Thomas Tessiers “In Praise Of Folly” (dt. “Zum Lob der Narretei“) aus “Ghost Music and Other Tales” ist ein kleines makaberes Stück, das mit einem archaischen Ritus im alten Italien spielt, nur daß sich das Ganze auf amerikanischem Boden befinden, in einem verfallenen Miniaturpark nämlich. Die Geschichte ist außer in Metahorror ebenfalls in “Poe’s Children: The New Horror” enthalten. Der Herausgeber ist kein geringerer als Peter Straub.
William F. Nolan ist ähnlich wie Ramsey Campbell ein gern gesehener Gast in Anthologien (er soll in rund 200 davon vertreten sein). Er ist ein enger Freund Bradburys und wie dieser häufig mit Science Fiction beschäftigt. Bekannt wurde er durch “Logan’s Run”, der auch als Film adaptiert wurde (Flucht ins 23. Jahrhundert).
“The Visit” (dt. “Der Besuch“) dreht sich um die Befragung eines Serienkillers. Die Geschichte lebt von der Pointe des letzten Satzes.
George Clayton Johnson ist der bekannte Drehbuchautor (unter anderem Co-Autor von “Flucht ins 23. Jahrhundert”) der die erste Star-Trek-Folge überhaupt geschrieben hat. Auch “Ocean’s Eleven” gehört zu seinen Werken. Interessanter sind seine Beiträge zu “Twilight Zone” und die Sammlung “All Of Us Are Dying”
Phantastik, sagt er, muß von etwas handeln, sonst ist sie einfach nur dumm. Es muß darin um die Menschen gehen, über die menschliche Art und Weise, muß einen anderen Blick auf die Unendlichkeit zulassen. Phantastik muß ein anderer Weg sein, das Paradoxe an unserer Existenz zu erkennen.”
Johnsons Leben indes ist legendär: er wurde in einem Stall im Jahre 1929 geboren. Vom Schicksal nicht gerade begünstigt, gab er seinem Leben selbst eine Form. Im Alter von 15 begann er als Schuhputzer. Später, in der Armee, war er Zeichner und daran beteiligt, die komplizierten unterirdischen Leitungssysteme des Panamalkanal zu kartographieren. Ab den 50ern konzentrierte er sich auf die Arbeit als Schriftsteller und das führte zu der ungeheuerlichen Geschichte eines Casino-Bankraubs in Las Vegas.
Die Erzählung “The Ring Of Truth” (dt. “Der Klang der Wahrheit“) ist in dieser typischen Twilight-Zone-Manier geschrieben und lebt daher natürlich ebenfalls von der Pointe.
David Morell ist natürlich der Vater von Rambo, von dem wirklich jeder halten darf, was er will.
“Nothing Will Hurt You” (dt. “Keiner wird dir etwas tun“) ist solide Massenkost, vor allem etwas zu dick vorgetragen und hat atmosphärisch nichts zu bieten. Der ‘Twist’ ist schnell durchschaut und wird so penetrant angekündigt, daß man der Meinung sein könnte, Morell dachte wohl, der Leser würde sonst nicht begreifen, was vor sich geht. Im Grunde ein typischer Vielschreiber-Text, mit dem ich nicht viel anzufangen weiß.
Die mehrfach ausgezeichneten Geschichten von Steve Rasnic Tem sind auf deutsch nie erschienen. Auch er ist ein Opfer unserer kruden Verlagslandschaft, obwohl es ihn selbst wahrscheinlich kaum stören wird. Oft wird seine Arbeit mit Ray Bradbury und Shirley Jackson verglichen, ohne jedoch epigonal zu wirken. Ganz im Gegenteil fährt Tem ein Sammelsurium auf, das gerade richtig gelegen kommt für den Kenner der ‘weird fiction’. Empfehlenswert wäre der Roman ‘Deadfall Hotel’, und wer sowieso seine Bücher in Englisch liest (was anderes bleibt ja kaum übrig), wird hier richtig bedient.
“Underground” (dt. “Unter der Erde“) ist die Geschichte, in der sich die Erde, dem Meer gleich, eine Stadt zurückholt. Der Geschichte fehlt entschieden etwas an Kraft, um wirklich erstaunlich zu sein, dürfte kaum mehr als eine Gelegenheitsarbeit sein.
Robert Devereaux arbeitet in “Bucky Goes To Church” (dt. “Bucky geht zur Kirche“) mit einem gedemütigten Teenager, der die halbe Stadt ausmerzt. Das ist aber nicht der Clou der Geschichte, der vielmehr darin besteht, was geschieht, nachdem er selbst von der Polizei niedergestreckt wurde. Das ist durchaus eine philosophische Überlegung wert.
Devereaux versichert, daß die Phantasie die Pflicht habe, all die bösartigen Orte so gut wie möglich zu beschreiben. Ebenso die Charaktere mit ihren Marotten, Macken und Extremen.