>Über Theorien muss man sich unterhalten. Man muss immer wieder nachprüfen, inwiefern man sie selbst als für die eigene Arbeit nützlich empfindet. Und man probiert innerhalb des erdachten Rahmens das Funktionieren, sagen wir zum Beispiel des literarischen Bloggens. Dabei fällt auf, dass es eigentlich kaum
literarische Weblogs gibt, die wirklich mitsamt dem neuen Medium die eigene Arbeit reflektieren. Das größte Übel ist die Zeiteinteilung. Der Sinn vieler Weblogs besteht nach wie vor darin, ein digitales Tagebuch vorzugeben. Da wird durch ein Archiv suggeriert, ein Beitrag sei “alt”, der andere “aktuell”. Meines Erachtens ist es von größter Wichtigkeit, die Zeitvorgabe zu eliminieren, das Archiv sowie die Datumsangabe abzuschaffen (es sei denn, es handelt sich wirklich um ein Tagebuch). Ebenfalls wichtig erscheint mir, die Beiträge ordentlich durchzuspülen. Für mich kann ich behaupten, dass sich Texte verändern, Motive immer wieder auftauchen, und das Weblog sozusagen zu einem neuen Unterbewusstsein wird. Das sind alles Erfahrungen, die man im Laufe der Zeit mit sich selbst macht. Manche führen dahin, dass man das Bloggen sein lässt, andere, dass man tiefer zu gehen versucht. Für mich stand das immer schon auf der Kippe, was sich in vielen Umzügen und Layouts äußerte. Der Kryptoporticus scheint mir aus einem Grund, den ich nicht recht begreife, das stabilste Instrument zu sein, was aber auch an der Blogger-Matrix selbst liegt, die mir mehr entspricht als etwa WordPress.
Was ich sagen will, geht aber noch weiter. Ist die suggerierte Zeit erst einmal abgeschafft, verändern sich die Einträge auch untereinander. Das “pointierte” Schreiben wurde für mich im Laufe der Zeit zu einer Notwendigkeit, das natürlich auch die Strukturen meiner Erzählungen aufbrach, auch im Off. Im Possenspiel trieb ich die “Form” weiter, verblüfft, wie sehr sie aus dem Bloggen entstand. Nach wie vor glaube ich nicht an den Roman, oder anders ausgedrückt: der Roman ist immer nur eine Sammlung, ein Album gewesen. Der Roman aber, der Einheitlichkeit erlügt, Geschlossenheit usw. ist das Grauen innert einer Entwicklung, die nur vonstatten geht, wenn wir absichtslos arbeiten, immer absichtslos bleiben. Ich glaube weder an den Menschen noch glaube ich an ein Ziel, aber ich glaube an den Witz. Unbedingt an den Witz.
9 Gedanken zu „>November, Elf, Elf“
Kommentare sind geschlossen.
>ich glaube an herrn humor.
>Während die Gewitztheit eine Dame ist. Edelster Abkunft.
>natürlich, wie könnte es anders sein. fehlt nur noch, dass du darüber geschrieben hättest.
ich mochte den protagonisten im abrißhaus sehr, wo ist er hin?
>Wen meinst du denn genau?
>Das Brachgassen-Ding, stimmts? Wenn ja, das war bisher nur ein Blindflug.
>genau das, ich war wohl etwas betriebsblind. – nun, schade dass du es ding nennst, ich hab dort etwas glänzen sehen.
und es nervt fürchterlich, mit jedem kommentar zweimal weitergeleitet zu werden, nur nebenbei.
>die witzige dame kann auch von unten k o m m e n. weiß ich.
>jetzt bin ich etwas irritiert.
>Die Kommentar-Funktion war ja lange Zeit außer Betrieb. Ich habs mal wieder anders eingestellt.
Gut, Ding ist gar nicht so böse gemeint, aber es war nur ein Stochern im Gegensatz zu meinen gegenwärigen Projekten, in die ich selbst verliebt bin, nicht zuletzt, man genieße es einfach: Die Gasse. Das Possenspiel schalte ich vielleicht auch bald auf. Oder ich ziehe wieder alles in den Porticus zurück. Wer weiß.