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Lovecraft mit Katze ‘Menes’ |
Die Geschichte von einem Ich-Erzähler, der durch die Begegnung mit einem Spiegel sein monströses Selbst erkennt, ist (wie stets bei H.P.L.) auf Atmosphäre bedacht. Mir entsteht oft der Eindruck, die Schwärze, die Leere einer unsäglichen Erinnerung aufzuspüren, die unbenannt bleibt, aber allgegenwärtig wartet, in jeder Mauer, unter jedem Stein. Das Duale eines unterirdischen, vielleicht verschütteten Schlosses (gegen Ende der Ezählung wird das ‘Fest der Nitokris’ erwähnt, die im alten Ägypten (um 2100 v. Chr.) einen unterirdischen Saal errichtete, um dort während eines Gelages alle geladenen Mörder ihres Bruders zu ersäufen), die Flucht aus diesem uralten, nur mit Büchern und Verfall und Dunkelheit angefüllten Gebäudes – hin zu einem lichten (wohl aber dekadenten) und farbenfrohen Fest, das durch das Auftauchen des noch unwissenden Erzählers, in Panik endet, der auch er sich zunächst anschließt, steht dem Symbolismus nahe. Aus der eigenen Mythologie nimmt Lovecraft Nephren-Ka, letzter Pharao der 3. Dynastie, der auch als ‘schwarzer Pharao’ bekannt ist, sowie die Stadt Hadoth am Nil.
Der Außenseiter gehört zu den beliebtesten Geschichten des Lovecraft-Oevres, obwohl er selbst die Geschichte nicht mochte und als Poe-Imitat abtat, ‘zugekleistert mit dem bombastischen Schwulst seiner (Poe’s) Sprache’. Diese Selbstablehnung wird verständlich, wenn man bedenket, daß sich bereits Oscar Wilde, Nathaniel Hawthorne und Mary Shelley in diesem Stil versuchten, vielleicht schien ihm aber auch die ‘Pointe’ zu schwach, die schon lange im Vorneherein klar wird. Dem Reiz dieser Geschichte tut das keinen Abbruch, denn sie korrespondiert mit anderen im Lovecraft-Kosmos: Die Bedeutungslosigkeit des Menschen in einem gleichgültigen Universum ist auch hier das Thema.