11. Schachtel (Identitäten)

Die kleine, durchsichtige Plastikschachtel mit dem Visitenkartenmustern ist angekommen. Einhundert Mal ein weisses Kärtchen mit ein paar Informationen zu einem Projekt, darüber Name, Telefonnummer und weitere Hinweise zu meiner Person. So dünn kann man sein, so wenig braucht es, um mit mir in Kontakt zu treten.

ich habe mir überlegt, diese karten zu nummerieren und zu zeichnen. sie also als limitierte edition herauszugeben, ohne dass die empfänger davon wüssten. ein hundertfaches gedicht, wird man vielleicht einmal sagen. etwas sehr konkretes und darum völlig frei von bedeutung. dann müsste ich mich aber von ihm trennen, einhundert mal, und sein behältnis, der einband eines buches mit dem immerselben loseblatt, oder – wenn man will – einer sammlung von kurzgeschichten, einer sammlung der immergleichen kurzgeschichte aus namen und kontaktdaten – er stünde leer, das vielleicht einzige, was hier etwas bedeutete. ich werde sie gar nicht erst öffnen.