Gestern Abend im “Le Grand Bleu” gegessen (ein blauer Delphin auf weißem Grund über dem Eingang). Ich wähle einen Tisch am Fenster, mit Blick auf den Hafen. Menü: Mousaka, Oktopus in Rotwein die winzigen Zähnchen in der gallertigen Soße (kurz an Feininger gedacht: seine Panik nach dem Knirschen, die akribische Untersuchung der harten Tatsachen …) ein Glas Nemea, Ouzo, griechischer Kaffee, Ouzo, Ouzo … An zusammengeschobenen Tischen, mir gegenüber, gut 15 deutsche Touristinnen umringen einen Mann. Soziologisch mit großer Wahrscheinlichkeit Grundschullehrerinnen (ein Heilpflanzen- oder Märchenseminar auf Lesbos?). Er, Gatte von Roswitha mit Hornbrille, napoleoneskem Strohhut, orangenem Strickpullover und einem Sonnenbrand, erträgt alles rektorenhaft. Weitere Namen, die geblieben sind: Beate, Marlies, Irene und Ottilie. Alle Mitte fünfzig, Anfang sechzig, viele bunte Seidenschals.
Nach der offiziellen Anmeldung zum Stuhlgang (der Schlüssel wird vom Wirt überreicht “parakalo!“), endlich auf dem Klo. Dort, auf einem Holzschild, umrahmt von blauen Blümchen und Ranken, handgemalt (jede Wette, von Ottilie) die vertraute Lektüre: “Please dont throw the toilet paper into the toilet. Thank you.” Dieser Satz erscheint nun dadahaft, aus einer unbekannten Schwitterschen Klammer entsprungen.
Aus “Gestell und Ungestalt. Fassung erster Hand” von Rainer Hoffmann. Gestell und Ungestalt erscheint im September 09 bei etkbooks.