Das neue Jahrhundertgenie
Wir besitzen das Jahrhundertwerk für diese neue Zeit ja schon. Gedacht hätte das freilich niemand, daß es noch einmal möglich sein würde, dem zeitgenössischen Roman etwas völlig neues abzuverlangen, sehen wir einmal von den hochpoetischen Konzentrationen eines Lobo Antunes ab.
Wer hätte es je mit Cortázar oder Borges aufnehmen können? Dieses Kapitel schien geschlossen, bis das chilenischen Genie Bolaño posthum mit 2666 auf sich aufmerksam machte und vor allem auch durch seinen tragischen Tod aufhören ließ.
Richtig benennt es Ijoma Mangold in der ZEIT: dieses „maßlose“ nachgelassene Werk des chilenisch-spanischen Schriftstellers, den er einen „wilden, besessenen Dichter“ und Kunstabsolutisten nennt, der mit dem „modernen, wohltemperierten (und bürokratischen) Schriftstellertypus“, den der westliche Literaturbetrieb generiert habe, nichts gemein habe.
Dem muß man keine Träne nachweinen: Literatur spielt sich schon lange lange lange nicht mehr in Europa ab. Na und?