Febraur, Dreizehn, Sieben

Was taten wir zu Heute? Wir befaßten uns mit Cortázars Erzählungen, die ja zum Besten gehören, was die Literatur in diesem Genre bezeichnet, wir überflogen kurz Die Erfindung der Liebe und auch wenn sie noch etwas holpert, werde ich sie morgen einstellen, sie wurde ja für die Kleinen Knüller geschrieben, ich hielte es für Unsinn, sie nur aufgrund ihrer Länge auszusparen.
Tatsächlich macht es mir augenblicklich Spaß, diese kleinen Tastenspielereien zu schreiben, weil ich mich vor dem Umzug nicht so sehr auf meine hermetischen Erzählungen einlassen will, sie erfordern ja etwas ganz anderes, fordern mich ganz und gar, ohne an einen Tag, eine Nacht, ohne an überhaupt etwas zu denken als das Mouvement, das Tableau, die Szene. Dieser Akt der völligen Auflösung erfordert einen Zeitraum, der sich nicht mehr in einem herkömmlichen Jetzt abspielt. Da ich ein genialistischer Schriftsteller bin, also vollkommen nach der Inspiration ausgerichtet, eben kein Handwerker, habe ich mir nun Freiraum erbeten, denn man weiß dies: Die Inspiration kommt wann sie will und dann muß man bereit sein, egal wann und egal wo das ist. Da es sich beim Schreiben natürlich auch um eine Geisteskrankheit handelt, zumindest so, wie ich das Schreiben praktiziere, habe ich mir angewöhnt, nur Nachts aus dem Haus zu gehen oder, sobald ich von der Ferne einen Menschen sehe, einen großen Umweg zu laufen. Meine Einkaufszeit (die ich immer sehr fürchte), lege ich sehr früh in den Morgen und stürze in besagtes Geschäft, hetze durch die Regale und spurte schleunigst wieder hinaus, um in einer Seitengasse zu verschnaufen.
Wer das nun für paranoid oder zumindest verrückt hält, tut gut daran, mich niemals treffen zu wollen.

Veröffentlicht von

Michael Perkampus

Michael Perkampus war Moderator der Literatursendung Seitenwind für Radio Stadtfilter in Winterthur. Er ist Autor, Übersetzer und Herausgeber des Phantastikon.