Am Portal verschwimmen Sprachen

Ich zog die eigentlich schwere Haut an,
den Mantel der Jahre, die ich noch kannte.
Ich kann Lippen abwarten, ich kann langamen Duft verstehen; kann auch von einem Fieber überrascht werden, das in einem Gegenüber Furchen zieht.
Du (und ich sage :”Du …”) weißt nichts von meiner wahren Gestalt, bleibst auf der Spitze der Couch sitzen, lehnst dich nicht zurück, bleibst dem Abgrund nahe.
Kommt der Tag, dann will ich sagen, was ich noch an Worten weiß.
Du (und ich sage :”Du …”) hältst jetzt die Augen gesenkt, weil dich ein Fleck hypnotisiert, der deinen Schatten imitert.
Dein Lippen=Netz ist spröde, dein Unglück eine Wüste. Ich bewege mich, wie es Albträume tun, bevor sie tiefen Schlaf aufschrecken; ich kann außerhalb in Räumen sein.
Du (und ich sage :”Du …”) zitterst; aber warum zitterst du?
Ich vollbringe dich : ein Werk, das deine Lippen wässert. Am Portal verschwimmen Sprachen; wir reden über nichts.

Wir gingen beide in unsere Zimmer hinein, taten etwas (vielleicht schnappten wir ‘eigene Luft’)
und verließen dann, jeder für sich, durch Nachbarschaft begrenzt, den Ort, an dem wir atmen.
Es mag sinnlos erscheinen, was uns der Zufall schenkt, es mag sinnlos sein, daß wir uns nur grüßen, weil wir keine anderen Worte finden. Diese aber schmettern in der Luft.

In den Verletzungen
die an dir wie ein Kleid
umschlingen sie dich
das mit dir wächst – Fischlein,
das seine Wassergrenzen kennt. Aber
das Meer ist alles, was du siehst. Die
Angelschnur auch ohne Köder lästig.
Trittst an in leichtem Gefieder gegen
Barbarossas Bart, unter dem er sein Heer versteckt.
Manchmal wäre es besser, sich
eine Tür in den Berg zu bauen. Dort
ist die Dunkelheit ewig
und das Meer
ein ständiger Gast.

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