Urlaubskarte

Wer will nicht mit Türkenlümmeln

Knackigfrischen Kümmel mümmeln?

Auf sonnenhellen Ziegenfellen

Mit Zeliş Knoblauchzellen pellen?

Hoch auf Amanos im Osten

Honigschwere Früchte kosten?

Wer liebt nicht die kühlen Wogen

Unterm heißen Himmelsbogen?

Aus Shishas süßen Rauch zu trinken,

Um in Bildern zu versinken

Von Sultanen, von Osmanen,

Harems, Troja, Karawanen?

Wer findet das milde Klima

Nicht wie andere nur prima?

Wer, beim Kalif, ist so öde,

Dass er lieber bleich und blöde,

Angestrengt, steif und verstockt

statt dem auf Büchermessen hockt?

Originalbeitrag zur Buchmesse 08 > (GROa)

Erntetag

Jeder, der Gemüse mag,

liebt den Ausruf: Erntetag!

Weil man gern der Arbeit Früchte

schließlich auch genießen möchte.

Frisch, gesund und ungespritzt.

Hier wird kein Konzern gestützt.

Also steh ich vor den Beeten,

froh zunächst, doch dann betreten:

Übers Fallobst zieht der Schimmel

unter dunkelgrünem Himmel.

Fünfzehn gingen ans Getier,

sieben Äpfel bleiben mir.

Der Salat: fatal geschossen.

Schnecken: froh und unverdrossen.

Winzig ist die Möhre bloß.

Herr, der Sommer war doch groß!

Sieh dort die Kohlrabi-Form,

ist die nicht total abnorm?

Dito die Kartoffelknollen –

die kann keiner wirklich wollen.

Welke Wicken! Kranke Kressen!

Und ich brauch doch was zu essen.

Wo einst Wirsing war, wächst nichts.

Liegt es an der Art des Lichts?

Liegt es am Diktat der Sterne?

Hat Gemüse mich nicht gerne?

Oder liegt es gar daran,

dass ich gar nicht gärtnern kann?

Ja, da wären noch die Beeren,

wenn da nicht die Amseln wären.

Kommt doch jährlich das Gefieder

nur der Beeren wegen wieder.

Auch der Lauch ist knochentrocken.

Mausetot, die Artischocken,

wie auch Gurkenart “Grimaldi”.

Bleibt jetzt bloß der Gang zu Aldi.

taz > (GROa)

Klatsch!

oder

Grundsätze zur sommerlichen Insektenjagd.

Der Fliege ists in die Wiege gelegt,

dass sie durchs Fliegen sich bewegt.

Triffst du bei ihr nur einen Fittich,

fliegt sie im Kreis und nicht mehr mittich.

Hast du zwei Flügel ihr zerschlagen,

gibts Flugprobleme – würd ich sagen.

Ihr Dasein wäre ohne Sinn.

Lang also lieber richtig hin

und lass das harmlose Gepatsche.

Komm, Liebchen, gib mir mal die Klatsche!

PS:

Das qualvolle Zerdrücken

ist nur erlaubt bei Mücken.

taz > (GROa)

Wolfi, komm!

Monolog eines Hundebesitzers

Hochsensible Staatssysteme

unterm Terroristenjoch,

ringsum ausnahmslos Extreme.

Wolfi, komm! – Da braucht man doch

einen, der dazu geboren,

zerberusgleich – Komm jetzt, Hund!

vor verbotner Welten Toren

unheimlichem Höllenschlund

alle Falschen aufzuhalten.

Jeder, den sein Bannstrahl traf,

musste leider bald erkalten,

wenn er wachte. – Wolfi, brav!

Der das Reich bewahrt vor Nöten.

Jeder, der da Arges plant,

wurd durch zielgenaues Töten

zuverlässig abgemahnt.

Einen scharfgemachten Schocker,

dass es kläfft, wenn jemand kommt,

Wolfi, los, bring schnell den Stock her!

folgsam, eilfertig und prompt.

Einen, der gern im Getümmel

giftig, laut und lästig keift,

dass ihn Bundesherrchen – Lümmel!

erst einmal nach Hause pfeift.

So einer sieht nach dem Rechten,

und dann macht er, huschhuschhusch,

allem Schlimmen, allem Schlechten

schnell den Garaus. – Wolfi, kusch!

taz > (GROa)