2007-11-13 über das Averbal jedoch

wenn ich mich nun schon wenn

mich eingeholt hat mich ein

habe eingeholt die segel laken

schlierig schleirig mir einge

holt taschen brot eingeholt guava

wiederholtes ein ein

über das Averbal jedoch ein Austausch möglich sei. Erste Metrofahrt. Es gibt die Wagen der Frauen und es gibt Engnis. Da quetsche ich mich dazu. Das Visum muss verlängert werden. Es gibt die amtlichen Prozedere und das Plaudern. Ich quetsche mich vor. Scheinverstehen Scheintüren Scheinzuhören ich befasse mich weiter mit dem Wort “rau”, das sein schönes “hhh” hergeben musste, denke an Ruach, das Rau(h)e, und das ähnlich lautende Wort aus der Schöpfungsgeschichte, dieser wunderliche Geruch des Abends. Und schon vertagt, das schöne Crescendo und Decrescendo der Rede, habe darob vergessen, nach dem Inhalt der Voten zu fragen der rauchenden Teetrinker um mich herum,

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die Nacht und ihr Vertrauter. (GuU10)

Kühl, bedeckt, strahlend blaue, unwirkliche Risse. Solange schlüpft durch das enge Holzgitter neben der Tür …

Noch nahe einem unbekannten Traum, morgendlich traurig. Nicht die müden Augen – Augen in der Nacht gewachsen, voller Erinnerung dorthin. Nervöses, frühes Schreiben. Sprechender, mahnender Schlaf („Wieder bist du aufgewacht …“)

Klägliche Ordnung eines Relationengewirrs, Gleichzeitigkeiten von links nach rechts. Gerüche, Klänge, Bilder in Buchstabenketten gereiht. Das dunkle Gehirngeheimnis auf weißem Papier. Das Unsagbare als Attrappe. Was bleibt, sind schwarze Gestelle.

Kaffee und Zigaretten auf der Terrasse. Zwei verzweifelte Versuche, der Nacht zu entkommen: einen Strauß Blumen gepflückt auf der Wiese zwischen den Schafen und Ziegen; und Walter Hölderlin vorgelesen (Hyperion an Bellarmin über die Deutschen).

Die Nacht und die andere Natur; die Nacht und ihr Vertrauter.

Aus “Gestell und Ungestalt. Fassung erster Hand” von Rainer Hoffmann. Gestell und Ungestalt ist soeben bei etkbooks erschienen.

Lieferbar: Gestell und Ungestalt

ab sofort lieferbar ist der Titel:

Rainer Hoffmann

Gestell und Ungestalt


Fassung erster Hand

September 2009, 84 S., 19 x 12 cm, Klebebindung

ISBN: 978-3-905846-07-2, €10 / 16 SFr

Stw: Experimentelle Prosa / Erinnerung / Lesbos

Mehr …

“Nennen wir es augenblickliches, erstes Schreiben, erste Sprache der Erinnerung – ihre grünen Früchte … Momentum: das Noch-Nicht-Geronnene – als suche, beginne das Schreiben, gerade jetzt eine Form zu finden, oder als dürfe, könne es selbst bleiben, verharren, einen Augenblick in der unendlichen Fülle, in der Brüchigkeit und Flüchtigkeit seines Stoffs: sich fremd in dessen Ungestalt. … Die Zeit – kurz nach dem Ereignis, den Zwischenfällen, Begebenheiten, nahe ihrer Wahrnehmung, ihrer Beobachtung. Die Zeit – kurz vor der Ablagerung, Verschüttung oder gar ihrem Verschwinden. Die Zeit vielleicht noch vor der Skizze. …Nicht der Stoff im Hinblick auf ein Thema, Motiv. Belanglose Folge. Ohne Absicht, ohne Zweck, ohne Linie – sein Eigensinniges und Eigentätiges: sein Zufälliges, Unbändiges, Diffuses. … Nicht der Glaube an die Freiheit (oder gar Unschuld) dieses Augenblicks – der Wille zum Unmittelbaren erliegt zuerst dem Zwang. Das Unmittelbare – seltsames Begehren, merkwürdig fixe Idee – flieht unserem Bewußtsein immer schon voraus in die Unendlichkeit …  Der Glaube aber an die Neugier der Sprache – auf die Leichtigkeit der Ordnung, die dunkle Organisation des Erinnerns, die Ästhetik seiner Augenblicklichkeit. … Ich berichte nicht. Ich analysiere nicht. Ich eigne mir nichts an. Ich liefere mich aus … – einer unmöglichen Erzählung des Erinnerten. (Ihre Unmöglichkeit ließe sich definieren, über folgenden Ort: eines Schreibens ausschließlich von innen her.) … Vor diesen wenigen Pfählen am Abgrund beginnen. Den wahnwitzigen, den paradoxen Versuch, inmitten eines jungen Erinnerns teilnehmend nachzubilden, wie dort verwandelt geschieht, was geschah. Und daher niemals so geschehen ist. Jede Erinnerung vergeht, bleibt einmalig, im Nu.” (Klappentext)

Rainer Hoffmann, Köln (*1963) Ilshofen, Baden-Württemberg. Studium der Afrikanistik, Philosophie und Ethnologie in Köln und Wien. Forschungsaufenthalt in Bamako und Sikasso, Mali. 2001-2003: Kurzgeschichten für Mädchen. Work in Progress: “Hackfleischkörper oder Feiningers Schwierigkeiten mit der Liebe”. Wohnt und arbeitet als freischaffender Künstler und Barkeeper in Köln.

Rezensionswünsche bitte per E-Mail …

Leseproben

@etkbooks twitterweek (20090905)

veranstaltungshinweis: etkbooks @ werkschau #5 – der berner salon. heute & samstag, 5.9. mehr: http://www.werkschau.org/programm.html // new blog post: 2007-11-12 wie einer vorfährt auf http://bit.ly/3Zlqj // @hightatras herr g. ist territorial ein schon sehr tollkühner … // schon das wort: kultiversum. bei derlei verschiebe an kulti sanostol denken … #lbn #wörter // new blog post: Kühle Brise. (GuU09) http://bit.ly/fuAA5 // http://www.swissdnabank.com (via @hackr) dialektisch: weisst der glaube an die ewige bedeutsamkeit eigener dna nicht schon auf 1 defekt hin? // new blog post: natura naturans http://bit.ly/35wh8g // RT @Tagesfang: »›Ich möchte einen Termin‹, sagt Hartmut. ›Einen richtigen. Keinen Termin zum Terminmachen.‹« (kurz erschrocken …) // new blog post: Ein paar Schwimmabzeichen (notula nova 50) http://bit.ly/Fjh4n // “Trotz Relaunch keine Anzeigenzuwächse : Entlassungen bei »Literaturen«” http://www.boersenblatt.net/337262/ #lbn // RT @Turmsegler: Online-Symposium Book Blogging http://bit.ly/3w6XfO (expand) #lbn // new blog post: Veranstaltungshinweis: werkschau #5 http://bit.ly/IcNcC // RT @bourdieu: World Database of Happiness http://worlddatabaseofhappiness.eur.nl/ #lbn // Voss, Florian. – Bitterstoffe : Roman / Berlin : Rotbuch Verlag, 2009 #pipeline // Roes, Michael. – Die Fünf Farben Schwarz / Berlin : Matthes & Seitz, 2009 #pipeline // new blog post: Slbstl / Selbstlaut (ist013) // 88 CONSTELLATIONS FOR WITTGENSTEIN http://88constellations.net/ #lbn //

Kühle Brise. (GuU09)

Erstes Frühstück zu zweit (vier Spiegeleier, in Butter). Seit seiner Ankunft eine große Freude am Reden, überschwängliche Übungen am “lebenden Objekt” (der Arme!). Endlich! – Weniger die ungewohnten nahen Blicke, die vertrauten Gesten, seine wirkliche Mimik – nein, die unverhofften Fragen, Antworten, Widerreden … – und erst der fremde Klang der eigenen gesprochenen Gedanken nach all den englischen Konversationen!

Spaziergang am frühen Nachmittag. Die “Villa Garden” nicht gefunden (unser Domizil für die freie Zeit, den Urlaub mit den Frauen), Efthalou verfehlt! Eine Hoffmann‘sche Abkürzung wird zum Umweg („Dort unten müßte es liegen!“). Unglaublich, aber es war verschwunden oder doch noch sehr, sehr weit … Gestromert, durch die Landschaft vagabundiert (zwei plaudernde Schafe auf einer Blumenwiese). Küstenstücke, nun im Frühling, die an Irland erinnern.

Zigarettenpause. Junger roter Mohn am Meer. Hellblauer, tuckernder Fischkutter nahe den Klippen. Kühle Brise.

Aus “Gestell und Ungestalt. Fassung erster Hand” von Rainer Hoffmann. Gestell und Ungestalt erscheint im September 09 bei etkbooks.