Über das Schreiben als Bauen und Entwerfen

(Florian Neuner spricht mit Elisabeth Wandeler-Deck)

(…)

“Die Schweizer Schriftstellerin Elisabeth Wandeler-Deck weist mit ihrem Buch Da liegt noch ihr Schal einen Weg, wie die literarische Aneignung einer derartigen »metropolitanen Landschaft« aussehen kann. Die ungewohnten Räume – in ihrem Fall der Strip von Sihlbrugg – verlangen nach einer anderen Sprache und anderen literarischen Mitteln, mit konventioneller erzählender Prosa ist ihnen nicht beizukommen. Wandeler-Deck projiziert auf den Transitraum ein vielstimmiges Geflecht aus Personenrede, Bildern, Fragmenten von Geschichten. Sie schreibt: »Sihlbrugg ist schräghin anzubetrachten, ist hinwegzuschreiben, durchgängig als Durchgangsort zu nehmen«. Es gibt noch nicht viele Anzeichen, dass die grundstürzenden Veränderungen unserer Städte und Agglomerationen Widerhall in der Literatur finden. Wandeler-Decks Buch ist eines.”

(…)

Dein Buch Da liegt noch ihr Schal ist angesiedelt an einer Durchzugsstrasse auf der Strecke Brüssel–Zürich–Mailand, einem Ort, an dem Tankstellen und Motels das Bild prägen und der normalerweise nicht zum Verweilen einlädt. Was hat dich daran interessiert?

Ich bin in Zug aufgewachsen, einer Kleinstadt, entstanden genau auf dieser Durchgangsstrecke. Diese ihre wirtschaftsgeografische und geschichtliche Verkehrslage war Unterrichtsthema schon im Laufe der Volksschule. Und wurde erfahren. Im Auto. Man fuhr nach Zürich. Eher selten zwar, zunächst.

Die allmähliche Veränderung genau dieser Strecke, auf der schliesslich und sehr spät in meinem Schreibleben, die Frage nach dem Text gezündet hat. Der Knotenpunkt und die Gasthäuser; deren Veränderung. Der »Löwen« – die Löwen. Eine Erinnerung an die erste Autobahnfahrt durch ein zerstörtes Deutschland im Wiederaufbau. Die Autobahnen der Nazizeit, die Raststätten. Und dort der kleine Löwe, den ein Fotograf den Kunden, den Kinderkunden in den Arm legte für das Foto. Der Umbau der Schweiz in Etappen zeigte sich an der durchfahrenen Strecke; die Strecke des Buchs ist schon nicht mehr jene begehbare und sichtbare heute – erneuter Umbau.


(…)

Weiter / Quelle …

Da liegt noch ihr Schal

Veranstaltungshinweis: etkbooks / hab @ Bieler Gespräche (3)

Die Tagung findet Samstag, den 23. Januar 2010 um 10h15 Uhr im Schweizerischen Literaturinstitut (SLI) in Biel statt.

Diskussionen literarischer Texte bzw. Übersetzungen von Ingrid Fichtner, Annette Hug, Georgette Blanc, Catherine Seylaz, Friederike Kretzen, Marc Djizmedjian und ein Referat von Hartmut Abendschein. Auswertung und Weiterführung der Bieler Gespräche (4), die voraussichtlich im Januar 2011 stattfinden werden. Dreisprachige öffentliche Lesung in der Stadtbibliothek Biel | Bibliothèque de la Ville de Bienne.

Links :

http://www.hkb.bfh.ch/literaturinstitut.html

http://www.bielergespraeche.ch

etkbooks: E-Books für Kindle / iPhone / PC …

Wir bauen unsere digitale Distribution weiter aus: Neben freien Online-Objekten, diversen Feedbooks und Feeds bieten wir nun auch erste E-Books für Amazon Kindle und (via entsprechender, kostenloser Apps) iPhone bzw. PC/Mac an. Der E-Book-Titelstamm wird künftig kontinuierlich ausgebaut werden. Das Verlagsprogramm verfolgt damit konsequent und weiterhin ein Konvergenzmodell und enthält – je nach textlicher Eignung – Titel in den Medienvarianten bzw. -kombinationen Print-only, Print und E bzw. E-only.