Der Zauberer ist tot

Der Zauberer ist tot, es lebe der Zauberer!
Esrabella hat alles genau geplant, aber das Schloß bekommt sie nicht, oder woher soll sie eine Million Mark nehmen? Die Hammerschmieden stehen still, der Athanator ist erkaltet, aber die Münze funkelt in ihrer Hand. Wenn sie sich von ihm trennen muß, dann wird sie sich auch von der Münze trennen können, dann wird sie damit den Fährmann bezahlen. Sie wandelt zur Eger hinunter, eine dunkle Wolke mit einem Gesicht, das weiß aus der Nacht herausragt.
„Fährmann!“
Und lauter, so laut, daß sich ihr Hals plustert, der Kragen weitet: „Fährmann!“
Die Eger gurgelt und spült den Rest des Tages in die Ferne, aber mehr ist da nicht. Das Echo ihrer Stimme hält sich wacker, manch Schlaf wird unruhig, die Milch in den Eutern der Kühe sauer werden. Sie betrachtet das glitzernde Goldstück, steht hier stellvertretend für alle Witwen am Fluß, von dem sie sich viel mehr versprach. Am anderen Ufer regt sich die Gestalt der weißen Ratte Fridolin.
„Frau Gräfin, schreien Sie bitte nicht so exorbitant herum! Sie kennen das Problem mit den Geistern doch zur Genüge! Ich kann Ihnen eine Barke zukommen lassen, aber Sie müssen sich etwas gedulden, das Jenseits in heute wegen Überfüllung geschlossen.“
Im Jahre 1846 kam ein äußerst merkwürdiger Mensch in unser Dorf, den man auf den ersten, den zweiten und sogar den dritten Blick für einen Lotterbuben halten konnte, wäre da nicht der Heckerhut gewesen, den bei uns zulande zwar keiner kannte (die radikaldemokratische Gesinnung war uns fremd) – der aber, war er nicht gestohlen, einen gewissen Stand andeutete.
„Er ist tot!“ rief sie hinüber.
„Ich dachte es mir. Aber auch für einen Alchimisten wird es keine Ausnahme geben. Madame! Ich bin nur eine sprechende und philosophisch begabte Ratte, eine Altweltmaus – wie gefällt Ihnen das? Aber im Gegensatz zu Ihnen bin ich sterblich. Genug der Wunder! Man bekommt sie nicht allesamt. Halten Sie das alles denn für so wichtig?“
„Er verschimmelt in meiner Wohnung! Ich halte es durchaus für wichtig!“
„Sollten ihn seine Schüler nicht einbalsamieren?“
„Das geht nicht. Er feiert ja gerade mit ihnen seinen Abschied!“
„Es gäbe ein Notfloß. Wenn er allerdings entdeckt wird, schicken sie ihn zurück.“
„Mich würde interessieren, warum ich hier stehe und mit einer Ratte diskutiere!“
„Mit wem sollten Sie denn sonst reden? Es ist ja niemand anderes da!“