erzählen, wie es abläuft, wenn man nicht schreibt. Wer aufhört zu erzählen, stirbt.
Juni, Siebenundzwanzig, Sieben
Nicht das fertige werk, sondern den prozess als höchstes werten, denn: ist ein werk nicht erst dann beendet, wenn das leben selbst sich aufmacht zu einem weiteren verlauf der ewigkeit? Die serie mundi zeigt den weg zur Mitte der Unendlichkeit auf, den roman, der zur eigentlichen quelle wird; die unterschiedlichsten szenen spuckt er aus, und diese kehren zurück, wenn es die zeit vorsieht.
In Adam erfährt der auftakt sein allglänzendes ich, einen gedankenschöpfer, der die imagination zum höchsten gut erklärt. Er, der einzige mensch, erinnert sich, daß eine göttin seinen raum verließ; die will er suchen und unter spukgebilden macht er sich daran nach Babylon zu gelangen. Nicht schwer für ihn, den gedankenschöpfer.
Juni, Sechsundzwanzig, Sieben
14.18
Diese allmacht der augen. Ich sehe mich wie folgt darin um:
Ein donner rührt sich trocken.
15.23
Nicht eingreifen ins wahrscheinlich. Das wunder fordern. Unverstehbar bleiben, menschen auslachen, einen pudding kochen.
Wenn man sichs von fern betrachtet…
Zu Baba Yaga gehen für einen trank, aber auch wieder fortkommen.
Sehen sie, das ist die pflicht der dichter: keine.
Juni, Fünfundzwanzig, Sieben
17.22
Männer sind daumenlutschende idioten im angesicht der weiblichkeit. Oder verbrecher.
20.46
Der galvanometer ist ausgefallen, die ersten leichen stinken. Das gewitter hat nichts genutzt. Ich vergrab zumindest zwei davon schon einmal im garten.