Álvaro Mutis – Die Abenteuer und Irrfahrten des Gaviero Maqroll. Die sieben Maqroll-Romane.

Das Scheitern ist poetisch und menschlich eine großartige Sache, die in der heutigen Zeit verlernt wurde. Die Schönheit des Konflikts führt nicht nur zur Sprache sondern zum Denken überhaupt, wer nicht scheitern kann, ist kein Mensch, und schon gar nicht ist er jemand, über den es sich zu reden lohnt.
Garcia Marquez betont, Maqroll, der Protagonist im Werk von Alvaro Mutis, habe ihm die Schlüsselidee für El general en su laberinto geliefert. Diese Idee ist mit der Maqroll inhärenten Erfahrung von Desillusionierung und Melancholie verbunden. Die Irrfahrt Maqrolls ist endlos und führt stets dahin, wo Abgründe lauern.
Alvaro Mutis ist einer der wichtigsten Schriftsteller Lateinamerikas, dessen Hinwendung von der Lyrik zur Erzählung praktisch über Nacht von statten ging. Doch auch im erzählerisch-breiten lässt sich der Lyriker nicht verbergen. Maqroll, das Alter Ego des Autors, wird von Mutis schon in seinem ersten Lyrikband Los elementos del desastre (1953) erwähnt. Dieser “Seemann”, der den Beinamen “Späher im Mastkorb” bekommen hat, ist der Antiheld einer geistigen Reise ohne jemals möglichen Abschluss, bei der Mutis die romantischen Spuren von Coleridges “Ancient Mariner” mit der modernen Skepsis von Marlow, dem Protagonist von Conrads Heart Of Darkness (dt. Herz der Finsternis) verbindet.
Mutis’ Lyrik gewinnt aus dem Motiv der Suche einen eigentümlichen Ton. Mit der Flussfahrt als Metapher für das Leben kehrt Mutis in den Romanen auf dem Weg einer autobiografischen Interspektion zu den alten Archetypen zurück, wie etwa dem Motiv des Doppelgängers oder auch Motiven des angelsächsischen Schauerromans. Diese Archetypen werden mit den klassisch gewordenen Topoi der lateinamerikanischen Literatur verbunden. Im großen Spannungsbogen von der hohen Luft der Kordilleren zum Dickicht des tropischen Waldes, von der Unendlichkeit des Meeres zur Undurchdringlichkeit der Erde, von der Utopie zum Schiffbruch verkündet Mutis, ausgehend von der grausamen Erfahrung der kolumbianischen Geschichte, die Botschaft einer unermüdlichen und schmerzvollen Peregrination als “conditio humana”.

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