„Waren wir gestern besoffen, Herr Perkampus?“
„Sehr. Wir waren alle besoffen. Jeder waren wir besoffen. Im übrigen mein erster Waffengang seit ich einzog in das Winterthur.“
Ich hatte damals, in der Urveranda, noch damit begonnen, meine ersten Tage hier zu dokumentieren. Die Luft wurde mir eng, die erste Rettungsmaßnahme war, eine Wohngemeinschaft zu installieren. Alles oder Nichts ist auch diesmal meine Maxime geblieben. Ich verabscheue das Mittelmaß.
Hier wollte ich etwas Neues beginnen, wollte mich ausbreiten über einer Flut aus Notizen. Hier wollte ich meine Übungen beenden und beginnen, zu schreiben. Ich bin sehr ins Hintertreffen geraten, mein Kosmos ist übervoll. Ich lebte nie an Orten, ich lebte in Herzen oder ich lebte gar nicht. Jetzt lebe ich in keinem Herzen mehr, deshalb besehe ich mir den Ort etwas genauer, streife zwischen Gebäuden hindurch, in manche gehe ich hinein. Das sind Höhlen, nichts weiter. Sehr moderne Höhlen. Ich frage mich, was ich hier mache. Ich frage mich, warum ich schließlich alle Herzen wieder verlassen habe, wo mir doch jeder Ort egal ist ohne pulsierendes Blut. Meine Reise ist noch nicht zu ende, aber ich bin angekommen in einem Glücksfall provozierter Konstellationen.
„Ich habe eine Neigung zu spelunkieren, Gestalten zu beobachten, zb. die kurzhaarige kleine alte Dame, die sich sehr rot einen Mund ins Gesicht gemalt hat, weil sie ansonsten keinen hätte. Zusammen mit dem einfältigen Schwuchtel (der mir an die Hose wollte, weil ich beweisen musste, dass mein Arsch der Knackigste im ganzen Lokal ist, was ich allerdings den Damen zeigte, er aber wollte seine Chance, aber ich war friedlich, brach ihm nicht die Hand) bildete sie ein skurriles Paar. Oder der Babyshamble-Gekleidete, der mich genausogut an eine Karikatur Ben Beckers erinnerte.“
„Und am Montag klettern Sie auf die Bühne und tun, als ob Sie nie weg gewesen wären.“
„Das kann man so sagen, ja.“