StartseiteleuchtspurDas Obskure der Existenz

Jene Geschichten, die unter dem Banner „Weird Fiction“ vermarktet werden, bieten ein wahrs Durcheinander an Bezeichnungen. Seltsam oder Unheimlich trifft es nicht genau, denn diese Geschichten können strange, odd, bizarre, curious, peculiar, uncanny, scary, eerie, creepy, slanted usw. sein: gruselig, schaurig, seltsam, gespenstisch, düster, sonderbar, schrecklich, beängstigend usw. Der Begriff Phantastische Literatur macht das Ganze nicht einfacher; für die übergreifende Durchmischung unterschiedlicher Genres hat man im englischen noch den Begriff ‚Slipstream‘ zu bieten, der nicht weit von dem des „New Weird“ entfernt liegt. Grenzenlos, postmodern, keine Grenzen mehr zulassend – nur weg von einer scheinbaren Realität, um der Wirklichkeit auf die Schliche zu kommen.
Ein ähnliches Problem zieht der nebulöse Begriff  „Horror“ auf sich. Eigentlich kein Genre, versucht man dieses Schlagwort auf eine bestimmte Gattung von Literatur anzuwenden, unter Ausschluß der Tatsache, daß Horror überall in der Weltliteratur schon immer eine Rolle spielte und noch spielt. Es gibt wohl keinen einzigen Schriftsteller von Rang, der dieses Element unberücksichtigt läßt.
Philosophie und Horror-Literatur sind siamesische Zwillinge in der Tiefe des Gedankens, was denn unsere Existenz überhaupt ist. Beide resultieren aus der Angst, etwas unbegriffen lassen zu müssen. Das Unbegreifliche ist dabei aber immer die letzte Konsequenz, die nicht daran hindert, ins Dunkle zu stoßen, sondern im Gegenteil. Das Obskure der Existenz  ist der Auslöser, sich überhaupt auf den Weg zu machen.

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