Achsen
Paris und Lateinamerika bilden auf der Landkarte der Identitätsbildung eine unübersehbare Brücke. Paris galt im 19. und frühen 20. Jahrhundert als der zentrale Ort lateinamerikanischer Kultur, das ist nichts Neues, wie eng allerdings die literarische und überhaupt künstlerische, gemeinsame Entwicklung neben der politischen und soziologischen wirklich ist, wird erst deutlich, wenn man vom Surrealismus über den Nouveau Roman bis zur heutigen Zeit gelangt. Zwar hat sich auch Frankreich, ähnlich wie die BRD, ins literarische Nichts begeben (ganz im Gegensatz zu ‚Lateinamerika‘, wo die alles vernichtende Globalisierung zwar ebenfalls nicht halt macht, aber aufgrund eines vorherrschenden animistischen Geistes, der das Urzentrum einer poetischen Existenz darstellt, einen ganz anderen Verlauf nimmt), stellt aber mit Paris nach wie vor DIE Hauptstadt der Kultur schlechthin, und sei es – aus verschiedenen Gründen – als museales Artefakt. Der Grund mag darin liegen, daß es in ganz Europa keine Intelligenz mehr gibt, daß sie ausgestorben ist wie das Mastodon. Aber die Kulisse steht.
Die narrative Praxis, die durch Robbe-Grillet angefeuert wurde, indem er den Roman von Grund auf erneuerte, trieb auf lateinamerikanischen Boden seine Früchte, wie einst bereits der Surrealismus nur dort wirklich zu einer poetisch ernstzunehmenden Form wurde, nicht zuletzt durch Octavio Paz, Boris Vallejo, Asturias und sogar Pablo Neruda.
Kommentare
Achsen — Keine Kommentare