Montag, 7. Mai 2012, Brachgasse

Kein-Steak-Day
Kein-Steak-Day

Arno und ich – wir hauen uns heute ein paar Omelette mit Zimt-Apfel rein. Nicht jeden Tag gibts Steak zum Frühstück, also immer dann nicht, wenn wir nach 8 aufstehen. Heute war’s knapp, aber Regeln müssen eingehalten werden. Danach denken wir mal über unseren Obdachlosen nach, der zwei Leichen finden wird. Ob ich in dieser ruhigen Gegend, der ich mich widme, nicht ein etwas übertriebenes Massacker anrichte? Arno ists egal (und ich habe ihn wirklich ein paarmal auf textuelle Unwägbarkeiten aufmerksam gemacht), also machen wir’s. Der Mensch an sich ist eine widerwärtige, gewalttätige und mörderische Sau. Das darf man dann auch darstellen, will man ihn zeichnen.

"Eat Kill Fuck!"
„Eat Kill Fuck!“

Sonntag, 6. Mai 2012, Brachgasse

Das Leonderl auf Burroughs Spuren. Ich selbst : wetterabhängig und scheinbar nicht mehr wetterfest. Die Rehabilitandinnen buken extra nach amerikanischem Rezept und ich kam, vollgepumpt mit Migränemittel langsam zu meinem Zuckerschock – und zu literweise Teerkaffee, der langsam mein Blut ersetzt. Aber zum skizzieren nicht. Ich studiere weiterhin die Tim-Underhill-Reihe, neben Chandlers “Der lange Abschied” das Beste auf dem Sektor literarischer Kriminalromane. Nun, Wilkie Collins nicht vergessen … Die Übersetzung ist schlampig, die Bücher von Heyne ja eh mit abartigen mit Fehlern übersäht. Ohnehin ist es ein Jammer, dass Straub in Deutschland bei diesem billig-schlampig-trivial-Verlag verschrottet wird. Ich hätte da nie und nimmer derartige Perlen vermutet. Zum Beispiel gehört “Magic Terror” zu einer der besten Storysammlungen, die ich je gelesen habe. Es ist gut, auf dem amerikanischen Markt zu jagen. Irgendwie kann man dort eben alles besser. Dazu gehören auch die Muffins, die ich vielleicht nächste Woche bekomme. Man muss nur recht nörgeln, und schwupp: erhört.

Samstag, 5. Mai 2012, Brachgasse

Die erste Erzählung aus Ich bin die Nacht / Du bist der Ort abgeschlossen. Wobei das eine trügerische Aussage ist, muß sie doch noch testgelesen werden. Einige Sätze sind vielleicht noch umzustellen. Aber erst, wenn der ganze Pulk lektoriert werden muß. Ich glaube, ich werde morgen im Büro bereits mit der zweiten Erzählung beginnen können.

Donnerstag, 3. Mai 2012, Brachgasse

Der Tag beginnt mit einem Steak und starkem Kaffee. Betty bekommt Milch in einem Joghurtbecherdeckel auf der Anrichte. Eigentlich wollte ich eine Kläranlage besichtigen, um über den Zersetzungsprozeß zu recherchieren, das werde ich heute aber nicht mehr hinbekommen, bin mit Redigieren beschäftigt.

Der satanische Humorist als Erzähler – als eben dieser bin ich ein Sproß des Jean Paul, der ja nicht nur territorial mit mir verwandt ist. Aber ich bin ebenfalls ein Nachfahre des Bonaventura. Das sind dann wohl meine beiden Säulen.

2. Mai 2012, Brachgasse

Aber die Gegenwart ist der Geschichte (der Gesichte?) : Ich bin die Nacht / Du bist der Ort gezeitigt, deren erste Fassung ich heute fertig bekommen könnte. Ich schrieb sie halb im Büro in der Kronenstraße und halb im Studierzimmer. Es ist lange her, daß ich meine Arbeitsweise über Orte verteilte, früher war das allgegenwärtig, da blieb mir kaum etwas anderes übrig. Ich mußte mir ja andauernd Schreibmaschinen ausleihen, die dann, wenn ich wütend war, an die Wand segelten und danach keinen Mucks mehr von sich gaben. Vielleicht habe ich deshalb heute so viele. Falls … aber das tritt nicht mehr ein. Mein Schreiben verändert sich, wird durchsichtiger (und ich meine jetzt nicht gerade die Hundertprosa). Mein Puls bleibt unten, trotz der Kaffeeexzesse.

Was die oben angesprochene Erzählung betrifft, die Schicht der Geschichte, dachte ich mir, daß ich sie als pdf sehen lasse. Kurz. Sagen wir, 24 Stunden an einem bestimmten Tag. Vielleicht biete ich sie den litblogs dann als nächstes Lesezeichen an. Dann aber wäre es natürlich quatsch, sie hier nur 24 Stunden stehen zu haben. Trotzdem werde ich es wahrscheinlich so machen.

Was darin geschieht, ist das, was ich über die Jahre als Raha-Motiv zu bezeichnen mich ermüßige. Wölfe zb. kommen zur Sprache. In Wirklichkeit ist der darin vorkommende Todesfall der Auftakt jener mysteriösen Serie von Morden, die dem “Krapp”, namentlich Bartholomäus zugeschrieben wurden. All das korrespondiert natürlich mit der Sandsteinburg. Aber es gibt eben unterschiedliche Winkel des Objektivs. Das eine ist “Dichtung” – vollendet. Das andere ist “erzählt” – was immer das bei mir bedeuten mag.