alpenlauschen III

alpenlauschen – Ein Neuwerlich, Lustig, Ernsthafft Poetisch Gastmahl und Gespräch zweyer Bergen in der löblichen Eydgenoßschafft und im Berner Gebiet gelegen: nemlich des Niesens und Stockhorns als zweyer alter Nachbaren – Drither und lezter Theyl

INFO | was bisher geschah

     es helfe nicht, über die unbequemlichkeiten des lebens zu hadern, das hiesse, sich an sich selbst zu versündigen, so (vielleicht) die agnostiker niesen (n) und stockhorn (s), was zähle, sey die freundschaft. erst recht die bergfreundschaft!

bild: unbekannter künstler – The Stockhorn, Filzstift und Edding, 2004

n: das ist völlig unmöglich, ich habe ihn doch eben erst noch gesehen. naja, man hat zumindest über ihn gesprochen.

s: ja, für uns war das eben eben, für die da unten gehört das schon zum altbestand der geisteserkenntnis. für manche eben.

n: ich hatte schon lange den verdacht, habe mich aber noch nie dazu geäussert. man kann ja nie wissen. man hört ja allerhand in seinem leben. und plausibilität? ach, eigentlich möchte mir nichts so recht plausibel scheinen. ich will aber auch nichts gesagt haben.

s: da gabs mal ein paar transzendentalerleuchtete, die haben ein bisschen auf mir rumgeturnt. das war ne lustige sache …

n: harmlose burschen. sympathische doch. aber, tut mir leyd, dafür bin ich nun wirklich zu alt.

s: unter uns, so eine gottbegegnung auf mir hat nie stattgefunden. und ich kenne auch keinen anderen, der nun irgendetwas bestätigen würde. aus erster hand sozusagen.

n: wissen sie, ich glaube, nun ist der zeitpunkt gekommen, endlich einmal klartext zu sprechen. im grunde genommen sind diese ganzen geschichten eyne schöne erfindung. und der mensch, also der mensch braucht ja solche dinge, wie, wie flüssig brot. und wenns auch noch ansprechend daher kommt …

s: sie haben doch bestimmt wieder was ganz konkretes im sinne.

n: Die Wahrheit ewig ist und bleibt / Obmans gleich mit dem Finger reibt /

s: Bis daß Gott wird von Himmel kon / und sitzen auff den Richter Thron / Da er wirt Himmel und die Erd / Von ihrer Eytelkeit und b’schwerd /(488).

n: endledigen!!!! das sollte uns irgendwie bekannt vorkommen. nun, ich mache mir darüber keine sonderlichen gedanken mehr. ich kenne keine stelle, an der von der verdammnis eines berges gesprochen würde.

s: in meinem langen studium der theologie ist mir das auch noch nicht untergekommen. wir können also ganz beruhigt seyn. allein, um ein paar der hoffnungslosen tut es mir leyd. und es werden ja immer mehr. und es wird immer aussichtsloser. früher …

n: ach ja, es ist alles nicht mehr so wie früher. ich will damit aber nicht sagen, früher wäre alles besser gewesen. nun, wir werden nicht viel ändern können, beweglichkeit war noch nie unsere stärke.

s: es war halt eyne andre zeit. apropos zeit. ich muss weiter, es dunkelt ja schon. und (…) hat der tag sich fast geneigt / Der Abendstern sich bald erzeigt / Wir sehen schon den schatten fallen / (486) … hat mich sehr gefreut, herr …

n: niesen, niesen wie hatschi. ja, ganz meinerseits herr stockhausen.

s: melden sie sich doch mal. kommen sie doch in den nächsten jahrzehnten mal auf einen kaffee vorbei. ich rufe sie an!

n: ich hoffe, ich stehe dann noch.

s: wir werden sehen.

n: gute nacht!

s: nacht!

ENDE szene III und finis