September, Dreißig, Sieben

gestern hätte ich mir fast das genick gebrochen während einer seltsamen yoga-anwendung, aber heute summt mir nur der schädel, so als wäre er mit heissluft gefüllt.
das hätte ein schönes bild abgegeben, wie ich da in bondage-seilen einen knoten bilde, der langsam erkaltet und dabei knistert wie ein herd, aus dem man den kuchen genommen hat.
das wäre dann auch das erste mal gewesen, dass ich mir etwas breche und dann gleich: pik-as.
das überleben in dieser situation verdanke ich einen ehemaligen erheblichen gummibärchen-konsum. es hat schon etwas bedeutendes, wenn man von sich behaupten kann: gummibärchen retteten einst mein leben (so wie sie einst meine nase retteten, als ich von einer gruppe barbaren zusammengedroschen wurde, die nicht akzeptieren konnte, dass ich sie weiter und weiter beleidige, solange mein maul nur geschwollen und nicht zugenäht ist. ich selbst konnte weiter nichts tun, als jemandem das ohr abzureißen – und immer weiter zu höhnen). gummibärchen stärken die knochen, sie machen sie nicht nur hart, sondern auch elastisch. früher beherrschte ich einen trick: ich konnte türen mit dem kopf einrennen. das klappte freilich nicht bei türen mit sicherheitsschlössern, aber immerhin war es spektakulär genug, selbst bei altmodischen.
gestern versuchte ich einen knoten, bei dem man sich selbst fesselt und aus dem man mit eigener hilfe nicht mehr entkommen kann. einfach nur, um zu sehen, ob das stimmt. und es stimmte! die einzige möglichkeit, als ich da so schwebte, war, sich auf den kopf allen zu lassen, der sowieso nach unten hing. und das tat ich. jetzt schmeckt mir nicht einmal der kaffee, aber wissen sie was: ich musste tränen lachen, so lustig fand ich das ganze.

Veröffentlicht von

Michael Perkampus

Michael Perkampus war Moderator der Literatursendung Seitenwind für Radio Stadtfilter in Winterthur. Er ist Autor, Übersetzer und Herausgeber des Phantastikon.